Die wichtigsten Gruppen von Psychopharmaka sind:
- Antidepressiva: Medikamente v.a. zur Behandlung von Depressionen, aber auch zur Behandlung von
- Stimmungsstabilisierer (Phasenprophylaktika): Medikamente v.a. zur vorbeugenden Behandlung von phasenhaft verlaufenden affektiven Störungen, v.a. bipolaren, d.h. manisch-depressiven Erkrankungen
- Neuroleptika (Antipsychotika): Medikamente zur Behandlung von schizophrenen und anderen Psychosen
- Anxiolytika und Hypnotika: Medikamente u.a. zur Behandlung von Angst- und Unruhezuständen sowie von Schlafstörungen
- Antidementiva: Medikamente zur Behandlung von Demenzen
- Alkoholentwöhnungsmittel: Psychopharmaka zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit
Antidepressiva wurden früher auch als Thymoleptika bezeichnet. Es handelt sich um Psychopharmaka, die stimmungsaufhellend und je nach Medikament antriebssteigernd oder müdemachend wirken.
Antidepressiva machen nicht abhängig!
Sie werden zur Behandlung aller Arten von Depressionen eingesetzt. Bei leichten und mittelschweren Depressionen kann auch eine alleinige Psychotherapie ausreichend sein. Psychotherapien wirken jedoch nicht so schnell.
Pflanzliche Medikamente wie Johanniskraut sollten nur bei leichten Depressionen eingesetzt werden. Bei schweren Depressionen ist eine medikamentöse Therapie mit Psychopharmaka unbedingt erforderlich!
Bis zum Ansprechen auf eine antidepressive Medikation kann es bis zu sechs Wochen dauern. Erste stimmungsaufhellende Effekte sind in der Regel frühestens nach 7 bis 10 Tagen zu erwarten. Bei ca. 70 Prozent der Patienten verschwindet die Depression nach 3 bis 6-wöchiger Therapiedauer.
Umstellungsversuche auf andere Mittel sind erst nach 4 bis 6 Wochen erfolgloser Therapie in ausreichend hoher Dosierung zu erwägen.
Bisher sind die Wirkmechanismen von Antidepressiva trotz intensiver Untersuchungen nicht genau bekannt. Alle Antidepressiva führen zu einer Beeinflussung v.a. der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Dadurch kommt es zu einer Veränderung von Regelkreisen im Gehirn, die zur Aufhebung der Depression führen.
Antidepressiva helfen bspw. bei Depressionen oder Angststörungen © Patrick Daxenbichler | AdobeStock
Welche Antidepressiva gibt es?
Die erste antidepressiv wirksame Substanz war das 1957 per Zufall entdeckte Imipramin. Es ist auch heute noch unter dem Namen Tofranil® auf dem Markt. Etwa zur gleichen Zeit entdeckte man auch antidepressive Eigenschaften des Monoaminooxidase-Hemmers Iproniazi. Dieser Wirksstoff wird in der Tuberkulose-Behandlung eingesetzt. Basierend auf diesen Substanzen wurden in der Folgezeit weitere tri- und tetrazyklische Antidepressiva und Monoaminooxidase-Hemmer entwickelt.
In den 1980er Jahren wurden die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRIs) entwickelt. Bei gleicher Wirksamkeit sind sie im Regelfall besser verträglich als die trizyklischen Antidepressiva. Trizyklische Antidepressiva bewirken über eine Bindung an verschiedene weitere Rezeptoren eine Vielzahl von Nebenwirkungen.
Später folgten dann weitere Neuentwicklungen wie
- die dualen Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer,
- die alpha2-Antagonisten und
- die selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer.
Je nach ihrem eher antriebssteigernden oder müdemachenden Wirkprofil können die Antidepressiva auch in folgende Gruppen eingeteilt werden:
- Eher müde machende Antidepressiva: z.B. Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, Mianserin, Mirtazapin
- Eher antriebssteigernde Antidepressiva: Nortriptylin, alle SSRIs, Reboxetin, Venlafaxin, Monoaminooxidase-Hemmer
Welche Nebenwirkungen können bei Antidepressiva auftreten?
Neben den erwünschten antidepressiven Wirkungen zeigen Antidepressiva auch unterschiedlich stark ausgeprägte Nebenwirkungen. Sie treten insbesondere in den ersten zwei Wochen der Therapie auf und verschwinden dann häufig.
Da in dieser Zeit oft noch keine Stimmungsaufhellung eingetreten ist, fordert das Geduld! Setzen Sie die Medikamente nicht ab, auch wenn Sie noch keine positive Wirkung spüren.
Die Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente lassen sich aus der Beeinflussung von Botenstoffen und deren Bindungsstellen direkt ableiten:
- Anticholinerge Nebenwirkungen (v.a. tri- und tetrazyklische Antidepressiva): Mundtrockenheit, Verstopfung, Beschwerden beim Wasserlassen, Pulsbeschleunigung, Verschwommen sehen beim Lesen
- Antiadrenerge Nebenwirkungen (v.a. tri- und tetrazyklische Antidepressiva und Edronax®): Niedriger Blutdruck und Kreislaufregulationsstörungen (Schwarzwerden vor den Augen), Herzstolpern, Schwitzen
- Serotonerge Nebenwirkungen (v.a. bestimmte trizyklische Antidepressiva, SSRIs und Trevilor®): Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Unruhe mit Schlafstörungen, sexuelle Funktionsstörungen
- Antihistaminerge Nebenwirkungen (v.a. bestimmte trizyklische Antidepressiva und Tolvin® und Remergil®): Müdigkeit, Gewichtszunahme
- Andere Nebenwirkungen: z.B. Überleitungsstörungen am Herzen mit der Folge von Herzrhythmusstörungen, Muskelzuckungen, allergische Ausschläge, Veränderungen des weißen Blutbildes
Aufgrund der Nebenwirkungen sind bei einer Antidepressivatherapie in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen erforderlich. Sie umfassen
- Blutuntersuchungen,
- EKG und
- EEG.
Über Einzelheiten der Therapie und der Kontrolluntersuchungen informiert Sie ihr Arzt genau.
Stimmungsstabilisierer kommen zur Stabilisierung depressiver und/oder manischer Stimmungsschwankungen im Rahmen affektiver und schizoaffektiver Störungen zum Einsatz. Sie werden auch Phasenprophylaktika genannt und sollen Rückfälle verhindern.
Bis auf Lamotrigin werden Stimmungsstabilisierer auch zur Akuttherapie bestimmter Formen bipolarer Störungen eingesetzt.
Welche Stimmungsstabilisierer gibt es und wo werden sie eingesetzt?
Im klinischen Gebrauch sind gegenwärtig folgende Stimmungsstabilisierer:
- Lithium (z.B. Quilonum®, Hypnorex®): Rezidivprophylaxe (Vorbeugung) von wiederkehrenden Depressionen und Manien und Depressionen bei bipolaren Störungen; Akuttherapie euphorischer Manien
- Valproinsäure (z.B. Orfiril®, Ergenyl®): Akuttherapie von Manien und Vorbeugung manischer Phasen bei bipolaren Störungen, Therapie des Rapid cycling
- Carbamazepin (z.B. Tegretal®, Timonil®): Akuttherapie dysphorischer/gereizter Manien, Therapie des Rapid cycling
- Lamotrigin (z.B. Elmendos®): Rezidivprohphylaxe von Depressionen im Rahmen bipolarer Störungen
Welche Nebenwirkungen können bei Stimmungsstabilisierern auftreten?
Lithium (z.B. Quilonum® oder Hypnorex®)
Lithium ist ein Salz, das seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt wird. Es wird so dosiert, dass der Blutspiegel in der Regel zwischen 0,6 und 0,8 mmol/l liegt. Regelmäßige Blutspiegelkontrollen sind notwendig, da
- bei niedrigeren Werten die rückfallverhütende Wirkung aufgehoben ist und
- bei höheren Spiegeln verstärkt Nebenwirkungen auftreten.
Zu den Nebenwirkungen gehören v.a.
- Zittern (Tremor) der Hände,
- verstärktes Wasserlassen,
- Gewichtszunahme,
- Magen-Darm-Probleme und
- Schilddrüsenfunktionsstörungen.
Verschiedene gleichzeitig gegebene Medikamente können zu einer Erhöhung der Blutspiegel bis hin zur Vergiftung führen. Daher sollten die Patienten jeden Arzt auf die Einnahme von Lithium hinweisen!
Die Akutwirkung von Lithium in der Behandlung von Manien setzt oft schon innerhalb weniger Tage ein. Die rückfallverhütende Wirkung zeigt sich oft erst nach Monaten.
Valproinsäure (z.B. Ergenyl® oder Orfiril®)
Valproinsäure ist ursprünglich ein Mittel gegen Epilepsie, das aber auch bei bipolaren Erkrankungen wirksam ist. Es wird so dosiert, dass Blutspiegel von 50 bis 125 µg/ml erreicht werden.
Insgesamt ist Valproinsäure gut verträglich. Die wichtigsten Nebenwirkungen sind
- Müdigkeit,
- Erhöhung der Leberwerte,
- vorübergehender Haarausfall und
- Gewichtszunahme.
Carbamazepin (z.B. Tegretal® oder Timonil®)
Carbamazepin ist ebenfalls ein Mittel gegen Epilepsie. Es wird eingesetzt, wenn Lithium nicht wirkt oder der Patient es nicht verträgt. Auch dieses Medikament wird nach Blutspiegel eingestellt (6 bis 12µg/ml).
Die wichtigsten (meist vorübergehenden) Nebenwirkungen sind
- Müdigkeit,
- Schwindel,
- Gangunsicherheit,
- Hautausschläge,
- Leberwerterhöhungen und
- Störungen des weißen Blutbildes.
Lamotrigin (z.B. Elmendos®)
Lamotrigin muss zur Vermeidung gefährlicher Haut- und Schleimhautreaktionen sehr langsam aufdosiert werden. Der Patient erhält in den ersten beiden Wochen 25 mg pro Tag, dann für weitere zwei Wochen 50 mg. Danach folgt eine Steigerung um 50 bis 100 mg alle zwei Wochen.
Bei Gabe bestimmter anderer Medikamente muss die Dosis evtl. angepasst werden.
Neuroleptika wirken dämpfend auf
- Erregungszustände,
- aggressives Verhalten sowie
- psychotisches Erleben wie Sinnestäuschungen, Wahndenken und Ich-Störungen.
Diese Psychopharmaka werden daher auch als Antipsychotika bezeichnet. Starke Neuroleptika werden v.a. in der Behandlung von Schizophrenien und anderen psychotischen Störungen eingesetzt. Sie führen in 75 Prozent der Fälle zu einer guten Besserung der Psychose.
Die schwachen, müdemachenden Neuroleptika werden auch bei
- Unruhe,
- Erregungszuständen und
- Schlafstörungen
eingesetzt.
Der Wirkmechanismus von Neuroleptika ist bislang nicht vollkommen klar. Sie blockieren Bindungsstellen (Rezeptoren) von Hirnbotenstoffen wie Dopamin. Das bringt eine ganze Reihe von Folgereaktionen mit sich, die dann zu der antipsychotischen Wirkung führen.
Neuroleptika machen nicht abhängig!
Welche Neuroleptika gibt es?
Man unterscheidet starke und schwache Neuroleptika. Die Gruppe der starken Neuroleptika unterteilt man in klassische und atypische Neuroleptika.
Starke Neuroleptika
Die klassischen Neuroleptika sind schon seit Jahrzehnten auf dem Markt und sicher in der Anwendung. Sie haben eine gute antipsychotische Wirksamkeit. Sie können sowohl als Tabletten als auch über den Muskel verabreicht werden. Sie entfalten jedoch häufig motorische Nebenwirkungen.
Zu den atypischen Neuroleptika gehören
- Solian®,
- Abilify®,
- Leponex®,
- Zyprexa ®,
- Seroquel®,
- Risperdal® und
- Zeldox®.
Sie bewirken kaum oder keine motorischen Nebenwirkungen und werden daher als „atypisch“ bezeichnet. Meistens sind sie besser verträglich als die klassischen Neuroleptika. Deswegen werden sie heute zunehmend auch zur Erstbehandlung akuter Schizophrenien eingesetzt.
Zwischen den einzelnen Substanzen gibt es im Wesentlichen keine Wirksamkeitsunterschiede. Deshalb erfolgt die Wahl des Medikaments nach Kriterien wie Wirksamkeit bei früherer Behandlung oder Nebenwirkungsprofil.
Lediglich für das atypische Neuroleptikum Clozapin (Leponex®) konnte eine überlegene Wirksamkeit bei Schizophrenien nachgewiesen werden, die nicht auf andere Neuroleptika ansprechen.
Neuroleptika sollten für mindestens 4 bis 6 Wochen in ausreichender Dosis verabreicht werden. Stellt sich keine Wirkung ein, ist erst danach eine Umstellung auf ein anderes Präparat möglich.
Schwache Neuroleptika
Die schwachen Neuroleptika werden zur Behandlung von Unruhezuständen und Schlafstörungen eingesetzt. Zur Behandlung der Schizophrenien werden sie häufig mit starken Neuroleptika kombiniert.
Beispielsubstanzen sind Eunerpan®, Dipiperon® und Atosil®.
Welche Nebenwirkungen können bei Neuroleptika auftreten?
Die wichtigsten Nebenwirkungen der klassischen Neuroleptika betreffen die Motorik. Dazu gehören
- sehr schnell einsetzende sogenannte Frühdyskinesien (Zungen-, Mund- und Blickkrämpfe, ca. 20 Prozent),
- Bewegungsunruhe (Nicht-stillsitzen-Können oder Akathisie, ca. 30 Prozent),
- das Parkinsonoid (Muskelsteifigkeit und Zittern der Hände, ca. 20 Prozent) sowie
- bei chronischer Gabe nach Monaten bis Jahren als Spätfolge einsetzende Spätdyskinesien (z.B. Rollen der Zunge, Grimassieren etc., ca. 20 Prozent).
Aber auch die atypischen Neuroleptika entfalten Nebenwirkungen. Motorische Nebenwirkungen sind aber viel geringer oder treten gar nicht auf. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen gehören
- Müdigkeit (z.B. Zyprexa®, Seroquel®),
- Gewichtszunahme (v.a. Zyprexa® und Leponex®),
- Störungen der Überleitung am Herzen (z.B. Zeldox®),
- Milchfluss,
- sexuelle Funktionsstörungen (z.B. Solian®) und
- oft auch Blutbildveränderungen (v.a. Leponex®).
Daher sind regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen erforderlich. Bei Leponex® kann es in seltenen Fällen zu starken Absenkungen der weißen Blutkörperchen kommen. Daher muss in den ersten 18 Wochen ein Blutbild angefertigt werden.
Die schwachen Neuroleptika zeichnen sich insgesamt durch eine sehr gute Verträglichkeit aus.
Was sind Anxiolytika und Hypnotika?
Als Anxiolytika bezeichnet man Psychopharmaka, die angst- und spannungslösend wirken. Als Hypnotika (Schlafmittel) bezeichnet man dagegen alle Psychopharmaka, die Schlaf erzeugen. Früher hat man diese Psychopharmaka auch als Sedativa oder Tranquilizer bezeichnet.
Die wichtigste Medikamentengruppe der Anxiolytika und Hypnotika sind die Benzodiazepine. Sie sind v.a. wegen ihres hohen Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzials problematisch in der Anwendung.
Die wichtigsten Medikamentengruppen sind:
Benzodiazepine
Dazu gehören z.B.
- Lorazepam (Tavor®),
- Diazepam (Valium®),
- Alprazolam (Tafil®) und
- Oxazepam (Adumbran®).
Ihre Wirkung ist
- angstlösend und affektiv entspannend sowie
- müdemachend (sedierend) und schlafanbahnend (hypnotisch).
Darüber hinaus wirken sie muskellockernd. Deshalb kann etwa Musaril® auch bei starken Muskelverspannungen und Spastiken eingesetzt werden.
Wegen ihrer Wirksamkeit gegen Krampfanfälle werden sie in der Neurologie auch als Antiepileptika eingesetzt.
In der Psychiatrie und Psychotherapie werden Benzodiazepine zur Akutbehandlung von
- Angst-/Panikattacken,
- bei schweren Depressionen mit Ängsten und Unruhezuständen,
- bei schweren Angst- und Erregungszuständen im Rahmen einer Schizophrenie oder Manie und
- zur Behandlung von Schlafstörungen
eingesetzt.
Wegen der hohen Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung dürfen diese Medikamente nur kurzfristig eingesetzt werden. Die Regelbehandlungsdauer beträgt maximal 6 Wochen.
Allerdings werden sie immer noch recht unkritisch verschrieben, auch wenn andere Therapien eine gute Wirksamkeit zeigen. Weitere Nebenwirkungen sind Konzentrationsstörungen und Verlangsamung der Reaktionszeit, weshalb die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt ist!
Nicht-Benzodiazepine
Zu diesen rein als Schlafmittel eingesetzten Medikamenten gehören
- Ximovan® (Einsatz wegen relativ langer Wirkdauer bei Ein- und Durchschlafstörungen),
- Stilnox® und Bikalm® (Einsatz wegen kürzerer Wirkdauer bei Einschlafstörungen) und
- Sonata® (wegen sehr kurzer Wirkdauer auch noch bei nächtlichem Aufwachen einnehmbar).
Diese Medikamente führen insgesamt seltener zu einer Abhängigkeitsentwicklung. Sie sind in der Regel sehr gut verträglich, sollten aber auch immer nur vorübergehend eingenommen werden.
Andere Anxiolytika und Hypnotika
ß-Blocker werden v.a. bei Ängsten eingesetzt, die
- mit ausgeprägten körperlichen Symptomen einhergehen oder
- situationsabhängig sind, z.B. Examensangst oder Lampenfieber (Dosierung: z.B. 10 bis 120 mg Propranolol (Dociton®)).
Eine Abhängigkeitsentwicklung ist nicht zu befürchten. Zur Behandlung von Angststörungen werden auch Antidepressiva (v.a. die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) eingesetzt. In der Behandlung von leichten Schlafstörungen reichen Verhaltensänderungen und pflanzliche Präparaten (Hopfen- und Baldrianpräparate) oft aus.
Zu den frei im Handel erhältlichen Hypnotika gehören auch bestimmte Antihistaminika wie z.B.
- Diphenhydramin (Dolestan®, Emesan ®, Vivinox®) oder
- Doxylamin (Gittalun®, Sedaplus®).
Deren schlafinduzierende Wirkung ist gegenüber den eigentlichen Hypnotika relativ gering. Sie eignen sich daher nur bei leichten Schlafstörungen.
Als Einschlafmittel kann auch das Chloralhydrat (Chloraldurat®) eingesetzt werden. Die schlaffördernde Wirkung setzt bei einer Dosis von 0,5 bis 2 g ein und hält etwa 5 Stunden an. Nach regelmäßiger Einnahme setzt bald ein Wirkungsverlust ein. Patienten mit Erkrankungen von Magen/Darm, Leber oder Herz dürfen Chloralhydrat nicht einnehmen. Abhängigkeitsentwicklungen können auftreten.
Was sind Antidementiva?
Antidementiva sind verschiedenartige Psychopharmaka, die zu einer Verbesserung von
- Gedächtnis,
- Aufmerksamkeit und
- Konzentrationsfähigkeit
im Rahmen organischer psychischer Störungen, v.a. Demenzen, eingesetzt werden.
Man unterscheidet drei Gruppen von Substanzen:
- Acetylcholinesterase-Hemmer
- Glutamatmodulatoren
- andere Nootropika
Welche Nebenwirkungen können bei Antidementiva auftreten?
Zu den Acetylcholinesterase-Hemmern gehören
- Aricept®,
- Exelon® und
- Reminyl®,
die zur Behandlung der leichten und mittelschweren Alzheimer-Demenz eingesetzt werden. An wesentlichen Nebenwirkungen treten zu Beginn meist nur
- Durchfall,
- Übelkeit und Erbrechen sowie
- Muskelkrämpfe
auf. Gelegentlich kann es zu Herzschlagverlangsamungen mit Sturzgefahr kommen. Das Risiko besteht insbesondere bei gleichzeitiger Gabe von Betablockern. Nur unter besonderer Vorsicht sind die Acetylcholinesterase-Hemmer bei
einzusetzen.
Zu den Glutamatmodulatoren gehört Memantine (z.B. Ebixa®). Es wird bei mittelschweren und schweren Alzheimer-Demenzen und anderen Demenzen eingesetzt. Die Verträglichkeit ist relativ gut. Selten, aber möglich, sind
- Halluzinationen,
- Verwirrtheit,
- Schwindel,
- Kopfschmerzen oder
- Müdigkeit.
Zu den Nootropika rechnet man verschiedene Substanzen wie
- Ginkgopräparate (z.B. Tebonin®),
- Piracetam (z.B. Nootrop®),
- Nicergolin (z.B. Sermion®) oder
- Vitamin E,
die kaum Nebenwirkungen haben. Die Wirksamkeit zur Behandlung von Demenzen ist für diese Substanzen nicht sicher gezeigt.
Bei den Psychopharmaka zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit unterscheidet man
- Medikamente, die zur Unterstützung beim Alkoholentzug eingesetzt werden und
- Medikamente, die Alkoholrückfälle verhindern sollen.
Beim Alkoholentzug wird in ca. 50 Prozent der Fälle eine medikamentöse Behandlung mit Distraneurin® notwendig. Dieses Medikament darf nur während einer Entgiftungsbehandlung in einer Fachklinik eingesetzt werden.
Als rückfallverhütendes Medikament ist Campral® auf dem Markt, das täglich eingenommen werden muss. Es vermindert das Verlangen nach Alkohol. Es sollte immer in Verbindung mit einer psychotherapeutischen Behandlung verabreicht werden.