Blutungen in der Schwangerschaft: Spezialisten & Infos

05.07.2023
Prof. Dr. med. Richard Berger
Medizinischer Fachautor

Blutungen in der Schwangerschaft sind für viele werdende Mütter ein Schreck. Gerade am Anfang der Schwangerschaft ist eine leichte Blutung aber oft kein Grund zur Sorge. Nehmen Sie die Blutung dennoch ernst und lassen Sie sich untersuchen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Blutungen in der Schwangerschaft.

ICD-Codes für diese Krankheit: O20

Empfohlene Spezialisten bei Blutungen in der Schwangerschaft

Artikelübersicht

Definition: Was sind Blutungen in der Schwangerschaft?

Blutungen in der Schwangerschaft bezeichnen einen vaginalen Blutverlust. Er ist insbesondere in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten oft harmlos. Häufig handelt es sich um eine sogenannte Schmierblutung, die viel schwächer ist als die Menstruationsblutung.

Sie können von leichten bis starken Schmerzen begleitet oder völlig schmerzfrei sein. Das Blut sieht rötlich bis bräunlich aus.

Symptome neben Blutungen

Gerade in der Frühschwangerschaft kann ein leichter Blutverlust darauf hinweisen, dass sich das befruchtete Ei in der Gebärmutterschleimhaut einnistet. Eine Einnistungsblutung dauert etwa ein bis zwei Tage, das Blut ist meist hellrot und kann seltenerweise mit leichten, ziehenden Schmerzen verbunden sein.

Neben dem Blutverlust aus der Scheide können folgenden Symptomen auftreten:

  • Blässe,
  • Unruhe,
  • Tachykardie (erhöhter Puls),
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck),
  • Kaltschweißigkeit und
  • Trübung des Bewusstseins.

Je nachdem, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten und welche Ursache zugrunde liegt, können

  • ziehende Schmerzen (im ersten Trimenon),
  • schmerzlose Blutungen (im zweiten Trimenon) oder
  • starke Blutungen und
  • eine harte, schmerzende Gebärmutter (im dritten Trimenon)

Symptome sein.

Schwangerschaft Babybauch
Blutungen in der Schwangerschaft haben meistens harmlose Ursachen, sollten aber dennoch abgeklärt werden @ bilderzwerg | AdobeStock

Ursachen und Risikofaktoren

Wenn die Blutung nicht auf die Einnistung des Eis zurückzuführen ist, kommen andere Ursachen infrage.

Mangel an Gelbkörperhormon

Eine vaginale Blutung in der Frühschwangerschaft kann auch Ausdruck eines Mangels an Gelbkörperhormon sein. Eine Substitution mit Progesteron ist dann erforderlich.

Abbruchblutung

Trotz der erfolgreichen Befruchtung der Eizelle kann es zu einer Abbruchblutung kommen: Das Ei konnte sich dann nicht in der Gebärmutterschleimhaut einnisten und die normale Regelblutung setzt ein.

Frühabort

Der Abgang des Embryos im ersten Schwangerschaftsdrittel wird als Frühabort bezeichnet und geht mit einer Blutung einher.

Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft

Eine Eileiterschwangerschaft oder Bauchhöhlenschwangerschaft bezeichnet eine Einnistung der befruchteten Eizelle im Eileiter oder an einer anderen (unerwünschten) Stelle im Bauch.

Sie äußert sich neben einer Schmierblutung außerdem durch starke Schmerzen im Unterleib und kann lebensgefährlich sein.

Kontaktblutung

Das Gewebe ist während der Schwangerschaft sehr gut durchblutet. Daher können kleine Wunden schneller zu Blutungen führen, etwa nach

  • Geschlechtsverkehr,
  • einer Untersuchung oder
  • Anstrengungen.

Diese Blutungen bezeichnet man als Kontaktblutung.

Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs kann sich im Frühstadium durch leichte Kontakt- oder Schmierblutungen äußern. Wird ein Tumor während der Schwangerschaft festgestellt, kann die Therapie auf diese Situation abgestimmt werden.

Der weitere Schwangerschaftsverlauf wird sorgfältig von den zuständigen Fachärzten begleitet.

Plazenta praevia

Wenn die Plazenta vor dem Muttermund sitzt, zeigen sich oft plötzliche, schmerzlose Blutungen im späteren Schwangerschaftsverlauf. Man spricht von einer Plazenta praevia oder Vorderwandplazenta.

Bei starken Blutungen aus der Plazenta kann eine Gefahr für Mutter und Kind bestehen. So ist etwa eine Frühgeburt möglich, also eine Entbindung vor der 37. Schwangerschaftswoche.

Meist wird das ungeborene Kind in dem Fall ab der abgeschlossenen 36. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Damit beugen die Mediziner schweren Blutungen und einem möglichen Kindstod während der Geburt vor.

Uterusruptur

Von einer Uterusruptur spricht man, wenn die Gebärmutterwand reißt. Hier besteht durch den großen Blutverlust mit Schockzeichen Lebensgefahr für die Mutter und ihr ungeborenes Kind!

Bei der Uterusruptur kommen außerdem starke Schmerzen und Wehentätigkeiten dazu, die nach dem Riss plötzlich aufhören. Die Uterusruptur erfordert einen notfallmäßigen Kaiserschnitt. 

Vorzeitige Plazentaablösung

Die dunkelrote Blutung bei einer vorzeitigen Plazentaablösung ist eine Schwangerschaftskomplikation. Sie kann von unterschiedlicher Stärke und schmerzhaft sein. Eine vorzeitige Plazentalösung muss aber nicht immer zwingend mit einer vaginalen Blutung einhergehen. Die Gebärmutter wird dabei dauerhaft verhärtet.

Für das ungeborene Kind bedeutet eine vorzeitige Plazentaablösung einen akuten Sauerstoffmangel. Ein Notkaiserschnitt ist dann erforderlich.

Zeichnungsblutung

Eine Zeichnungsblutung mit Abgang des Schleimpfropfs deutet häufig auf eine nahende Niederkunft hin. Vor der 35. Schwangerschaftswoche droht eine Frühgeburt.

Frühgeburt

Eine Blutung im letzten Drittel der Schwangerschaft kann auf eine Frühgeburt hindeuten. Sie ist häufig von wehenähnlichen Schmerzen im Unterleib und Fruchtwasserabgang begleitet.

Deutet sich eine Frühgeburt an, sollten Sie schnellstmöglich eine Klinik oder ein Perinatalzentrum aufgesuchen. Das gilt besonders dann, wenn der errechnete Geburtstermin noch weiter in der Zukunft liegt.

Untersuchung & Diagnose

Insbesondere in der Schwangerschaft gilt: Lieber einmal zu oft zum Arzt als einmal zu wenig! Klären Sie eine Blutung unbedingt mit dem Gynäkologen ab. Bei starken Schmerzen fahren Sie ins Krankenhaus oder rufen Sie einen Krankenwagen.

Auch wenn die Ursache meist harmlos ist, sollten Sie sich untersuchen lassen. Nach einer gesicherten Diagnose kann der Frauenarzt bzw. ein Geburtshilfe-Spezialist erklären, wie Sie sich im weiteren Verlauf der Schwangerschaft verhalten sollten.

Nach einem Gespräch über die Symptome und Vorerkrankungen der Schwangeren erfolgt eine körperliche und sonographische Untersuchung. Einzig beim Verdacht auf eine Plazenta praevia darf keine vaginale Untersuchung erfolgen.

Auch das Blut kann Aufschluss über die Ursache der Blutung geben. Bei Verdacht auf eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft wird der Patientin Blut entnommen und der HCG-Wert geprüft. Man kann von einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter ausgehen, wenn

  • der HCG-Wert sehr hoch ist und
  • in der Gebärmutter keine embryonale Struktur sichtbar ist.

Allgemeines zur Behandlung

Je nach Diagnose gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden bei Blutungen in der Schwangerschaft.

Bei einer harmlosen Ursache, wie etwa Einnistungs- oder Kontaktblutung, reichen Ruhe sowie Verzicht auf Geschlechtsverkehr und Sport aus.

Droht eine Früh- oder Fehlgeburt, können

  • die Gabe von Gelbkörperhormon,
  • ein Zerklageband,
  • ein Zervixpessar oder
  • wehenhemmende Medikamente

helfen.

Bei einer vorzeitigen Plazentaablösung oder einer Uterusruptur muss ein Kaiserschnitt erfolgen, um das Leben von Mutter und Kind zu retten.

Eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft muss in aller Regel operativ beendet beziehungsweise entfernt werden.

Verlauf & Prognose

Die Prognose hängt aufgrund der vielfältigen Ursachen vom Einzelfall ab.

Nehmen Sie jede Blutung ernst und lassen Sie sich untersuchen – auch wenn wirklich ernste Ursachen sehr selten vorliegen. Je nach Ursache der Blutung kann die Schwangerschaft mit den geeigneten Maßnahmen ruhig und normal weiter verlaufen.

Bei den beschriebenen Ursachen mit einem höheren Risiko für Mutter und Kind wird die Schwangere in der Regel sofort klinisch versorgt. Eventuell wird zeitnah ein Kaiserschnitt durchgeführt.

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