Dr. med. Hubert Klauser: Daumen hoch – innovative Behandlung bei Arthrose im Daumensattelgelenk

20.01.2022
Matthias Kühn
Redakteur

Unsere Daumensattelgelenke sind ständig im Einsatz. Wie wichtig diese kleinen Gelenke im Alltag tatsächlich sind, merken wir erst, wenn sie uns Schmerzen bereiten. Der Grund ist dann meistens eine Arthrose – und die ist dann in aller Regel schon fortgeschritten. Spätestens dann sollte man unbedingt einen ausgewiesenen Spezialisten konsultieren, der sich auf die Hand spezialisiert hat. Dr. med. Hubert Klauser, ärztlicher Leiter im HAND- UND FUSSZENTRUM Berlin, hat seinen Fokus auf die Behandlung von Erkrankungen der Hände und Füße gelegt und im Bereich der komplexen Handchirurgie eine operative Methode verfeinert, die gerade Menschen mit Arthroseproblemen im Daumensattelgelenk wieder zu mehr Lebensqualität verhilft. Dazu stand er dem Leading Medicine Guide Rede und Antwort.

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Leading Medicine Guide: Herr Dr. Klauser – was hat es mit Arthrose im Daumensattelgelenk auf sich? Gibt es das oft?

Dr. med. Hubert Klauser: Ja, Arthrose im Daumensattelgelenk ist eine häufige Gelenkerkrankung der Hand und tritt in den allermeisten Fällen erst im fortgeschrittenen Alter auf, meist ab Mitte Fünfzig, wobei Frauen wesentlich häufiger betroffen sind als Männer. Diese sogenannte Rhizarthrose ist ein Gelenkverschleiß – es gibt unterschiedliche Stadien, je nachdem, wie weit der Knorpel schon abgenutzt ist.

Leading Medicine Guide: Wie können Sie diesen Patientinnen und Patienten helfen?

Dr. med. Hubert Klauser: Als erfahrener Handchirurg verwende ich bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß mit entsprechenden Beschwerden einen künstlichen Ersatz des Daumensattelgelenks, das sich zwischen dem ersten Mittelhandknochen und dem großen Vieleckbein befindet. Die Daumensattelgelenk-Endoprothese ist die modernste und professionellste Möglichkeit der operativen Behandlung. Ich nutze hier mit meinem Team eine hochentwickelte Gelenk-Endoprothese mit sogenannter „doppelter Mobilität“ für das Daumensattelgelenk, die aufgebaut ist wie eine Hüftgelenk-Endoprothese – nur in klein sozusagen.

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Leading Medicine Guide: Ist Ihre Operationsmethode eine neue Behandlungsform?

Dr. med. Hubert Klauser: Im Grunde ist sie nicht neu, ich praktiziere das schon seit ungefähr siebzehn Jahren. Trotzdem kann man diese Methode, die in den letzten Jahren ständig verbessert wurde, immer noch als innovativ bezeichnen – einfach deshalb, weil die Daumensattelgelenksprothese der klassischen Behandlungsmethode, der Resektionsarthroplastik, in meinen Augen haushoch überlegen ist.

Leading Medicine Guide: Welche Vorteile hat die Daumensattelgelenksprothese?

Dr. med. Hubert Klauser: Bei der klassischen Methode, der Resektionsarthroplastik, wird ein Handwurzelknochen – das große Vieleckbein – vollständig entfernt. Das ist eine Radikaloperation, da gibt es dann kein zurück mehr. Bei der Daumensattelgelenksprothese wird jedoch ein künstlicher Gelenkersatz eingesetzt. Die Funktionalität des Gelenks, die Länge des Daumenstrahls und die Feinmotorik bleiben erhalten. Der Patient hat nach der Operation auch noch genügend Kraft im Daumen – das ist wichtig für die Lebensqualität. So sind sportliche Betätigungen wie Skifahren oder auch Musikmachen für die Patientinnen und Patienten weiterhin möglich. Die Implantation einer Daumensattelprothese ist die bessere Lösung, weil sie nicht die radikale Entfernung des Knochens bedeutet, sondern nur das Gelenk ersetzt. Man sollte zuerst eine Daumensattelgelenksprothese einsetzen, bevor man sich zu einer Resektion entschließt. Nur wissen viele Patientinnen und Patienten einfach nicht, dass es diese Möglichkeit gibt. Außerdem beherrschen viele Handchirurgen die Methode der Daumensattelgelenksprothese nicht wirklich gut.

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Leading Medicine Guide: Was können Sie denn zur Nachbehandlung sagen?

Dr. med. Hubert Klauser: Auch hier gibt es entscheidende Vorteile. Die Patientinnen oder Patienten müssen weniger lang einen Gips tragen – in der Regel nur drei statt sechs Wochen. Sie sind schneller wieder fit. Selbst eine Lockerung oder ein Ausbruch des künstlichen Gelenks ist bei meinen Patientinnen und Patienten noch nie vorgekommen. Und die gefürchteten Luxationen, wenn die Physiotherapie nach der Operation gut abgesprochen wird, passieren nicht.

Leading Medicine Guide: Wie viele dieser Operationen machen Sie pro Jahr?

Dr. med. Hubert Klauser: Wir setzen ca. dreißig Daumensattelgelenksprothesen pro Jahr in unserer Klinik ein. Das ist heute ganz anders als noch vor fünfzehn Jahren. Früher wurde die Resektion in etwa drei Viertel aller Fälle durchgeführt, heute ist es umgekehrt: Die Endoprothese ist auf dem Vormarsch – zum Glück für die Patientinnen und Patienten.

Leading Medicine Guide: Sie haben sogar ein Kompetenzzentrum für Ärzte aufgebaut, richtig?

Dr. med. Hubert Klauser: Ja, das stimmt. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass das Verfahren bei Handchirurgen mehr und mehr zum Einsatz kommt und die Daumensattelgelenksprothese heute hochentwickelt ist. Früher benutzte man noch eine Endoprothese aus Keramik. Ich setze seit langem schon eine Daumengelenksprothese aus Titan mit einem Polyethyleninlay und einer Beschichtung aus Hydroxylapatit ein – das fördert die Integration des Metalls in den Knochen. Die Vorteile dieser operativen Behandlung sind enorm.

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Leading Medicine Guide: Wie verbessert sich denn die Lebensqualität der Menschen?

Dr. med. Hubert Klauser: Das kann ich mit ein paar guten Beispielen erklären: Eine Patientin mit beidseitiger Daumensattelgelenk-Endoprothese, vor ca. acht bis zehn Jahren im Alter von 57 Jahren eingesetzt, kann heute ohne Probleme Alpinski fahren und Golf spielen. Eine andere Patientin, bei der ich schon vor fünfzehn Jahren eine Endoprothese eingesetzt habe, ist heute immer noch glücklich damit – sie kann auch im Alter von über 70 noch ihren geliebten Chopin spielen. Das wäre bei der klassischen Resektionsarthroplastik mit Sicherheit nicht so differenziert und unproblematisch über eine so lange Zeit der Fall gewesen, das ist allein der Daumensattelgelenksprothese zu verdanken. Die Patientin ist nach eigenen Angaben heilfroh, dass sie sich damals für diese Behandlung entschieden hat und nicht für die „Verstümmelung“ des Mittelhandknochens. Nicht nur, weil sie richtig Spaß mit Ihrem Musikinstrument hat, sondern weil der ganze Alltag leichter von der Hand geht. Dazu kann ich eigentlich nur sagen: Daumen hoch!

Herr Dr. Klauser – vielen Dank für das aufschlussreiche Interview!

Sie haben Beschwerden mit der Hand oder dem Daumensattelgelenk und interessieren sich für eine Daumensattelgelenksprothese? Dann lernen Sie den Handspezialisten Dr. Klauser kennen und kontaktieren Sie ihn direkt über Leading Medicine Guide!

Bildquellen © Maksim Pasko, © Kotari, © fergregory – Adobe Stock

 

 

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