Die Psychiatrie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Diagnose und Therapie psychischer (seelischer) Erkrankungen befasst. Unter psychischen Störungen versteht der Experte für Psychiatrie krankhafte Beeinträchtigung des Verhaltens, der Wahrnehmung, des Denkens und/oder des Fühlens.
Bei psychischen Erkrankungen können auch folgende Störungen vorliegen:
- Verarbeitung des Erlebten oder
- Beziehungen zu Personen der Umgebung (soziale Beziehungen)
Spezialisten für Psychiatrie haben eine Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert und nennen sich Psychiater.
Vor einigen Jahren hatten Ärzte noch die Möglichkeit, einen Facharzt für Nervenheilkunde (Nervenarzt) zu machen. Seit 2003 kommt in der Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer nur noch der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie vor.
Die Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie dauert fünf Jahre. Davon verbringt der angehende Psychiater 24 Monate in der stationären, psychiatrischen und psychotherapeutischen Patientenversorgung (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie). Weitere 12 Monate in der Neurologie.
Je nach Schwerpunktweiterbildung kann der angehende Facharzt für Psychiatrie weitere Erfahrung in folgenden Bereichen haben:
Ärzte, die sich auf die Behandlung von Kindern spezialisieren, machen den Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie.
Der Psychiater bzw. der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie berücksichtigt folgende Aspekte bei Diagnose und Therapie von psychischen Störungen:
- Somatische Aspekte
- Psychosomatische Aspekte
- Soziale Aspekte
FachärztInnen für Psychiatrie (& Psychotherapeutische Medizin) beschäftigen sich mit Ängsten, Depressionen, Burnout, psychosomatischen Beschwerden, Zwängen u.v.m. @ okrasiuk /AdobeStock
Die Liste der psychischen Erkrankungen, die ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie behandelt, ist lang.
Dazu gehören beispielsweise die folgenden Störungen und Krankheiten:
- Alkoholabhängigkeit (Alkoholkrankheit) und anderes schädigendes Suchtverhalten
- Angststörung: allgemeine Angstzustände oder Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen
- Borderline-Störung (Borderline-Persönlichkeitsstörung, BPS) ist durch Impulsivität und Instabilität hinsichtlich zwischenmenschlichen Beziehungen und Selbstbild gekennzeichnet
- Essstörungen: Bulimie (Ess-Brech-Sucht), Magersucht, Binge-Eating-Störung (Fressanfälle) und Esssucht
- Burnout-Syndrom: Zustand emotionaler Erschöpfung
- Chronische Kopfschmerzen
- Depressionen äußern sich durch negative Stimmungen sowie Verlust an Freude, Antrieb etc.
- Die Psychotraumatologie befasst sich mit den psychischen Folgen von Traumata, wie die posttraumatische Belastungsstörung, der schwere belastende Ereignisse vorausgehen
- Psychose ist eine schwere Störung mit dem Verlust des Realitätsbezugs. Dazu gehört die Schizophrenie, die sich durch Störungen im Bereich der Wahrnehmung und des Denkens (wie Wahnvorstellungen) äußern kann
- Somatoforme Erkrankungen sind Störungen, die sich nicht durch eine organische Ursache erklären lassen, wie zum Beispiel die somatoforme Schmerzstörung
- Stressbedingte Erkrankungen
- Suizidales Verhalten
- Bei den Zwangsstörungen (früher Zwangserkrankung, Zwangsneurose, anankastische Neurose) hat der Patient einen Drang, etwas zu tun oder zu denken
Die Psychiatrie beschäftigt sich mit der medizinischen Behandlung von Alkoholabhängigkeit @ Pormezz /AdobeStock
Die Therapie einer psychischen Störung erfolgt bei einem niedergelassenen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Oder in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Für die Behandlung psychischer Erkrankungen gibt es nicht die eine Therapie. Zwar kann es wissenschaftliche Empfehlungen für bestimmte Therapierichtungen geben.
Die Entscheidung, welche Therapie am besten zu welchem Patienten passt, ist von der Situation abhängig.
Neben einer medikamentösen Therapie kommen folgende Techniken zum Einsatz:
Wesentlicher Bestandteil der Gesprächstherapie, auch Gesprächspsychotherapie, klientenzentrierte oder personzentrierte Psychotherapie genannt, ist das Gespräch. Die Gesprächstherapie findet bei vielen psychischen Störungen entweder allein oder in Kombination mit anderen Verfahren Anwendung.
Bei der Gesprächstherapie soll der Patient Situationen und Umstände, die eine Selbstverwirklichung blockieren, erkennen und auflösen.
Er kann traumatische Erlebnisse aufarbeiten und so neue Einsichten gewinnen. So kann er das Erlebte neu bewerten.
Die Verhaltenstherapie orientiert sich an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, wobei insbesondere die Lerntheorie eine besondere Bedeutung hat. Die Verhaltenstherapie versucht durch bestimmte Techniken, Verhaltensstörungen und psychische Störungen zu beeinflussen. Diese Techniken der Verhaltenstherapie werden Gegenkonditionierung/Konfrontation, operante Konditionierung und kognitiver Ansatz genannt.
Im Rahmen der Kunsttherapie lernen Patienten, ihren inneren Zustand in Form von Bildern, Fotografien oder Plastiken auszudrücken. Sie lernen auch ihre Umwelt und ihre Gefühle über die Sinne wahrzunehmen.
Die Kunsttherapie zählt zu den psychodynamischen Therapieformen @ nagaets /AdobeStock
Bei der Sporttherapie geht es darum, die eigene Körperwahrnehmung zu verbessern und psychische Beeinträchtigungen zu überwinden.
Bei der Lichttherapie erhalten Patienten zu bestimmten Zeiten künstliches Licht. Sie kommt in der Psychiatrie vor allem zur Behandlung von Depressionen zum Einsatz.