Hypercholesterinämie: Informationen & Fachärzte

03.02.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Hypercholesterinämie ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der der Cholesterinspiegel im Blut erhöht ist. Ein erhöhter Cholesterinspiegel erhöht das Risiko krankhafter Veränderungen der Gefäße. Eine erste Maßnahme ist das Umstellen auf eine fettreduzierte Ernährung und einen gesunden Lebensstil. Hilft das nicht, kann unter anderem medikamentös mit sogenannten Statinen behandelt werden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Hypercholesterinämie-Fachärzte.

ICD-Codes für diese Krankheit: E78.0

Artikelübersicht

Definition: Cholesterin

Cholesterin, oder auch Cholesterol, ist eine lebenswichtige fettähnliche Substanz. Sie ist am Zellaufbau sowie bei der Synthese von Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D beteiligt.

Hauptsächtlich produziert der Körper, bzw. die Leber und der Darm, das notwendige Cholesterin selbst. Zu einem deutlich geringeren Anteil gelangt Cholesterin auch über (tierische) Nahrung in den Körper.

Cholesterin als Risikofaktor

Erhöhte Cholesterinwerte im Blut gelten als Risikofaktor für die Entstehung krankhafter Gefäßveränderungen. Überschüssiges Cholesterin lagert sich an den Gefäßwänden ab und ist so an der gefährlichen Plaquebildung (Atherosklerose) beteiligt. Bei Atherosklerose verengen sich die Gefäße immer weiter. Dadurch kann es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.

Ein hoher Cholesterinspiegel ergibt sich aus einer Kombination verschiedener Faktoren. Meistens treffen ein ungesunder Lebensstil auf genetisch bedingte Störungen des Cholesterinstoffwechsels (Hypercholesterinämien). Als ungesunder Lebensstil gelten eine falsche Ernährung und mangelnde Bewegung.

Mit steigendem Lebensalter verliert die Leber zunehmend die Fähigkeit zum Cholesterinabbau. Daher steigt der Blutcholesterinspiegel mit zunehmendem Alter stetig an.

Forschungslage zur Beeinflussung des Cholesterinspiegels

Cholesterinreichen Nahrungsmitteln wie

  • Fleisch,
  • Hühnerei oder
  • Milchprodukten

schreibt man seit Jahrzehnten einen negativen Einfluss auf den Cholesterinspiegel zu. Zur Vorbeugung von Gefäßerkrankungen sollen Risikopatienten auf diese Lebensmittel verzichten. Auch die Einnahme von cholesterinsenkenden Medikamenten (Statine) ab einem Cholesterinspiegel über dem Richtwert wird empfohlen.

Dieser Richtwert von maximal 200 mg / dl Cholesterin ist allerdings hinsichtlich seiner allgemeinen Gültigkeit in Fachkreisen umstritten. Auch, ob zwischen einer cholesterinhaltigen Ernährung und der Entstehung arteriosklerotischer Prozesse ein kausaler Zusammenhang besteht, wird noch diskutiert. Forscher sind sich nicht einmal hinsichtlich der Frage sicher, inwieweit Ernährungsgewohnheiten Einfluss auf die Cholesterinwerte nehmen.

Ungeachtet dessen führen cholesterinsenkende Medikamente die Liste der umsatzstärksten Präparate auf dem Pharmamarkt an. Das Thema Cholesterin berührt insofern nicht nur medizinisch-wissenschaftliche, sondern besonders auch wirtschaftliche Interessen.

Verhältnis von LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin

Cholesterion ist ein wasserunlöslicher Stoff. Damit es trotzdem vom Blut durch den Körper transportiert werden kann, ist es an verschiedene Trägereiweiße (Lipoproteine) gebunden.

Die wichtigsten sind HDL („highdensity lipoprotein“) und LDL („low density lipoprotein“). LDL sorgt für den Transport von Cholesterin zu den Zielorganen und -geweben. Überschüssiges Cholesterin wird von HDL zurück zur Leber befördert, wo es abgebaut wird.

Daher gehen Mediziner mittlerweile davon aus, dass nicht so sehr der Wert des Gesamtcholesterins, sondern eher das Verhältnis von LDL-Cholesterin (LDL-C) zu HDL-Cholesterin (HDL-C) von Interesse ist.

Gefährlich sind zu hohe Werte von LDL-Cholesterin. Falls es in größeren Mengen als benötigt vorhanden ist, nehmen Fresszellen im Blut das LDL-C auf und lagern sich an den Gefäßwänden ab.

Über längere Zeit können sich die Gefäße immer mehr verengen und die Blutversorgung gefährden. Es droht dann vor allem ein Verschluss der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit). Schmerzhafte Angina Pectoris-Anfälle oder gar ein Herzinfarkt kann folgen.

Arteriosklerose
Ein zu hoher Cholesterinspiegel begünstigt den langsamen Verschluss von Arterien © freshidea | AdobeStock

Je höher dagegen der HDL-C-Wert, desto größer der Schutz vor Arteriosklerose: HDL führt überschüssiges Cholesterin sogar dann einem Abbau durch die Leber zu, wenn es sich bereits an den Gefäßwänden abgelagert hat.

Das angestrebte Verhältnis von HDL- zu LDL-C beträgt 1:2. Bei einem Verhältnis kleiner als 1:4 sollten Maßnahmen zur Senkung des Cholesterinspiegels eingeleitet werden.

Neben Cholesterin sind auch die Triglyceride (Neutralfette) für die arteriosklerotischen Prozesse mitverantwortlich. Sie sind Hauptbestandteil der über die Nahrung aufgenommenen Fette und werden als Energiespeicher in Körperdepots eingelagert. Sie werden ebenfalls von LDL transportiert.

Überschüssige Triglyceride reichern sich in den LDL-Komplexen an und machen diese noch gefährlicher für die Gefäßwände.

Diagnose und Beurteilung eines erhöhten Cholesterinspiegels

In der Regel verursachen ein hoher Cholesterinspiegel und eine beginnende Arteriosklerose noch keine Beschwerden.

Nutzen Sie daher die von den gesetzlichen Krankenkassen angebotenen Vorsorgeuntersuchungen ab dem Alter von 35 Jahren. Dabei werden im Labor die Blutfettwerte bestimmt. Es ist allerdings nicht sinnvoll, vorgegebene allgemeine Richtwerte allzu strikt zu interpretieren.

Auch Blutcholesterinwerte jenseits von 200 mg / dl sind ohne gleichzeitiges Vorliegen anderer Risikofaktoren wie

nicht von vornherein behandlungsbedürftig. Der Arzt entscheidet, ob die gemessenen Blutfettwerte gesenkt werden sollten oder nicht. Dabei muss er immer die individuelle Gesamtsituation des Patienten mitberücksichtigen.

Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels

Zur Behandlung gefährlich hoher Blutfettwerte ist es zunächst einmal wichtig, die Risikofaktoren auszuschließen bzw. zu verringern. Das bedeutet insbesondere,

  • Übergewicht mit ausgewogener, abwechslungsreicher und kalorienverminderter Kost zu reduzieren,
  • das Rauchen einzustellen und
  • gegebenenfalls Diabetes und Bluthochdruck richtig zu behandeln.

Zusätzlich wirkt sich ausreichende Bewegung immer günstig auf das HDL-LDL-Verhältnis aus. Bereits durch diese Maßnahmen sinkt der Cholesterinspiegel fast immer „von allein“ ein ganzes Stück.

Eine medikamentöse Therapie könnte nötig sein, wenn

  • nach Monaten noch keine deutliche Verbesserung der Cholesterinwerte eintritt, oder
  • eine erblich bedingte Hypercholesterinämie vorliegt.

Die Therapie muss allerdings immer auf einer konsequenten Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion basieren.

Medikamentöse Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels

Die wirkungsvollsten Medikamente zur Senkung der Cholesterinwerte sind die Cholesterinsyntheseenzymhemmer (Statine). Sie schalten ein bestimmtes, für die Cholesterinproduktion in der Leber nötiges Enzym aus. Statine reduzieren die LDLC-, aber auch die Triglyceridwerte und erhöhen den HDL-C-Spiegel.

Hinsichtlich ihrer präventiven Wirksamkeit gegenüber Herzinfarkten sind Statine durchaus umstritten. Ein Grund dafür sind auch ihre seltenen, aber schwerwiegenden Nebenwirkungen. Eine begonnene Statintherapie verursacht zudem hohe Kosten und muss über Jahre konsequent fortgesetzt werden.

Weitere häufig eingesetzte Medikamentengruppen sind Fibrate. Sie senken den Triglyceridspiegel und erhöhen die HDL-C-Werte. Auch Substanzen, die die Aufnahme von Cholesterin im Darm unterdrücken, werden häufig verschrieben. Dazu gehören etwa Gallensäureaustauschharze und die pflanzlichen Phytosterole.

Eine sehr wirkungsvolle Neuentwicklung stellen die Cholesterinabsorptionshemmer (z.B. Ezetemib) dar. Diese Substanzen hemmen im Darm ebenfalls die Aufnahme von Cholesterin ins Blut. Ihre Wirkungsweise ist noch weitgehend unklar. In Kombination mit Statinen eingesetzt erhöhen sie deren Wirksamkeit, sodass geringere Statindosen ausreichen.

Manchmal helfen alle diese Medikamente nicht, extrem hohe Cholesterinwerte zu senken. Dann ist in Ausnahmefällen eine Blutwäsche (Apharese) nötig, bei der das LDL-C aus dem Blut gefiltert wird.

Nebenwirkungen der Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels mit Statinen

Als gefährlichste Nebenwirkungen der Statine können Muskelschmerzen oder gar krankhafte Veränderungen der Muskulatur auftreten (toxische Myopathien). Sie führen in ihrer schwersten Ausprägung (Rhabdomyolyse) zu

Vor einigen Jahren musste deshalb das Bayer-Produkt Lipobay vom Markt genommen werden.

Das Risiko myopathischer Nebenwirkungen steigt mit der cholesterinsenkenden Potenz der Präparate und ihrer Dosierung ebenfalls an.

Da Cholesterin bei der fetalen Entwicklung eine entscheidende Rolle spielt, dürfen Schwangere keine Statine einnehmen.

Statine wie auch die anderen cholesterinsenkenden Medikamente können außerdem eine ganze Reihe anderer Nebenwirkungen wie etwa

hervorrufen. Die einzelnen Medikamente sind individuell unterschiedlich verträglich. Diese eher moderaten Nebenwirkungen lassen sich im Einzelfall durch das Ausweichen auf Ersatzpräparate ausschalten.

Vorbeugung eines erhöhten Cholesterinspiegels

Eine ausgewogene Ernährung ist alles andere als verkehrt – nicht nur, wenn es darum geht, Gefäßerkrankungen vorzubeugen. Dabei darf man auf Fette nicht gänzlich verzichten. Sie sollten aber nicht mehr als 30 Prozent der Nahrung ausmachen.

Gesättigte Fettsäuren (tierische Fette) im Übermaß beeinflussen den Cholesterinspiegel negativ (senken HDL, erhöhen LDL). Besser sind pflanzliche Fette. Dazu gehören

  • einfach ungesättigte Fettsäuren wie in Olivenöl und Rapsöl (erhöhen HDL, senken Gesamtcholesterin) und
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie in Sonnenblumenöl, Distelöl oder Walnussöl (senken Gesamtcholesterin).

Aber auch diese Öle sollten nicht übermäßig verwendet werden, da sie sehr kalorienhaltig sind und damit die Entstehung von Übergewicht fördern.

Folgende Lebensmittel enthalten hohe Mengen an Cholesterin:

  • Innereien,
  • Eigelb,
  • Butter,
  • Käse,
  • Schmalz,
  • Sahne,
  • fettes Fleisch und Wurst

Sie sind bei schlechten Blutfettwerten oder Vorliegen von Risikofaktoren zu meiden. Die tägliche Zufuhr an Cholesterin über die Nahrung sollte 300 mg nicht überschreiten.

Zusammengefasst noch einmal die wichtigsten Elemente einer „herzgesunden“ Kost:

  • möglichst wenig tierische, dafür mehr pflanzliche Fette, vor allem einfach ungesättigte Fettsäuren (Oliven- / Rapsöl)
  • weniger als 300 mg Gesamtcholesterin / Tag
  • möglichst viele Ballaststoffe (>30g / Tag), – wenig Zucker und Zuckerhaltiges
  • wenig Alkohol
  • wenig salzen, lieber viele Kräuter / Gewürze einsetzen
  • viel Obst, Gemüse und Salat
  • viel trinken
  • sich Zeit zum Essen nehmen

Die Ernährung ist zwar ein sehr zentraler, aber letztlich nur einer von mehreren Bausteinen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie muss eingebettet sein in ein umfassendes Konzept eines gesunden Lebensstils.

Dazu zählt vor allem auch, ein Körperbewusstsein zu entwickeln. Dadurch können Sie erkennen, wie es nicht nur auf lange Sicht, sondern ganz unmittelbar gut tut,

  • sich viel zu bewegen,
  • vernünftig zu essen,
  • Alkohol nur in Maßen zu genießen und
  • Nikotin ganz zu meiden.
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