Schmerzmedizin | Spezialisten und Informationen

Es ist gerade mal zweieinhalb Jahrzehnte her, daß sich die Schmerzmedizin in Deutschland offiziell als eigenes Fachgebiet etablierte. Gemessen an anderen Ländern Europas und den USA recht spät. Andere Fachgebiete beanspruchten das Thema Schmerz für sich, weil Patienten dieser Fachgebiete (z.B. Orthopädie, Chirurgie, Neurochirurgie) dort mit Schmerzen vorstellig wurden.

Aber: was führte denn dazu, daß die Schmerzmedizin einen eigenen Arbeitsbereich zugewiesen bekam und inzwischen breite Anerkennung findet? Es war die Beobachtung, daß der im Laufe der Zeit chronifizierende Schmerz nicht mehr den Gesetzmäßigkeiten akuten Schmerzes folgte, daß er mit zunehmender Chronifizierung mit den in der Akutschmerz-Behandlung eingesetzten Methoden nicht mehr erreichbar und veränderbar wurde.

Es ist die Unterscheidung zwischen Akutschmerz und chronischem Schmerz, die ein eigenständiges Arbeitsfeld „Schmerzmedizin“ eröffnete und erforderlich machte. Im Nachhinein muß man sich wundern, daß es so lange dauerte bis zu dieser Erkenntnis. Noch mehr erstaunt es, daß dieser Grundgedanke sich auch drei Jahrzehnte später noch immer nicht in der Breite durchgesetzt hat,- mit der fatalen Folge, daß chronischer Schmerz noch immer vorwiegend wie Akutschmerz und damit fehlbehandelt wird. 

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Schmerzmedizin: Spezialisten für chronischen Schmerz

Der Akutschmerz und chronischer Schmerz fühlen sich zwar gleich an, sind aber zwei „völlig unterschiedliche Paar Stiefel“. Der Akutschmerz ist ein Symptom für einen tatsächlichen oder drohenden Gewebeschaden.

Der chronische Schmerz hingegen ist eine eigenständige Erkrankung, die sich auf vier Charakteristika herunterbrechen lässt:

1. Chronischer Schmerz geht einher mit neuroplastischen zentralnervösen Veränderungen

Chronischer Schmerz ist eine Folge-Erkrankung, die durch eine inadäquate (nicht angemessene) Primärbehandlung des Ausgangsschmerzes entstanden ist. 

Auf körperlicher Ebene finden sich neuroplastische Veränderungen im Bereich von:

  • Schmerzaufzeichnung
  • Schmerzweiterleitung und
  • Schmerzverarbeitung

2. Chronischer Schmerz ist niemals körperlich oder seelisch, sondern immer bio-psycho-sozial

Chronischer Schmerz ist ein bio-psycho-soziales Geschehen, in dem körperliche, seelische und soziale Krankheitsaspekte gleichzeitig vorliegen. Sie verstärken und halten sich gegenseitig aufrecht.

Mit der spezialisierten Schmerzmedizin fand ein Wandel von der dichotomen („entweder oder“) Denkweise zur multimodalen Denkweise statt.

3. Chronischer Schmerz geht einher mit psychovegetativen Veränderungen

Chronischer Schmerz geht mit psychovegetativer Beeinträchtigung, häufig in Form psychovegetativer Erschöpfung einher. Die neuroplastischen Veränderungen im zentralen Nervensystem lösen nicht direkt eine Schmerzwahrnehmung aus. Das sind erfahrene Einflüsse aus dem psychosozialen und dem psychovegetativen Bereich.

4. Wir sind chronischem Schmerz nicht schutzlos ausgeliefert

Chronischer Schmerz ist kein hoffnungsloser Fakt und keine Einbahnstrasse vom Schmerzort zum Gehirn (bottom up-Geschehen).

Es ist das Resultat von afferenten (aufsteigenden) Aspekten, die schützende Aspekte (top down-Mechanismen) modulieren, verändern und besänftigen können.

Wir sind chronischen Schmerzen nicht schutzlos ausgeliefert. Da wir top down-Mechanismen und psychische Strategien haben, haben wir kräftige Tools, um sie zu bewältigen (Copingmechanismen).

Chronische SchmerzenEtwa 17% aller Deutschen sind von lang anhaltenden, chronischen Schmerzen betroffen @ Art_Photo /AdobeStock

Schmerzmedizin: der Weg zur optimalen Therapiestrategie

Mit dem Wissen, wie chronische Schmerzen gegenüber dem allgegenwärtigen und geläufigen Akutschmerz funktionieren, entwickelten sich neue therapeutische Strategien.

Steht beim Akutschmerz das „Weg Machen" im Vordergrund, geht es beim chronischen Schmerz um das Leitmotiv: "...aus Schmerz kein Leid werden lassen…“.

Die vorrangigen Ziele sind somit:

  • Die Verbesserung der Lebensqualität
  • Teilhabe am sozialen Leben
  • Erhalt und Verbesserung der sozialen Funktionsfähigkeit

Hohe Anforderungen an Schmerzmediziner

Das setzt viel spezialisiertes Wissen voraus, das weit über Anforderungen einer Facharztqualifikation hinausgeht. Daher können Ärzte die Ausbildung zum Schmerzspezialisten erst beginnen, wenn sie eine Facharztanerkennung in folgenden Bereichen haben:

In der spezialisierten Fach-Weiterbildung lernen und arbeiten Ärzte sehr praxisnah unter Supervision.

Ein niedergelassener Schmerztherapeut muß:

  • Tätigkeits- und Erfolgsnachweise bringen
  • Eine Prüfung vor der Ärztekammer ablegen
  • In der Praxis eine hohe apparative, bauliche und personelle Ausstattung haben
  • Interdisziplinäre Schmerzkonferenzen durchführen,
  • Sich jährlich curriculär fortbilden und
  • Benotete Qualitäts-Audits bestehen

Diese hohen Anforderungen sind der Grund dafür, dass es ein Nachwuchsproblem im Fachgebiet und in den Praxen gibt.

Therapeutisches Leistungsspektrum der Schmerzspezialisten

Bevor der Schmerzspezialist zur eigentlichen Therapie kommt, stellt er sich eine Frage mit weitreichenden Folgen:

Welche Gewichtung bio:psycho:sozial hat mein Patient?

Ist das Verhältnis 33:33:33 dann besteht eine gleichartige Betonung von:

  • Körperlich orientierter Therapieansätze (z.B. Spritzen, Infusionen)
  • Psychologischer Ansätze (z.B. Psychotherapien, Hypnose) und
  • Sozialer Ansätze (z.B. Förderung beruflicher Rehabilitation, Umsetzung am Arbeitsplatz, Gewährung von Renten)

Seit der Einführung der speziellen Schmerztherapie in das deutsche Gesundheitswesen hat sich die Schmerzmedizin gewandelt.

Zu Beginn standen die akutmedizinischen Einflüsse der Basisdisziplinen („Neurochirurgen operierten, Anästhesisten spritzen") im Vordergrund.

Mittlerweile kam es zu einer Sensibilisierung für die psychologischen Aspekte des Fachgebietes. Mehr und mehr Schmerztherapeuten begaben sich noch einmal in eine Spezialausbildung zum Psychotherapeuten.

Es wurde klar, dass Schmerztherapie nicht ohne spezialisierte Psychotherapie auskommt. Und die moderne Psychotherapie nicht ohne Neuromodulation mit Stimulations- und Infusionsverfahren (rTMS, tDCS, Ketamin-Infusionen). Die Berücksichtigung aller Aspekte nennt sich heute moderne Schmerztherapie.

Psychotherapie bei SchmerzpatientenIn der Psychoterhapie lernt der Schmerzpatient, seine Verhaltensmuster im Umgang mit Stress und dem Schmerz selbst zu erkennen und in kleinen Schritten zu verändern @ VadimGuzhva /AdobeStock

Wie finde ich die beste Klinik oder Praxis für Schmerzmedizin?

Die „beste Klinik“ oder „Top Klinik“ für Schmerzmedizin zu finden, ist nicht möglich, da Spezialisierungen und Tätigkeitsschwerpunkte bedeutsam sind. 

Der „Leading Medicine Guide“ hat die Branchenführer in einem aufwendigen Selektionsprozess ausfindig gemacht und ausgezeichnet. Das Leading Medicine Guide Certificate gewährleistet multimodales und interprofessionelles Arbeiten auf höchstem Niveau unter ständiger Qualitätskontrolle.

Was macht unsere Ärzte zu Spezialisten für Schmerzmedizin?

Im Leading Medicine Guide werden nur ausgewählte, hochqualifizierte medizinische Experten und Spezialisten präsentiert. Alle Schmerzmediziner haben eine hohe fachliche Expertise und verfügen über exzellente Erfahrungen im Bereich Schmerzmedizin.

Quellen

  • S1-Leitlinie "Chronischer Schmerz" der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-036l_S1_Chronischer_Schmerz_2013-10-abgelaufen.pdf
  • S2k-Leitlinie "Schmerzen" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-114l_S2k_Diagnose-nicht-interventionelle-Therapie-neuropathischer-Schmerzen_2019-09.pdf
  • S3-Leitlinie "Epidurale Rückenmarkstimulation" der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie e.V.: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/041-002k_S3_Epidurale_R%C3%BCckenmarkstimulation_2013-07_abgelaufen.pdf
  • Deutsche Gesellschaft für Neuromodulation e.V. zur Neurostimulation: http://www.dgnm-online.de/patienteninfos/informationen-neurostimulation.php
  • Deutsche Gesellschaft für Neuromodulation e.V. zur intrathekalen Pharmakotherapie: http://www.dgnm-online.de/patienteninfos/informationen-pharmakotherapie.php
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN): www.dgnm-online.de/patienteninfos/informationen.php

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  3. Tamme, P., Achtsamkeitsbasierte Schmerztherapie (ABST). Zeitschrift für Palliativmedizin, 2010. 11(05): p. P66.
  4. Tamme, P. and I. Tamme, Frei sein im Schmerz: Selbsthilfe durch Achtsamkeitsbasierte Schmerztherapie ABST. 2013: BoD–Books on Demand.
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  7. Antal, A. and W. Paulus, Transkranielle repetitive Magnet- und Gleichstromstimulation in der Schmerztherapie. Schmerz, 2010. 24(2): p. 161-6.
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