Epilepsie (auch Fallsucht) ist eine Funktionsstörung des Gehirns. Dabei feuern Nervenzellen zeitgleich ihre Impulse ab und überlasten das Nervensystem. Rund 500.000 Menschen in Deutschland leiden unter einer Epilepsie, Ältere und Kinder sind häufig betroffen. Ein Drittel der von Epilepsie betroffenen Menschen sind Kinder, ein weiteres Drittel ältere Menschen ab 60 Jahren. Grundsätzlich aber gilt, dass die Erkrankung in jedem Lebensalter erstmals auftreten kann.
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Ursachen für die Fallsucht
Die Gründe für eine Epilepsie sind bisher noch nicht geklärt. Allerdings machten Forscher einige Risikofaktoren aus, die das Auftreten eines epileptischen Anfalls fördern.
Dazu gehören:
- Verwandtschaftliche Risikofaktoren, z. B. wenn bereits Elternteile unter Epilepsie leiden oder litten
- Fehlbildungen des Gehirns
- Vorgeburtliche Hirnschäden
- Schlaganfall
- Gehirntumoren
- Hirnhautentzündung
- Vergiftungen
- Medikamenten-, Alkohol- und Drogenmissbrauch
In einigen Fällen lässt sich zudem gar keine Ursache finden. Diese idiopathischen Epilepsien sind eine sehr häufige Form der Fallsucht. Bei bis zu 40 % der Betroffenen tritt sie auf.
Symptome der Epilepsie
Die Epilepsie ist eine Erkrankung, die anfallartig abläuft. Ein solcher Anfall kann Sekunden bis Minuten dauern und tritt in aller Regel plötzlich auf.
Die Epilepsie hat je nach betroffenem Hirnbereich ein anderes Erscheinungsbild. Daher ist es nicht immer leicht, einen Anfall zu erkennen. Die Epilepsie ist bei Auftreten eines akuten Anfalls immer ein Notfall und benötigt eine ärztliche Behandlung.
Mitunter lassen sich einige der folgenden „Vorboten“ eines epileptischen Anfalls bemerken:
- Verstimmungen
- Reizbarkeit
- Kopfschmerzen sowie
- Halluzinationen (Aurasehen)
Mediziner unterscheiden im Wesentlichen zwei Grundformen der Epilepsie:
- Die fokale Epilepsie
Bei dieser Anfallsform ist zunächst nur ein eng umschriebener Bereich der Großhirnrinde betroffen. Je nach Funktion dieses Areals kommt es bei der fokalen Epilepsie zu ganz unterschiedlichen Symptomen.
Am häufigsten sind dabei Muskelzuckungen und Wahrnehmungsstörungen. Die Anfälle kann der Patient sowohl bei vollem Bewusstsein als auch mit Bewusstseinseintrübung erleben
- Die generalisierte Epilepsie
Unter einem Grand-Mal versteht man einen generalisierten epileptischen Anfall, der Bereiche beider Großhirnhälften erfasst. Die wohl bekannteste Form der Grand-Mal-Epilepsie ist der tonisch-klonische Anfall, der in zwei Phasen verläuft.
In der ersten Phase überwiegen die Krämpfe der Muskulatur. Diese tonische Phase erlebt der Patient nicht bewusst. Er fällt zu Boden und Arme und Beine sind gestreckt. Die Atemmuskulatur kann kurzzeitig ausfallen. Nicht selten kommt es dadurch zur bläulichen Färbung der Haut (Zyanose).
Die zweite Phase (klonische Phase) folgt der ersten Phase nach 10 bis 30 Sekunden. In diesem Teil der Epilepsie dominieren die Zuckungen das Krankheitsbild.
Nach ein bis zwei Minuten ist auch diese Anfallsphase überstanden. Der Patient erwacht meist kurz nachher, fällt dann in einen tiefen Schlaf, aus dem er schwer zu wecken ist.
Betroffene können sich nach dem Aufwachen an den Anfall selbst nicht mehr erinnern. Harn- und Stuhlabgang oder ein Zungenbiss sind jedoch erste Hinweise auf einen epileptischen Anfall.
Sehr viel schwieriger zu diagnostizieren ist jedoch die Petit-Mal-Epilepsie. Der Betroffene zeigt nur eine sekundenlange Unkonzentriertheit oder Abwesenheit, um gleich darauf normal weiterzumachen.
Die Petit-Mal- oder Absence-Epilepsie lässt möglicherweise folgende Hinweise erkennen:
- Häufiges Augenzwinkern
- Schmatzen
- Kopfdrehung nach hinten oder seitwärts
- Kopfsenkung
Sonderform: Epilepsie bei Kindern
Eine spezielle Form der Fallsucht tritt bei Kindern im Alter zwischen zwei und acht Monaten auf, das West-Syndrom. Auch wenn es selten vorkommt, ist das West-Syndrom ernst zu nehmen und meist von ungünstiger Prognose.
Es kommt zu:
- Blitzanfällen mit schnellen Muskelzuckungen
- Nickanfällen mit Nackensteife sowie
- Salaam-Anfällen mit vor der Brust verschränkten Armen
Ursache ist meist eine Hirnschädigung, sodass die betroffenen Kinder allgemein unter einer geistigen Entwicklungsstörung leiden.
Behandlung der Epilepsie
Neurologen diagnostizieren und behandeln in der Regel eine Epilepsie. Hat ein Betroffener bereits mehrere Anfälle hinter sich, sollten Ärzte über eine medikamentöse Behandlung nachdenken.
Den meisten Patienten helfen die Medikamente, ein anfallsfreies Leben zu führen. Alle verfügbaren Medikamente wirken dabei auf die Nervenzellen ein und verhindern, dass diese überreagieren.
In Einzelfällen erhalten Patienten eine Kombination aus zwei verschiedenen Medikamenten, da eines allein die Symptome nicht stark genug zurückdrängt.
Empfehlenswert ist, die Medikamente immer regelmäßig einzunehmen, da so der gleichbleibende Wirkstoffspiegel im Blut und im Gehirn garantiert ist.
Ärzte empfehlen, Epileptikern zusätzlich einen Anfallskalender zu führen. Dieser veranschaulicht die Anzahl und Stärke der aufgetretenen epileptischen Anfälle und ermöglicht es, den Therapieverlauf noch besser nachzuvollziehen.
In Fällen, in denen eine medikamentöse Behandlung nicht möglich ist oder nicht anschlägt, ist eine Operation möglich. Treten die Anfälle im selben Hirnareal auf und können Ärzte es entfernen, dann ist die Operation sinnvoll.
Andernfalls kann eine Art „Hirnschrittmacher“ zum Einsatz kommen, der die elektrischen Entladungen der Nervenzellen reguliert. Medizinisch spricht man bei diesem Verfahren von einer tiefen Hirnstimulation.
Prognose bei Epilepsie
Lässt sich eine akute, organische Ursache für die Epilepsie ausmachen, so ist letztere meist gut behandelbar oder sogar heilbar.
Bei vielen Betroffenen ist der Grund für die Erkrankung nicht zu finden. Die Medikamente sorgen jedoch dafür, dass die Betroffenen anfallsfrei bleiben.
Um Anfälle zu vermeiden, sollten Epileptiker eine regelmäßige Schlafhygiene einhalten sowie kein flackerndes Licht in der Wohnung anbringen.
Autofahren ist möglich, sobald über lange Zeit kein Anfall mehr auftrat. Andernfalls ist der Führerschein abzugeben. Ebenso sollten gefährliche Arbeiten an schweren Maschinen oder in verantwortungsvoller Position (z. B. Busfahrer, Taxifahrer) ruhen.
Welche Fachärzte sind Epilepsie-Spezialisten?
Auch bei einer Epilepsie stehen Experten zur Verfügung, die spezialisiert auf Diagnose, Beratung und Behandlung dieser Erkrankung sind.
Diese Experten arbeiten nicht nur in Schwerpunktpraxen, sondern auch in entsprechenden Klinikabteilungen. Auch Sozialarbeiter, Psychologen und Krankenpfleger, die in der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) tätig sind, zählen dazu.
Abhängig vom Einsatzort lassen sich hierbei folgende Einrichtungen (Klinik oder Arztpraxis) voneinander unterscheiden:
- Schwerpunktpraxen für Epileptologie
- Ambulanz für Epilepsie
- Zentrum für Epilepsie
Bei Kindern oder Jugendlichen mit Epilepsie sind Kinderärzte mit entsprechender Fortbildung für Epileptologie der beste Ansprechpartner.