Herzrhythmusstörungen sind krankhaft veränderte Herzschlagabfolgen. Es handelt sich um eine Störung der Erregungsbildung oder Erregungsausbreitung im Herzen. Man bezeichnet Herzrhythmusstörungen auch als Arrhythmien.
Bei Herzrhythmusstörungen kann der Herzschlag im Vergleich zum Normalzustand
- zu langsam (unter 60 Schläge pro Minute, Bradykardie),
- zu schnell (über 100 Schläge pro Minute, Tachykardie), oder
- unregelmäßig, also mit Extraschlägen
sein.
Störungen der Erregungsbildung werden auch unter der Bezeichnung Sick-Sinus-Syndrom oder Syndrom des kranken Sinusknotens zusammengefasst.
Herzrhythmusstörungen können von verschiedenen Bereichen des Herzens ausgehen:
- Vorhof,
- Herzkammer,
- AV-Knoten,
- Sinusknoten oder
- Erregungsleitungssystem.
Herzrhythmusstörungen können ihren Ursprung in verschiedenen Bereichen des Herzens haben © designua | AdobeStock
Die auftretenden Störungen benennt man dann nach dem
Ort ihres Auftretens, etwa
- Vorhofflattern und Vorhofflimmern,
- Kammerflattern und Kammerflimmern oder
- AV-Blockierungen und Störungen im Sinusknoten.
Manche Formen von Herzrhythmusstörungen können gefährlich sein, etwa
- Kammerflimmern und
- ventrikuläre Tachykardien.
Andere Formen sind aber relativ ungefährlich.
Ist die Erregungsweiterleitung innerhalb des Herzens blockiert, kann von folgenden Zuständen gesprochen werden:
- Sinuatrialer Block: Die Überleitung zwischen Sinusknoten und Vorhof ist gestört.
- Atrioventrikulärer Block (AV-Block): Die Überleitung zwischen Vorhof und Herzkammern ist gestört.
- Rechtsschenkelblock bzw. Linksschenkelblock: Die Überleitung in den rechten bzw. den linken Schenkel des Reizleitungssystems der Herzkammern (Tawara-Schenkel) ist gestört.
Die Unterscheidung zwischen den einzelnen Rhythmusstörungen, etwa Begriffen wie Flattern und Flimmern, kann etwas verwirrend sein. Daher erhalten Sie nachfolgend eine kurze Übersicht über einige wichtige Rhythmusstörungen.
Sinustachykardie: Zu schneller Herzschlag, der vom Sinusknoten ausgeht. Die Ursachen können vielfältig sein, oft liegen sie außerhalb des Herzens, zum Beispiel bei Stress oder Schilddrüsenerkrankungen.
Sinusbradykardie: Ein zu langsamer Herzschlag, der vom Sinusknoten ausgeht. Bei gut trainierten Sportlern ("Sportlerherz") oder im Schlaf ist eine Sinusbradykardie normal. Ursache können aber auch verschiedene Grunderkrankungen sein, wie beispielsweise
Vorhofflattern: Der Vorhof wird bis zu 300-mal pro Minute erregt. Allerdings werden nicht alle Erregungen auf die Herzkammern übertragen, sodass die die Herzkammern normalerweise langsamer schlagen. Das Symptom wird als Herzrasen empfunden.
Vorhofflimmern: Der Vorhof wird über 300-mal pro Minute erregt. Die Herzkammern schlagen dann bis zu 180-mal pro Minute (bei Kindern bis zu 200-mal), was als unangenehm empfunden wird.
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen in Deutschland. Es führt zwar relativ selten zu einem medizinischen Notfall, ist allerdings mit einem erhöhten Risiko verbunden, unter anderem für
Ektope atriale Tachykardie: Neben dem Sinusknoten existieren im Vorhof weitere Erregungszentren, die eine Erregung auslösen. Dadurch kommt es zu Herzrasen.
AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT): Im AV-Knoten kommen anstelle nur einer Leitungsbahn zwei Bahnen vor, die sich "kurzschließen" können. Auch das wird als Herzrasen wahrgenommen. Die AVNRT ist die häufigste angeborene Herzerkrankung und betrifft vor allem das weibliche Geschlecht.
Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom): Aufgrund eines zusätzliches Leitungsbündels zwischen Vorhof und Herzkammern kommt es zu einer kreisenden Erregung. Sie zeigt sich durch anfallsweises Herzrasen.
Ventrikuläre Tachykardie (VT, Kammertachykardie): Die Ursache für die erhöhte Herzschlagfrequenz liegt in den Herzkammern. Es handelt sich um eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung.
Kammerflattern und Kammerflimmern: Das Herz schlägt so schnell, dass das Blut nicht mehr ausreichend in den Körper gepumpt werden kann. Das ist ein medizinischer Notfall! Beim Kammerflattern schlägt das Herz 200- bis 350-mal pro Minute, beim Kammerflimmern über 320-mal. Der Übergang zwischen den beiden Formen ist fließend.
Herzrhythmusstörungen können durch
- angeborene Erkrankungen,
- erworbene Erkrankungen oder
- äußere Einflüsse
entstehen. Zu den angeborenen Erkrankungen, die Herzrhythmusstörugnen auslösen können, zählen u.a.
Auch erworbene Erkrankungen wie
können für eine Arrhythmie verantwortlich sein.
Äußere Ursachen sind beispielsweise
- übermäßiger Alkohol- und Koffeinkonsum,
- Medikamentennebenwirkungen,
- Nervosität und
- Infektionen.
Manche Patienten haben keine Beschwerden. Andere wiederum nehmen die veränderte Herzschlagabfolge als
- Herzstolpern,
- Herzklopfen,
- Herzrasen oder
- Pausen im Herzschlag
wahr.
Mögliche Symptome bei zu langsamem Herzschlag sind:
- Müdigkeit
- Leistungsschwäche
- Übelkeit
- Schweißausbrüche
- Sehstörungen
- Schwindel
- Ohnmacht
Mögliche Symptome bei zu schnellem Herzschlag sind
- Schmerzen in Herz und Brust
- Herzenge
- Atemnot
- Schwindel
- Benommenheit
- Bewusstlosigkeit
Im schlimmsten Fall kann eine Arrhythmie auch zu
führen.
Die Diagnose erfolgt auf Basis einer körperlichen Untersuchung. Hierbei ertastet der Arzt den Puls und hört das Herz ab.
Darüber hinaus wird ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellt. Durch das Aufzeichnen der elektrischen Ströme des Herzens im EKG lässt sich eine Arrhythmie und deren Art häufig sofort erkennen.
Bei seltenen oder unregelmäßigen arrhythmischen Zustände kommt ein Langzeit-EKG-Gerät zum Einsatz. Es zeichnet den Herzrhythmus über 24 oder mehr Stunden auf. Als Alternative oder Ergänzung zum Langzeit-EKG kann ein Ereignisrekorder eingesetzt werden. Der Patient startet ihn, wenn er eine Störung des Herzschlags wahrnimmt.
Falls nötig, schließen sich weitere Untersuchungen an, um die Ursache der Arrhythmie zu finden.
Anhand eines Elektrokardiogramms lassen sich die Formen einer Herzrhythmusstörung unterscheiden © mattbadal | AdobeStock
Die Therapie richtet sich nach der Art und der Ursache der Störung sowie der Schwere der Beschwerden. Bei organischer Ursache muss auch diese behandelt werden.
Medikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen werden als Antiarrhythmika bezeichnet. Diese Medikamente können in unterschiedlicher Weise die Bildung und Weiterleitung der elektrischen Erregungen und damit die Herzfrequenz beeinflussen.
Ein Herzschrittmacher wird in der Regel implantiert, wenn der Herzschlag zu langsam ist. Durch elektrische Impulse gibt er dem Herz die Herzfrequenz vor.
Ein Defibrillator wird bei immer wieder auftretenden gefährlichen Arrhythmien implantiert. Er erkennt bedrohliche Störungen und beendet diese durch elektrische Impulse.
Über eine Herzkatheterablation werden die erkrankten Bereiche (zum Beispiel bei Vorhofflimmern) im Herz verödet. Das unterbindet die gestörte Erregungsleitung.
Durch eine Herzoperation (zum Beispiel eine Bypass-Operation) können Ärzte die Zustände beseitigen, die zu einer verminderten Durchblutung und damit indirekt zu einer Arrhythmie führen.
Spezialisten für Herzrhythmusstörungen sind Fachärzte für Kardiologie.
Je nach Ursache der Störungen können weitere Fachärzte wie
hinzugezogen werden.