Chronisch-venöse Insuffizienz - Spezialist finden und Informationen

26.12.2023
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) - auch chronische Veneninsuffizienz oder Venenschwäche genannt - ist eine Venenerkrankung, bei der die Unterschenkel des Patienten unzureichend durchblutet sind. Dies führt zu krankhaften Veränderungen an den Blutgefäßen, dem Bindegewebe und der Hautoberfläche. Von der chronisch-venösen Insuffizienz betroffen sind überwiegend Frauen.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Chronisch-venöse Insuffizienz.

ICD-Codes für diese Krankheit: I87.2

Artikelübersicht

Was ist eine chronisch-venöse Insuffizienz?

Die chronisch venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Erkrankung der Beinvenen, bei der die Unterschenkel des Patienten unzureichend durchblutet ist. Der Grund ist meist eine Stauung des Bluttransportes, die zu einer zunehmenden Schwellung des Gewebes führt. Meist sind die tiefen Venen betroffen, teilweise aber auch die oberflächlichen. Die Venen erweitern sich, die darin befindlichen Venenklappen sind undicht und das sauerstoffarme Blut kann nicht mehr richtig abfließen.

Dadurch kommt es zu krankhaften Veränderungen am Bindegewebe und der Hautoberfläche.

Diese äußern sich durch:

  • Sichtbare oberflächliche Venen
  • Hautverfärbungen und -verdickungen
  • Nicht heilende Wunden
  • Erheblichen Wassereinlagerungen (Ödemen)
Wassereinlagerung in den BeinenEin Ödem entsteht, wenn sich Lymphflüssigkeit staut und nicht mehr richtig abfließen kann @ toa555 / Adobestock

Die auch als chronische Veneninsuffizienz oder Venenschwäche bezeichnete Erkrankung betrifft überwiegend Frauen. Sie ist zwar nicht lebensbedrohlich, Sie sollten sie aber dennoch nicht verharmlosen. Denn das betroffene Bein müssen Sie längerfristig versorgen lassen.

Wie entsteht eine chronisch-venöse Insuffizienz?

Hauptursache einer chronisch-venösen Insuffizienz sind defekte Venenklappen. Sie können ihre Funktion nicht mehr oder nur noch unzureichend erfüllen. Wenn sie nicht mehr richtig schließen, fließt das venöse Blut statt zum Herzen zurück in die Unterschenkel. Dort kommt es dann zu Stauungen.

Nachfolgend entsteht ein zu hoher Blutdruck in den oberflächlichen Venen: Statt der normalerweise üblichen 20-30 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) beträgt er 60-90 mmHg. Durch diesen krankhaft erhöhten Venendruck kommt es meist zu einer Venen-Thrombose. Patienten neigen ebenfalls aufgrund der erblichen Neigung zu Krampfadern.

Eine Venenthrombose führt zu einem erhöhten Druck in den tiefen Beinvenen. Dieser schädigt so die Venenklappen und die Wände der Blutgefäße. Das aufgestaute Blut weitet die Blutgefäße übermäßig und bewirkt so die Bildung von Besenreisern. Zur Entstehung von Krampfadern kommt es, wenn größere Gefäße geschädigt sind.

Weshalb entstehen Hautschäden bei der chronisch-venösen Insuffizienz?

Die Blutgefäße werden durchlässig, daher treten Blutzellen und Flüssigkeit in das benachbarte Gewebe aus. Es kommt zu chronischen Entzündungen mit verhärtetem Bindegewebe und verdickten Unterhaut-Zellen. Die Haut erhält nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe, da der Stoffwechsel zwischen Hautoberfläche und Arterien gestört ist.

Die Folge sind Hautschädigungen durch Infektionen und allergische Reaktionen. Die obere Hautschicht verhärtet sich und bildet schon bei geringen Verletzungen Ekzeme (Ausschläge). Behandelt man sie nicht rechtzeitig, kann sich daraus ein offenes Bein (Ulcus cruris) entwickeln. Es entsteht bevorzugt im Bereich des Innenknöchels über Krampfadern oder über geschädigten Venenklappen.

Da der Patient bei einem offenen Bein starke Schmerzen hat, nimmt er eine Schonhaltung ein und bewegt sich seltener. Dadurch kommt es oft zu einer Versteifung des oberen Sprunggelenks.

Welche Risikofaktoren für die Entstehung einer chronischen Veneninsuffizienz gibt es?

Ein erhöhtes Risiko für eine chronisch-venöse Insuffizienz haben Patienten mit:

  • Stehender oder sitzender Berufstätigkeit
  • Venen-Thrombose
  • Venenentzündungen
  • Krampfadern oder einer genetisch bedingten Neigung zu Krampfadern
  • Adipositas (Fettleibigkeit)
  • Angeborenen Venenklappen-Schäden

Mit welchen Symptomen zeigt sich die chronische Veneninsuffizienz?

Experten unterteilen die chronisch-venöse Insuffizienz in drei Schweregrade:

  1. Grad I: Blaue Besenreiser an den Fußrändern, sich zurückbildende Ödeme (Gewebeschwellungen).
  2. Grad II: Dauerhafte Ödeme. An den Knöcheln treten gelbliche bis rotbraune Flecken auf.
  3. Grad III: Bildung eines offenen Beins. Der untere Bereich des Unterschenkels ist so verhärtet, dass man die Haut nicht mehr hochziehen kann.

Weitere Symptome der chronisch-venösen Insuffizienz sind:

  • Starke Schmerzen und intensive Spannungsgefühle
  • Nässende schuppige rötliche Ekzeme (Stauungsekzeme), die stark jucken und brennen
  • Verlangsamte Wundheilung

Patienten, die eines oder mehrere der genannten Symptome bei sich feststellen, sollten sich in fachärztliche Behandlung begeben. Dafür zuständig sind der Facharzt für Gefäßchirurgie oder ein Phlebologe (Spezialist für Venenerkrankungen).

Die Diagnose einer chronisch-venöse Insuffizienz

Die chronisch-venöse Insuffizienz lässt sich schon mit bloßem Auge gut erkennen. Weitere Informationen erhält der untersuchende Mediziner bei der Duplex-Sonographie (Dopplersonographie). Die Dopplersonographie ist ein spezielles Ultraschall-Gerät, das Informationen über die Druckverhältnisse in den Blutgefäßen gibt. Ebenfalls sichtbar werden Veränderungen an den Gefäßwänden und im umliegenden Gewebe.

Die Behandlungsmöglichkeiten einer chronisch-venösen Insuffizienz

Zur Unterstützung der Veneninsuffizienz-Behandlung empfiehlt sich tägliche körperliche Bewegung und das nächtliche Hochlagern der Beine im Bett. Dazu reicht es schon aus, täglich 30 Minuten lang in bequemen Schuhen spazieren zu gehen. Das gilt auch für CVI-Patienten mit offenen Beinen.

Leichtere Fälle von CVI lassen sich gut mit einer symptomatischen Therapie verbessern. Dem Betroffenen hilft es oft schon, mehrmals täglich die Beine für jeweils eine halbe Stunde hochzulagern. Das verbessert die Gewebedurchblutung und bestehende Schwellungen (Ödeme) bilden sich zurück.

Wenn dies nicht ausreicht, ist der nächste Schritt die Kompressionstherapie. Diese beinhaltet regelmäßig durchgeführte manuelle Lymphdrainagen oder Kompressionsstrümpfe. Der Physiotherapeut fördert mit manuellen Griffen den Abfluss der im Gewebe gestauten Lymphe. Diese können die Nieren dann ausscheiden.

Die Kompressionsstrümpfe liegen so fest an, dass sie die Venen leicht zusammenpressen. Das führt zur Verringerung der Ödeme und unterstützt den Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen. Die Funktionsfähigkeit der Venenklappen verbessert sich. Der Patient hat nicht mehr das Gefühl, an „schweren Beinen“ zu leiden. 

KompressionsstrümpfeMedizinische Kompressionsbekleidung sind Strümpfe, Strumpfhosen oder Armlinge @ tibanna79 /AdobeStock

Personen mit stark geschädigten Venenklappen müssen die Kompressionsstrümpfe ihr Leben lang tragen, da das offene Bein sonst wieder auftritt.

Welche medikamentösen Verfahren gibt es?

Zur medikamentösen CVI-Behandlung setzen Ärzte schmerzlindernde und entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen ein. Diese Medikamente beseitigen zwar nicht die Ursache, lindern aber die Symptome.

Wundverbände mit Rosskastanien-Extrakt-Salbe können ebenfalls zur Linderung der chronisch-venösen Insuffizienz beitragen. Nässende Stauungsekzeme behandelt man mit Kompressen mit Eichenrinden-Extrakt aus der Apotheke.

Offene Beine lassen sich mit antiseptischen Wundsalben auf Jodbasis und Polyurethan-Wundverbänden gut behandeln. 

Welche operativen Verfahren gibt es?

Bei Patienten mit starker Krampfader-Bildung kann eine Krampfader-Verödung oder die vollständige Entfernung der stark hervortretenden Blutgefäße helfen. Das geschieht meist in Form einer Venenoperation. Dadurch normalisiert sich der venöse Blutfluss ebenfalls.

Leidet der Betroffene an schlecht heilenden Geschwüren, tragen Ärzte die geschädigte Hautpartie operativ ab (Shave-Verfahren). Anschließend nähen sie ein Spalthauttransplantat auf.

Für das Spalthauttransplantat verwenden Mediziner ein 0,3 mm dickes Stück Haut aus dem Oberschenkel des Patienten. Ein spezielles Gerät kann es dann zu einem Netz spannen. So kommt es zu einer schnelleren Abheilung der Wunde.

Eingeschnürte Arterien und Beinmuskeln sowie verhärtete Gewebezellen befreien Ärzte mithilfe der Faszien-(Bindegewebe)-Chirurgie. Ziel ist es, die betroffene Hautregion wieder besser zu durchbluten und sie mit den dringend benötigten Nährstoffen zu versorgen.

Kann man eine CVI vorbeugen?

Damit es gar nicht erst zu einer chronischen Veneninsuffizienz kommt, sollte man sich so oft wie möglich körperlich betätigen. 

Gut geeignet sind:

  • Schwimmen
  • Walking
  • Radfahren
  • Fußgymnastische Übungen 

Außerdem empfiehlt es sich, vorhandenes Übergewicht zu reduzieren oder zu vermeiden, indem man sich gesund und abwechslungsreich ernährt.

Bei Krampfaderleiden mit zunehmender Beinschwellung empfiehlt es sich, die erkrankten Venen durch eine Operation entfernen oder veröden zu lassen.

Patienten mit einer Thrombose sollten für die Dauer von 3 bis 6 Monaten (oder länger) Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen. Des Weiteren sollten sie 1 bis 2 Jahre lang Kompressionsstrümpfe tragen. Darüber hinaus sollten Sie auch nach Ablauf dieser Zeit in Belastungssituationen wie lange Flugreisen Kompressionsstrümpfe tragen und Thrombosespritzen nutzen.

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