Münchhausen-Syndrom - Spezialisten und Informationen

21.07.2024
Prof. Dr. med. Paul L. Janssen
Autor des Fachartikels

Betroffene des Münchhausen-Syndroms (artifizielle Störung) provozieren teilweise durch selbstverletzendes Verhalten Krankheitssymptome. Sie täuschen diese vor oder stellen sie schlimmer dar, als sie sind. 

Auf diese Weise wollen sie nach der Aufnahme in ein Krankenhaus eine medizinische Behandlung oder Operation erreichen. 

Zweck ist es, Aufmerksamkeit und Mitleid im eigenen sozialen Umkreis und bei Medizinern zu erregen. Sie wollen sich behandelt wissen. 

Diese psychische Störung erhielt den Namen vom „Lügenbaron“ Münchhausen, der für seine dreisten, erfundenen Geschichten bekannt ist.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für das Münchhausen-Syndrom.

ICD-Codes für diese Krankheit: F68.1

Artikelübersicht

 Charakteristika und Symptome des Münchhausen-Syndroms

Problematisch ist zum einen das Erkennen dieser psychischen Störung, da Betroffene sich nicht beeinträchtigt fühlen. Sie wechseln den Arzt oder das Krankenhaus, sobald Experten eine psychische Störung vermuten.

Zum anderen bringen sie sich in Gefahr, indem sie zu selbstverletzenden Maßnahmen greifen, um bestimmte Symptome hervorzurufen.

Dazu gehören auch Vergiftungen oder Verätzungen

Es bestehen realistische Chancen, dass diese Patienten eine unnötige Operation erhalten und dabei gesundheitliche Schäden erleiden.

Münchhausen-SyndromDas Münchhausen-Syndrom ist eine schwere Verhaltensstörung, bei der Betroffene Krankheitssymptome vortäuschen oder gezielt herbeiführen @ Yakobchuk Olena /AdobeStock

Artifizielle Störungen können in jedem medizinischen Fachgebiet mit vielfältigen Symptomen vorkommen. 

Beim Münchhausen-Syndrom treten häufig die folgenden Symptome auf:

  • Unklares Fieber
  • Unklare anämische Zustände
  • Unklare hyperglykämische Zustände
  • Rezidivierende Wundheilungsstörungen und Abszesse
  • Rezidivierende unklare Harnwegsinfekte u.v.m.

Eine arifizielle Störung kommt bei folgenden Symptomen in Betracht:

  • Vielfältige invasive Maßnahmen
  • Unklare rezidivierende Symptomen
  • Wiederholte Wundheilungsstörungen und
  • Abszessen

Wichtig ist auch die Fremdanamnese, wobei häufig Familienmitglieder in die Verleugnung der Selbstschädigung einbezogen sind.

Klassifizierung der artifiziellen Störung

Die artifizielle Störung gehört laut ICD-10 zu den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Sie ist unter F 68.1 klassifiziert. 

Es liegt häufig eine Kombination mit folgenden Störungen vor:

Auch schwere Somatisierungsstörungen können vorkommen.

Münchhausen-SyndromDas Münchhausen-Syndrom ist eine seltene Erkrankung @ Halfpoint /AdobeStock

Behandlung des Münchhausen-Syndroms

Ein besonderes Problem beim Münchhausen-Syndrom ist die pathologische Arzt-Patient-Interaktion. 

Arzt und Patient verleugnen lange Zeit gemeinsam die Selbstschädigung und geraten in einen komplexen Konflikt.

Es entsteht eine schwierige Dynamik aufgrund:

  • Verinnerlichte berufsethische Normen
  • Unbewusste Manipulation durch den Patienten und 
  • Unbewusst motiviertes professionelles Handeln

Eine durchgeführte medizinische Behandlung kann für Ärzte ebenfalls ein Nachspiel haben. Denn sie machen sich zu „Mittätern“ bei Selbstverletzungen und riskieren unter Umständen eine Klage.

In schweren Fällen kommen nur psychodynamische oder kognitiv-behaviorale Therapien, insbesondere auch im stationären Rahmen, in Frage.

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print