Vorbote des Hirninfarkts ist oft eine transitorische ischämische Attacke (TIA, vorübergehender Blutmangel). Das bedeutet, dass das Gehirn nicht ausreichend durchblutet wird. Den Hirnzellen fehlen dadurch Sauerstoff und Nährstoffe und es besteht die Gefahr, dass betroffene Gehirnareale absterben. Je nachdem, wie lange der Ausfall anhält, ist diese Gehirnregion später mehr oder weniger funktionsfähig.
Der Patient zeigt mehrere Stunden lang schlaganfalltypische Symptome und benötigt sofortige notfallmedizinische Hilfe. Je schneller der Patient medizinische Hilfe erhält, desto günstiger ist die Prognose.
Wer selbst einen Hirninfarkt erleidet, sollte - falls noch möglich - sofort die Feuerwehr benachrichtigen. Bei einem Schlaganfall besteht akute Lebensgefahr.
Die meisten Personen, die einen Hirnschlag erleiden, sind älter als 60 Jahre.
Hauptursachen für einen Schlaganfall sind:
- die Verstopfung eines Blutgefäßes (ischämischer oder weißer Apoplex) oder
- eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer oder roter Schlaganfall).
Der ischämische Hirninfarkt entsteht durch ein Blutgerinnsel, das ein wichtiges Blutgefäß im Gehirn blockiert. Dadurch unterbindet es die Versorgung der nachfolgenden Gehirnregionen.
Auch eine Verengung des Gefäßes durch eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) ist möglich. Bei dieser Erkrankung lagern sich an den Innenseiten der betroffenen Blutgefäße Cholesterin-Beläge ab. Dadurch reduziert sich der Gefäßdurchmesser. Bei fortgeschrittener Arteriosklerose besteht die Gefahr, dass das Gefäß vollständig verschlossen wird und der Blutfluss versiegt.
Beim seltener vorkommenden hämorrhagischen Schlaganfall platzt ein Blutgefäß im Gehirn. Das ausströmende Blut sickert in die benachbarten Hirngewebe ein. Die nachfolgenden Hirnareale erhalten nicht mehr genügend Sauerstoff. Das ausfließende Blut erhöht den Gehirndruck und beeinträchtigt im Extremfall sogar Atmung und Herzschlag.
Eine spezielle Form des roten Schlaganfalls ist die Subarachnoidalblutung (SAB). Zwischen der dünnen Haut, die die Hirnoberfläche bedeckt, und dem Schädel befindet sich der Subarachnoidalraum. Er beinhaltet Gehirnflüssigkeit (Liquor) und Blutgefäße.
Das Risiko geht hier von einem Aneurysma (eine kleine beutelartige Ausbuchtung) an einem dieser Gefäße aus: Platzt das Aneurysma, drückt das ausströmende Blut auf die umliegenden Gehirngewebe.
Der Kranke verspürt plötzlich extreme Kopfschmerzen und benötigt dringend notfallmedizinische Versorgung.
Ein Schlaganfall kann von Gefäßverkalkung ausgelöst werden © Alex Mit | AdobeStock
Folgende Risikofaktoren begünstigen das Auftreten eines Schlaganfalls:
- Bluthochdruck,
- ungesunde Lebensweise (Rauchen, Alkohol),
- Übergewicht,
- ungesunde Ernährung,
- zu wenig körperliche Bewegung,
- Zuckerkrankheit,
- zu hoher Cholesterinspiegel,
- bestimmte Herzerkrankungen (Vorhofflimmern, Herzklappenfehler),
- bestimmte Arten von Migräne.
Liegen beim Patienten mehrere dieser Risikofaktoren vor, ist er besonders gefährdet, an einem Schlaganfall zu erkranken.
Mit welchen Symptomen sich der Hirnschlag zeigt, hängt
- vom betroffenen Hirnareal und
- dem Umfang der mangelnden Durchblutung
ab.
Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Probleme beim Sprechen (verwaschene Sprache, künstliche Pausen, Wortwiederholungen) bis hin zum vollständigen Sprachverlust,
- eingeschränktes Sprachverständnis,
- einseitige Gesichtslähmung mit hängendem Mundwinkel,
- einseitige Lähmung des Körpers,
- Taubheitsgefühle auf einer Körperhälfte,
- Sehstörungen bis hin zur (vorübergehenden) Erblindung (Doppelbilder, unscharfes Sehen),
- starker Schwindel,
- Übelkeit & Erbrechen,
- starke Kopfschmerzen,
- Schluckstörungen,
- Orientierungsstörungen bis hin zur Verwirrtheit,
- Gangstörungen,
- Atemnot,
- Gelenkschmerzen,
- Bewusstlosigkeit.
Bei einem Schlaganfall kommt es auf die schnelle Erkennung und Behandlung an. Je früher die Therapie gelingt, desto größer sind die Chancen des Patienten, keine oder nur geringe gesundheitliche Schäden davonzutragen.
Kommt die Hilfe zu spät, drohen Querschnittslähmung oder sogar der Tod.
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall rufen Sie sofort Hilfe (Feuerwehr, Notarzt, Rettungsdienst). Die Erste-Hilfe-Maßnahmen bestehen darin, den Patienten zu beruhigen und in die Rückenlage zu bringen. Lagern Sie seinen Oberkörper mit einem Kissen höher.
Bewusstlose Patienten und Schlaganfall-Kranke, die erbrechen, bringt man in die stabile Seitenlage.
Überprüfen Sie in regelmäßigen Abständen Puls und Atmung. Sind sie nicht mehr spürbar, legen Sie den Patienten vorsichtig mit dem Rücken auf den Boden und führen eine Wiederbelebung durch.
Der Rettungsdienst bringt den Patienten dann in die nahe gelegene Klinik oder die Stroke Unit eines Krankenhauses. Als Stroke Unit bezeichnet man die Schlaganfall-Spezialabteilung bestimmter Kliniken. Sie ist auf Schlaganfall-Behandlung spezialisiert.
Dem in die Klinik eingelieferten Patienten wird zuerst Blut entnommen. Die Mediziner überprüfen
- Blutfett,
- Blutzucker und
- Blutgerinnungsfaktoren.
Bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) und Kernspintomographie (MRT) können darstellen, wo sich der Schlaganfall ereignet hat. Damit kann der Arzt auch erkennen, ob es sich um einen ischämischen oder einen hämorrhagischen Schlaganfall handelt.
Mithilfe einer CT-Angiografie kann sich der Facharzt für Neurologie die eventuell vorhandene Blutgefäß-Verstopfung anzeigen lassen. Dazu injiziert er dem Patienten zuvor ein Kontrastmittel. Anhand der Doppler-Sonografie (spezieller Ultraschall) erkennt der Arzt, wie stark fortgeschritten die Arteriosklerose des Gehirns bereits ist.
Das Elektrokardiogramm (EKG) dient dazu herauszufinden, ob der Patient an einer Herzrhythmusstörung leidet. Ein Ultraschallbild der Brustregion zeigt eine vorhandene Herzerkrankung.
Den ischämischen Schlaganfall behandelt man mit Injektionen eines blutgerinnselauflösenden Medikaments (systemische Thrombolyse). Sie ist jedoch nur dann erfolgreich, wenn die Injektion bis spätestens viereinhalb Stunden nach dem Hirninfarkt erfolgt.
Bei Erfolg kann das Blut wieder fließen und das Risiko von bleibenden Spätfolgen wird minimiert. Allerdings ist die systemische Thrombolyse für Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen nicht geeignet.
Während der mechanischen Thrombektomie führt der Mediziner einen dünnen Katheter zum verschlossenen Blutgefäß. Er beseitigt das feststeckende Gerinnsel und saugt es ab. Dieses Verfahren eignet sich nur bei Embolien in den großen Hirngefäßen. Es ist nur innerhalb von spätestens acht Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome erfolgversprechend. Außerdem kommt es nur in speziellen Schlaganfall-Zentren zum Einsatz.
Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall müssen die Mediziner die Gehirnblutung stoppen und den zu hohen Gehirndruck verringern. Dazu muss man mitunter sogar den Schädelknochen öffnen. Undicht gewordene Hirngefäße mit Aneurysma lassen sich manchmal sogar mithilfe spezieller operativer Techniken verschließen.
Bei hämorrhagischen Schlaganfällen, die durch zu hohen Blutdruck ausgelöst werden, verabreicht man blutdrucksenkende Medikamente.
Bei den ersten Symptomen eines Hirnschlags muss unbedingt der Notarzt verständigt werden. Bei der Behandlung zählt jede Minute. Für die Grundversorgung ist jedoch der Hausarzt zuständig, denn er kennt den Patienten am besten.
Spezialuntersuchungen führen Fachärzte oder Klinikabteilungen durch und bündeln die Ergebnisse zusammen beim Hausarzt. Radiologen etwa untersuchen mithilfe von bildgebenden Verfahren die Gefäße.
Abhängig von den Ergebnissen betreuen nun auch Neurologen und Gefäßchirurgen den Patienten. Wurde der Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel im Herzen ausgelöst, ist der Kardiologe der richtige Ansprechpartner.
Die Früh-Rehabilitation erfolgt in manchen Fällen noch in der Stroke Unit der Klinik. Je nachdem, welche Schäden der Hirnschlag verursacht, erhält der Patient eine physio- oder/und ergotherapeutische Rehabilitation.
Die Physiotherapie dient dazu,
- die gestörten Bewegungsabläufe,
- den Gleichgewichtssinn und
- andere beeinträchtigte Funktionen des Kranken
langsam wiederherzustellen. Außerdem bessert sie Fehlhaltungen und Lähmungen, sodass der Kranke wieder mobiler wird. Gelingt das nicht vollständig, soll die Rehabilitation wenigstens die noch vorhandenen Körperfunktionen und Fähigkeiten erhalten helfen.
Mithilfe der Ergotherapie lernt der Patient wieder, mit bestimmten Gegenständen umzugehen und notwendige Verrichtungen des täglichen Lebens durchzuführen. Die Ergotherapie soll ihn darauf vorbereiten, wieder ein möglichst eigenständiges Leben zu führen.
Hat der Schlaganfall eine Sprachstörung oder/und Schluckbeschwerden verursacht, ist eine logopädische Rehabilitation erforderlich.
Außer den Standard-Reha-Maßnahmen gibt es noch besondere Methoden, wie
- das neuro-psychologische Training, das bei halbseitiger Lähmung indiziert sein kann, und
- die begleitende Psychotherapie. Mit ihr arbeitet der wegen des Schlaganfalls an Depressionen leidende Patient seine seelischen Probleme auf.