Myalgie (Muskelschmerzen): Informationen & Spezialisten finden

24.01.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Ein Muskelkater nach großer körperlicher Anstrengung ist nichts Neues. Diese lästige Erscheinung verschwindet aber relativ schnell wieder. Bei einer Myalgie halten die Muskelschmerzen ungewöhnlich lange an und treten in einer stärkeren Intensität auf. Muskelschmerzen dieser Art können verschiedene Ursachen haben - doch wann steckt womöglich eine ernstere Erkrankung dahinter und sollte dann ärztlich untersucht werden?

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Myalgie-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: M79.1

Empfohlene Myalgie-Spezialisten

Artikelübersicht

Was ist eine Myalgie?

Der Begriff Myalgie ist ein medizinischer Überbegriff für Muskelschmerzen. Er kommt aus dem Griechischen und wird für sämtliche Schmerzen sowie schmerzhafte Zustände die Muskulatur betreffend verwendet. Muskelschmerzen können bei einer Vielzahl von Erkrankungen und durch unterschiedlichste Ursachen auftreten.

Einen Überblick über die Muskulatur des menschlichen Körpers bietet das folgende Video:

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Myalgien sind im Erkrankungskatalog der WHO unter dem ICD-Code M79.1 eingetragen.

Was sind mögliche Ursachen einer Myalgie?

Grob kann man unterscheiden in muskuläre (im betroffenen Muskel selbst liegende) und systemische (Erkrankung des gesamten Körpers) Ursachen.

Muskuläre Ursachen einer Myalgie

  1. Folge von Überanstrengungen: Ein Muskelkater oder Verspannungen können die einfachste Erklärung für eine Myalgie sein. Überlastungen in Sport oder Beruf gehen den Schmerzen dann direkt voraus. Auch Fehlhaltungen und Bewegungsmangel lassen die Muskeln verspannen. Hieraus resultieren starke Verhärtungen des Muskels, die oft als Muskelhartspann bezeichnet werden. Da sie typischerweise auf Druck schmerzen, nennen Mediziner sie auch Triggerpunkte
  2. Verletzungen am Bewegungsapparat: Diese sind meist traumatisch (durch Unfälle) bedingt und betreffen sowohl Knochen (Skelett), als auch Muskeln
  3. Entzündungen
  4. Autoimmunerkrankungen (u.a. Rheuma oder Multiple Sklerose)

Systemische Ursachen einer Myalgie

  1. Infektionskrankheiten (z.B. Erkältungskrankheiten)
  2. Stoffwechselerkrankungen (z.B. die „Zuckerkrankheit“ = Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenerkrankung)
  3. Krebserkrankungen (Tumore)
  4. Nervenerkrankungen (z.B. Engstellen im Bereich der Wirbelsäule, auch Spinalkanalstenose genannt, die zu Einengungen des Rückenmarks und ausstrahlenden Schmerzen führen können)
  5. Gefäßerkrankungen (z.B. die periphere arterielle Verschlusskrankheit, im Volksmund auch als „Schaufensterkrankheit“ bekannt, kann aufgrund von Gefäßengstellen zu einer Verschlechterung der Blutversorgung der Muskulatur führen und Muskelschmerzen bei Belastung verursachen)

Muskulatur Muskeln
Der Mensch besitzt rund 650 Muskeln. Bei Myalgie kann es in jedem Muskel zu Schmerzen kommen. © adimas / Fotolia

Können auch Ernährungsstörungen Ursache für Muskelschmerzen sein?

Auch eine Mangel- oder Fehlernährung kann Ursache für Muskelschmerzen sein. Insbesondere Mineralstoffe und Vitamine sowie Proteine sind wichtig für eine gesunde Muskulatur. Besonders wenn Magnesium oder Vitamin D im Körper fehlen, können die Muskeln schmerzen. Häufig kommen dann auch Muskelkrämpfe und ein Gefühl der Kraftlosigkeit dazu.

Eine ausgewogene Ernährung und die gezielte Ergänzung von fehlenden Vitaminen und Mineralien können ein erster Behandlungsschritt sein. Auch eine eiweißreiche Ernährung kann helfen, Muskelschmerzen und -krämpfe zu behandeln bzw. erst garnicht entstehen zu lassen. Vorallem Vegetarier sind hier anfällig und sollten auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Allerdings spricht dies nicht gegen eine vegetarische oder vegane Ernährungsform, da es reichlich pflanzliche Eiweißlieferanten (z.B. Hülsenfrüchte, Nüsse, etc) gibt.

Vitamin D Mangel vorbeugen
Vitamin D-Mangel kann die Entwicklung einer Myalgie begünstigen © bit24 / Fotolia

Was sind typische Symptome einer Myalgie?

Im Vordergrund der Symptome stehen die Muskelschmerzen, welche sich unterschiedlich manifestieren und sehr vielfältig sein können. Das betrifft sowohl den Ort der Schmerzen, aber auch die Art und Dauer der Schmerzen. Mediziner unterscheiden daher in Abhängigkeit vom Ort in

  • lokal begrenzte Muskelschmerzen, die nur an einer bestimmten Körperstelle auftreten, und
  • diffuse Myalgien, die uneinheitlich, also im ganzen Körper, vorkommen können

Myalgien können in unterschiedlichen Schmerzformen auftreten. Häufig sind es muskelkaterähnliche Schmerzen.

Viele Menschen erleben die Schmerzen in den Muskeln jedoch auch als

  • stechend
  • elektrisierend oder
  • brennend.

Das Spektrum der verschiedenen Schmerzgefühle reicht von einem unangenehmen Begleitschmerz bis hin zu unerträglichen Schmerzen. Letztere lassen sich auch nicht mit herkömmlichen Schmerztabletten lindern.

Die Muskelschmerzen können

  • nur bei Belastung auftreten oder
  • ständig spürbar sein, auch in Ruhe.

Welche zusätzlichen Beschwerden sind typisch für eine Myalgie?

Gelegentlich kommen bei einer Myalgie diese Symptome hinzu:

  • Krämpfe
  • Müdigkeit
  • Schwindel 
  • Gangunsicherheit
  • Lähmungen
  • Schwäche und Muskelschwund

Diese zusätzlichen Probleme und Beschwerden sprechen allerdings für eine systemische Ursache der Muskelschmerzen, nicht für eine vom Muskel ausgehende Erkrankung.

Wie wird eine Myalgie diagnostiziert?

Wie oben ausführlich erläutert, können Muskelschmerzen sehr viele Ursachen haben. Daher ist eine gründliche und umfassende Diagnose sehr wichtig, besonders dann, wenn die Myalgie heftig oder langandauernd auftritt.

Folgende Untersuchungen gehören zu Diagnostik der Myalgie:

  1. Erhebung der Krankengeschichte (Anamneseerhebung)
  2. Körperliche Untersuchung
  3. Blutuntersuchungen (Labordiagnostik)
  4. Ultraschall (Sonographie)
  5. Röntgenuntersuchung (bei Verdacht bzw. zum Ausschluss knöcherner Verletzungen)
  6. weiterführende Diagnostik (Kernspin- oder Computertomographie, Angiographie, etc.)
  7. Entnahme von Gewebeproben (Muskelbiopsie)

Warum ist die Krankengeschichte (Anamnese) so wichtig?

Die wichtigste ärztliche Aufgabe zu Beginn und im Rahmen der Diagnosefindung ist die Erhebung der Anamnese, was unter Medizinern auch als die Krankengeschichte des Patienten bezeichnet wird. Hier können schon konkrete Ereignisse und Vorerkrankungen auf die Art der Muskelerkrankung hinweisen.

Zum Beispiel sind ein jahrelanger Tabakkonsum, mehrere Herzinfarkte oder ein Schlaganfall bereits verdächtig für eine Schädigung der Blutgefäße und sollten an eine „Schaufensterkrankheit“ denken lassen. Störungen des Immunsystems in der eigenen Vorgeschichte oder bei Familienangehörigen können Hinweise für eine rheumatische Erkrankung geben.

Die Einnahme kortisonhaltiger Medikamente zur Behandlung von Rheuma kann ebenfalls Muskelschmerzen verursachen bzw. auf die immunologische Grunderkrankung hinweisen. Daher empfiehlt es sich einen aktuellen Medikamentenplan mit zur Untersuchung zu bringen.

Was passiert bei der körperlichen Untersuchung?

Nach der ausführlichen Anamneseerhebung folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Hierbei wird auch die äußere Form des Skelettsystems betrachtet, bevor das Abtasten der Muskulatur folgt. Zudem sind die Beschaffenheit und Farbe der Haut wichtig und oft wegweisend. So können Blutergüsse für Unfälle, Gewalteinwirkung, aber auch Gerinnungsstörungen sprechen.

Bei der dann folgenden Untersuchung der Muskulatur empfiehlt es sich, fernab des Schmerzmaximums zu beginnen und sich langsam vorzuarbeiten. Insbesondere die Triggerpunkte sollten zunächst ausgespart werden. Die meisten Patienten können zu Beginn der Untersuchung bereits mitteilen, wo ihr Hauptschmerzpunkt (= Triggerpunkt) liegt und haben vielfach Angst, dass die Untersuchung dort beginnt. Sagen Sie deshalb dem Arzt, wo es besonders weh tut und bitten darum, möglich hier nicht zu beginnen.

Auch diffuse Schmerzen, die nicht an einer einzelnen Stelle auftreten, sollte Sie mitteilen. Diese können ein wichtiger Hinweis für eine systemische Erkrankung als Ursache der Muskelschmerzen sein.

Weshalb ist die Blutuntersuchung wichtig?

Für die weiterführende Diagnose ist ein Blutbild angezeigt. Insbesondere eine Erhöhung der Zahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ist in diesem Zusammenhang wichtig und wegweisend. Auch auf eventuell erniedrigte Werte des roten Blutfarbstoffen bzw. der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sollte bei der Auswertung geachtet werden. Ein Abfall des roten Blutfarbstoffes (Anämie) kann für eine Einblutung in die Muskulatur sprechen, aber auch für andere Erkrankungen, z.B. eine Knochenmarksschädigung oder Tumorerkrankung.

Bei Verdacht auf vorliegende Stoffwechsel- oder Grunderkrankungen werden weitere Laborparameter geprüft, etwa

  • Blutzuckerwerte
  • Schilddrüsenwerte
  • Nierenwerte
  • Leberwerte
  • Gerinnungswerte
  • eine Untersuchung auf Bakterien, Viren oder Parasiten oder
  • immunologische Faktoren.

Ist eine Gewebeprobe immer notwendig?

Bei der Muskelgewebeprobe (Biopsie) handelt es sich um eine sogenannte invasive Diagnostik, bei der in die „Unversehrtheit“ des Körpers eingegriffen wird. Daher ist diese Untersuchung nur in solchen Fällen indiziert und gerechtfertigt, in denen durch nicht-invasive Maßnahmen keine eindeutige Diagnose gestellt werden kann. In der Mehrzahl der Fälle ist eine Biopsie allerdings nicht notwendig und die Diagnosestellung anhand der körperlichen Untersuchung und Bildgebung möglich.

Wie sieht die Behandlung von Muskelschmerzen aus?

Wenn die Muskelschmerzen durch einen Muskelkater entstanden sind, genügen meistens

  • eine kurze Regenerationspause
  • leichtes Ausdauertraining oder
  • die Reduzierung der Intensität des Trainings.

Auch das Auftragen schmerzstillender, durchblutungsfördernder und kühlender Salben (z.B. mit Kräuterextrakten und Kampfer) kann wohltuend sein.

Wenn Ruhe, Kühlung und Salbenanwendung nicht ausreichen, kann als nächstes die Anwendung von Massagen ein weiterer Baustein in der Therapie von Muskelschmerzen sein. Bei Triggerpunkten werden auf Druck die Schmerzen über das verkürzte Muskelbündel weitergeleitet. Durch gezielte Massage können diese Triggerpunkte aufgelöst werden. 

Das Video zeigt dieses Prinzip: 

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Wann sollten Muskelschmerzen ärztlich behandelt werden?

Sie sollten sich medizinisch behandeln lassen, wenn die Muskelschmerzen

  • plötzlich (akut) und ohne Unfallereignis auftreten
  • über mehrere Wochen bestehen bleiben
  • sich ungewohnt oder sehr stark anfühlen und
  • weitere Beschwerden hinzukommen (Übelkeit, Abgeschlagenheit, Fieber)

Schwere Verletzungen, wie z.B. ein Muskelfaserriss, sollten gezielt behandelt werden. Meist ist auch hier eine Ruhigstellung, nur selten eine operative Versorgung, notwendig. Dennoch ist es wichtig, Begleiterkrankungen (vor allem Knochenbrüche) durch eine gezielte Diagnostik auszuschließen.

Die medizinische Behandlung von Muskelschmerzen richtet sich nach den jeweiligen Ursachen. Deshalb ist es wichtig, die Auslöser für schmerzende Muskeln zu erkennen.

  • Haltungsschäden erfordern meist muskelentspannende Arzneimittel (Muskelrelaxantien) und eine Krankengymnastik (Physiotherapie). Damit lassen sich die betroffenen Körperpartien lockern, mobilisieren und kräftigen.
  • Bei Autoimmunerkrankungen werden häufig Medikamentewie Kortison oder nicht-steroidale Antirheumatika (Schmerzmittel, z.B. bekannt als Voltaren®) verschrieben.
  • Infektionen bekämpfen Mediziner meist mit Antibiotika 

Ein gesunder Lebensstil kann außerdem dabei helfen, chronischen Erkrankungen vorzubeugen. Daher lohnt es sich, ausgewogen zu essen, genügend zu trinken und Sport zu treiben. Gesundheitsschädliche Genussmittel sollten gemieden werden. Aber auch wenn eine Erkrankung schon vorliegt, trägt ein gesunder Lebenswandel zur Linderung der Beschwerden bei.

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