Problematisch ist zum einen das Erkennen dieser psychischen Störung, da Betroffene sich nicht beeinträchtigt fühlen. Sie wechseln den Arzt oder das Krankenhaus, sobald Experten eine psychische Störung vermuten.
Zum anderen bringen sie sich in Gefahr, indem sie zu selbstverletzenden Maßnahmen greifen, um bestimmte Symptome hervorzurufen.
Dazu gehören auch Vergiftungen oder Verätzungen.
Es bestehen realistische Chancen, dass diese Patienten eine unnötige Operation erhalten und dabei gesundheitliche Schäden erleiden.
Das Münchhausen-Syndrom ist eine schwere Verhaltensstörung, bei der Betroffene Krankheitssymptome vortäuschen oder gezielt herbeiführen @ Yakobchuk Olena /AdobeStock
Artifizielle Störungen können in jedem medizinischen Fachgebiet mit vielfältigen Symptomen vorkommen.
Beim Münchhausen-Syndrom treten häufig die folgenden Symptome auf:
- Unklares Fieber
- Unklare anämische Zustände
- Unklare hyperglykämische Zustände
- Rezidivierende Wundheilungsstörungen und Abszesse
- Rezidivierende unklare Harnwegsinfekte u.v.m.
Eine arifizielle Störung kommt bei folgenden Symptomen in Betracht:
- Vielfältige invasive Maßnahmen
- Unklare rezidivierende Symptomen
- Wiederholte Wundheilungsstörungen und
- Abszessen
Wichtig ist auch die Fremdanamnese, wobei häufig Familienmitglieder in die Verleugnung der Selbstschädigung einbezogen sind.
Die artifizielle Störung gehört laut ICD-10 zu den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Sie ist unter F 68.1 klassifiziert.
Es liegt häufig eine Kombination mit folgenden Störungen vor:
Auch schwere Somatisierungsstörungen können vorkommen.
Das Münchhausen-Syndrom ist eine seltene Erkrankung @ Halfpoint /AdobeStock
Ein besonderes Problem beim Münchhausen-Syndrom ist die pathologische Arzt-Patient-Interaktion.
Arzt und Patient verleugnen lange Zeit gemeinsam die Selbstschädigung und geraten in einen komplexen Konflikt.
Es entsteht eine schwierige Dynamik aufgrund:
- Verinnerlichte berufsethische Normen
- Unbewusste Manipulation durch den Patienten und
- Unbewusst motiviertes professionelles Handeln
Eine durchgeführte medizinische Behandlung kann für Ärzte ebenfalls ein Nachspiel haben. Denn sie machen sich zu „Mittätern“ bei Selbstverletzungen und riskieren unter Umständen eine Klage.
In schweren Fällen kommen nur psychodynamische oder kognitiv-behaviorale Therapien, insbesondere auch im stationären Rahmen, in Frage.