Bypass-OP am Herzen: Methoden, Ablauf und Nachsorge

Bei einer Bypass-OP am Herzen wird die Blutversorgung des Herzmuskels über Engstellen in den Herzkranzgefäßen hinweg umgeleitet. Der Eingriff kommt v. a. bei koronarer Herzkrankheit (KHK) in Frage, wenn Medikamente oder Stents die Verengung nicht ausreichend beheben. Die Bypass-Operation kann an einem stillgelegten Herzen mit Herz-Lungen-Maschine oder am schlagenden Herzen (OPCAB) erfolgen. Als Bypasses werden meist Brustwandarterien und Venen entnommen und an die Koronararterien angeschlossen. Ziel ist es, den Herzmuskel wieder zuverlässig mit Blut und Sauerstoff zu versorgen und Beschwerden wie Angina pectoris zu lindern sowie Herzinfarkten vorzubeugen. Nach der Herzoperation folgen Überwachung auf der Intensivstation, die Normalstation und eine Reha, um die Pumpleistung des Herzens und die Belastbarkeit zu verbessern.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Bypass-Operationen am Herzen.

Empfohlene Spezialisten für Bypass-OP am Herzen

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Bypass-OP - Weitere Informationen

Anatomie: Wie funktioniert das Herz?

Das Herz ist eigentlich ein muskuläres Hohlorgan. Durch regelmäßiges Zusammenziehen des Herzmuskels pumpt es sauerstoffreiches Blut durch den Körper. Das Herz muss Tag und Nacht schlagen, da unterversorgte Organe ansonsten innerhalb von Minuten absterben würden.

Das gilt aber auch für das Herz selbst. Der Herzmuskel benötigt Sauerstoff, um zu funktionieren. Für die Versorgung des Herzmuskels sind die Koronararterien (Herzkranzgefäße) zuständig. Gelangt nicht genug sauerstoffreiches Blut zum Herzen, kann es nicht mehr schlagen - der Mensch erleidet einen lebensbedrohlichen Herzinfarkt.

Eine solche Situation kann durch eine Verengung der Koronararterien (Koronarstenose) oder einen plötzlichen Verschluss auftreten.

Bypass-Operation am Herzen
Mittels Bypass-OP wird eine Umleitung für verengte oder verstopfte Koronararterien geschaffen © lom123 | AdobeStock

Für Koronarstenosen ist meistens eine Arteriosklerose verantwortlich, umgangssprachlich auch "Gefäßverkalkung" genannt. Im Falle der Verengung von Koronararterien spricht man präziser von der koronaren Herzerkrankung.

Mit zunehmender Verengung der Herzkranzgefäße kommt es zu einem Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und -angebot (Koronarinsuffizienz). Die Folge sind Atemnot und ein Engegefühl in der Brust (Angina pectoris). 

Durch Arteriosklerose können die Herzkranzgefäße mit der Zeit auch vollständig verstopfen. Aber auch ein Blutgerinnsel kann dafür sorgen, dass ein solch wichtiges Blutgefäß ganz plötzlich nicht mehr durchgängig ist.

Was ist eine Bypass-OP am Herzen?

Bei der Bypass-Operation am Herzen (auch Coronary Artery Bypass / coronary artery bypass) wird die Blutversorgung des Herzmuskels über verengte oder verschlossene Herzkranzarterien hinweg umgeleitet. Die Operation erfolgt in Vollnarkose und zählt zu den häufigen Eingriffen der Herzchirurgie. Für Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) kann die Bypassoperation Beschwerden lindern und Komplikationen wie Herzinfarkt vorbeugen.

Die Bypass-Operation erfolgt in Vollnarkose; der Zugang zum Herzen erfolgt meist über das Brustbein. Häufig nutzt der/die Chirurg die linke Brustwandarterie (LIMA) für die Vorderwand des Herzens unterhalb der linken Brust; alternativ werden Venen als Bypass verwendet.

In der Regel wird vor der Bypass-OP geprüft, ob sich das verengte Herzkranzgefäß medikamentös oder interventionell – etwa durch Ballonkatheter-Aufdehnung mit oder ohne Stent – ausreichend erweitern lässt.

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Je nach Ausmaß und Lage der Überbrückung dauert eine Bypass-Operation meist zwei bis fünf Stunden. Häufig wird der Brustkorb über eine Eröffnung des Brustbeins (Sternotomie) geöffnet, sodass der/die Chirurg:in unter direkter Sicht am Herzen operieren kann; in ausgewählten Fällen sind minimal-invasive Verfahren mit kleinen Schnitten möglich.

Als Überbrückungsmaterial dienen meist Brustwandarterien und Venen (z. B. aus dem Bein); künstliche Prothesen werden seltener verwendet. Die Gefäße werden an die Koronararterie ober- und unterhalb der Engstelle(n) angeschlossen; Venen passen sich funktionell an die höhere Druckbelastung an.

Die Aorta (Hauptschlagader) dient dabei häufig als Anschlussstelle der Koronararterie.

Methoden der Überbrückung (Kurzüberblick):

  • Arterienbypass: Eine an der Innenseite des Brustkorbs verlaufende Brustwandarterie wird an die Koronararterie angeschlossen. Vorteile: Nähe zum Herzen, lange Haltbarkeit, geringes Risiko eines erneuten Verschlusses.
  • Venenbypass: Eine Vene aus Ober- oder Unterschenkel wird entnommen und als Bypass an die Herzkranzarterie eingenäht.
  • Künstlicher Bypass: Heute selten, da Ablagerungen die Funktion beeinträchtigen können.

Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach Verengung/Engstellen in den Herzkranzarterien (auch Stenosen genannt) und der koronaren Herzerkrankung (KHK).

Je nach Situation erfolgt die Bypass-Operation mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine am stillgelegten Herzen oder als OPCAB am schlagenden Herzen.

Aortokoronare Bypass-OP am ruhenden und am schlagenden Herzen

Klassischerweise erfolgt die aortokoronare Bypass-OP als Eingriff am offenen Herzen mit Herz-Lungen-Maschine. Dabei wird das Herz vorübergehend stillgelegt („am stillgelegten Herzen“), und die Maschine übernimmt die Pumpfunktion sowie den Gasaustausch – also die Versorgung mit Blut und Sauerstoff.

Bei geeigneter Anatomie kann die koronare Bypass-OP auch am schlagenden Herzen durchgeführt werden (OPCAB). In diesem Fall ist die Verwendung der Herz-Lungen-Maschine nicht nötig; spezielle Stabilisierungssysteme halten den zu nähenden Bereich ruhig.

Was bedeutet das für Sie?

  • Mit Herz-Lungen-Maschine (on-pump): bewährtes Standardverfahren mit sehr guter Übersicht für die/den Chirurg:in; geeignet, wenn mehrere Engstellen bestehen oder komplexe Nähte an Koronararterien erforderlich sind.
  • OPCAB (off-pump): OP ohne Maschine am schlagenden Herzen; kann bei ausgewählten Patientinnen und Patienten Vorteile wie weniger Flüssigkeitsverschiebungen bieten, ist aber technisch anspruchsvoller.

Welche Methode eingesetzt wird, entscheidet die Herzchirurgie individuell – abhängig von Lage und Zahl der Engstellen, Begleiterkrankungen und der Erfahrung des Teams.

Bei OPCAB erfolgt die koronare Bypass-OP am schlagenden Herzen ohne Verwendung der Herz-Lungen-Maschine.

Nach der Bypass-OP am Herzen

Direkt nach der Operation werden Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation eng überwacht. Schläuche und Drainagen werden schrittweise entfernt, Schmerztherapie und Atemübungen unterstützen die Erholung. 

In den ersten Tagen nach der Operation beginnt die frühzeitige Mobilisation: Aufstehen und Umhergehen sind meist nach ein bis drei Tagen möglich. Eine Anschlussheilbehandlung (Reha) kann – je nach Verlauf – bereits zehn bis zwölf Tage nach der Herzoperation starten. Wichtig sind die Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker, Atemtherapie sowie Wundpflege am Brustkorb/Brustbein.

Mögliche Beschwerden und Risiken: Ein Ziehen im Brust- und Schulterbereich ist anfangs nicht ungewöhnlich; Krankengymnastik lindert oft die Beschwerden. Wie bei jedem Eingriff sind Komplikationen möglich (z. B. Blutungen, Herzrhythmusstörungen, Wundheilungsstörungen). Das Team informiert Sie, welche Zeichen ärztlich abgeklärt werden sollten.

Langfristig: Das Arteriosklerose-Risiko bleibt bestehen. Entscheidend sind Lebensstilmaßnahmen (Rauchstopp, Bewegung, Ernährung) und die verordnete Gerinnungshemmung, damit die Bypässe offen bleiben. Regelmäßige Kontrollen (z. B. jährlich) prüfen Bypässe und verbleibende Herzkranzgefäße auf Verengungen/Engstellen – so können Probleme früh erkannt und behandelt werden. Die individuelle Lebenserwartung hängt u. a. von Risikofaktoren, Begleiterkrankungen und der Herz-Pumpleistung ab.

Welches Krankenhaus führt eine Bypass-Operation durch?

Bypass-Operationen werden in spezialisierten Kliniken für Herzchirurgie (Herzzentren) durchgeführt. Dort arbeitet ein eingespieltes Team aus Herzchirurgie, Kardiologie, Anästhesie und Intensivmedizin – wichtig, weil Diagnostik, Operation und Nachsorge nahtlos ineinandergreifen müssen. Minimal-invasive Verfahren und Eingriffe am schlagenden Herzen (OPCAB) erfordern zusätzlich viel Routine.

Woran erkennen Sie eine geeignete Klinik? (Kurz-Checkliste)

  • Erfahrung & Spektrum: Das Zentrum bietet sowohl on-pump (mit Herz-Lungen-Maschine) als auch OPCAB an und nutzt standardisiert Brustwandarterien sowie Venen als Bypässe.
  • Interdisziplinäres Herzteam: Gemeinsame Fallbesprechungen von Kardiologie/Herzchirurgie; klare Indikationsstellung bei koronarer Herzerkrankung (KHK).
  • Infrastruktur 24/7: Herzkatheter-Bereitschaft, Intensivstation mit herzchirurgischer Expertise, Möglichkeit zur Behandlung von Komplikationen.
  • Qualität & Transparenz: Einblick in Qualitätsberichte/Ergebnisse, strukturierte Infektions- und Schmerztherapie-Konzepte, standardisierte Reha-Anbindung.
  • Patienteninformation: Präoperative Gespräche zu Narkose, Zugangsweg (Brustbein/kleine Schnitte), zu erwartender Verlauf (Intensiv-/Normalstation) und medikamentöser Nachbehandlung (z. B. Gerinnungshemmung).

Hinweis: Vor allem minimal-invasive Bypass-OPs und komplexe Mehrgefäß-Eingriffe sollten von erfahrenen Teams durchgeführt werden. Bei Unsicherheit ist eine Zweitmeinung in einem ausgewiesenen Herzzentrum sinnvoll. Herzchirurgen beraten Sie, welche Methode in Ihrem individuellen Fall den größten Nutzen verspricht.

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