Harnwege – ableitendes System für den Urin

24.03.2017
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die Nieren produzieren den Urin (oder auch Harn), der für den Wasserhaushalt und die Ausleitung von Giftstoffen nötig ist. Dieser wird dann über die Harnwege abtransportiert und ausgeschieden. Die Harnwege bestehen aus den Nierenbecken, den Harnleitern, der Blase und der Harnröhre.

Artikelübersicht

Funktion der Harnwege

Urin wird von den Nieren produziert und dient in erster Linie dazu, Giftstoffe und andere schädliche Teilchen aus dem Körper zu transportieren. Außerdem regulieren die Nieren über den Urin den Wasserhaushalt des Organismus, was für viele Körperfunktionen wichtig ist.

Die Harnwege, die von den Nieren ausgehen, transportieren den Urin, sammeln ihn vorläufig und scheiden ihn schließlich kontrolliert aus.

Harnwege
Die Lage der Nieren und Harnwege im menschlichen Körper © Sebastian Kaulitzki / Fotolia

Aufbau der Harnwege

Die Nieren liegen oberhalb der Taille links und rechts neben der Wirbelsäule. Sie weisen eine bohnenähnliche Form auf und haben einen Hohlraum im Inneren. In diesem befinden sich die Nierenbecken, die trichterähnlich aufgebaut sind und den Urin auffangen.

Die Nierenbecken sind mit den Harnleitern verbunden, die wiederum in die Blase führen. Die Nieren geben durch die Harnleiter kontinuierlich Urin ab. Die Blase speichert ihn und sorgt dafür, dass der Urin später willentlich ausgeschieden werden kann. Sie ist sehr dehnbar, und Schließmuskeln sorgen dafür, dass kein Urin abgehen kann.

Die Entleerung erfolgt schließlich über die Harnröhre, die von der Blase nach außen führt. Diese ist bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich aufgebaut:

  • Bei Frauen ist die Harnröhre nur drei bis fünf Zentimeter lang und führt von der Blase direkt zum Scheidenvorhof. Sie endet in einer kleinen Öffnung zwischen der Klitoris und dem Scheideneingang.
  • Die Harnröhre bei Männern ist deutlich länger (20 bis 25 Zentimeter). Sie verläuft durch den Penis bis zur Eichel und erfüllt neben der Urinabgabe weitere Aufgaben: Die Samen ableitenden Wege münden in die Harnröhre, sodass diese auch als Samengang dient. Beide Aufgaben finden allerdings nur zeitlich versetzt statt: Urin und Sperma können nicht gleichzeitig ausgeschieden werden. Im Gegensatz zur weiblichen Harnröhre weist die männliche mehrere Krümmungen und Engstellen auf.

Die gesamten Harnwege sind mit einem speziellen Gewebe ausgekleidet, dem Urothel. Die einzelnen Zellen des Urothels liegen wie Schuppen übereinander, sodass es sich sehr stark dehnen und wieder zusammenziehen kann.

Harnwege
Die Harnwege. 1: Niere. 2: Nierenbecken. 3: Harnleiter. 4: Blase. 5: Harnröhre

Häufige Erkrankungen der Harnwege

Entzündungen

Zu den häufigsten Erkrankungen der Harnwege gehören Harnwegsinfekte (auch Blasenentzündung genannt). Da Frauen eine viel kürzere Harnröhre haben, sind sie sehr viel häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Männer.

Auslöser sind Bakterien, Pilze, Viren oder andere Krankheitserreger. Sehr häufig kommt eine Infektion mit körpereigenen Darmbakterien vor.

Symptome für einen Harnwegsinfekt sind Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und Unterleibsschmerzen. Der Urin kann getrübt oder verfärbt sein.

Eine Blasenentzündung muss frühzeitig behandelt werden, um Komplikationen zu verhindern. Eine besonders gefährliche Komplikation ist die Nierenbeckenentzündung, die starke Symptome hervorrufen und chronisch werden kann.

Harnsteine

Unter bestimmten Umständen können sich aus den Bestandteilen des Urins Kristalle bilden, die sich zu Harnsteinen verbinden. Diese werden bis zu einige Zentimeter groß und befinden sich in den Nieren, im Harnleiter, in der Blase oder in der Harnröhre. Betroffene bemerken kleinere Steine häufig gar nicht und scheiden sie einfach mit dem Urin aus.

Größere Steine können, wenn sie sich in Bewegung setzen, schlimmste Schmerzen (Koliken) verursachen, Entzündungen hervorrufen oder die Harnwege blockieren oder verletzen. In einem solchen Fall erfolgt die Entfernung der Harnsteine meistens im Rahmen eines kleinen Eingriffs.

Harninkontinenz – ein Problem vor allem für Frauen

Die Schließmuskeln an der Blase und der Harnröhre sind bei Frauen deutlich schwächer ausgeprägt als bei Männern. Weiterhin können Schwangerschaften, Geburten und hormonelle Umstellungen in den Wechseljahren den Beckenboden stark belasten. In der Folge kann eine Harninkontinenz entstehen, was bedeutet, dass Urin unwillkürlich abgeht.

Häufig lassen sich die Beschwerden durch spezielle Stärkungsübungen für den Beckenboden verbessern.

Harnverhalt – gefährlicher Notfall

Wenn eine Entleerung der Blase nicht möglich ist, spricht man von einem Harnverhalt oder einer Harnverhaltung.

Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die Harnwege können durch einen eingeklemmten Harnstein, durch einen Fremdkörper in der Harnröhre, durch eine vergrößerte Prostata, durch Verletzungen oder Tumoren verstellt sein. Auch angeborene Fehlbildungen der Harnwege führen manchmal zu einem Harnverhalt. Bestimmte Medikamente oder operative Eingriffe können einem Harnverhalt begünstigen. Bei einigen neurologischen und psychologischen Problemen kann die Blase ebenfalls nicht spontan entleert werden.

Ein Harnverhalt kann große Schmerzen verursachen oder auch fast symptomfrei ablaufen. Bleibt die Blase für längere Zeit übermäßig gefüllt, gibt irgendwann der Schließmuskel nach und es entsteht eine Überlaufblase mit unwillkürlichem Harnabgang. Der Schließmuskel kann dabei dauerhaft geschädigt werden, sodass eine Harninkontinenz entsteht. Außerdem kann es in der Folge zu Nierenschädigungen kommen.

Deshalb ist bei einem Harnverhalt eine schnelle Behandlung notwendig. Mit einem Katheter wird dann der Urin abgeleitet und so die Blase entlastet.

Weitere Erkrankungen der Harnwege

Neben den bereits genannten treten noch weitere Erkrankungen der Harnwege auf:

  • Vor allem bei männlichen Neugeborenen werden hin und wieder Missbildungen der Harnwege beobachtet, zum Beispiel ein falscher Verlauf oder die Anlage von zwei Harnröhren.
  • In der Blase oder der Harnröhre können, wie in den meisten anderen Organen, Tumoren entstehen.
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