Phantomschmerzen haben Betroffene in Extremitäten, die nach einer Amputation nicht mehr vorhanden sind. Dennoch können Patienten sehr genau beschreiben, wo es schmerzt und wie stark die Schmerzen sind.
Phantomschmerzen sind keine Einbildung. Betroffene können teils starke Schmerzen verspüren, dass sie sogar einen Suizidversuch unternehmen. Daran lässt sich ablesen, wie wichtig es für Sie ist, einen Arzt zu konsultieren, wenn Sie unter Phantomschmerz leiden.
Phantomschmerzen lassen sich auf Veränderungen im Gehirn zurückführen @ kanpisut /AdobeStock
Die genaue Ursache für Phantomschmerzen ist derzeit noch unbekannt. Allerdings sind psychische und physische Prozesse daran beteiligt.
Derzeit gibt es in der Wissenschaft drei wesentliche Modelle, wie Phantomschmerzen entstehen:
- Periphere Ursachen: Schmerzen im Zuge der Regeneration von Nerven, Neurome sowie die Reizung blind-endender Nerven im Amputationsstumpf
- Spinale Ursachen: Könnten direkt im Rückenmark zu finden sein
- Zentralnervöse Ursachen: Liegen möglicherweise in einer Umordnung der Schmerz wahrnehmenden Strukturen im Gehirn, z. B. im Thalamus und Cortex
Psychologisch gesehen, scheint der Körper, selbst nach Amputation von Körperteilen, als Gesamtheit im Gehirn weiterzubestehen. Daher bestehen auch bestimmte Reizmuster fort, die Phantomschmerzen fördern.
Phantomschmerzen sind ein häufiges Phänomen bei Patienten nach Amputation. Schätzungsweise 50 bis 60 Prozent der Patienten erfahren nach der Operation Schmerzen im amputierten Körperteil. Bei 85 bis 97 Prozent der Operierten treten Phantomschmerzen innerhalb des ersten Monats nach der OP auf.
Phantomschmerzen werden häufig als Schmerzattacken beschrieben, weniger als Schmerz.
Die Schmerzqualität ist meistens:
- stechend
- schneidend
- brennend oder
- krampfend
Wie bereits zuvor erwähnt, kann es in Einzelfällen sogar zu so starken Schmerzempfindungen kommen, dass Betroffene Suizidversuche unternehmen.
Die Diagnose Phantomschmerzen beruht meist auf den Beschreibungen des Patienten. Ärzte müssen jedoch krankhafte Veränderungen ausschließen. Daher führen sie meist weitere Untersuchungen durch.
Es gilt vor allem Entzündungen, Durchblutungsstörungen und Verhärtungen im Bereich des Amputationsstumpfes als Schmerzursachen auszuschließen.
Dafür nutzen Mediziner bildgebende Verfahren wie:
Die Behandlung bei Phantomschmerz hängt vor allem von der Dauer und der Intensität der Schmerzen ab. Die eingesetzten Therapiemethoden unterscheiden sich dabei nicht von der allgemeinen Schmerzbehandlung im Bereich der Akutschmerzen oder der chronischen Schmerzen.
Folgende Behandlungsmethoden kommen bei Phantomschmerzen zum Einsatz:
- Medikamentöse Schmerztherapie (beispielsweise mittels Ibuprofen, NSAR, Opiat)
- Physikalische/manuelle Therapie
- Psychosomatische Behandlungsansätze
- Thalamusstimulation
- Spiegeltherapie
- Neuraltherapie sowie
- Weitere alternative Heilverfahren
In den vergangenen Jahren hat sich auch eine weitere vielversprechende Therapierichtung entwickelt, die myoelektrische Prothese.
Dabei besteht eine Reizung der Nervenendigungen im Stumpfbereich, sodass die Funktion des verlorenen Körperteils für das Gehirn wiederhergestellt wird.
Die Spiegeltherapie trickst das Gehirn aus, indem der gesunde Körperteil so vor dem Spiegel platziert wird, als wäre er der fehlende @ Köpenicker /AdobeStock
Wie bei anderen Schmerzleiden kann die Behandlung des Phantomschmerzes sehr langwierig sein. Selbst bei erfolgreicher Therapie und Schmerzfreiheit können Phantomschmerzen wiederkehren.
Dennoch verläuft die Prognose bei Phantomschmerzen im Allgemeinen gut. Es kann bei 30 bis 90 Prozent der Betroffenen eine Linderung bis hin zur Schmerzfreiheit eintreten.
Patienten mit Phantomschmerzen sind am besten in einer Schmerzambulanz oder bei einem spezialisierten Schmerzmediziner aufgehoben. Auch Fachärzte für Neurologie sowie nichtärztliche Versorger, wie z. B. Physiotherapeuten sind mögliche Ansprechpersonen.