Ein vorzeitiger Samenerguss heißt im Fachjargon auch Ejaculatio praecox. Er zählt zu den Sexualstörungen und kommt sehr häufig vor. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, da viele sich schämen, mit diesem Beschwerdebild zum Arzt zu gehen. Schätzungen zufolge könnte jeder vierte oder fünfte Mann unter der Störung leiden.
Der vorzeitige Samenerguss löst keine Beschwerden im eigentlichen Sinne aus. Allerdings kann er bei Betroffenen zu einem hohen psychischen Leidensdruck führen. Für die Behandlung exisitieren verschiedene vielversprechende Möglichkeiten. Hier finden Sie weitere Informationen sowie den richtigen Arzt.
Empfohlene Ärzte für Vorzeitigen Samenerguss
Artikelübersicht
Wann spricht man von vorzeitigem Samenerguss?
Insgesamt gibt es keine allgemeingültige Definition für den vorzeitigen Samenerguss. Normalerweise ist damit gemeint, dass der Mann keine Kontrolle mehr über den genauen Zeitpunkt der Ejakulation hat.
Dadurch löst sich der Orgasmusreflex schon früher aus. In den meisten Charakterisierungen des vorzeitigen Samenergusses kommen drei Hauptaspekte zum Tragen:
- Kurze Dauer vom Beginn der vaginalen Penetration bis zum Samenerguss
- Verlust der willentlichen Ejakulationskontrolle
- Leidensdruck des Betroffenen und/oder der Partnerin oder des Partners
Wichtig ist hierbei, dass die geschätzte Dauer bis zum Orgasmus dem subjektiven Empfinden unterliegt. Häufig überschätzen Männer diesen.
Männer, die nicht unter vorzeitigem Samenerguss leiden, brauchen durchschnittlich etwa 5,4 Minuten, um zum Höhepunkt zu kommen.
Bei Betroffenen beträgt diese, auch Latenzzeit genannte Spanne unter ein bis zwei Minuten. Manchmal kann es auch schon ausreichen, an eine sexuelle Handlung zu denken, um einen vorzeitigen Samenerguss auszulösen.
Schätzungen zufolge sind etwa vier Prozent der Männer von einem vorzeitigen Samenerguss betroffen @ megaflopp /AdobeStock
Ursachen für vorzeitigen Samenerguss
Die genauen Auslöser für den vorzeitigen Samenerguss sind noch nicht hinreichend geklärt.
Mögliche Ursachen sind:
- Psychische Auslöser
- Neurophysiologische Auslöser
Mit neurophysiologischen Ursachen ist gemeint, dass der Auslöser irgendwo in der Signalübertragung zwischen den Nervenzellen liegt.
Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einem vorzeitigen Samenerguss beitragen können. Beispielsweise treten erektile Dysfunktion und vorzeitiger Samenerguss manchmal gleichzeitig auf.
Auch die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs kann einen Einfluss haben. So begünstigen ein unregelmäßiger Geschlechtsverkehr und Unerfahrenheit einen vorzeitigen Samenerguss.
Darüber hinaus gibt es einige psychische Ursachen, die eventuell für vorzeitigen Samenerguss verantwortlich sein können:
- Frühkindliche sexuelle Störungen
- Einschränkende Sexualerziehung
- Sexuelles Leistungsdenken
- Unrealistische Vorstellungen von Sexualität
- Versagensangst
- Angststörungen
Es können auch körperliche Ursachen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente Auslöser sein:
- Harnwegsinfekte
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Einnahme von Schmerzmitteln
- Sympathomimetika (Medikamente, die den Sympathikus, einen Teil des vegetativen Nervensystems, beeinflussen)
- Gestörter Serotoninhaushalt
Diagnose eines vorzeitigen Samenergusses
Der passende Ansprechpartner bei einem vorzeitigen Samenerguss ist der Urologe. Dieser erhebt zunächst die Krankengeschichte des Patienten und stellt ihm bestimmte Fragen zum Sexualleben des Mannes.
Dazu gehören beispielsweise:
- Sexuelle Entwicklung
- Erfahrungen und
- Verlauf der sexuellen Reaktion
Häufig sagen die Antworten bereits viel über die Auslöser aus, da sie die innere Einstellung des Patienten wiedergibt. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Therapie wichtig.
Die Diagnose vorzeitiger Samenerguss liegt vor, wenn zwischen der Penetration und dem Samenerguss weniger als zwei Minuten liegen.
Behandlung des vorzeitigen Samenergusses
Aus medizinischer Sicht ist eine Therapie des vorzeitigen Samenergusses nicht unbedingt nötig. Sie ist dann notwendig, wenn der Betroffene oder seine Partnerin darunter leiden.
Je nach Auslöser kann die Therapie folgende Ansätze nutzen:
- Physische Methoden
- Medikamentöse Methoden oder
- Psychotherapeutische Methoden
Bei manchen Männern kann häufiges Masturbieren oder ein vor dem Geschlechtsverkehr stattfindender Orgasmus bereits helfen. Darüber hinaus gibt es bestimmte Methoden, den Zeitpunkt der Ejakulation besser wahrzunehmen und zu steuern.
Dazu gehören beispielsweise:
- Die Stopp-Start-Methode und
- Die Squeeze-Methode
- Psychotherapeutische Maßnahmen
Die Psychotherapie im Zuge der Behandlung von vorzeitigem Samenerguss erfolgt anhand verschiedener Verfahren:
- Sexualtherapie
- Verhaltenstherapie
- Paartherapie
- Familientherapie
Dabei kann es hilfreich sein, wenn die Partnerin ebenfalls an der Therapie teilnimmt. Die Psychotherapie kann helfen, Ängste zu lindern und dadurch den Teufelskreis aus Angst und dem vorzeitigen Samenerguss zu durchbrechen.
Außerdem ist Psychotherapie nützlich, um festgefahrene Verhaltensweisen und Denkmuster zu verändern und sexuellen Druck zu lindern.
Betroffene Männer haben meist einen großen Leidensdruck, Psychotherapie kann dabei helfen @ Prostock-studio /AdobeStock
- Stopp-Start-Methode
Mit der Stopp-Start-Methode lernt der Mann, seine Erregung besser zu steuern. Ziel ist die Verzögerung der Ejakulation. Für diese Maßnahme masturbiert der Mann so lange, bis er kurz vor der kritischen Schwelle steht.
Dann wartet er, bis die Erregung wieder nachlässt. Anschließend beginnt er wieder mit der Masturbation. Dieses Verfahren führt er so lange durch, bis er in der Lage ist, seinen Samenerguss besser zu kontrollieren.
- Squeeze-Methode
Diese Methode ist eine Weiterentwicklung der Stopp-Start-Methode und soll ebenfalls den Zeitpunkt der Ejakulation verzögern. Dabei unterbricht der Mann den Geschlechtsverkehr kurz vor dem Höhepunkt.
Das dient dazu, den Zeitpunkt des ungewollten Höhepunkts genauer wahrzunehmen und dadurch besser beeinflussen zu können. Außerdem drückt er mit seinem Daumen im Bereich der Eichel auf den Penis.
Dadurch verringert sich die Blutmenge im Penis. Es kommt zu einer Unterbrechung des Ejakulationsreflexs. Auch dies führt zu einem verzögerten Samenerguss.
Fazit: Multimodale Therapie
Generell gilt, dass ein Urologe die Therapie eines vorzeitigen Samenergusses durchführen sollte. Die Therapie ist meist multimodal.
Dies bedeutet, dass neben medikamentösen Therapieoptionen auch verhaltenstherapeutische Ansätze und psychosexuelle Hilfestellungen zum Einsatz kommen.