Leberzirrhose: Informationen & Leberzirrhose-Spezialisten

21.10.2024
Prof. Dr. med. Jörg G. Albert
Medizinischer Fachautor

Leberzirrhose heißt umgangssprachlich auch Schrumpfleber, da bei dieser Erkrankung das Lebergewebe schrumpft und knotig vernarbtes Bindegewebe bildet. Die Leber kann dann im späteren Erkrankungsstadium ihre wichtigen Aufgaben nicht mehr erfüllen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Leberzirrhose-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: K74.3, K74.4, K74.5, K74.6

Empfohlene Leberzirrhose-Spezialisten

Kurzübersicht:

  • Was ist Leberzirrhose? Bei dieser Erkrankung schrumpft das Lebergewebe und es bildet sich knotiges, vernarbtes Bindegewebe, wodurch die Leber ihre Aufgaben nicht mehr voll erfüllen kann.
  • Ursachen: Chronischer Alkoholmissbrauch und Hepatitis, sowie Vorerkrankungen wie Fettleber, Diabetes, Morbus Wilson oder eine autoimmune Hepatitis.
  • Risikofaktoren: Bestimmte Tropenkrankheiten, bestimmte Stoffwechselerkrankungen, Herzinsuffizienz, Medikamente, Giftstoffe.
  • Symptome: Je nach Stadium zeigen sich verschiedene Beschwerden, darunter Schläfrigkeit, Juckreiz, Appetitlosigkeit, Übelkeit. Später Gelbfärbung der Haut, Mundgeruch, Neigung zu Blutergüssen und weitere.
  • Diagnose: Durch eine körperliche Untersuchung kann der Arzt schon Verdacht schöpfen. Eine Blutuntersuchung und ein Ultraschallbild helfen bei der Sicherung der Diagnose. Sicherheit besteht nach einer Biopsie.
  • Behandlung: Die Vorerkrankungen müssen fachgerecht therapiert werden, nur so lässt sich ein Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Gleichzeitig zur Ursache werden auch die Symptome behandelt. Dementsprechend gibt es keinen einzelnen goldenen Therapieweg.

Artikelübersicht

Was ist eine Leberzirrhose?

Die Leber hat im Körper viele lebenswichtige Funktionen. Ihre Hauptaufgabe ist es, den Körper zu entgiften. So baut sie beispielsweise Alkohol, Nikotin und Medikamentenrückstände ab. Außerdem entfernt sie abgestorbene Zellen und Krankheitserreger aus dem Blutkreislauf.

Die Leber produziert:

  • Hormone
  • Proteine
  • Gallenflüssigkeit und
  • Cholesterin

Die Leber speichert:

  • Vitamine und 
  • Zucker

Außerdem ist sie am Fett-, Zucker- und Eiweißstoffwechsel beteiligt.

Bei einer Leberzirrhose kann die Leber diese Aufgaben nicht mehr erfüllen.

Erkennt der Mediziner die Leberzirrhose nicht rechtzeitig, verringert sich die Lebenserwartung des Patienten drastisch. Unbehandelt führt sie immer zum Tod durch akutes Leberversagen.

Zirka 250 von 100.000 Menschen erkranken jährlich an einer Leberzirrhose. Die Dunkelziffer ist jedoch nach Einschätzung von Gesundheitsexperten wesentlich höher.

Daher sollte jeder Patient in regelmäßigen Abständen seine Leber von einem Gastroenterologen oder Hepatologen überprüfen lassen. Dazu gehört auch ein Test der Leberwerte.

Darstellung von Leberzirrhose
Darstellung einer Leber mit Leberzirrhose © SciePro | AdobeStock

Wie entsteht eine Leberzirrhose?

Zu den wesentlichen Leberzirrhose-Ursachen gehören:

Auch folgende Erkrankungen können zu einer Leberzirrhose führen:

  • Fettleberentzündung – häufig mit zeitgleichem Auftreten eines Diabetes
  • Kupfer-Speicherkrankheit Morbus Wilson oder
  • Autoimmunen Hepatitis

Das ist jedoch deutlich seltener der Fall.

Bei einer Leberzirrhose wandelt die Leber funktionsfähige Leberzellen in nicht vom Organismus nutzbares vernarbtes Bindegewebe um. 

Dieses Narbengewebe verschlechtert die Funktionalität des Organs wesentlich. Schließlich kann die Leber ihrer Aufgabe als zentrales Speicherorgan nicht mehr nachkommen.

Alkoholbedingte Leberzirrhose

Langjähriger Alkoholmissbrauch führt zur Speicherung von Giftstoffen in der Leber. Das Organ verfettet, da es im Laufe der Jahre viel Fett speichert.

In diesem Stadium ist der Patient (wenn er aufhört, Alkohol zu konsumieren) noch gut therapierbar. Die krankhaften Gewebeveränderungen sind noch aufzuhalten.

Geschieht das nicht, sterben die verfetteten Leberzellen ab und schrumpfen. Sie bilden narbiges Gewebe. Es kommt zur Leberfibrose.

In diesem Stadium der äthyltoxischen, alkoholbedingten Leberzirrhose schreitet die Erkrankung unaufhaltsam voran.

Frauen vertragen grundsätzlich weniger Alkohol als Männer. Sie haben ein höheres Risiko, an einer Leberzirrhose zu erkranken als Männer, wenn sie täglich dieselbe Menge Alkohol konsumieren.

Virushepatitis

Eine mit dem Hepatitis Virus des Typs B, C oder D infizierte Leber kann ebenfalls zur Leberzirrhose führen. 

Ein generell höheres Risiko, an ihr zu erkranken, haben Personen:

  • die einen medizinischen Beruf ausüben
  • sich häufig im Ausland aufhalten oder
  • deren Partner an einer Leberentzündung erkrankt ist

Weitere Ursachen für Leberzirrhosen sind:

  • Autoimmunhepatitis (die Leberentzündung wird durch eine zu starke Reaktion des Immunsystems verursacht)
  • Bestimmte Tropenkrankheiten
  • Bestimmte Stoffwechselerkrankungen wie die Mukoviszidose
  • Herzinsuffizienz
  • Medikamente
  • Giftstoffe

Symptome und Verlauf der Leberzirrhose

Die Leberzirrhose zeigt sich im Anfangsstadium mit unspezifischen Symptomen. Sie verläuft in mehreren Stadien (Child 1-3). Im Endstadium ist die Lebenserwartung nur noch gering.

Anzeichen für eine Leberzirrhose sind:

  • Schläfrigkeit
  • Juckreiz (Pruritus)
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Verwirrtheit
  • Gewichtsabnahme
  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Völlegefühl im Oberbauch
  • Gelbfärbung der Haut und des Augapfels
  • Mundgeruch
  • Neigung zu Blutergüssen
  • Langsamere Blutgerinnung
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Milchglas-Fingernägel (milchig verfärbt)
  • bei Frauen: unregelmäßige Monatsblutung
  • bei Männern: Potenzstörungen
  • Bauchwassersucht (Aszites): Der Unterbauch nimmt stark an Umfang zu, da vermehrt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in den Bauchraum austritt
  • Hepatische Enzephalopathie (Gehirnerkrankung, die Folge der nur unzureichend abgebauten Giftstoffe ist)
  • Ösophagusvarizen (Krampfadern in der Speiseröhre, die leicht platzen können)
  • Leberzellkrebs (HCC)
  • Hepatisches Koma

Diagnose der Leberzirrhose

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung tastet der untersuchende Mediziner Milz und Leber des Patienten auf mögliche Größenveränderungen ab. 

Er klopft ihm auf den Bauch, um festzustellen, ob sich bereits Wasser im Bauchraum angesammelt hat.

Dann überprüft er die Haut auf Leberhautzeichen: Dazu gehören beispielsweise Spider Naevi. Das sind deutlich sichtbare spinnenartige Vergrößerungen von Kapillargefäßen unter der Hautoberfläche

Sie treten meist im Gesicht oder oberhalb der Brust auf. Außerdem hat der Patient eine Gelbfärbung der Haut und gerötete Handinnenflächen und Fußsohlen.

Darstellung der Leber im Körper
Lage der Leber im menschlichen Körper © yodiyim | Adobe Stock

Ein deutlicher Hinweis auf eine Leberzirrhose sind auch ein Bluttest mit:

  • Erhöhte Albumin Werte
  • Erhöhte Cholinesterase-Werten
  • Zu niedrige Gerinnungsfaktor II, VII, IX und X (Quick-Test)
  • Erhöhte Leberenzym-Werte

Mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall-Diagnostik stellt der Arzt fest, wie groß die Leber und in welchem Zustand sie ist. 

Das Fortschreiten der Erkrankung misst er im Ultraschall-Fibroscan. Damit lässt sich der Grad des Gewebeumbaus bestimmen.

Die Computertomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) kommt in einigen Fällen ergänzend zum Einsatz.

Endgültige Gewissheit hat der Patient jedoch erst dann, wenn das Ergebnis der Biopsie vorliegt. Dabei handelt es sich um die Untersuchung einer aus der Leber entnommenen Gewebeprobe.

Die Behandlung einer Leberzirrhose

Die Leberzirrhose lässt sich nur dann aufhalten, wenn eine optimale Behandlung der Grunderkrankung erfolgt. 

Eine Therapie ist besonders gut möglich, wenn sich die Erkrankung noch in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung befindet. Allerdings kann das geschädigte Organ bereits zerstörte Leberzellen nicht wieder regenerieren.

Die Therapie der Leberzirrhose erfolgt:

  • kausal (entsprechend den Ursachen) und
  • zugleich symptomatisch (an den Anzeichen orientiert)

Je erfolgreicher die Behandlung der Grunderkrankung ist, desto höher ist die Lebenserwartung von Leberkranken. Außerdem richtet sich die ihm noch verbleibende Lebenszeit danach, wie weit fortgeschritten die zugrundeliegende Erkrankung ist.

Als Erstes muss der Patient sämtliche Ursachen meiden. Alkoholabhängige machen einen Entzug. Raucher hören auf zu rauchen, um die Leber nicht noch mehr zu schädigen. Die Einnahme von Leber beeinträchtigenden Medikamenten ist gegebenenfalls zu reduzieren.

In späteren Leberzirrhose-Stadien kommt oft nur noch eine Lebertransplantation infrage. Das gilt allerdings nicht für alkoholabhängige Patienten.

Auch die Symptome der Leberzirrhose benötigen eine entsprechende Behandlung. Ärzte behandeln die Bauchwassersucht mit Medikamenten und einer Bauchpunktion.

Bei einer Virushepatitis erhält der Patient antivirale Medikamente.

Hat der Patient eine Autoimmun-Hepatitis, verabreicht der Mediziner Mittel, die das Abwehrsystem dämpfen. Bei zu niedrigen Quick-Werten reduzieren Ärzte das erhöhte Blutungsrisiko durch Vitamin K-Gaben.

Patienten, die an einer Schrumpfleber leiden, müssen eine Leber-Diät einhalten. 

Sie enthält eine große Menge Proteine und andere wichtige Nährstoffe. Betroffene nehmen täglich etwa 1,5 Gramm Proteine pro Kilogramm Körpergewicht zu sich. Außer, wenn sie an  einer hepatischen Enzephalopathie leiden.

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