Hallux Valgus: Informationen & Hallux valgus-Spezialisten

27.08.2021
Dr. med. Wolfram Wenz
Medizinischer Fachautor

Der Hallux valgus - auch Ballenzeh genannt – ist eine schmerzhafte Fehlstellung der Großzehe. Allein in Deutschland leiden über 10 Millionen Menschen darunter. Frauen sind weitaus häufiger von Hallux valgus betroffen, da die Zehendeformation in der Regel eine Folge zu enger, spitz zulaufender Schuhe ist. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Hallux valgus-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: M20.1

Empfohlene Hallux valgus-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist Hallux valgus? Eine häufige schmerzhafte Fehlstellung des großen Zehs.
  • Ursachen: Genetische Veranlagung kann Ursache sein, doch meistens bildet sich die Erkrankung im Laufe des Lebens durch das Tragen enger, spitzer Schuhe, die den Zehen zu wenig Raum lassen. Frauen sind daher deutlich öfter betroffen.
  • Symptome: Die Beschwerden hängen vom Stadium der Erkrankung ab. Zunächst handelt es sich um ein kosmetisches Problem, später kommen Schmerzen und Gelenkverschleiß hinzu.
  • Diagnose: Orthopäden können das Vorliegen von Hallux valgus schnell erkennen, ggf. unter Zuhilfenahme eines Röntgenbildes. 
  • Behandlung: Orthopädische Schuhe, Barfußlaufen und Fußgymnastik sind zu empfehlen, um die Zehen nicht weiter zu belasten. In schweren Fällen kann nur eine OP Abhilfe leisten, die das Ziel hat, die natürliche Zehenstellung wiederherzustellen.
  • Vorbeugung: Das Tragen von bequemen Schuhen, die den Zehen genügend Platz lassen, ist die beste Vorbeugung. Häufiges Barfußgehen ist für die Füße die beste Option. Wer bemerkt, dass die Großzehe zu Fehlstellung neigt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen, um eine Verschlimmerung zu vermeiden.

Artikelübersicht

Ursachen für Hallux valgus

Viele Faktoren beeinflussen die Entstehung eines Hallux valgus. In manchen Familien ist eine Veranlagung dafür zu beobachten. Die meisten Fälle sind jedoch auf ungesundes Schuhwerk zurückzuführen.

Vor allem in zu engen Schuhen, die den Zehen in der Breite zu wenig Raum lassen, kann es zu einer mechanischen Reizung kommen. Dabei wird die Großzehe dauerhaft nach außen an den Schuhrand gedrückt. Dieser dauerhafte Druck führt zu einer chronischen Fehlstellung des Knochens und damit zu einem Hallux valgus. Auch Veränderungen an Knorpeln und Sehnen sowie Entzündungen können dadurch entstehen.

Hallux valgus
Entstehung der Hallux valgus-Fehlstellung: Links gesund, rechts Hallux valgus © barbulat | AdobeStock

Frauen sind aufgrund der Schuhmode in den westlichen Industrienationen eher gefährdet, an Hallux valgus zu erkranken. Umgekehrt leiden in Ländern, in denen offene oder gar keine Schuhe getragen werden, deutlich weniger Menschen an einem Hallux valgus.

Auch eine Spreizfußstellung kann die Entstehung eines Hallux valgus begünstigen. Auch in diesem Fall wird die Großzehe in Richtung Fußaußenrand gepresst. Die Fehlstellungen verstärken sich gegenseitig, sodass beide Erkrankungen – Hallux valgus und Spreizfuß – medizinisch behandelt werden müssen.

Bei Menschen mit schwachem Bindegewebe besteht eine spezielle Veranlagung zur Bildung eines Hallux valgus. Auch im Alter lässt die Festigkeit und Elastizität des Bindegewebes nach. Das gesamte Körpergewicht lastet auf den Füßen. Durch den Druck kann es dann im Zusammenhang mit einer Fehlbelastung zu einer Verbreiterung des Fußskeletts kommen.

Symptome bei Hallux valgus

Die Symptome variieren und verändern sich im Laufe der Erkrankung je nach Ausprägung und Stadium des Hallux valgus.

Die Großzehe weicht ab ihrem Grundgelenk nach außen ab. Zu Beginn des Krankheitsbildes stellt Hallux Valgus daher vorwiegend ein kosmetisches Problem dar.

Im weiteren Verlauf weichen auch die anderen Zehen mit nach außen ab bzw. können von der Großzehe überlagert werden. Die ersten schmerzhaften Beschwerden treten an der Innenseite des ersten Mittelfußknochens auf.

High Heels und Fußschmerzen
High Heels und Pumps begünstigen die Entstehung eines Hallux valgus © superelaks | AdobeStock

An der breitesten Stelle des Fußes entsteht schließlich durch ständige mechanische Reibung ein schmerzhafter Ballen. Ursächlich dafür sind u. a. Entzündungen der unter der Haut liegenden Schleimbeutel.

Des Weiteren nutzt sich das Grundgelenk der Großzehe durch die Fehlstellung schneller ab. Dadurch wird die Bewegung des Zehs stark eingeschränkt und die Schmerzen verstärken sich. Bei der Abnutzung des Großzehengrundgelenks spricht man von der Großzehengrundgelenksarthrose bzw. dem Hallux rigidus.

Neben der ersten Zehe (Großzehe) kann auch die zweite Zehe von Hallux valgus betroffen sein. Dabei unter- oder überlappt die Großzehe die zweite Zehe teilweise oder vollständig.

Im späteren Verlauf sind auch die anderen Zehen sowie die benachbarte Gelenke und der Mittelfußknochen betroffen. Es kommt zu einer Überlastung und schmerzhaften Beschwerden (Metatarsalgie).

Als äußerlich sichtbare Symptome gelten hier insbesondere schmerzhafte Druckschwielen unter den Grundgelenken der kleinen Zehen.

Diagnose von Hallux valgus

Die Zehenfehlstellung verursacht zunächst keine Schmerzen und fällt nicht weiter auf. Deswegen wird Hallux valgus nur selten bereits im Anfangsstadium diagnostiziert.

Ansprechpartner für eine Diagnose sind Orthopäden oder Fußchirurgen. Zunächst erfragt der Arzt im Anamnesegespräch die Beschwerden des Patienten. Er fragt dabei auch nach den bekannten Risikofaktoren.

Häufig ist ein Hallux valgus bereits per Blickdiagnose klar zu diagnostizieren. Im Zweifel kommt eine Röntgenuntersuchung zum Einsatz.

Hallux valgus
Hallux valgus lässt sich anhand des Zehenballens oft sofort erkennen © luaeva | AdobeStock

Je nach

  • Ausprägung,
  • Stadium,
  • Beschwerden und
  • den damit in Erscheinung tretenden Schmerzen

bestimmt der behandelnde Arzt die Therapie. Ein gering ausgeprägter Hallux valgus kann durch konservative Therapiemöglichkeiten behandelt werden.

Bei mittleren bis schweren Fällen sollte die Fehlstellung durch eine Operation behoben werden. Entsprechend der Stadien des Hallux valgus müssen verschiedene operative Verfahren angewendet werden.

Behandlung bei Hallux valgus

Im Anfangsstadium kann die Umstellung auf bequeme, gut passende Schuhe helfen, eine Verschlimmerung der Fehlstellung zu stoppen. Der Betroffene muss dann Schuhe tragen, die weder zu eng, noch zu hoch oder zu kurz sind und den Zehen viel Platz lassen. Zehenstegsandalen sind hier eine beliebte Form.

Flip Flops
Zehenstegsandalen lassen den Zehen genügend Raum © familie-eisenlohr.de | AdobeStock

Grundsätzlich ist eine Umstellung auf

  • orthopädische Schuhe,
  • Barfußlaufen sowie
  • Fußgymnastik

bei Hallux valgus sehr empfehlenswert.Konservative Mittel wie die Fußgymnastik sollten möglichst lange und umfangreich ausgeschöpft werden.

Ein Hallux valgus mit fortgeschrittener Ausprägung ist nicht mehr durch das Tragen des richtigen Schuhwerks zu vermindern oder aufzuhalten. Stattdessen muss eine operative Therapie eingeleitet werden.

Eine Operation stellt immer ein gewisses Risiko dar. Wie bei jedem operativen Eingriff können in Ausnahmefällen

  • Blutungen,
  • Thrombosen,
  • Nervenverletzungen oder
  • Infektionen

auftreten.

Um möglichst gute und nachhaltige Resultate zu erzielen, sollten Betroffene einen erfahrenen Orthopädietechniker aufsuchen. An fußchirurgischen Zentren sind Sie in dieser Hinsicht am besten aufgehoben. Orthopädietechniker können den Heilungsprozess optimieren und mithelfen, einer Neubildung des Hallux valgus vorzubeugen.

Wissen zur Hallux valgus-OP

Die Operation eines Hallux valgus ist relativ kompliziert. Frühere Operationsverfahren waren vor allem darauf ausgerichtet, die Fehlstellung der Großzehe wieder zu begradigen und den störenden Ballen „wegzuschneiden“. Heute ist das Ziel, das Gelenk zu erhalten und die natürlichen Verhältnissemöglichst wieder herzustellen. Dazu werden abhängig von den jeweiligen Verhältnissen in einem individuellen Behandlungskonzept unterschiedliche Methoden eingesetzt.

Insgesamt gibt es über 150 verschiedene Operationstechniken bei Hallux valgus. Im deutschsprachigen Raum sind von diesen etwa 10 gebräuchlich. Die verschiedenen Hallux valgus-Operationen können in drei verschiedene Gruppen eingeteilt werden:

  • Reine Weichteiltechniken (Operationen an den Weichteilen wie Sehnen und Kapseln),
  • reine knöcherne Operationstechniken und
  • kombinierte Verfahren zur Korrektur an Knochen und Weichteilen.

Vorgehen bei der Hallux valgus-Operation

Je nach Ausprägung des Hallux valgus kann es ausreichen, den Knochenvorsprung zu entfernen (Exostosenabtragung) und den Mittelfußknochen umzustellen (Umstellungsosteotomie). Eine kleine Schraube aus Titan fixiert die Umstellung. Die Schraube muss in der Regel nicht wieder entfernt werden. Bis zur vollständigen Heilung, die ungefähr vier bis sechs Wochen dauert, muss ein spezieller Schuh getragen werden.

Eine weitere Möglichkeit besteht in einer z-förmigen Durchtrennung des ersten Mittelfußknochens (Osteotomie). Dies korrigiert und fixiert die Zehenstellung. Die Heilung nach der Operation dauert ca. 6 Wochen, in welchen ebenfalls ein spezieller Schuh getragen werden muss. Die Belastung des Fußes in diesem speziellen Schuh stellt kein Problem dar.

Bei der schweren Form des Hallux valgus ist der Winkel zwischen dem ersten und zweiten Mittelfußknochen wesentlich vergrößert. Hier ragt der Kopf des ersten Mittelfußknochens stark nach innen. Eine mögliche operative Methode ist die Durchtrennung des Mittelfußknochens und die Umstellung an seiner Basis (Umstellungsosteotomie).

Fast alle gängigen operativen Methoden beim Hallux valgus bestehen aus einer Durchtrennung des Mittelfußknochens. Sie unterscheiden sich in den Schnittführungen.

Meistens wird eine Operation im Rahmen eines stationären Krankenhausaufenthalts durchgeführt.

Mögliche Komplikationen bei der Hallux valgus-Operation

Betroffene erhalten vor dem Eingriff eine umfassende Aufklärung über mögliche Komplikationen. Komplikationen wie

  • Knocheninfektionen,
  • Gelenkinfektionen,
  • Nerven- oder
  • Gefäßverletzungen

sind eher selten.

Bei Eingriffen am Fuß besteht wegen der längeren Ruhigstellung des Beines während und nach der Hallux valgus-Operation immer ein erhöhtes Thromboserisiko. Deshalb findet eine präventive Thromboseprophylaxe statt. Der Patient muss sich dabei einige Zeit entsprechende Spritzen verabreichen.

Nachsorge nach einer Hallux valgus-Operation

Im Anschluss an diese Operation sollte sich der Patient strikt an die medizinischen Ratschläge und Anweisungen des Arztes halten. Im Vordergrund steht nicht nur die Verheilung, sondern auch das Vermeiden einer erneuten Bildung eines Hallux valgus. Der Patient muss die entsprechenden Vorsorge- und Nachbehandlungsmaßnahmen konsequent in den Alltag integrieren und ernstnehmen.

Die postoperative Ruhigstellung des Fußes ist wichtig für die Heilung. Zu frühe hohe Belastungen des Fußes könnte die Langzeitprognose erheblich verschlechtern.

Eine längere Arbeits- und Sportunfähigkeit ist nach einer Hallux valgus-OP unabdingbar. Erst nach einem halben Jahr ist Sport in vollem Umfang wieder möglich. Schmerzfreies Gehen sollte aber deutlich früher möglich sein.

Ein spezieller orthopädischer Verbandsschuh wird für 6 Wochen nach der OP empfohlen. Danach sollte für 3-6 Monate postoperativ ein speziell angepasster Schuh getragen werden.

Wichtig ist, dass der Patient nach der Operation auch langfristig auf seine Füße achtet. Dazu gehört auch, auf das Tragen von High Heels möglichst ganz zu verzichten.

Für eine erfolgreiche Therapie gelten in der Regel dieselben Maßnahmen wie für die Vorbeugung eines Hallux valgus:

  • Häufiges Barfußlaufen,
  • Tragen bequemer (orthopädischer) Schuhe,
  • Fußgymnastik und
  • Fußmassagen.

Trotz aller Sorgfalt kann nach der Hallux valgus-Operation erneut eine Achsabweichung auftreten. In seltenen Fällen ist dann ein zweiter Eingriff erforderlich.

Prognose bei der Hallux valgus-Operation

Die Langzeitprognose hängt vom Stadium des Hallux valgus zum Zeitpunkt der Diagnose sowie deren Genauigkeit ab. Die daraufhin gewählte Operationsmethode und die Erfahrung des Operateurs spielen eine ebenso wichtige Rolle. Darüber hinaus kann der Patient das Langzeitergebnis beeinflussen, indem er sich konsequent an die Vorgaben nach der OP hält.

Liegt noch keine fortgeschrittene Arthrose im Grundgelenk der Großzehe vor, ist der Heilungsprozess nach einer Operation bei der Mehrzahl der Patienten gut bis sehr gut.

Vorbeugung von Hallux valgus

Da Hallux valgus oft durch falsches Schuhwerk begünstigt wird, kann man die Vorbeugungsstrategie dementsprechend ableiten: Hohe Schuhe, die vorne eng zu laufen, sollten nur selten getragen werden. Empfehlenswert ist es, abwechslungsreiches Schuhwerk zu tragen, dann kommt es in der Regel zu keiner Fehlstellung.

Das Tragen bequemer Schuhe mit einem guten Fußbett, die den Zehen vorne viel Platz lassen, ist eine effiziente Vorbeugemaßnahme. Fußgymnastik empfiehlt sich als Ausgleich für die Ruhigstellung von Füßen in Schuhen. Auch Massagen und Fußbäder tun den Füßen gut.

Barfußlaufen ist ebenso eine gute Vorsorgemaßnahme gegen Hallux valgus, da dies eine Art natürliche Massage für die Füße ist. Beim Barfußlaufen sind die Fußmuskeln in ganz anderer Weise gefordert als beim Laufen in Schuhen.

Laufen Sie also so häufig wie möglich barfuß, um die natürliche Zehen- und Fußstellung zu unterstützen!

Barfuß laufen
Häufiges Barfußlaufen ist gut für die Füße © Halfpoint | AdobeStock

Wann zum Arzt?

Selbst bei einer gering ausgeprägten Fehlstellung der Großzehe empfiehlt es sich, einen Hausarzt oder Orthopäden aufzusuchen. Liegt ein Hallux valgus erst einmal vor, ist es schwierig, den in Gang gesetzten Prozess aufzuhalten.

Spätestens wenn die Fehlstellung über eine kosmetische Deformation des Zehs hinausgeht und mit Schmerzen verbunden ist, sollte dringend ein Facharzt aufgesucht wurden.

Durch entsprechende Umstellungen des Schuhwerks etc. könnten die Schmerzen gelindert werden. Die Heilung von Hallux valgus kann jedoch nur eintreten, nachdem ein Fußchirurg die Fehlstellung im Rahmen eines operativen Eingriffs korrigiert.

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