Voller Durchblick mithilfe der Radiologie – Experteninterview mit Prof. Vogl

26.11.2019
Leading Medicine Guide Redaktion
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Wenn es um diagnostische und interventionelle Radiologie geht, gibt es im deutschsprachigen Raum vor allem einen herausragenden Spezialisten: Universitäts-Professor Dr. med. Thomas Vogl ist in der internationalen Fachwelt als Autor von Standardwerken und zukunftweisenden Publikationen ebenso bekannt wie als Entwickler neuer medizinischer Verfahren. Das Wohl der Patienten steht dabei immer im Mittelpunkt der Arbeit des Professors für Röntgendiagnostik, der seinem Beruf mit Leidenschaft und persönlicher Hingabe nachgeht. Die Redaktion des Leading Medicine Guide hat die Gelegenheit genutzt und mit Professor Dr. Vogl, dem Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Frankfurt, über viele spannende Aspekte seiner Arbeit gesprochen.

Ein Interviewbericht von Alexandra Pfitzmann

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Die Radiologie, die auch Strahlenheilkunde genannt wird, dient sowohl diagnostischen als auch therapeutischen Zwecken und ermöglicht mittels Strahlen, Schallwellen oder elektromagnetischer Felder die Darstellung aufschlussreicher Bilder aller körperlichen Strukturen. Das im Begriff Radiologie enthaltene Wort ‚radio‘ hat mit Sendebeiträgen natürlich nichts zu tun: Es entstammt dem lateinischen Wort ‚radiari‘ für ’strahlen‘. Die sogenannte bildgebende Diagnostik kommt in der Medizin seit 1895 zum Einsatz, erstmals ausgeführt durch den Ur-Radiologen Wilhelm Conrad Röntgen in Würzburg. Neben der bildlichen Darstellung körperlicher Strukturen entwickelten sich im Laufe der Zeit auch therapeutische Maßnahmen mithilfe von Strahlung.

Es gibt zwei Säulen in der Radiologie – die Diagnostik und die Therapie. Bei Gefäßerkrankungen oder Stenosen, wie zum Beispiel Verschlüsse in den Beinen, können Stents oder Ballons mithilfe minimal-invasiver Techniken unter einer bildgebenden Kontrolle viel besser und präziser eingesetzt werden“, erklärt Prof. Dr. Vogl. Dank der Radiologie lassen sich viele Krankheiten genau diagnostizieren, sodass dann das beste therapeutische Verfahren ausgearbeitet und angewendet werden kann. Hierbei werden Untersuchungsmethoden wie konventionelles Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und Ultraschall eingesetzt. 

Deutschlands erster Angiografie-Roboter

Eine Besonderheit im Institut des Universitätsklinikums in Frankfurt ist Deutschlands erster Angiografie-Robotor, der Artis zeego, der zur Gefäßbildgebung eingesetzt wird. Es ist ein hochmoderner Spezialroboter zur Darstellung von Gefäß- und Tumorerkrankungen. „Die Robotertechnik ermöglicht es, die Interventionsinstrumente millimetergenau und somit schmerzfrei in den Blutgefäßen und Gefäßsystemen zu bewegen“, erläutert Prof. Dr. Vogl begeistert, der den Roboter mitentwickelt hat. Dieses Gerät bedeutet eine große Hoffnung für viele Krebspatienten, da der Roboter es vermag, auch die kleinsten Metastasen oder Tumore aufzuspüren. „Mithilfe eines kleinen Katheters können wir neu entdeckte Metastasen direkt mit einem Wirkstoff ‘beschießen‘. Diese Vorgehensweise reduziert die Risiken auf Minimalmaß und verhindert zusätzliche Verletzungen. 95% dieser Eingriffe, die in der Regel rund eine Stunde dauern, werden nur mit örtlicher Betäubung durchgeführt. Sie können tatsächlich eine Behandlung mit belastender Chemotherapie ersetzen. Wir können mithilfe des Roboters Tumore in einer Größe von bis zu fünf Zentimetern vernichten oder zumindest verkleinern, und die Behandlung kann beliebig oft durchgeführt werden“, erklärt Prof. Dr. Vogl die Vorgehensweise.


Angiografie

Die Angiografie ist eine radiologische Darstellung von Gefäßen, bei der zuvor Kontrastmittel in die Blutgefäße injiziert wird. Dadurch zeigt die entstandene Aufnahme der Körperregion den gefüllten Gefäßinnenraum. Der größte Vorteil der Angiografie ist, dass während der Untersuchung Eingriffe am Gefäß vorgenommen werden können.


Angiographie - Schädel
Spannender Einblick in die Gefäßstrukturen des menschlichen Schädels (Seitenansicht) – ermöglicht durch ein Angiographie-System und eine spezielle Computersoftware. © Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland und Siemens Healthineers.

Meine Patienten haben bei der Untersuchung und Behandlung mit dem Angiografie-Roboter die Gelegenheit, diese via Bildschirm selbst mitzuverfolgen. Wir haben sogar einen Monitor an die Decke montiert, um ein besseres Blickfeld zu schaffen“, sagt Prof. Dr. Vogl, der sich auf dem Gebiet der interventionellen Onkologie einen internationalen Ruf erworben hat, und betont: „Die meisten Patienten möchten gerne alles live mitverfolgen, und ich habe die Gelegenheit, ihnen während der Behandlung meine Vorgehensweise zu erklären. Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist dadurch gestärkt und transparent.“ 

Die Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Vogl haben weltweit zu Verfahrensoptimierungen und besseren Operationsmethoden geführt. Er beschäftigt sich zudem intensiv mit der Evaluation von Kontrastmitteln und arbeitet mit seinem Team von Fachärzten ständig an der Weiterentwicklung von Röntgenverfahren.

Besonderheit: Mikrowellenablation

Diese minimal-invasive Behandlungsmethode wird sowohl bei primären als auch bei sekundären – also bei wiederkehrenden – Tumoren in der Leber oder in der Lunge angewandt. „Durch die Mikrowellenablation wird der Tumor durch Hitze von innen zerstört. An unserem Institut wird eine spezielle Mikrowellensonde unter der Kontrolle eines Computertomografen in den Tumor eingebracht. Ein Generator, der an die Sonde angeschlossen ist, erzeugt elektromagnetische Schwingungen. Diese simulieren die Wasserstoffmoleküle in den Tumoren. Durch diese Reibung entsteht Hitze, die Tumore von innen heraus verkocht“, verdeutlicht Prof. Dr. Vogl diese faszinierende Behandlungsoption, die übrigens von Krankenkassen übernommen wird und bei Bedarf beliebig oft wiederholt werden kann. 

Im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Frankfurt werden immer die höchstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen für den Strahlenschutz angewandt. „Der größte Vorteil der Mikrowellenablation besteht darin, dass sehr viel mehr funktionales Gewebe erhalten werden kann als bei einer chirurgischen Therapie, wodurch sich wiederum die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert“, führt Prof. Dr. Vogl weiter aus. Eine solche Mikrowellenablation dauert gewöhnlicherweise dreißig bis sechzig Minuten, der Patient bleibt nach der Behandlung etwa drei bis vier Stunden Stunden auf einer Überwachungsstation. Zur Überprüfung, ob auch das gesamte Tumorgewebe zerstört wurde, wird dann eine regelmäßige Nachsorge mittels Computertomografie- und Magnetresonanztomografie-Untersuchungen durchgeführt. 

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Höchstes wissenschaftliches Niveau und Hoffnung für die Zukunft

Unter der Leitung von Professor Dr. Vogl arbeitet das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Frankfurt auf höchstem wissenschaftlichem Niveau. Qualitätssicherung und die erstklassige Ausstattung mit den modernsten benötigten Geräten werden hier großgeschrieben – und natürlich liegt dem Leiter das hochspezialisierte Team an Fachärzten am Herzen. „Die Anschaffungskosten vieler Geräte sind immens, aber ich finde, das sollte die Medizin sich leisten können, wenn es doch den Patienten hilft“, betont Prof. Dr. Vogl, der viel Wert auf den persönlichen Kontakt mit seinen Patienten und auch seinen Kollegen legt. 

Auf die Frage, was er sich künftig von der Forschung verspricht, zeigt er sich zuversichtlich. „Vor allem der Bereich der künstlichen Intelligenz wird immer wichtiger. KI kann unterstützend bei Forschung und Therapie eingesetzt werden. Mit dem Einsatz von KI könnten Tumore zum Beispiel innerhalb einer Datenbank miteinander verglichen werden“, erläutert Prof. Dr. Vogl abschließend – bevor wir uns herzlich für seine Zeit und das interessante Gespräch bedanken.

Besuchen Sie auch das Expertenprofil von Prof. Vogl – mit direkter und sicherer Kontaktmöglichkeit!

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