Alkoholsucht - Arzt finden und Informationen zur Alkoholabhängigkeit

05.04.2017
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Die Alkoholsucht (Alkoholabhängigkeit) ist bei weitem die häufigste Abhängigkeitserkrankung. So leiden in Deutschland rund 2 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Alkoholsucht. Das entspricht ca. 5 Prozent der männlichen und 2 Prozent der weiblichen Erwachsenenbevölkerung. Jedes Jahr sterben in Deutschland ca. 42.000 Menschen an den Folgen der Alkoholsucht (z.B. Leberzirrhose).

Erfahren Sie hier mehr über die Alkoholabhängigkeit und finden Sie ausgewählte Ärzte für die Behandlung der Alkoholsucht.

ICD-Codes für diese Krankheit: F10

Empfohlene Ärzte für Alkoholsucht

Alkoholsucht Fälle in Deutschland

435.370 Fälle im Jahr 2020
440.733 Fälle im Jahr 2023 ( Prognose )

Das prognostizierte Fallzahlwachstum basiert auf Angaben zur Bevölkerungsentwicklung der statistischen Bundes- & Landesämter. Die Berechnung erfolgt je Altersklasse, sodass demographische Effekte berücksichtigt werden. Die Fallzahlen basieren aus einer Vernetzung von unterschiedlichen öffentlich zugänglichen Quellen. Mittels Datenanalyseverfahren werden diese Zahlen aufbereitet und unseren Usern zugänglich gemacht.

Artikelübersicht

Jeglicher Alkoholkonsum ist für die Gesundheit riskant und am besten wäre, ganz auf alkoholische Getränke zu verzichten. Die Gefahr der Entwicklung einer Leberzirrhose besteht bei einem regelmäßigen täglichen Alkoholkonsum von über 24 g bei Männern und 12 g bei Frauen! Diese Werte ergeben verschiedene Trinkmengen bei unterschiedlichen Getränken.

Alkoholsucht: Fallbericht

Ein 24-jähriger arbeitsloser Patient stellt sich in einer Beratungsstelle für Suchterkrankungen vor. Er hat seit 5 Jahren einen erhöhten Alkoholkonsum, der sich in den letzten 2 Jahren nach der Trennung von seiner Freundin auf jetzt 7 Flaschen Bier und eine halbe Flasche Schnaps täglich steigert.

Der Patient ist nicht mehr in der Lage, auf den Alkohol ganz zu verzichten, weil bei Absetzen Entzugssymptome in Form von Unruhe, Schlafstörungen, Zittern und Stimmungsschwankungen auftreten. Auch verliert er schnell die Kontrolle, wenn er begonnen hat zu trinken, und kann nicht aufhören, bis er einen Rausch hat. Körperlich ist er in keiner guten Verfassung. Die Leberwerte sind erhöht und er fühlt sich schwach und leistungsunfähig.

Er ist motiviert, seine Alkoholsucht zu beenden, um sich wieder um seinen 3-jährigen Sohn kümmern zu können. Von seinem Hausarzt wird der alkoholabhängige Patient in eine Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie überwiesen, wo er auf strikten Alkoholentzug gesetzt wird. In den anschließenden 3 Wochen werden Auslöser und aufrechterhaltende Faktoren des Alkoholkonsums genauer analysiert, die Motivation für eine weitere Alkoholabstinenz gefördert und der weitere Behandlungsplan erstellt.

Ein Jahr nach der Entlassung ist der Patient dank regelmäßiger Gespräche beim Hausarzt und in einer Suchtberatungsstelle sowie der Teilnahme an der Selbsthilfegruppe „Anonyme Alkoholiker“ weiterhin trocken.

Therapie der Alkoholsucht

Ziel der Therapie ist der vollständige Verzicht auf Alkohol. Dies kann erreicht werden durch:

  • eine Entgiftung mit anschließender Kurzzeitbehandlung für ca. 3 Wochen (stationäre Motivationsbehandlung; Erfolgsrate nach 1 Jahr ca. 30 bis 40 Prozent)
  • oder eine Entgiftung mit anschließender Entwöhnungsbehandlung für 2 bis 4 Monate (Erfolgsrate nach 1 Jahr ca. 50 bis 60 Prozent).

Entscheidend für den Erfolg der Behandlung der Alkoholsucht ist immer die Eigenmotivation des alkoholabhängigen Patienten. Er muss bereit sein, auf Alkohol zu verzichten und sich auf Hilfe einzulassen.

Da bis zu 50 Prozent der Patienten wegen einer anderen psychischen Störung (z.B. einer Angsterkrankung) alkoholabhängig werden, ist im Anschluss an die Entgiftung immer auch die Grunderkrankung zu behandeln, um Alkoholrückfälle zu vermeiden.

Therapie des Alkoholentzugssyndroms

Setzen alkoholabhängige Patienten gewollt oder ungewollt (z.B. infolge eines Unfalls mit anschließendem Klinikaufenthalt) den Alkoholkonsum nicht fort, entwickelt sich in der Regel ein vegetatives Alkoholentzugssyndrom, das meist drei bis sieben Tage dauert und durch folgende Symptome gekennzeichnet ist:

  • Brechreiz, Durchfälle
  • Pulsbeschleunigung, Bluthochdruck, Kurzatmigkeit
  • Schwitzen, Zittern, Muskelbeben
  • Schlaflosigkeit und innere Unruhe
  • Depressive oder gereizte Stimmung, Angst und Schreckhaftigkeit, Antriebssteigerung
  • Konzentrationsstörungen und leichte Ablenkbarkeit
  • Krampfanfälle (Grand Mal-Anfälle)

Bei ca. einem Drittel der Patienten ist eine medikamentöse Behandlung des Alkoholentzugssyndroms mit Distraneurin® oder anderen Medikamenten notwendig. In schweren Fällen kann sich auch ein Alkoholdelir (Delirium tremens) entwickeln, das intensivmedizinisch behandelt werden muss. Das Beenden des Alkoholkonsums sollte daher immer in Absprache mit dem Arzt erfolgen.

Vermeidung von Alkoholrückfällen

Die Einnahme des Medikaments Acamprosat (Campral®) nach Abschluss der Entgiftung kann Alkoholrückfälle vermeiden. Die Therapie mit Disulfiram (Antabus®) ist eine sogenannte Aversivbehandlung. Das Medikament wird täglich verabreicht und erzeugt beim Trinken von Alkohol eine Disulfiram-Alkoholreaktion mit Erbrechen, Angst, Schwindel, etc. Durch diese unangenehme negative Konsequenz sollen Rückfälle verhindert werden.

Nachbetreuung nach dem Entzug oder der Entwöhnung

Patienten, die nach einer qualifizierten Entzugsbehandlung oder einer Langzeit-Entwöhnungsbehandlung ärztlich/psychologisch weiterbetreut werden, haben eine bessere Chance, langfristig ohne Alkohol zurecht zu kommen. Elemente der Nachbetreuung sind:

  • Teilnahme an Selbsthilfegruppen (z.B. Anonyme Alkoholiker, Blaues Kreuz, Guttempler, Kreuzbund)
  • Regelmäßige Kontakte beim Hausarzt bzgl. körperlicher Symptome
  • Einzeltherapie bei einem Psychiater oder Psychologen, v.a. wenn gleichzeitig andere psychische Erkrankungen vorliegen
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