Bauchfellkrebs - Informationen und Spezialisten

26.09.2023
PD Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Unter Bauchfellkrebs, auch Peritonealkarzinose genannt, versteht man den Befall des Bauchfells mit multiplen bösartigen Tumorzellen. Bauchfellkrebs wird meist nicht durch einen Tumor des Bauchfells selbst verursacht, sondern durch bösartige Tumoren anderer, im Bauchraum gelegener, Organe. Da lange Zeit keine auffälligen Symptome erkennbar sind, wird Bauchfellkrebs meist erst spät entdeckt.

Wie diese Krebserkrankung entsteht, durch welche Symptome sie sich äußert, und wie sie behandelt werden kann, erklärt der Text unten. Finden Sie hier außerdem ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Bauchfellkrebs.

ICD-Codes für diese Krankheit: C48, C78.6

Empfohlene Bauchfellkrebs-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist Bauchfellkrebs? Eine bösartige Krebserkrankung am Bauchfell, einer dünnen Haut, die die meisten Organe im Bauchraum umschließt.
  • Ursachen: Selten bildet sich direkt am Bauchfell ein Tumor. Meistens siedeln sich hier Tochtergeschwülste anderer Tumoren im Bauchraum an, etwa bei Darmkrebs, Magenkrebs und Eierstockkrebs.
  • Symptome: Die Beschwerden sind anfangs eher unspezifisch. Dazu gehören: Wasserstau in der Bauchhöhle, Bauchschmerzen, Verstopfung, Harnverhalt, Nierenstau und Darmverschluss.
  • Diagnose: Oft wird Bauchfellkrebs bei der Operation des Primärtumors entdeckt. Besteht ein Verdacht, wird eine CT oder Laparoskopie durchgeführt.
  • Behandlung: Durch die späte Entdeckung ist die Erkrankung oft nur noch palliativ zu behandeln. Der Tumor wird chirurgisch verkleinert und mittels Chemo- oder Immuntherapie im Wachstum gehemmt. Die Methoden werden im Text genauer erläutert.

Artikelübersicht

Definition: Was versteht man unter Bauchfellkrebs?

Unter Bauchfellkrebs, was medizinisch als Peritonealkarzinose bezeichnet wird, versteht man den Befall der Auskleidung der Bauchraumorgane – des sogenannten Peritoneums oder Bauchfells – mit bösartigen Zellen. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen um Tumorzellen. Zumeist sind die Tumorzellen beim Bauchfellkrebs Absiedlungen, auch Metastasen genannt, eines anderen Tumors des Bauchraums. Ganz selten stammen sie von einer Tumorerkrankung des Peritoneums selbst.

Befall und Ausbreitung der Tumorzellen können stark variieren und beeinflussen Prognose und Verlauf der Erkrankung. So kann der Befall auf einige Knoten in ganz bestimmten Arealen des Bauchfells begrenzt sein (limitierte Peritonealkarzinose). Zumeist betrifft dies Bauchraumareale, in denen wenig Bewegung von Eingeweiden vorliegt. Der Dünndarm zählt zu den sehr beweglichen Strukturen, der Dickdarm ist eher weniger mobil. Bereiche mit geringer Motilität (Fähigkeit zur aktiven Bewegung) befinden sich beispielsweise im Zoekalbereich oder im Douglas-Raum.

Die Prognose der begrenzten Peritonealkarzinose ist besser als die der diffusen. Letztere ist allerdings häufiger, typischerweise sind größere Tumorknoten flächenhaft im gesamten Bauchfell sowie auf der Oberfläche der angrenzenden Organstrukturen verstreut (diffuse Peritonealkarzinose).

Welche Funktion hat das Bauchfell und wie ist es aufgebaut?

Das Bauchfell (Peritoneum) ist eine dünne Haut, welche die meisten Organe im Bauchraum umschließt. Im Bauchraum befinden sich beispielsweise der Darm, die Leber und der Magen. Das Bauchfell produziert eine Flüssigkeit, die Bauchwasser genannt wird. Diese sorgt für eine Gleitschicht zwischen den Organen und ermöglicht eine einfache Verschiebung untereinander. So wird zum Beispiel garantiert, dass sich während der Verdauung die Darmschlingen zum Nahrungstransport gegeneinander bewegen können. Auch bei Leberschäden und Entzündungen bildet sich Bauchwasser.

Das Bauchfell wird von Nerven durchzogen. Bei Entzündungen kann es deshalb zu sehr starken Schmerzen kommen. Eine Verhärtung der Bauchmuskeln tritt ein, um den Bauch zu schützen. Diese Reaktion wird Abwehrspannung genannt und ist ein Warnzeichen des Körpers dafür, dass etwas im Bauch nicht stimmt.

Was sind die häufigsten Ursachen von Bauchfellkrebs?

Der tumorbedingte Befall kann vom Bauchfell selbst ausgehen (primäres Peritonealkarzinom, peritoneales Mesotheliom). Zumeist ist Bauchfellskrebs aber Folge eines bösartigen Tumors eines anderen Organs des Bauchraums, bei dem es zur Streuung der bösartigen Zellen in und über das Bauchfell kommt. Hierbei spricht man vom sekundären Peritonealkarzinom, weil die bösartigen Zellen aus anderen Geweben stammen. Das sekundäre Peritonealkarzinom ist allerdings stets Ausdruck einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung des Ursprungsorgans. Insbesondere Magenkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs neigen zur Peritonealkarzinose, aber auch Eierstocktumore.

Das Bauchwasser begünstigt die Weiterverbreitung von Tumoren unter den einzelnen Organen. Die Tumorzellen können sich durch die Gleitschicht sehr leicht ausbreiten. Fast jede Tumorart, die in irgendeiner Weise im Bauchraum auftritt, befällt irgendwann das Bauchfell und bildet dort Tochtergeschwülste (Metastasen). Dies ist allerdings bereits Ausdruck eines fortgeschrittenen Tumorwachstums und meist Ausdruck einer schlechten oder nicht mehr vorhandenen Heilungsaussicht.

Eine seltene Tumoreinheit, die ebenfalls zu Bauchfellkrebs führen kann, stellt das sogenannte Pseudomyxoma peritonei dar. Hierbei entwickelt sich der Krebs, wenn schleimbildende Tumore den Blinddarms (sogenannte Mukozele) perforieren und die Tumorzellen anschließend in das Bauchfell wandern. Wenngleich es sich dabei um einen benignen (gutartigen) Tumor handelt, ist der Verlauf mit dem eines langsam wachsenden malignen Tumors vergleichbar. Im fortgeschrittenen Stadium ist das gesamte Bauchfell mit gallertartigem Gewebe und Tumormassen angereichert.

Welchen Beschwerden sind typisch für Bauchfellkrebs?

Da dem Bauchfellkrebs meist ein fortgeschrittenes Tumorleiden eines Bauchorgans zugrundeliegt, sind Beschwerden abhängig vom befallenen Organ. So sind beim Magenkrebs Übelkeit, Appetitlosigkeit und Magenschmerzen typisch, wohingegen Tumore des Dünndarm eher zu Durchfall oder Verstopfung bis hin zum Darmverschluss führen können. Der Befall des Bauchfells führt eher zu untypischen Beschwerden, die selten Anlas für einen Arztbesuch sind und zunächst mit Hausmitteln behandelt werden.

Die zunehmende Ausdehnung der Tumorzellen bedingt aber dann Verdrängungserscheinungen mit anschließenden Funktionsstörungen der angrenzenden Bauchraumorgane. Es kommt zu

  • Harnverhalt durch die Einengung der Harnleiter
  • Einschränkungen der Darmtätigkeit (Subileus) bis hin zu
  • kompletten Darmverschlüssen (Subileus und Ileus) sowie zur
  • Bildung von Bauchwasser (Aszites)

Die Beeinträchtigung des Magen-Darm-Trakt (Gastrointestinaltrakts) geht häufig mit

  • Übelkeit
  • Völlegefühl
  • Appetitlosigkeit und
  • Brechreiz

einher.

Wie wird die Diagnose von Bauchfellkrebs gestellt?

Bauchfellkrebs wird häufig erst bei der chirurgischen Operation des Primärtumors entdeckt. Da hier allerdings in aller Regel, außer beim Notfall (z.B. dem Darmverschluss), weiterführende Untersuchungen wie eine Computertomographie (CT) oder Kernspinuntersuchung (MRT) durchgeführt wurden, kann der Verdacht auf Bauchfellkrebs oft schon im Vorfeld geäußert werden. Allerdings gilt auch hier, dass die CT oder MRT erst dann sicher Aufschluss geben, wenn der Befall der Bauchhöhle schon sehr weit fortgeschritten ist.

Eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) gilt als die sicherste Methode zur Erkennung von Bauchfellkrebs. Bei dieser Untersuchung wird über einen kleinen Hautschnitt ein Spezialendoskop in den Bauchraum eingeführt. Dieses ist mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet, sodass über einen Monitor das Innere des Bauchraums und die Bauchorgane betrachtet werden können. Bei Auffälligkeiten können und sollten auch zeitgleich Gewebeproben entnommen werden, um durch eine anschließende feingewebliche Untersuchung (Histologie) die Verdachtsdiagnose bestätigen oder ausschließen zu können.

Wie sieht die Behandlung von Bauchfellkrebs aus?

Wenn nur ein kleiner Anteil des Bauchfells von Tumorzellen betroffen ist, kann dieser Anteil im Idealfall komplett im Gesunden entfernt werden. Da Bauchfellkrebs allerdings häufig erst in einem späten Stadium entdeckt wird, gilt er als schwer behandel- und oft nicht mehr heilbar.

Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, können nur noch sogenannte palliative Maßnahmen getroffen werden. Diese dienen der Steigerung der Lebensqualität des Patienten, ohne eine Bekämpfung der eigentlichen Tumor-Erkrankung. Die Lebenserwartung ist in solchen Fällen deutlich eingeschränkt und Hauptziel sämtlicher Therapiemaßnahmen stellt lediglich die Verbesserung der Qualität der noch zu erwartenden Lebenszeit dar.

Was gehört zu palliativen Maßnahmen beim Bauchfellkrebs?

Zu den palliativen Maßnahmen gehören:

  • Schmerztherapie
  • Ernährungstherapie
  • Chemotherapie
  • Chirurgische Tumorverkleinerung
  • Anlage eines künstlichen Darmausgangs

Schmerztherapie

Diese ist grundsätzlich mit Tabletten und/oder Schmerzpflastern möglich und dient zur Verbesserung der Lebensqualität. Teilweise sind die Schmerzen allerdings nur mit Infusionen in den Griff zu bekommen, weshalb in solchen Fällen teilweise auch die Anlage von Schmerzkathetern notwendig sein kann.

Spezielle Katheter (sogenannte Portkatheter) können unter die Haut eingelegt und mit speziellen Nadeln punktiert werden. Somit kann auch außerhalb des Krankenhauses eine Schmerztherapie durchgeführt werden, was dem Patienten die Möglichkeit verschafft, seine verbleibende Lebenszeit zuhause im Kreise der Angehörigen zu verbringen.

Ernährungstherapie

Teilweise können Patienten mit einer unheilbaren Krebserkrankung nicht mehr ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen. Nicht selten fehlt ihnen auch der Appetit, was ein typisches Zeichen bösartiger Erkrankungen ist. Andererseits gehen Tumorerkrankungen aber auch mit einem erhöhten Energiebedarf einher, was häufig zu Mangelerscheinungen sowie Gewichtsverlust führt. Eine Ernährungs-Infusionstherapie kann hier Abhilfe schaffen und ebenfalls über einen Portkatheter erfolgen. Zudem können hierbei auch wichtige Mineralstoffe und Vitamine verabreicht werden. 

Chemotherapie

Eine Chemotherapie kann in kurativer sowie palliativer Intention erfolgen. Kurativ bedeutet, dass eine Heilung angestrebt wird und prinzipiell möglich ist.

Ziel der palliativen Therapie ist die Verbesserung der Lebensqualität durch Reduktion der Tumorgröße bzw. des Tumorwachstums. Da jede Chemotherapie auch Nebenwirkungen hat, sollte insbesondere die Durchführung einer palliativen Chemotherapie genau überlegt und mit dem Patienten ausführlich besprochen werden. Durch eine palliative Chemotherapie kann zwar im Idealfall die restliche Lebenserwartung verlängert werden, allerdings kommt es durch die Nebenwirkungen oft zu einer Verschlechterung der Lebensqualität.

Chirurgische Tumorverkleinerung

Bei der Entfernung des Tumorgewebes aus dem Bauchfell ist neben der Entfernung des Primärtumors in vielen Fällen auch die Entnahme der mit dem Bauchfell direkt verbundenen Organe notwendig. Deshalb kann es sein, dass Milz, Gallenblase, Zwerchfell und auch Darmanteile nicht immer erhalten werden können. Dies muss der Patient vor dem operativen Eingriff wissen und schriftlich einwilligen. Anschließend kann dennoch eine kurative Chemotherapie notwendig sein, wenn nicht mit Sicherheit eine komplette Tumorentfernung im Gesunden erfolgen konnte. Denn während der Operation können zwar alle sichtbaren Tumoren entfernt werden, es können aber einzelne nicht sichtbare Tumorzellen zurückbleiben.

Anlage eines künstlichen Darmausgangs

Manchmal muss dem Patienten auch ein künstlicher Darmausgang angelegt werden. Dies kann vorübergehend notwendig sein, um den gesunden Darm zu entlasten. Insbesondere dann, wenn Teile des Darms entfernt und die verbliebenen Enden aneinanandergenäht wurden, kann die vorgeschaltete Anlage eines künstlichen Darmausgangs zu einer Entlastung der Darmnaht führen und das Risiko für ein Aufreißen der Naht reduzieren.

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