Beim Cauda-Equina-Syndrom (ICD-Code G83.4) liegt eine Schädigung der Nervenfasern am unteren Ende des Rückemarks vor.
Die Cauda equina ist eine Ansammlung von Nervenwurzeln, die in einem Gewebssack (Duralsack) innerhalb der Wirbelsäule verlaufen. Die Struktur beginnt am Conus medullaris, in etwa auf Höhe des ersten Lendenwirbels, und erstreckt sich beim Erwachsenen bis zum Kreuzbein.
Die Nervenwurzeln erinnern in ihrer Form an einen Pferdeschwanz und tragen deshalb den Namen Cauda equina (lat. Pferdeschwanz). Der Duralsack, der die Nervenstruktur schützt, ist mit Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit gefüllt.
Im Normalfall haben die Nervenwurzeln in diesem Duralsack ausreichend Platz und können ihre Position je nach Lage verändern. Beim Cauda-Equina-Syndrom kommt es jedoch zu einer Kompression des Duralsacks. Dadurch steigt der Druck im Inneren des Gewebssacks, sodass die Nervenwurzeln eingeengt und schlimmstenfalls geschädigt werden.
Hier ist die Lage der Cauda Equina im unteren Wirbelsäulenbereich zu sehen © Henrie / Fotolia
Hauptursache des Cauda-Equina-Syndroms sind Bandscheibenvorfälle, häufig in Verbindung mit einem engen Spinalkanal (Spinalkanalstenose). Hierbei treten Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor und drücken auf die Nervenfasern.
Auch Tumore oder Metastasen im Bereich der Lendenwirbelsäule können ein Cauda-Equina-Syndrom hervorrufen. Anatomische Veränderungen, wie sie beispielsweise bei der embryonalen Verschlussstörung Spina bifida auftreten, gelten ferner als Risikofaktor für ein Cauda-Equina-Syndrom.
Aufgrund der Nervenkompression kommt es zu verschiedenen neurologischen Ausfallstörungen, etwa
- starke Rückenschmerzen, die bis in die Unterschenkel ausstrahlen können, sowie
- sensible Störungen im Gesäß- oder Oberschenkelbereich, wie Kribbeln, Kälte- oder Hitze-Empfindungen und Taubheit.
Wegen der typischen Lokalisation werden diese Sensibilitätsstörungen auch als Reithosenanästhesie bezeichnet.
Charakteristisch für das Cauda-Equina-Syndrom sind außerdem
- fehlende Reflexe im Bereich der Kniescheibe und der Achillessehne sowie
- motorische Auffälligkeiten im Fußbereich.
So können Patienten mit einem Cauda-Equina-Syndrom häufig nicht mehr ihre Füße anheben (Fußheberschwäche).
Weitere Hinweise auf ein Cauda-Equina-Syndrom können sein:
Beim Autreten dieser Symptome muss schnell gehandelt werden! Insbesondere dann, wenn bereits Rücken- oder Bandscheibenerkrankungen bekannt sind.
Bei eindeutiger Diagnose ist das Cauda-Equina-Syndrom ein neurochirurgischer Notfall. Eine schnelle Therapie des Cauda-Syndroms ist dringend notwendig. Der Chirurg führt einen Eingriff zur Dekompression der Nerven durch.
Findet dieser Eingriff nicht innerhalb von sechs Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome statt, besteht ein hohes Risiko für bleibende Nervenschäden.
Die Prognose des Cauda Syndroms hängt von
- der Dauer vom Krankheitsbeginn bis zur Operation und
- der Ausprägung der Nervenquetschung
ab. Ebenso spielen das Alter des Patienten sowie Geschlecht und eventuell vorliegende Grunderkrankungen eine Rolle für den Verlauf des Syndroms.
Bei einem vollständigen CES sind die Chancen auf eine komplette und rasche Wiederherstellung der Nervenfunktion eher gering. Viele Patienten behalten neurologische Ausfallerscheinungen zurück und leiden auch nach dem chirurgischen Eingriff noch unter Inkontinenz oder Lähmungen.
Als prognostisch ungünstige Zeichen gelten insbesondere Schwächen der Schließmuskeln mit Stuhl- und/oder Harninkontinenz.
Auch wenn die vollständigen Heilungsaussichten eher gering sind, sollte das Cauda-Equina-Syndrom so schnell wie möglich behandelt werden. Sobald erste Hinweise auf eine Nervenkompression vorliegen, empfiehlt es sich deshalb, unverzüglich einen Notarzt zu rufen.