Damit alles im Fluss bleibt: Prof. Dr. Alexander Albert zur Bypass-Chirurgie

02.05.2023

Im Körper des Menschen fließt frisches mit Sauerstoff und Nährstoffen angereichertes Blut vom Herzen weg zu den Organen, Muskel und Zellen und das aufgebrauchte und entsättigte Blut zum Herzen zurück. Angetrieben wird dieser Kreislauf des Lebens durch das Herz, dem Motor unseres Körpers, der selber ein Muskel ist, und nur arbeiten kann, wenn er selbst ausreichend mit Sauerstoff- und Nährstoff-reichem Blut versorgt wird.

Die linke Herzkammer versorgt den ganzen Körper mit sauerstoffreichem Blut; es pumpt ca. 5 Liter Blut und schlägt ca. 80-mal pro Minute, ein Leben lang. Das sauerstoffreiche, hellrote Blut wird unter hohem Druck aus dem Herzen zunächst in die Hauptschlagader (Aorta) ausgeworfen, von wo dieser lebenswichtige Körpersaft durch unzählige Adern (Arterien) zu den Organen und Geweben des Körpers fließt und den Zellen den lebensnotwendigen Sauerstoff bringt (Körperkreislauf).

Zurück zum Herzen fließt das Blut unter sehr niedrigem Druck, nahezu passiv, über die zahlreichen Venen; dieses Blut ist nun dunkelrot und sauerstoffarm; es fließt über die Venen zum (rechten) Herzen zurück. Das rechte Herz pumpt es weiter in die Lunge, wo es wieder mit Sauerstoff angereicht wird, und von der Lunge wieder zum linken Herzen fließt (Lungenkreislauf).

Der Herzmuskel selbst braucht besonders sauerstoffreiches Blut, um seine Arbeit leisten zu können. Die Versorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut, erfolgt über (Herz-) Adern, die aus der aus der ganz Herz-nahen Aorta (Hauptschlagader) kommen und die man Koronararterien nennt. Es gibt drei Koronararterien, eine rechte und zwei linke, wobei die linken aus einem gemeinsamen – Hauptstamm – entspringen. Die Koronararterien bilden einen Kranz um das Herz herum, weshalb man sie Herzkranzgefäße nennt.

Damit dieses System einwandfrei funktioniert, muss das Blut alle Venen und Arterien barrierelos passieren können. Dies ist nicht der Fall, wenn sich Ablagerungen und Plaques in Form von Kalk, Blutfetten oder auch Bindegewebe in den Gefäßen befinden. Dann besteht die Gefahr, dass der Herzmuskel nicht mehr genug Blut und Sauerstoff erhält; wenn einer der Plaques aufbricht und eines dieser Gefäße ganz zu geht, entsteht ein Herzinfarkt.  Um einen ungehinderten Blutfluss wieder zu ermöglichen, besteht die Möglichkeit, mittels eines Stents oder eines Bypasess die Verengungen wieder aufzumachen oder zu überbrücken.

Die Redaktion des Leading Medicine Guide sprach hierzu mit dem international führenden Experten für Bypass Chirurgie, Professor Dr. Alexander Albert des Klinikums Dortmund gGmbH, der zu den ganz wenigen Chirurgen weltweit gehört, der seinen Patienten ausschließlich ohne Herz-Lungenmaschine (off pump Chirurgie) und minimal-invasiv, ohne das Brustbein zu eröffnen, operiert. 

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Die koronare Herzerkrankung gehört zu den häufigsten Gründen für eine Bypass-Operation – in Deutschland sind davon ca. eine Million Bürger betroffen, wobei vor allem Männer zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr erkranken. Es kann aber auch sehr viel jüngere Patienten oder sehr betagte betreffen. Hierbei verengen sich die Herzkranzgefäße, meist aufgrund von erhöhtem Blutdruck, starkem Rauchen oder auch aufgrund von Stoffwechselerkrankungen. „Die Atherosklerose der Herzkranzgefäße führt zur Bildung von Plaques, die aufbrechen können und Herzinfarkte hervorrufen. Diese können tödlich sein oder zu einer dauerhaften Herzschwäche mit Luftnot (Dyspnoe) führen. Eine Verengung der Blutadern führt zu einer Mangelversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen mit Druck auf der Brust (Angina pectoris). Ein gut gelegter Bypass überbrückt die erkrankten Stellen an den Herzkranzgefäßen, sichert die Blutversorgung des Herzens und hilft dem Patienten ein Leben lang, So wie ein Automotor Benzin braucht, um zu fahren, funktioniert das Herz nur mit ausreichend Blut“, beginnt Professor Dr. Albert unser Gespräch. „Je nach Komplexität und Ausprägungen der Verengungen kann man Bypässe anlegen, einen Stent setzen oder den Patienten medikamentös einstellen“, ergänzt er.

Wenn der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, kann es zu einer Vielzahl von Symptomen kommen, die oft als Angina pectoris bezeichnet werden. Die Symptome können je nach Schweregrad der koronaren Herzkrankheit unterschiedlich sein, können jedoch folgende Anzeichen umfassen:

Brustschmerzen: Angina pectoris verursacht oft ein drückendes, brennendes oder enges Gefühl in der Brust, das sich oft wie ein schweres Gewicht oder ein enger Gürtel anfühlt. Der Schmerz kann sich auch auf den Kiefer, den Hals, den Rücken, die Arme oder den Magen ausbreiten.

Atemnot: Wenn der Herzmuskel nicht genug Sauerstoff erhält, kann es schwierig werden zu atmen oder man kann das Gefühl haben, dass die Luft knapp wird.

Müdigkeit: Ein Mangel an Sauerstoff kann auch zu Müdigkeit, Schwäche und Schwindel führen.

Übelkeit und Erbrechen: In einigen Fällen können Übelkeit und Erbrechen auftreten, insbesondere wenn sie mit Brustschmerzen und Kurzatmigkeit verbunden sind.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen mit koronarer Herzkrankheit Symptome haben. Einige Menschen können stille Ischämie haben, was bedeutet, dass sie keine Schmerzen oder Symptome haben, obwohl ihre Herzfunktion beeinträchtigt ist. Es ist jedoch wichtig, dass Menschen mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheit, wie z.B. Menschen mit einer Familiengeschichte der Erkrankung oder Menschen mit hohem Blutdruck, Diabetes oder hohem Cholesterinspiegel, regelmäßig von einem Arzt untersucht werden, um mögliche Symptome zu identifizieren und eine angemessene Behandlung zu erhalten.

Die Bypass Operation, auch bekannt als Koronararterien-Bypass-Operation (CABG), ist ein chirurgisches Verfahren zur Behandlung von koronarer Herzkrankheit. 

Bei der Operation schafft der Chirurg einen neuen Weg oder "Bypass", um blockierte oder verengte Arterien im Herzen herum, um so den Blutfluss zum Herzmuskel zu verbessern. Bei der herkömmlichen Bypass-Operation wird am offenen Herzen operiert, eine Herz-Lungen-Maschine verwendet und das Herz stillgelegt. Das bedeutet, dass der Chirurg den Brustkorb in der Mitte eröffnet, um so auf das Herz zugreifen zu können. „Die Entscheidung für einen Bypass liegt in der Schwere der koronaren Verengung. Ein Bypass ist einem Stent bei intensiven Ablagerungen an mehreren Gefäßen dem Stent vorzuziehen, da auf lange Sicht die Gefahr eines Herzinfarktes deutlicher geringer ist als nach einem Stent. Denn bei Verwendung eines Stents besteht eher die Gefahr, dass das Gefäß sich vor, hinter oder in dem Stent sich erneut verengt oder verschließt. Bei Herzkranzgefäßen, die nur über kurze Strecken und nicht so komplex durch Atherosklerose befallen sind, ist der Stent auch eine gute Therapieform. Bei den minimal-invasiven Operationen erfolgt der Eingriff über einen kleinen Schnitt unter der linken Brust, und es wird am schlagenden Herzen operiert. Eine Kombination aus minimal-invasivem Operation eines Bypasses und späterer Versorgung mit einem Stent ist häufig auch eine gute Lösung“, erklärt Professor Dr. Albert. 

Prof. Albert vertritt das Konzept einer personalisierten Bypassoperation. Dieses richtet sich an 3 Prioritäten aus. 

„Die 1. Priorität ist immer, dass der Patient heile aus der Operation kommt, also Risiko und Nebenwirkungen möglichst gering sind. Dies ist am besten mit einer sogenannten off-pump Technik gegeben, noch besser, wenn diese mit der "Aortic No Touch" Technik – oder auch Anortic OPCAB kombiniert wird. Off-pump bedeutet, dass die Operation am schlagenden Herzen ohne die Verwendung der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt (off-pump, OPCAB) wird. Um den Bypass am sich bewegenden Herzen von Hand anzunähen, wird ein spezieller Halte Arm namens "Octopus" verwendet; es funktioniert wie der Nähfuß einer Nähmaschine und hält den Herzmuskel während der Operation an dieser umschrieben Stelle stabil. Es heißt Octopus, weil es mehrere Saugnäpfe besitzt, die sich am Herzmuskel festsaugen. Wir verwenden als Blut-zuführende Bypass-Gefäße die Brustwandarterien und die Armarterien, und nur noch selten Beinvenen. Neben der Tatsache, dass Arterien deutlich länger halten als die Venen, braucht man diese nicht in die Aorta einzusetzen und nutzt die natürliche Blutzufuhr der Brustwandarterien. Diese neue Technik der Verwendung arterieller Bypässe in Kombination mit der Off-Pump Technik ermöglicht dem Chirurgen, die Bypass-Operation durchzuführen, ohne die Hauptschlagader, die Aorta, direkt zu berühren oder an dieser zu manipulieren“, verdeutlicht Professor Dr. Albert. 

Die Aorta ist manchmal auch von Atherosklerose betroffen und wenn an dieser manipuliert wird, können sich Teilchen ablösen und in den Kopf gelangen und dort Schlaganfälle oder andere neurologische Probleme hervorrufen. „Die Vorteile des Anaortic OPCAB-Verfahrens sind mehrere. Erstens kann es das Risiko von Komplikationen während der Operation reduzieren; insbesondere das Risiko von Schlaganfällen – eine gefürchtete Komplikation der Bypasschirurgie mit Herz-Lungen-Maschine – wird dadurch gegen Null gesenkt. Auf jeden Fall trägt die Anortic OPCAB-Verfahren dazu bei, die Sicherheit und Wirksamkeit von CABG-Operationen zu verbessern und die Genesung der Patienten zu beschleunigen“, so Professor Dr. Albert zu den Risiken der Operation. Prof. Albert hat 20 Jahre Erfahrung mit dieser Technik und weltweit die größte Serie mit über 6000 Patienten in der international angesehensten Zeitschrift für Herzchirurgie veröffentlicht, und dabei erstklassige Ergebnisse mit dieser Anaortic OPCAB Technik aufgezeigt.

Die 2. Priorität besteht darin, eine solche Anordnung der Bypässe zu wählen, dass der Patient lebenslang Ruhe hat, dass also das Ergebnis der Operation ein Leben lang hält. Hierzu muss für den jeweiligen Patienten, mit seinen ganz eigenen Vorrausetzungen die jeweils beste Strategie, was die Anzahl der Bypässe, der Art des Bypassmaterials (Arterien sind bis auf wenige Ausnahmen länger haltbarer als die Venen) und die Art der Verknüpfung individuell angepasst werden. „Erst wenn Strategien 1 und 2 in dem individuellen Fall bei einer minimal-invasiven OP gewahrt bleiben können, dann operiere ich minimalinvasiv – d.h. dann lege ich die Bypässe an, ohne das Brustbein zu eröffnen. Dem minimal-invasiven Zugang zum Herzen kommt daher die Priorität 3 zu. Ich persönlich operiere meine Patienten zu 90 % ohne Brustbeineröffnung, was natürlich viel schonender ist. Die Patienten sind dann schneller wieder auf den Beinen und belastbar. Was für eine Art der Operation ich dem jeweiligen Patienten empfehle, hängt vor allem von der Schwere seiner Erkrankung, seines Lebensalters, der körperlichen Konstitution, aber auch seinen Erwartungen und Wünschen ab. Das schöne ist, wir haben in allen Techniken sehr viel Erfahrung, und daher ist alles in unserer „Toolbox“ vorhanden; so können wir unsere Empfehlungen ganz individuell anpassen. Eine minimal-invasive Operation ist grundsätzlich immer möglich“, ermutigt Professor Dr. Albert. 

Nach der Operation wird der Patient in der Regel auf eine Intensivstation gebracht und bleibt dort 1-2 Nächte; eine weitere Besonderheit, die das Team in Dortmund auszeichnet ist, dass nahezu alle Patienten nach einer Bypassoperation bereits noch im OP-Saal wach werden und ohne beatmet zu sein, auf die Intensivstation gebracht werden. Die Genesung von einer Bypass-Operation kann einige Tage bis Wochen dauern, und ist von Patient zu Patient recht unterschiedlich. 

„Einschränkungen gibt es nach einer Bypass Operation keine. Ich berichte gerne über einen meiner Patienten, selbst OP-Pfleger in der Herzchirurgie, der seit der Bypassoperation vor 10 Jahren unter anderem seitdem jedes Jahr einen Ironman absolviert (am Stück 3,862 km Schwimmen, 180,246 km Radfahren und ein Marathonlauf über 42,195 km). Manche Patienten schonen sich zu sehr. Ich plädiere immer dafür, ganz normal mit dem Leben unter der Berücksichtigung von regelmäßiger Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung weiter zu machen. Ich biete all meinen Patienten an, nach zwei Monaten noch einmal bei mir vorbeizukommen, um alles zu besprechen; dabei kann ich den Patienten nochmals genauer erklären wieso ich nun was gemacht habe. Dies empfinden die Patienten als sehr hilfreich. Mir geht es bei den Gesprächen vor allem darum, den Patienten Mut zu machen, ihr normales Leben wieder aufzunehmen und sich nicht, durch wen auch immer, einschränken zu lassen“, betont Professor Dr. Albert optimistisch.


Stent oder Bypass?

Die Entscheidung zwischen einer Bypass-Operation und einem Stent hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. der Schwere der koronaren Herzkrankheit, der Anzahl der blockierten Arterien, der Gesundheit des Patienten und anderen individuellen Faktoren.

Ein Stent ist eine kleine Röhre, die in die betroffene Arterie eingesetzt wird, um sie zu erweitern und offen zu halten. Der Eingriff wird in der Regel über eine Katheterisierung durchgeführt, was bedeutet, dass keine große Operation erforderlich ist. Stents sind in der Regel eine Option, wenn nur eine oder zwei Arterien betroffen und die Blockaden nicht zu schwerwiegend sind. Eine Bypass-Operation wird in der Regel dann in Betracht gezogen, wenn mehrere Arterien betroffen oder die Blockaden zu schwerwiegend sind, um mit einem Stent behandelt zu werden. Eine Bypass-Operation kann auch eine bessere Option sein, wenn der Patient bestimmte Vorerkrankungen hat oder wenn die koronare Herzkrankheit besonders schwerwiegend ist.

„Der Stent geht in die erkrankten Areale der Blutadern und öffnet die Verengungen. Wenn sich in den erkrankten Arealen im Stent, vor oder nachher, neue Plaques bilden oder diese aufbrechen, bekommt der Patient trotzdem einen Herzinfarkt. Der Bypass überbrückt die erkrankten Areale und verhindert dauerhaft den Herzinfarkt. In den großen Studien finden sich im Langzeitverlauf nach Bypass-OP weniger Herzinfarkte als nach Stent“, verdeutlicht Professor Dr. Albert.


Professor Dr. Alexander Albert hat sich als renommierter Herzchirurg auf das sogenannte „off-pump Verfahren und die minimal-invasiven Eingriffe “ spezialisiert. 

Diese Methode wird auch als Bypass-Operation ohne Lungenmaschine oder OP-CABG (Off-Pump Coronary Artery Bypass Grafting) bezeichnet. Das off-pump Verfahren wurde entwickelt, um einige der Risiken und Komplikationen zu reduzieren, die mit der Verwendung einer Lungenmaschine verbunden sind. „Bei der Verwendung einer Lungenmaschine muss das Blut des Patienten durch die Maschine geleitet werden, um es mit Sauerstoff anzureichern und das Herz zu entlasten. Dies kann zu Komplikationen wie Schlaganfall, Nierenversagen und Lungenproblemen führen“, schildert Professor Dr. Albert.

Bei der off-pump Bypass-Operation wird das Herz des Patienten nicht von einer Lungenmaschine unterstützt. Stattdessen werden die Bypässe am schlagenden Herzen aufgenäht; die Bewegungen des Herzens werden nur dort, wo der Chirurg näht etwas stabilisiert; diese Art der Operation erfordert ein besonderes Training und viel Erfahrung. Erst wenn man diese Techniken gut beherrscht, sollte man sich an die minimal-invasiven Operationen wagen, so Prof. Albert. 

Professor Dr. Albert hat in seiner Karriere viele off-pump und minimal-invasive Bypass-Operationen durchgeführt und ist international anerkannt als einer der führenden Experten auf diesem Gebiet. 

Sein Ziel ist es, die Behandlung von Herzkrankheiten durch innovative und sichere Techniken zu verbessern und damit die Ergebnisse für die Patienten zu optimieren. „Ich war 2004 ein ganzes Jahr lang beim `Papst´ der off-pump Chirurgie in Leuven/ Belgien, dem Professor Paul Sergeant, und habe von ihm die chirurgische Technik gelernt, die sich sehr von dem operativen Verfahren mit Herz-Lungen-Maschine unterscheidet. Ich habe gelernt, wie man das macht und wie man dies auch innerhalb der Medizin und den Kollegengegenüber verteidigt, denn hier bilden sich durchaus Widerstände. Das liegt daran, dass auch erfahrene Chirurgen umdenken und nochmals von Neuem lernen müssen; dies fällt insbesondere langjährig tätigen Herzchirurgen sehr schwer. Und man muss sehr eng im Team arbeiten und auf Augenhöhe kommunizieren, vor allem mit dem jeweiligen Anästhesisten; auch dies ist in dem traditionell hierarchisch aufgebauten System für viele schwierig zu praktizieren. Auch aus diesem Grund werden in Deutschland ca. nur ca. 20% aller Operationen am Herzen ohne Herz-Lungen-Maschine durchgeführt“, erläutert der Herzspezialist Professor Dr. Albert und ergänztr: „bei uns in Dortmund sind es nahezu 100%“.

Das off-pump Verfahren bietet verschiedene Vorteile im Vergleich zur Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine. 

In jedem Fall besteht ein geringeres Risiko von Komplikationen. Da das Herz während der Operation nicht von einer Maschine unterstützt wird, kann das Risiko von Komplikationen wie Schlaganfall, Nierenversagen und Lungenproblemen reduziert werden. Zudem trägt das off-pump Verfahren dazu bei, Entzündungen und Schäden an Organen wie dem Gehirn und den Nieren zu reduzieren. Auch kann der Blutverlust während der Operation reduziert werden. Und für den Patienten ist es dann am Ende besonders wertvoll, dass sich die Erholungszeit im Krankenhaus verkürzt. „Während einer Herzoperation bin ich mittlerweile so eng mit dem Herzen des betroffenen Patienten verbunden, dass sich eine Synchronität mit meinem Herzschlag ergibt. So habe ich das richtige Taktgefühl. Wichtig ist auch die Präzision innerhalb der gänzlich unterschiedlichen Nahttechnik, die man für die off-pump Chirurgie beherrschen muss“, legt Professor Dr. Albert dar.


Beim Einsatz der Herz-Lungen-Maschine (HLM) wird von dieser die Pumptätigkeit des Herzens und die Lungenfunktion für einen gewissen Zeitraum übernommen. Mit diesem Vorgehen lässt sich der Kreislauf aufrechterhalten. Über ein Schlauchsystem pumpt die HLM das Blut ab und führt es mit angereichertem Sauerstoff wieder zurück in den Organismus. Durch eine Kardioplegie-Lösung wird das Herz währenddessen stillgelegt. 

OPCAB steht für Off-Pump-Coronary-Artery-Bypass. Bei diesem Verfahren ist die Herz-Lungen-Maschine überflüssig. So wird die Herzoberfläche durch Stabilisatoren ruhiggestellt, wodurch sich der Eingriff bei schlagendem Herzen vornehmen lässt. OPCAB ist die Voraussetzung für die sig. Anaortic OPCAB Technik, zur Minimierung des Schlaganfall-Risikos und der minimal-invasiven Bypass -OP.

Minimal-invasive Bypass-OP. Als Alternative zur Operation am offenen Herzen gilt die minimal-invasive Bypass-OP, in deren Rahmen der Brustkorb nicht freigelegt werden muss. Das Anbringen der Bypässe über einen – je nach Konfiguration des Patienten – 5-10 cm langen Schnitt unter der linken Brust. Man unterscheidet 1-fach Bypass minimal-invasiv (MIDCAB) und die Mehrfach-Bypässe. Diese können nach der Nomenklatur von Prof. Albert als MIDCAB+ (2- fach Bypass zur Vorderwand des Herzens) und Mulitvessel-MIDCAB ( >1 Bypass zur Vorder- Seiten und Hinterwand des Herzens) bezeichnet werden.

Hybrid-Eingriff. Hier werden die Techniken der minimal-invasiven Bypassoperation und des Stents miteinander kombiniert. Das wichtigste Herzkranzgefäß der RIVA oder auch LAD genannt, wird mittels eines Bypasses in minimal-invasiver Technik versorgt, um hier eine lebenslange Absicherung zu ermöglichen und die anderen, für die Prognose weniger wichtigen Herzkranzgefäße, werden mit einem Stent versorgt.


Professor Dr. Albert führt in Dortmund das internationale Trainingszentrum für Off-pump und minimal-invasive Bypassoperation; er war im letzten Jahr im Londoner St. Bart´s Hospital und im Heart & Chest Hospital Liverpool, um vor Ort die minimal–invasive Bypass-Chirurgie mitaufzubauen. 

„Zuhause“ im Klinikum Dortmund gibt er europäische Trainingskurse für die minimal-invasive off pump Herz-Operation, also die Operation am schlagenden Herzen. „Meine Gäste sind hierbei extrem gut gewählte Chirurgen, die sich für das minimal-invasive Verfahren interessieren. Einige tun sich allerdings sehr schwer mit dem off-pump und den minimal-invasiven Verfahren. Daher bin ich im letzten Jahr ins St. Bart´s Hospital nach London gereist, um vor Ort alles nochmals zu erklären. Dass ich überaus erfahrene und renommierte Operateure unterrichten darf, ist für mich eine große Ehre. Das St. Bart’s Hospital ist führend bei vielen anderen innovativen Methoden. In Liverpool haben wir die ersten Multivessel MIDCABs in ganz England durchgeführt. Es wäre ideal, wenn die off-pump Technik im Gesamten professionalisiert würde, und viele Chefärzte wissen um ihr Manko, wenn sie diese Technik nicht beherrschen. Und wenn der Chefarzt die Technik nicht beherrscht, dann erhält der Oberarzt aus eventuell hierarchischen Gründen dann auch keine Chance, diese zu erlernen bzw. erhält nicht ausreichend Rückendeckung, wenn er die ersten Schritte dahingehend unternimmt. Dortmund gilt inzwischen als Ort mit besonders hoher Expertise in diesem Bereich und das Klinikum als Trainingsplatz für Operateure aus dem gesamten europäischen Raum. Es gibt nur sehr wenige Chirurgen Europa/Welt weit, die mehrere Bypässe minimal-invasiv anlegen (MIDCAB+ oder Multivessel MIDCAB). Mein Trainingskurs in Dortmund ist der einzige in Europa derzeit. Das Beherrschen von OPCAB ist eine Voraussetzung für diese Operationen“, macht Professor Dr. Albert klar. 

„Das internationale Interesse an unseren Methoden ist enorm. Medizinerinnen und Mediziner aus ganz Europa möchten sich diese aneignen und dafür sorgen, dass sie in ihren eigenen Ländern zum Standard werden. Für unser gesamtes Team ist das ein großartiges Lob“, schließt Professor Dr. Albert ab.

Herr Professor Dr. Albert, wir bedanken uns für diese spannenden Einblicke in die Herzchirurgie!

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