„Darminkontinenz ist gut behandelbar" – PD Dr. Daniel Dindo im Gespräch

18.05.2022
Claudia Dechamps
Redakteurin

PD Dr. med. Daniel Dindo ist ein hochspezialisierter Proktologe und zählt mit seiner Praxis Proctomed als Partner des Chirurgischen Zentrums in der Klinik Hirslanden in Zürich national und international zu den anerkannten Spezialisten für Erkrankungen des Darms und des Mastdarms. In seinem auf den ersten Blick vielleicht etwas ungewöhnlichen Spezialgebiet kann er auf viele wissenschaftliche Veröffentlichungen verweisen. Bei dem sensiblen Thema Stuhlinkontinenz zählt er international zu den gefragten Experten. 2008 wurde er vom European Board of Surgery Qualification zum Europäischen Facharzt für Koloproktologie ernannt, seitdem hat er seine medizinische Leidenschaft ganz auf diese Disziplin konzentriert.

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PD Dr. Daniel Dindo würde gern mehr Aufklärung betreiben. „Das Thema Stuhlinkontinenz ist leider mit Scham und Scheu besetzt“, muss er immer wieder feststellen. Die Betroffenen schweigen und leiden, teilweise über viele Jahre hinweg. Schon mehrmals hat PD Dr. Dindo versucht, bei Magazin- oder Radioredaktionen Aufmerksamkeit für diese Problematik zu bekommen. Die Reaktionen waren frustrierend, beschreibt er: „Das ist kein Thema für uns“, kriegte ich leider immer wieder zu hören.

Bis zu 40 Prozent der Älteren leiden unter Stuhlinkontinenz

Dabei wäre eine öffentliche Diskussion bezüglich dieser sensiblen Problematik sehr wichtig. „Bis zu sechs Prozent der Bevölkerung leiden unter dem Symptom Stuhlinkontinenz, in Seniorenheimen sind es bis zu 40 Prozent. Wenn man keine Kontrolle mehr über seinen Darm hat, dann ist das gesamte soziale Leben in erheblichem Maße beeinträchtigt“, berichtet PD Dr. Dindo. Deshalb ärgert es ihn, dass sich Redakteurinnen und Redakteure von Publikumsmedien so dem Thema verweigern.

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Das Darminkontinenzproblem ist gut behandelbar

Denn der international anerkannte Proktologe weiß: „Mit Stuhlinkontinenz muss man nicht leben. Das ist behandelbar, gut behandelbar. Und diese Fakten würde ich gern einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und so bei den Betroffenen wieder für Lebensqualität sorgen.“ Ganz hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, denn „die Urininkontinenz hat es ja auch geschafft, ist irgendwann nicht mehr in den Medien tabuisiert worden. Vielleicht gelingt es ja irgendwann, auch das Thema Stuhlinkontinenz aus dem Stillschweigen herauszuholen“, versucht sich PD Dr. Dindo in Zuversicht.

Spezialisierung auf ein Nischenthema

Dass die Proktologie, ein spezielles Teilgebiet der Medizin, das sich mit den Erkrankungen des Enddarms, des Mastdarms und des Analkanals beschäftigt, einmal zu seinem Spezialgebiet werden würde, hat sich eher etwas zufällig ergeben. PD Dr. Dindo erinnert sich: „Im Verlauf meiner Ausbildung im Universitätsspital Zürich geriet ich in das kolorektale Team. Ziemlich ungeplant.“ Doch sein Interesse für diese Nische der Chirurgie war erwacht. Im Kollegenkreis werde seine Subspezialisierung ein wenig gering geschätzt, gesteht er. Die häufigsten proktologischen Operationen beherrschen viele Chirurgen, „doch wenn es um spezialisierte Eingriffe wie beispielsweise die Schließmuskelchirurgie geht, dann sollte das nur ein ausgewiesener Experte machen“, betont PD Dr. Dindo.

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Chirurgische Proktologie nur in speziellen Zentren

Die Proktologie ist nur scheinbar ein triviales Gebiet und die chirurgische Proktologie findet man nur in speziellen Zentren. „Leider haben wir das Problem, dass viele Ärzte proktologische Erkrankungen behandeln, auch wenn ihnen die entsprechende Qualifizierung fehlt“, macht PD Dr. Dindo immer wieder die Erfahrung. Seinem geschulten Auge genügt beispielsweise ein Blick auf eine kleine Entzündung am Afterrand und er kann sie sofort einordnen und die passende Therapie einleiten. „Aber wenn man die ganzen Krankheitsbilder nicht oft sieht, dann kann man eine vermeintlich harmlose Hautveränderung eben nicht richtig interpretieren und behandelt den Patienten falsch.“

Gut vernetzt mit Fachkollegen auf der ganzen Welt

Hämorrhoiden, anale Fisteln, Steißbeinfisteln, anale Kontinenzprobleme oder Schädigungen des Schließmuskels durch Krebserkrankungen, Geburtstrauma oder andere Erkrankungen – mehr als viertausend Konsultationen im Jahr machen PD Dr. Dindo zu einem der erfahrensten Darmspezialisten. Bei mehr als fünfhundert Operationen pro Jahr wendet er die aktuell bewährtesten Verfahren und Techniken an. Da er weltweit mit Fachkollegen gut vernetzt ist und sich auf dem neuesten Stand der Wissenschaft hält, weiß er Sinn und Effektivität der verschiedenen Therapien einzuschätzen. „In der chirurgischen Koloproktologie ist schon vieles versucht worden, Techniken kamen und gingen, aber nicht alles hat sich durchgesetzt.“

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a) Hämorrhoide b) Perianalvene c) äußere Hämorrhoide c) Analfistel d) Analfissur e) Ekzem f) Mastdarmtumor

Patienten selbst müssen das Tabu brechen

Den Patienten kann er daher nur raten, sich auf die Suche nach einem ausgewiesenen Fachmann zu machen. Das Krankenhaus sollte über eine große proktologische Einheit verfügen und auch die chirurgische Proktologie anbieten, lautet seine Empfehlung. Und es wäre schön, wenn die Patienten selbst anfangen, das Tabu um Erkrankungen des Enddarms zu brechen. „Uns Ärzten ist es im Grunde – ganz sachlich betrachtet – egal, welches Körperteil wir behandeln, ob nun den Kopf oder die Füße. Wir wollen helfen und heilen, darauf konzentrieren wir uns“, erklärt PD Dr. Dindo noch einmal mit Nachdruck. „Proktologische Probleme sind für uns so normal wie andere Erkrankungen auch.“ Dass sich ein ungezwungenerer Umgang bei den Betroffenen ausbreiten möge, wünscht er sich. Trotzdem wird er sich weiter in der Öffentlichkeitsarbeit für das wichtige Thema engagieren. „Die Menschen müssen einfach wissen, dass Stuhlinkontinenz gut behandelbar ist!“

Wir bedanken uns bei Dr. Dindo für das interessante und offene Gespräch und wünschen mit ihm, dass das Thema in Zukunft mehr Offenheit und Medienpräsenz erreicht. Direkter Kontakt zu unserem Spezialisten kann über seine Profilseite des Leading Medicine Guide erfolgen.

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