Professor Dr. med. Serena Preyer ist eine herausragende Expertin auf dem Gebiet der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO), der Kopf- und Halschirurgie sowie der plastischen Gesichtschirurgie. Seit ihrem Amtsantritt 2016 als Klinikdirektorin an den ViDia Christlichen Kliniken in Karlsruhe hat sie nicht nur ihre immense Erfahrung eingebracht, sondern auch die Hals-Nasen-Ohrenkliniken zweier renommierter Häuser – das Diakonissenkrankenhaus Rüppurr und die St.-Vincentius-Kliniken – in der Fächerstadt miteinander vereint.
Mit umfassendem Fachwissen in allen Bereichen der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie der Kopf- und Halschirurgie hat sich Prof. Dr. Preyer als international vernetzte Klinikdirektorin einen Namen gemacht. Ihre Expertise reicht von der Behandlung von Hörstörungen bis hin zur komplexen Chirurgie bei Kopf- und Halstumoren. Dabei setzt sie auf interdisziplinären Austausch, um ihren Patienten stets die bestmögliche Versorgung zu bieten.
Besonders zu erwähnen ist ihr Fokus auf Gehörkrankheiten jeglicher Art. Unter ihrer Leitung bietet der Ohrenschwerpunkt Karlsruhe ein breites Spektrum an Behandlungen für Ohrerkrankungen. Das interdisziplinäre Team umfasst erfahrene HNO-Ärzte, Radiologen, Audiometristinnen und weitere Fachkräfte, die sich auch um Hör-, Sprach- und Sprechstörungen bei Kindern kümmern. Prof. Dr. Preyer legt auch großen Wert auf Spitzenleistungen in der Pflege.
Das hochqualifizierte Pflegepersonal gewährleistet ein hohes Behandlungsniveau und zieht Patienten mit Hörproblemen aus der Region und deutschlandweit an. Bei komplexen Gehörproblemen setzt Prof. Dr. Preyer auf innovative Lösungen wie implantierbare Hörsystem oder Cochlea-Implantate, um ihren Patienten ein aktives soziales Leben zurückzugeben. Auch in der Behandlung von Fehlbildungen oder Tumoren des Ohres zeigt sie herausragende Expertise.
Neben ihrer Spezialisierung auf Gehörkrankheiten hat Prof. Dr. Preyer große Erfahrung in der Behandlung von Nasen- und Nebenhöhlenproblemen sowie in der Kopf- und Halschirurgie. Sie operiert erfolgreich bei verschiedenen Erkrankungen, von Schilddrüsenproblemen bis hin zu Tumoren im Kehlkopf- und Rachenbereich.
Einen hohen Stellenwert nimmt die plastische und funktionelle Rekonstruktion der Nase nach Unfällen oder der Entfernung von Tumoren ein. Das Kopf-Hals-Tumorzentrum des Onkologischen Zentrums der ViDia Kliniken wird von Prof. Dr. Preyer geleitet. Dies gewährleistet eine individualisierte Behandlung nach internationalen Standards und unterstützt Patienten auch über die eigentliche Therapie hinaus.
Prof. Dr. med. Serena Preyer hat nicht nur an namhaften Universitäten studiert und promoviert, sondern auch zahlreiche Forschungsaufenthalte im In- und Ausland absolviert. Diese umfassende Expertise und ihre beeindruckenden Fähigkeiten machen sie zu einer hoch angesehenen Fachärztin auf ihrem Gebiet.
Die Redaktion des Leading Medicine Guide wollte mehr zum Thema Mittelohrchirurgie erfahren und nutzte die Gelegenheit, um mit Frau Prof. Dr. Serena Preyer zu sprechen.
Die Mittelohrchirurgie ist von entscheidender Bedeutung, um verschiedene Hörprobleme zu behandeln, die durch Mittelohrerkrankungen wie Cholesteatome, Trommelfellperforationen oder otosklerotische Veränderungen verursacht werden. Durch innovative Techniken und minimal-invasive Eingriffe zielt die Mittelohrchirurgie darauf ab, das Hörvermögen zu erhalten oder wiederherzustellen und gleichzeitig Komplikationen zu minimieren.
Das Mittelohr kann von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein.
„Eine der häufigsten Erkrankungen des Mittelohrs ist sicherlich der Mittelohrerguss, also eine Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr. Hiervon sind Kinder oft betroffen, aber auch Erwachsene, die eine Infektion im Bereich der oberen Luftwege haben. Grundsätzlich kann man in diesen Fällen anfangs abwarten. Wenn die Erkrankung allerdings chronisch wird, dann sollte man, ein Belüftungsröhrchen ins Trommelfell einsetzen, damit sich der Erguss zurückbildet. Wenn Kinder häufig einen Erguss hatten, dann kann sich daraus eine chronische Mittelohrentzündung entwickeln, die auch ins Erwachsenenalter mitgenommen wird. Diese Menschen haben dann oft ein Loch im Trommelfell, sie können schwerhörig werden oder ein Cholesteatom, eine chronisch-eitrige Entzündung des Mittelohrs mit Knochendestruktion, entwickeln. In diesem Fall werden oft weiter gehende chirurgische Maßnahmen notwendig, bei denen zum Beispiel mit passiven Mittelohr Implantaten die Gehörknöchelchenkette wieder hergestellt wird oder aber das Trommelfell verschlossen oder das Choleasteatom entfernt werden muss“, schildert Frau Prof. Dr. Preyer zu Beginn unseres Gesprächs.
Mittelohrentzündungen (Otitis media): Dies sind meistens akute Infektionen des Mittelohrs, die durch Bakterien oder Viren verursacht werden. Chirurgische Maßnahmen sind im akuten Fall nicht der erste Behandlungsschritt. Wenn jedoch wiederkehrende oder chronische Mittelohrentzündungen auftreten, die nicht auf andere Behandlungen ansprechen, z.B. ein Cholesteatom, oder wenn eine akute Entzündung zu Komplikaionen führt, dann kann eine Operation notwendig sein.
Cholesteatom: Ein Cholesteatom ist eine Ansammlung von Keratinzellen im Mittelohr. Diese können den Knochen abbauen, was zu Hörverlust und Infektionen der Umgebung, z.B. der Hirnhaut, führen kann. Die chirurgische Entfernung ist erforderlich, um Komplikationen zu vermeiden und das Gehör zu erhalten.
Trommelfellperforation: Ein Loch im Trommelfell kann zu Hörverlust führen und Infektionen begünstigen. Kleine akute Perforationen heilen oft von alleine, aber größere oder wiederkehrende Perforationen machen eine Operation erforderlich, um das Trommelfell zu reparieren.
Otosklerose: Dies ist eine Erkrankung des Ohrknochens, Innenohr und Mittelohr, bei der sich die Gehörknöchelchen versteifen, was zu Hörverlust führt. In vielen Fällen ist eine Operation möglich, eine sogenannte Steigbügelplastik.
Otobasisfraktur: Wenn das Mittelohr bei einer Kopfverletzung beschädigt wird, kann mit einer Operation die Gehörknöchelchenkette wiederhergestellt und das Hörvermögen verbessert werden.
Die Notwendigkeit chirurgischer Maßnahmen hängt von der Schwere der Erkrankung, den damit verbundenen Symptomen und dem Ansprechen auf andere Behandlungen ab. Chirurgie wird in Betracht gezogen, wenn andere Behandlungen nicht erfolgreich sind oder wenn Komplikationen auftreten. Immer sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt die beste Behandlungsoption bestimmen.
Cholesteatome sind abnormale Wucherungen oder Zysten im Ohr, die meistens im Mittelohr, seltener im äußeren Gehörgang auftreten. Sie entstehen in der Regel infolge einer chronischen Entzündung oder einer Verletzung im Ohr.
Diese Wucherungen bestehen aus Hautschuppen oder Zellen, die sich im Mittelohr ansammeln und zu einer sackartigen Struktur auswachsen können. „Das Thema Cholesteatom ist tatsächlich schwierig, da Cholesteatome ein Zwitter aus Tumor und Entzündung sind. Normale Haut, die von der Schichtung so wie unsere Außenhaut aufgebaut ist, findet sich im Mittelohr wieder. Hier aber können Schuppen nicht abgestoßen werden, und es bildet sich in Folge eine tumorartige Wucherung. Es handelt sich aber im eigentlichen Sinn nicht um einen Tumor, sondern um eine destruktive Entzündung, die der Zerstörung eines Zahns bei Karies ähnelt. Das Gefährliche ist hierbei die Lage der Wucherung. Denn schließlich liegt das Ohr an der Schädelbasis, das heißt auf der anderen Seite ist dann das Gehirn. Durch die zerstörerische Kraft des Cholesteatoms können aber auch die Gehörknöchelchen kaputt gehen und der Betroffene wird schwerhörig. Durch einen Übergriff auf das Innenohr kommt es zu Schwindel und einer Ertaubung; auch ein Übergriff auf den Gesichtsnerven und eine Gesichtsnervenlähmung kann eintreten“, sagt Prof. Dr. Preyer zu Beginn unseres Gesprächs und ergänzt zu den Ursachen: „Zum einen kann die Bildung eines Cholesteatoms angeboren sein. Versprengte Haut befindet sich im Mittelohr und sitzt wie eine Hautkugel im Mittelohr. Zum anderen kann sich ein Cholesteatom aufgrund von Belüftungsproblemen im Ohr ausbilden. Durch diese ist das Trommelfell stark eingezogen und liegt wie eine Tapete auf der gegenüberliegenden Wand des Mittelohres, die wiederum eine recht buckelige Oberfläche hat. In dieser Oberfläche gibt es Nischen und Taschen, in denen sich dann auch wieder Haut findet, und Hautschuppen werden gefangen, sodass es zu einer lokalen Entzündung kommt und damit zu einer Zerstörung des Knochens. Eine weitere Ursache kann auch schwerer Unfall mit Schädel-Hirntrauma sein. Hierdurch kann es zur Verschiebung des Knochens im Gehörgang kommen wodurch Haut vom Gehörgang ins Mittelohr wachsen kann“.
Es ist wichtig, dass ein Cholesteatom frühzeitig erkannt und behandelt wird, da es unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen wie Infektionen, Hörverlust und Schäden an benachbarten Strukturen führen kann. „Wenn man den Vergleich zum gutartigen Akustikusneurinom (ein gutartiger Tumor am Gleichgewichtsnerven) zieht, ist dieses harmloser, weil es im Gegensatz zum Cholesteatom nicht zu Entzündungsreaktionen kommt. Durch eine Entzündung an der Schädelbasis kann es in Folge zum Beispiel auch zu einer Hirnhautentzündung oder einem Hirnabszess kommen“, betont Prof. Dr. Preyer, was die Auswirkungen eines Cholesteatoms betrifft und ergänzt noch Informationen zu den Symptomen der Patienten: „Ein angeborenes Cholesteatom verursacht beim Patienten keine Schmerzen. Der Patient verspürt eher eine beginnende Schwerhörigkeit oder aber erleidet eine Gesichtsnervenlähmung. Das „normale“ Cholesteatom macht sich durch schmerzloses Ohrenlaufen bemerkbar, das oft auch sehr übel riecht, und durch Schwerhörigkeit. Der Patient braucht bei diesen Symptomen dann in jedem Fall zunächst den Hals-Nasen-Ohren-Arzt, im besten Fall mit ohrchirurgischer Erfahrung, der mit dem Ohr-Mikroskop ins Ohr hineinschaut. Mit einem Otoskop könnte man das Cholesteatom auch mal übersehen. Glücklicherweise ist ein Cholesteatom recht selten – ca. 3 von 100.000 Kinder und 9 von 100.000 Erwachsene in der europäischen Bevölkerung sind betroffen“.
Trommelfellperforationen können durch eine Vielzahl von Ursachen entstehen.
Eine Trommelfellperforation, also ein Loch im Trommelfell, ist ein medizinischer Zustand, bei dem das Trommelfell teilweise oder vollständig fehlt. Diese Öffnung kann durch verschiedene Ursachen wie Infektionen, Trauma, Druckänderungen, oder kurzdauernde Exposition gegenüber sehr lauten Geräuschen verursacht werden. Die Auswirkungen einer Trommelfellperforation können von leichten Beschwerden wie Ohrenschmerzen und Ohrgeräuschen bis hin zu Hörverlust und wiederkehrenden Infektionen reichen. Die Diagnose und Behandlung von Trommelfellperforationen erfordern eine sorgfältige Bewertung durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt), um mögliche Komplikationen zu vermeiden und das Hörvermögen zu erhalten.
Das Trommelfell, auch bekannt als das Tympanum, ist eine dünne Membran zwischen dem Gehörgang und dem Mittelohr, die eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Schallwellen vom äußeren Ohr zum Mittelohr spielt. Eine Perforation oder ein Riss im Trommelfell kann aufgrund verschiedener Ursachen auftreten, hat Auswirkungen auf das Hörvermögen und kann Auslöser von wiederkehrenden Entzündungen des Mittelohres sein.
„Wenn man den Ohrchirurgen fragt, dann gibt es zwei große wichtige Formen der chronischen Mittelohrentzündung – zum einen das Cholesteatom, also die Knocheneiterung, und zweitens die chronische Schleimhautentzündung, die sich vor allem durch ein Loch im Trommelfell bemerkbar macht. Auch beim Loch im Trommelfell kann es sein, dass das Ohr läuft, wenn es akut entzündet ist, und aus dem Ohr läuft klares oder eitriges Sekret. Hier würde man dem Patienten empfehlen, das Loch chirurgisch verschließen zu lassen, damit das Ohr aufhört zu laufen und damit es langfristig gesehen nicht zu einer Schwerhörigkeit kommt. Denn wenn eine Trommelfellperforation nicht verschlossen wird, kann es passieren, dass sich daraus über einen Zeitraum von Jahren ein Cholesteatom bildet. Was den Rat zur Operation betrifft, so gilt, dass bei einem Cholesteatom eine absolute Indikation besteht. Die Operation zum Verschluss eines Lochs im Trommelfell ist eine `Kann-Operation´, die man empfiehlt, vor allem wenn der Patient noch jung ist. Bei Ohrerkrankten, die noch weitere Erkrankungen haben und bei denen eine Operation eine zu große körperliche Belastung darstellen würde, würde man von einem chirurgischen Eingriff eher absehen. Dann würde die Trommelfellperforation beobachtet und einmal im Jahr kontrolliert werden. Und sollte sich dann irgendwann herausstellen, dass doch Gefahr in Verzug ist, dann kann man immer noch operieren“, stellt Prof. Dr. Preyer dar.
- Frische Perforationen heilen manchmal von selbst. Der Arzt kann den Heilungsprozess überwachen. Das Ohr sollte vor Wasser oder Eindringen von Schmutz geschützt werden, um die Heilung zu unterstützen.
- Bei größeren oder bleibenden Perforationen kann eine Operation notwendig sein, um das Trommelfell zu reparieren. Bei der Tympanoplastik wird körpereigenes Gewebe des Patienten, zum Beispiel Muskelhaut oder Knorpel genutzt, um das Loch zu schließen und die normale Funktion des Trommelfells wiederherzustellen. Abhängig vom Befund wird der Eingriff ambulant oder stationär durchgeführt und erfordert eine spezialisierte Nachsorge.
- Bei kleineren, frischen Perforationen kann der Arzt eine Schiene auf das Loch legen, um das Trommelfell zu schließen und die Heilung zu fördern.
Was den Eingriff bei einer Trommelfellperforation betrifft, stellt Prof. Dr. Preyer fest: „In der Regel ist ein Eingriff am Ohr wegen eines Lochs im Trommelfell komplex, einfach deshalb, weil das Ohr kompliziert aufgebaut ist. Da gibt es viele wichtige Strukturen im Mittelohr: Das Gleichgewichtsorgan, die Gehörschnecke, den Gesichtsnerven, der quer durch das Ohr zieht, und dann den Geschmacksnerven. Also alles Strukturen, die man in gar keinem Fall schädigen möchte. Aus dem Grund müssen Ohrchirurgen ein langes Training durchlaufen. Üblicherweise werden diese Operationen unter dem Mikroskop operiert, vor allem wenn man viel Knochen abtragen muss. Das ist etwa bei der Operation wegen eines Cholesteatoms der Fall, und dann muss man, wie der Zahnarzt den kariösen Zahn, als Ohrchirurg das Ohr ausbohren bis es ganz sauber ist. Im zweiten Schritt wird das Ohr dann wieder aufgebaut, damit man dann wieder ein funktionierendes Ohr hat. Man nimmt also zunächst Knochen weg und baut das Ohr anschließend wieder auf“. Was die Operationsdauer betrifft ergänzt die Ohrspezialistin: „Die Dauer des Eingriffs gestaltet sich ganz unterschiedlich. Manchmal braucht man eine halbe Stunde, in anderen extremen Fällen, wenn es beispielsweise ein ausgedehntes Cholesteatom ist, dann kann die Operation auch mal sechs Stunden dauern, wenn das Cholesteatom etwa bereits Richtung Gehirn gewachsen ist“.
Es gibt zwei Formen der Schwerhörigkeit: die Innenohrschwerhörigkeit und die Mittelohrschwerhörigkeit.
Die „Innenohrschwerhörigkeit“ tritt auf, wenn das Innenohr oder der Hörnerv geschädigt ist. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter genetische Veranlagung, Alterung, Lärmbelastung, bestimmte Medikamente, Infektionen oder Krankheiten wie Menière-Krankheit (eine chronische Erkrankung des Innenohrs). Symptome einer Innenohrschwerhörigkeit können Hörverlust, Schwierigkeiten beim Hören bestimmter Frequenzen, Tinnitus und Probleme beim Verstehen von Sprache in lauten Umgebungen umfassen. Die Mittelohrschwerhörigkeit hingegen tritt auf, wenn es Probleme mit der Schallübertragung vom äußeren zum inneren Ohr gibt, typischerweise aufgrund einer Blockade oder eines Problems mit den Mittelohrstrukturen wie dem Trommelfell oder den Gehörknöchelchen.
„Bei der chronischen Mittelohrentzündung können immer wiederkehrende Entzündungen die Gehörknöchelchen zerstören, es können aber auch Giftstoffe, die von den Bakterien gebildet werden, zu einer Innenohrschwerhörigkeit führen. Menschen, die über viele Jahre eine chronische Mittelohrentzündung haben, haben daher in aller Regel eine kombinierte Schwerhörigkeit. Den Schaden, der die Gehörknöchelchen betrifft, kann man durch Implantate aus Titan recht gut ausgleichen. Und wenn das Trommelfell dann schwingt, dann kann über die Implantate die Schwingung auf das Innenohr übertragen werden. Die Innenohrschwerhörigkeit kann man hingegen nicht mit einem passiven Implantat ausgleichen, da das Innenohr selbst auch ein aktiver Verstärker ist, der Energie verbraucht“, schildert Prof. Dr. Preyer.
Ein Cochlea-Implantat wird oft zur Behandlung von hochgradigem bis hin zu vollständigem Hörverlust eingesetzt, der durch verschiedene Erkrankungen oder Zustände verursacht werden kann.
„Wenn man eine Innenohrschwerhörigkeit ausgleichen möchte, muss man Energie in das System reinbringen, was in Form eines konventionellen Hörgeräts, eines aktiven Mittelohrimplantats oder in Form eines Cochlea-Implantats erfolgt. Cochlea-Implantate gibt es bereits seit ca. 50 Jahren. Früher wurden diese Implantate ausschließlich bei vollständig ertaubten Menschen eingesetzt. In der Zwischenzeit hat die digitale Revolution auch der Entwicklung der Cochlea-Implantate geholfen, die sich in den letzten Dekaden technisch enorm verbessert haben. Dadurch wird die Indikation für ein Cochlea-Implantat heute viel früher gestellt, zum Beispiel auch bei einer einseitigen Taubheit. Wenn beide Ohren betroffen sind und das Verstehen von Sprache mittels einer optimalen Hörgeräteversorgung zu 60% nicht mehr gegeben ist, dann wird heute die Implantation eines Cochlea-Implantats empfohlen“, so Prof. Dr. Preyer zum Einsatz eines Cochlea-Implantats.
Ein Cochlea-Implantat ist eine hochentwickelte medizinische Vorrichtung, die Menschen mit schwerem bis profundem Hörverlust oder Taubheit dabei hilft, wieder besser zu hören. Im Gegensatz zu Hörgeräten, die Schall lediglich verstärken, arbeitet ein Cochlea-Implantat auf eine ganz andere Weise. Das Gerät wandelt Schallsignale direkt in elektrische Signale um, die den Hörnerven reizen und dann vom Gehirn interpretiert werden können. Es besteht aus zwei Hauptkomponenten: einer externen und einer internen. Die externe Komponente umfasst ein Mikrofon, einen Sprachprozessor und eine Sendespule. Das Mikrofon fängt Schallsignale aus der Umgebung ein und leitet sie an den Sprachprozessor weiter. Dort werden die Schallsignale in digitale Signale umgewandelt und über die Sendespule an die interne Komponente des Cochlea-Implantats gesendet. Die interne Komponente wird chirurgisch implantiert und besteht aus einer Empfängerspule, einem Stimulator und einer Elektrode. Der Empfänger empfängt die digitalen Signale von der äußeren Sendespule und leitet sie an den Stimulator weiter. Dieser sendet elektrische Impulse an die Elektroden, die entlang der Länge der Cochlea platziert sind. Diese Elektroden stimulieren die Hörnervenfasern im Innenohr, was vom Gehirn als Schall wahrgenommen wird. Auf diese Weise ermöglicht das Cochlea-Implantat den Trägern, wieder zu hören, indem es die natürliche Funktion des Innenohrs nachahmt und Schallsignale in elektrische Impulse umwandelt, die vom Gehirn interpretiert werden können.
Für einige Patienten kann es ein seltsamer Gedanke sein, dass ein Hörgerät im Schädel verankert wird, damit die Empfängerspule des Cochlea-Implantats befestigt werden kann. „Patienten reagieren ganz unterschiedlich auf das Angebot. Viele sind einfach nur glücklich, dass sie wieder etwas hören können. Allerdings muss erwähnt werden, dass wir ja normalerweise mechanisch hören, was mit diesem Implantat nicht der Fall ist – hier hört der Mensch elektrisch, da die mechanische Schwingung eben in ein elektrisches Signal umgewandelt wird. Das Hören ist also ganz anders. Der Höreindruck ist elektrisch. Patienten beschreibe den Höreindruck am Anfang, dass es sich ein bisschen so wie Mickey Mouse anhört, also wie eine Comic-Stimme, weil es nicht so viele Obertöne gibt“, beschreibt Prof. Dr. Preyer, erläutert aber noch kommende Optimierungsansätze: „Es wird von den Herstellern intensiv an Verbesserungen gearbeitet, und es hat sich unglaublich viel getan in den letzten Jahren, dass der Mensch mit einem Cochlea-Implantat nicht nur sein Sprachverstehen zurückerlangt, sondern auch Musik wieder hören und genießen kann“.
Nach dem Einsetzen eines Cochlea-Implantats bedarf es einer gewissen Einheilungs- und Eingewöhnungszeit. „Da es sich um einen chirurgischen Eingriff handelt, muss die Stelle, an der das Implantat platziert wurde, erst einmal verheilen. Nach 1-6 Wochen kann dann die Erstanpassung erfolgen, d.h. der Patient geht in das Zentrum zurück in dem die Implantation stattgefunden hat, und die ersten Einstellungen werden vorgenommen. Hier wird das Maß an Strom eingestellt, der gegeben wird (die richtige Amplitude wird gewählt, da nicht zu viel und nicht zu wenig Strom gegeben werden darf). Schließlich lernt dann das Gehirn des Patienten, mit diesen Signalen umzugehen, was ein längerer Prozess ist. Das Gerät wird in bestimmten Abständen immer wieder nachjustiert, da es an die neue Situation angepasst werden muss, was Aufgabe der Audiologen ist. Der Träger des Implantats lernt immer besser zu hören. Dieser Prozess zieht sich über einen Zeitraum von 1-2 Jahren hin, bis sich ein stabiles Hörvermögen einstellt. Es erfolgt dann mindestens einmal im Jahr lebenslang eine Kontrolle“, beschreibt Prof. Dr. Preyer die Zeit nach dem Einsetzen eines Cochlea-Implantats.
In der Mittelohrchirurgie gibt es fortlaufende Forschungsbemühungen und Entwicklungen, die darauf abzielen, die postoperative Genesungsdauer zu verkürzen und die Behandlungsergebnisse zu verbessern.
Auf die Frage was sich gerade so tut in der Mittelohrchirurgie und was für Wünsche und Träume sie als Ohroperateurin hat, antwortet Frau Prof. Preyer:
„Man arbeitet daran, Eingriffe am Ohr immer mehr minimal-invasiv durchzuführen. Minimal-invasive Eingriffe am Mittelohr können bereits heute durch den Gehörgang stattfinden. Wir waren hier in der Klinik in Karlsruhe eine der ersten Kliniken in Deutschland, die endoskopische Ohrchirurgie durchgeführt haben. Diese Technik wird sich in der nächsten Zeit sicherlich noch weiter verbessern und verbreiten, und man wird immer seltener hinter dem Ohr schneiden müssen. Der positive Nebeneffekt für die Betroffenen ist, dass sie auch weniger postoperative Schmerzen haben, da es geringere Weichteilschäden gibt. Um die Rezidivrate nach einer Cholesteatomoperation zu senken, wäre es wünschenswert, wenn man zusätzlich zum chirurgischen Vorgehen chemisch vorgehen könnte. Dies ist teilweise heute schon umsetzbar und mittels Substanzen lässt sich ein Cholesteatom besser herauslösen. Die Methode ist aber noch nicht ausgereift. Und bei den Cochlea-Implantaten wäre es schön, wenn die Patienten eine noch bessere Hörqualität für Sprache, aber eben auch für Musik erhalten könnten, auch in lauter Umgebung. Ein absoluter Traum wäre es natürlich, wenn man Medikamente ins Mittelohr geben könnte, die dann ins Innenohr wandern, um dort kaputte Areale zu reparieren. Das wäre ein Riesensprung in unserem Fachgebiet“, fokussiert Prof. Dr. Preyer, und damit beenden wir hoffnungsvoll unser Gespräch.
Vielen herzlichen Dank, sehr geehrte Frau Professor Dr. Preyer, für dieses so aufschlussreiche Gespräch rund um die komplexe Ohrchirurgie!