Angina pectoris: Spezialisten und Informationen

14.02.2023
Dr. Claus  Puhlmann
Medizinischer Fachautor

Angina pectoris ist eines der häufigsten Symptome im Bereich der Kardiologie. Der Begriff „Angina pectoris“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Enge in der Brust“. Somit treten bei der Angina pectoris Schmerzen mit Engegefühl in der Brust auf. Ursache ist bei vielen Patienten eine koronare Herzkrankheit.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Angina pectoris-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: I20

Empfohlene Angina pectoris-Spezialisten

Artikelübersicht

Ursachen einer Angina pectoris

Angina pectoris (Brustenge) verursacht Schmerzen im Brustbereich. Sie lassen sich auf eine Minderversorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut zurückführen.

Betroffene beschreiben diese Beschwerden häufig als

  • brennend,
  • drückend,
  • dumpf und
  • einschnürend.

Die Schmerzen bei Angina pectoris können bis in die Arme, den Unterkiefer oder den Oberbauch ausstrahlen.

Je nach Schweregrad der Beschwerden können

  • körperliche oder emotionale Belastungen oder
  • Kälte

Angina pectoris auslösen. In Ruhe oder Entspannung bilden sich die Schmerzen vollständig zurück.

Bei Frauen kommt es häufiger zu atypischen Beschwerden (Bauchschmerzen).

Treten die Beschwerden nach einer kurzen Zeit der Besserung erneut auf, spricht man von einer "Walking-Through Angina".

Ursache einer Angina pectoris ist in vielen Fällen eine koronare Herzkrankheit. Durch arteriosklerotische Ablagerungen kommt es zu Einengungen der Herzkranzgefäße. Dadurch erhält der Herzmuskel nicht mehr genug Blut bzw. Sauerstoff. Das beeinträchtigt die Herzfunktion.

Weitere Auslöser einer Angina pectoris können sein:

  • Die Prinzmetal-Angina ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Herzmuskels, die durch eine krampfartige Verengung der Herzkranzgefäße ausgelöst wird.
  • Das Kardiale Syndrom X ist eine Herzerkrankung, die vermutlich auf eine Störung der Mikrozirkulation (Blutkreislauf in den kleinsten Gefäßen) zurückzuführen ist.

Schmerzen in der Brustgegend können aber auch durch zahlreiche andere Erkrankungen ausgelöst werden, etwa im Bereich

  • des Herz-Kreislaufsystems,
  • der Lunge,
  • von Magen-Darm sowie
  • Muskel- und Skelett.

So ist beispielsweise das Brustwandsyndrom in 43 bis 47 Prozent der Fälle Ursache des Brustschmerzes. Das Brustwandsyndrom wird meist durch Verspannungen der Burstkorbmuskulatur hervorgerufen.

Eine chronische koronare Herzkrankheit ist dagegen nur für etwa zehn Prozent der Fälle verantwortlich. Im Rahmen der Diagnose wird der Arzt diese Differenzialdiagnosen berücksichtigen.

Auch psychische Erkrankungen können zu Angina pectoris führen.

Was sind die Unterschiede zwischen einer instabilen und einer stabilen Angina pectoris?

Angina pectoris lässt sich nach

  • der Art und Weise, wie der Schmerz ausgelöst wird und
  • welchen Verlauf er nimmt,

in eine stabile und in eine instabile Form unterteilen.

Stabile Angina pectoris

Mit dem Begriff „stabil“ ist gemeint, dass sich die Symptome stets unter denselben Umständen bemerkbar machen. Der Krankheitsverlauf ist also konstant.

Der Schweregrad der Angina pectoris wird dabei nicht durch die Heftigkeit des Schmerzes bestimmt, sondern durch die Art und Weise, wie die Schmerzen ausgelöst werden.

Eine Angina pectoris, deren Symptome sich erst bei schweren körperlichen Belastungen bemerkbar machen, ist somit eine leichtere Erkrankungsform. Dagegen zählt eine Angina pectoris, die bereits im Ruhezustand oder bei leichten Belastungen auftritt, zu den schwereren Formen.

Die Brustschmerzen dauern meist zwischen wenigen bis etwa 15 Minuten an.

Gemäß der Kanadischen Herzgesellschaft (CSS) wird eine stabile Angina pectoris in vier Schweregrade eingeteilt:

  • Bei Grad 1 (CSS1) handelt es sich um eine sehr leichte Form. Hier verursacht eine Angina pectoris keine Beschwerden im alltäglichen Leben (Laufen, Treppensteigen), sondern macht sich nur bei plötzlicher oder längerer körperlicher Anstrengung bemerkbar.
  • Bei Grad 2 (CSS2) sind die Aktivitäten des täglichen Lebens krankheitsbedingt nur gering eingeschränkt. Die Symptome der Angina pectoris machen sich bemerkbar bei
    • schnellem Laufen,
    • Treppensteigen nach dem Essen,
    • Spazierengehen bei Kälte oder Gegenwind oder
    • psychischer Belastung.
  • Bei Grad 3 (CSS3) fallen dem Betroffenen Aktivitäten des täglichen Lebens deutlich schwerer. Die krankheitsbedingten Beschwerden treten bereits bei leichten körperlichen Belastungen auf, wie beim normalen Gehen oder beim Ankleiden. 
  • Grad 4 (CSS4) beschreibt eine sehr schwere Form der Erkrankung. In diesem Stadium treten selbst bei geringsten körperlichen Belastungen oder in Ruhe Beschwerden auf.

Instabile Angina pectoris

Der Begriff „instabil“ zeigt an, dass sich das Ausmaß der Symptome in ihrem bisher gewohnten Charakter verändert.

Sollten die krankheitsbedingten Beschwerden also zunächst nur bei schweren Belastungen auftreten und machen sie sich nun bereits bei leichten Belastungen oder gar in Ruhe bemerkbar, wird dieser Wechsel als instabile Angina bezeichnet. 

Wie erfolgt die Diagnose einer Angina pectoris?

Die Diagnose kann nur ein Arzt, in der Regel ein Facharzt für Kardiologie, stellen. Dieser wird sich zunächst nach den Beschwerden des Patienten erkundigen und wann sie typischerweise auftreten. Unter Umständen lässt sich hierdurch bereits ein Auslöser für das Auftreten der Beschwerden erkennen.

Der Arzt muss auch wissen, ob durch die Gabe von Nitrospray eine Besserung der Symptome eintritt. So kann er erkennen, ob die vom Patienten geschilderten Beschwerden tatsächlich mit einer herzbedingten Erkrankung zusammenhängen.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung hört der Arzt das Herz des Patienten ab. Auch eine Blutdruckmessung ist in diesem Fall angeraten, um einen eventuellen Bluthochdruck diagnostizieren zu können. Dieser erhöht das Risiko für eine Arterienverkalkung und schädigt die Gefäßwand von innen.

Durch ein Elektrokardiogramm (EKG) in Ruhe und unter Belastung lassen sich die Aktivitäten des Herzmuskels in Form einer Herzspannungskurve darstellen. Bei mehr als der Hälfte der Patienten, die unter einer Angina pectoris leiden, ist allerdings das Ruhe-EKG normal.

EKG Elektrokardiogramm
Ein EKG zeigt die Aktivität des Herzmuskels © jimmyan8511 | AdobeStock

Das Belastungs-EKG ist dagegen etwas aussagekräftiger. Vermutet der Arzt Herzrhythmusstörungen, wird er dem Patienten ein Langzeit-EKG empfehlen. Der Patient erhält dazu ein tragbares EKG-Gerät, das er 24-48 Stunden im Alltag mit sich trägt.

Bei einer Echokardiographie kann der Arzt Veränderungen am Herzen mithilfe von Ultraschall feststellen. Es wird manchmal unter körperlicher, häufiger unter medikamentöser Belastung (Stress-Echokardiographie) durchgeführt.

Zudem erlaubt diese Untersuchung, die Funktionsfähigkeit und den Zustand der Herzklappen und der Herzkammern zu beurteilen. Diese Untersuchungsmethode lässt sich schnell und schonend für den Patienten durchführen. Sie zählt zu den Standarduntersuchungsmöglichkeiten bei einer Angina pectoris.

Standardverfahren zur Darstellung der Durchblutungssituation des Herzmuskels ist die Myokard-Perfusions-SPECT. Damit erhält der Arzt Informationen zur

  • Durchblutung,
  • Vitalität und
  • Funktion

des Herzmuskels.

Weitere bildgebende Verfahren zur Untersuchung von Angina pectoris sind

  • der Kontrastmittel-verstärkten Computertomographie (CT) oder
  • einer speziellen Art der Magnetresonanztomographie (Stress-MRT).

Ziel dieser Verfahren ist es, die Bereiche des Herzmuskels zu identifizieren, die nicht richtig durchblutet werden. Sie ermöglichen auch die Darstellung von verengten oder verschlossenen Gefäßen.

Mittels Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie) kann eine koronare Herzerkrankung definitiv nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. Dabei wird ein Katheter über das Gefäßsystem bis in die Herzkranzgefäße vorgeschoben und die Verengungen in den Gefäßen beurteilt.

Behandlung von Angina pectoris

Bei einem akuten Anfall von Angina pectoris stehen Medikamente zur Behandlung zur Verfügung. Diese so genannten Nitropräparate werden in Form von Sprays oder Kapseln eingenommen. Durch diese Nitrate erweitern sich die Gefäße, was zu einer Entlastung des Herzens führt.

Im Falle eines Notfalls können auch gerinnungshemmende Präparate (ASS und Heparin) und gegebenenfalls Betablocker verabreicht werden.

Bei einer instabilen Angina pectoris handelt es sich um einen akuten Notfall. Hier besteht ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt. Sollte der Patient also zum ersten Mal unter einem Engegefühl in der Brust leiden oder sich die Beschwerden durch

  • Nitropräparate oder
  • Ruhe

nicht bessern lassen, ist sofort ein Notarzt zu rufen.

Behandlung der Angina pectoris-Symptome

Unabhängig vom akuten Notfall besteht die Behandlung der Angina pectoris darin,

  • die Symptome zu lindern und
  • erneuten Beschwerden oder lebensbedrohlichen Komplikationen vorzubeugen.

Hierfür stehen verschiedene

  • blutverdünnende (beziehungsweise gerinnungshemmende),
  • gefäßerweiternde und
  • blutdrucksenkende Medikamente

zur Verfügung. Dazu gehören

  • ASS und Heparin (zur Blutgerinnungshemmung),
  • Nitrate und Kalziumantagonisten (zur Gefäßerweiterung) sowie
  • Betablocker und ACE-Hemmer (zur Blutdrucksenkung).

Statine oder andere Lipidsenker (Ezetimib, PCSK9-Hemmer) reduzieren die Blutfettwerte. Das verringert das Risiko einer zunehmenden Gefäßverengung.

Behandlung der Koronaren Herzkrankheit

Um die Beschwerden dauerhaft zu lindern, gilt es, die Grunderkrankung, oft also die koronare Herzkrankheit, zu behandeln. Dabei steht - neben der genannten medikamentösen Behandlung - die Wiedereröffnung der verengten oder verschlossenen Gefäße im Vordergrund. Dadurch kann wieder eine ausreichende Menge Blut durch die Gefäße fließen (so genannte Revaskularisation).

Je nach Zustand in den Herzkranzgefäßen und etwaigen Begleiterkrankungen des Patienten gibt es verschiedene Methoden:

Aber auch Änderungen im Lebensstil verringern das Risiko für Komplikationen bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit. Dazu gehören beispielsweise:

  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Ernährungsumstellung wie zum Beispiel
    • reduzierter Salzkonsum,
    • mehr Gemüse, Obst und Ballaststoffe,
    • keine zuckergesüßten Getränke,
    • weniger gesättigte Fettsäuren.
  • Körperliche Aktivität beziehungsweise körperliche Trainingsprogramme
  • Alkoholkonsum auf maximal zehn Gramm (Frauen) beziehungsweise 20 Gramm (Männer) pro Tag beschränken
  • Verzicht auf aktives und passives Rauchen

Quellen

  • Bundesärztekammer et al. (2019) Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK, Langfassung. AWMF-Register-Nr.: nvl-004
  • Kurz T (2015) Leitsymptom: Thoraxschmerz. In: Lehnert H. (eds) DGIM Innere Medizin. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg
  • Schulz E, Münzel T (2015) Akutes Koronarsyndrom (außer STEMI). In: Lehnert H. et al. (eds) DGIM Innere Medizin. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg
  • Sibbing D, Massberg S (2015) Stabile koronare Herzerkrankung. In: Lehnert H. et al. (eds) SpringerReference Innere Medizin. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg
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