Das Herz ist ein Muskel und muss aufgrund seiner ständigen Arbeit sehr gut mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Obwohl das Herz ständig von Blut durchspült wird, braucht es die Herzkranzgefäße, die dem Herzmuskel von außen Blut und Sauerstoff zuführen. Mit Hilfe eines Herzkatheters kann dieses Gefäßsystem untersucht und auch während der Untersuchung therapiert werden. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Herzkatheter-Spezialisten und Zentren.
Empfohlene Herzkatheter-Spezialisten
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Hintergrundinformationen: Herzkatheter und Herzkranzgefäße
Das Adergeflecht der Koronararterien entspringt zwei Arterienästen. Es ist so klein, dass es nur mittels spezieller Röntgentechniken und über Herzkatheter untersucht werden kann.
Zuerst wird über dünne Kunststoffschläuche ein Röntgenkontrastmittel in die Herzarterien gespritzt. Im Röntgenbild lässt sich dann die Verteilung des Kontrastmittels überprüfen. Dadurch kann der Arzt nicht nur die feinen Verästelungen der Herzkranzgefäße erkennen, sondern auch Engstellen und Verschlüsse entdecken. Dies ist vor allem bei Patienten nach einem Herzinfarkt notwendig, sofern diese frühzeitig in eine Klinik gebracht wurden.
Das Herz ist von feinen Herzkranzarterien umgeben, die es mit Blut versorgen © lom123 | AdobeStock
Anhand dieser Befunde entscheidet der Arzt schließlich, ob
- eine Erweiterung der Arterien mittels Ballonkatheter,
- eine medikamentöse Gerinnselauflösung oder
- eine Herzoperation
notwendig ist.
Die Entwicklung des Herzkatheter
Der Herzkatheter wurde in den 1860er Jahren von Etienne-Jules Marey und Auguste Chauveau entwickelt. Zuerst diente das Verfahren der Messung der Druckverhältnisse am schlagenden Herzen.
Am Menschen wurde der Herzkatheter zur Darstellung der rechten Herzkranzgefäße erstmals im Jahr 1929 von Werner Forßmann im Selbstversuch vorgenommen. Forßmann erhielt für seine „Erfindung des Herzkatheters“ 1956 einen der drei begehrten Nobelpreise für Medizin.
Der Herzkatheter
Der Herzkatheter ist eine minimal-invasive Untersuchun des Herzens. Damit können Mediziner das Herz ohne eine chirurgische Öffnung untersuchen und behandeln.
Der Katheter wird über die Blutgefäße direkt ins Herz vorgeschoben. Zutrittspunkte sind die venösen oder arteriellen Adern
- der Leiste,
- der Ellenbeuge oder
- des Handgelenks.
Je nach Untersuchungsziel gibt es verschiedene Möglichkeiten des Zugangs. Mediziner unterscheiden auch
- einen Rechtsherzkatheter zur Untersuchung der Gefäße des rechten Herzens, und
- einen Linksherzkatheter zur Untersuchung der Gefäße des linken Herzens.
Die Herzkatheteruntersuchung der linken Herzkammer wird häufiger vorgenommen als ein Rechtsherzkatheter. Ein Linksherzkatheter dient hauptsächlich zur Darstellung der Herzkranzgefäße und ihre Aufdehnung mittels Ballondilatation.
Vorbereitung der Herzkatheteruntersuchung
Vor dem Einsatz der Herzkatheter findet ein ausführliches Aufklärungsgespräch statt. Darin erklärt der Arzt Ablauf und Risiken der Herzkatheteruntersuchung. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung und die Bestimmung der aktuellen Blutwerte.
Vor der eigentlichen Herzkatheteruntersuchung sind einige hygienische Vorbereitungen nötig. Erfolgt der Zugang zu den Blutgefäßen über die Leiste, wird diese enthaart, desinfiziert und mit einer örtlichen Betäubung auf den Eingriff vorbereitet.
Ablauf der Herzkatheteruntersuchung
Zunächst legt der Arzt die Infusionskanüle, durch die wenig später der Herzkatheter eingeführt wird.
Die eigentliche Katheteruntersuchung ist schmerzfrei, weshalb keine vollständige Narkose vonnöten ist. In Fällen, bei denen der Patient sehr beunruhigt ist, kann ein Herzkatheter zusammen mit einem Beruhigungsmittel eingesetzt werden.
Sofern sich während der Herzkatheteruntersuchung ein Eingriff an den Herzkranzgefäßen ergibt, kann der Chirurg diesen sofort durchführen. Am Schluss der Sitzung entfernt der Arzt den Herzkatheter und den Zugang. Bis zum folgenden Tag erhält der Patient einen leichten Druckverband, der Nachblutungen verhindert.
Verschiedene Therapieinstrumente
Finden sich in den untersuchten Gefäßen Engstellen oder Ablagerungen, kann der Arzt sie im gleichen Schritt beseitigen. Bei Engstellen kommt
- ein Ballonkatheter oder
- eine Gefäßstütze (Stent)
zum Einsatz. Auch das Einsetzen eines Stents sowie die Anwendung eines Ballonkatheters sind schmerzlose Eingriffe.
Stents bestehen aus einer speziellen Metalllegierung. Sie sind nur wenige Zentimeter lang und haben einen Durchmesser von lediglich zwei bis vier Millimetern. Einige Stents können sogar Medikamente freisetzen, um die spätere Einengung des Stents ganz aktiv zu verhindern.
Implantation eines Stents mittels Herzkatheter © Christoph Burgstedt | AdobeStock
Führungsdraht des Herzkatheters
Der Führungsdraht läuft im Inneren des Katheters und hilft dem Herzkatheter, seinen Weg zu finden. Die Spitze des Herzkatheters ist normalerweise gebogen und wird über den Führungsdraht langsam zum Herzen geführt. Der Draht hält dabei die gebogene Spitze des Herzkatheters gerade.
Hat der Herzkatheter sein Ziel erreicht, zieht der Arzt den Führungsdraht zurück und die Spitze des Herzkatheters klappt ein. Um im „Gewirr“ der Herzkranzgefäße abbiegen zu können, muss der Arzt abwechselnd Herzkatheter und Führungsdraht vor- und zurückziehen. Durch das gezielte Begradigen und Knicken des Herzkatheters biegt dieser dann in ein abzweigendes Gefäß ab.
Herzkatheter haben unterschiedliche Spitzen und Biegungen. Daher kann es notwendig sein, den Herzkatheter auf halber Strecke zum Ziel zu wechseln. So lässt sich dann auch das verwinkeltste Zielgebiet erreichen. Hier wird letztlich die eigentliche Untersuchung durchgeführt.
Wechsel des Herzkatheters
Gelegentlich ist bei der Herzkatheteruntersuchung ein Wechsel des Herzkatheters notwendig. Dazu wird das Blutgefäß, über das der Zugang gelegt wurde, zuerst mit einer Schleuse ausgestattet. Die Schleuse fungiert als flexible Führungsschiene, durch die der Herzkatheter in das Blutgefäß gleiten kann.
Gleichzeitig wird die Einstichstelle abgedichtet und der Blutfluss aus dem Gefäß heraus gestoppt.
Katheterablation – Mit Herzkatheter gegen Rhythmusstörungen
Die Katheterablation ist eine Sonderform der Herzkatheteroperation, die mithilfe von Strom auch schnelle Herzrhythmusstörungen (Tachykardien) behandeln kann. Für einige Formen von Tachykardien ist die Katheterablation bereits heute die Standardtherapie.
Während Medikamente das Herzrasen lediglich unterdrücken, kann die Katheterablation diese Erkrankung heilen.
Die Erfolgsquoten liegen recht hoch und betragen beispielsweise für
- das Vorhofflattern,
- AV-Knoten Reentry-Tachykardien oder
- das WPW-Syndrom
weit über 90 %.
Katheterablation gegen Rhythmusstörungen
Grundlage für eine spätere Katheterablation ist die elektrophysiologische Untersuchung des Herzens und der Erregungsleitung im Herzmuskel. Mithilfe dieser Untersuchung stellt der Arzt fest, an welcher Stelle im Herzen die Rhythmusstörung ihren Anfang nimmt.
Anschließend kann die Herzrhythmusstörung mittels Katheterablation angegangen werden. Dafür ist ein spezieller Herzkatheter notwendig. Der übliche Zugang liegt in der Leiste. Der Arzt kann den Herzkatheter aber ebenso gut an der Arm- oder Halsvene einsetzen.
Um den linken Vorhof zu erreichen, punktiert der Arzt außerdem das Septum (Herzscheidewand). Der Arzt schiebt für die Punktion eine lange Nadel in den rechten Vorhof und durchstößt an der dünnsten Stelle die Herzscheidewand. Über die Öffnung im Septum kann der Herzkatheter dann vorgeschoben werden.
Dieser kann hier für eine kurze Zeit Hochfrequenzstrom abgeben. Mithilfe des Hochfrequenzstroms wird der erkrankte Bereich im Herzen „verödet“ und so das Herzrasen gestoppt. Im Falle von sogenannten kreisenden Tachykardien muss der Kreis durch ein oder mehrere Stromabgaben unterbrochen werden.
In allen Fällen vernarbt das verödete Gewebe allmählich und wird im Sinne der Erregungsleitung funktionslos. Nach der Katheterablation versucht der Arzt zur Kontrolle die Tachykardie erneut auszulösen. Dabei bedient er sich der direkten Stimulation durch
- den Herzkatheter oder
- bestimmte Medikamente, die intravenös gegeben werden.
Die Ablation ist beendet, sobald sich die Rhythmusstörung nicht mehr auslösen lässt.
Nach der Katheterablation werden die Herzkatheter herausgezogen. Die Zugangsstellen an der Leiste oder in der Armbeuge verschließt der Arzt mit einem Druckverband.
Eine strenge Bettruhe von 6 bis 24 Stunden ist notwendig, damit der Zugang nicht wieder eröffnet wird und Nachblutungen vermieden werden.
Darstellung von Herzkranzarterien während einer Angiographie © Pitchy | AdobeStock
Kryo-Ablation
Seit einiger Zeit wird neben der Katheterablation mit Hochfrequenzstrom noch eine zweite Form angeboten, die Kryo-Ablation.
Bei der Kryo-Ablation wird flüssiges Gas durch eine Metallelektrode an die Spitze des Herzkatheters geführt. Dadurch friert die Metallelektrode am Muskelgewebe fest. So kann der Herzkatheter während der Ablation nicht verrutschen. Die Temperaturen von - 80° C führen außerdem zur Kälteverödung von wenigen Millimetern Durchmesser.
Auch die Anwendung der Kryo-Ablation ist schmerzfrei. Darüber hinaus hat diese Methode einen großen Vorteil gegenüber der konventionellen Katheterablation: Es treten praktisch keine Gewebeschrumpfungen auf. Diese könnten ebenfalls zur Blutgefäßeinengung führen.
Katheterablation: Nachsorge
Im Nachgang der Operation mittels Herzkatheter wird ein Druckverband angelegt. Die Herztätigkeit wird fortlaufend durch
- EKG,
- Blutdruckmessung oder
- Ultraschalluntersuchung dokumentiert.
Nach etwa 24 Stunden verlassen die Patienten im Normalfall die Klinik wieder.
Dennoch gibt es einige Risiken bei einem Herzkathetereingriff. Bei schweren Herzerkrankungen ist das Risiko für Komplikationen am größten.
Das Einführen der Herzkatheter kann zu kleineren Gefäßverletzungen führen, die im Bereich des Herzens durchaus gefährlich werden könnten. Selten treten Blutgerinnsel, die einen Herzinfarkt verursachen können, und Infektionen auf.
Katheterablation: Erfolgsquote
Heute werden sowohl Vorhofarrhythmien als auch Kammertachykardien mit der Katheterablation behandelt.
Die Erfolgsquoten hängen sehr stark mit dem Allgemeinzustand der Patienten zusammen. Bei Gefäßverengungen ist die Katheterablation bei den meisten Menschen zu 90 % erfolgreich. Bei Herzvorerkrankungen dagegen sinken die Erfolgsaussichten auf unter 50 % ab.
Patienten mit Kammertachykardien erhalten zusätzlich häufig einen Defibrillator (ähnlich einem Herzschrittmacher).
Forschung und Herzkatheter
Der Einsatz der Katheterablation bei Vorhofflimmern ist momentan ein boomender Zweig in der Herzforschung. Bei dieser Tachykardieform gehört die Verödung mittels Hochfrequenzstrom noch nicht zu den anerkannten Standardtherapieformen.
Bisher findet die Katheterablation nur dann Einsatz, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind oder der Patient sehr stark leidet. Da sich beim Vorhofflimmern kein klarer Entstehungsort finden lässt, ist die Therapie mittels Herzkatheter umso schwieriger. Meist müssen viele unterschiedliche Orte verödet werden, um das Vorhofflimmern zu beenden.
Forschungen zum Herzkatheter: Pulmonalvene
Durch Studien wissen Ärzte nun, dass das Vorhofflimmern sehr oft auf Störungen in den vier Lungenvenen zurückgeht. Kleine Herzmuskelzungen verbinden dort das Herzmuskelgewebe des linken Vorhofs mit den Venen.
Diese Herzmuskelzungen zu veröden ist eine der Behandlungsstrategien bei Vorhofflimmern. Die Kardiologen sprechen bei dieser Art der Herzkatheter-Untersuchung auch von der „Pulmonalvenen-Isolation“.
Die Pulmonalvenenisolation ist nur für Patienten möglich, die an anfallsartigem Vorhofflimmern leiden. Die Erfolgschancen für diese Herzkatheter Operation liegen derzeit zwischen 50 % und 70 %. Manchmal ist eine zweite Behandlung nötig, in anderen kann das Vorhofflimmern nicht gänzlich gestoppt werden. In diesen Fällen sprechen die Patienten nach der Katheterablation besser auf antiarrhythmische Medikamente an.
Die AV-Knoten-Ablation
Auch die AV-Knoten-Ablation ist eine häufig durchgeführte Ablationsmethode. Das bestehende Vorhofflimmern wird vom AV-Knoten nur unregelmäßig weitergeleitet und führt zu erheblichen Arrhythmien der Herzkammern.
Wird der AV-Knoten verödet, bricht die unregelmäßige Weiterleitung der Signale aus dem Vorhof ab. Nachteil ist dabei jedoch, dass der fehlende AV-Knoten als Taktgeber durch einen Herzschrittmacher ersetzt werden muss. Dieser Herzschrittmacher ist bei einer AV-Knoten-Ablation immer notwendig, um die Herzfunktion aufrechtzuerhalten.
Der betroffene Patient ist zukünftig hundertprozentig auf den Schrittmacher angewiesen. Ohne seine Hilfe würden keine Impulse mehr von den Vorhöfen auf die Herzkammern übertragen. Sollte der Herzschrittmacher ausfallen, muss der Patient dennoch nicht gleich sterben, denn dann springt ein weiterer natürlicher Schrittmacher-Knoten innerhalb der Kammermuskulatur an. Dieser erzeugt einen Ersatzrhythmus von etwa 20 bis 40 Schlägen in der Minute und lässt die Herzkammern weiter „schlagen“.
Die Ablation des AV-Knotens und die Implantation des Herzschrittmachers führen in der Mehrzahl der Fälle zu einer deutlichen Zunahme der Lebensqualität.
Größter Nachteil der AV-Knoten-Ablation ist, dass der Herzschrittmacher mehrfach im Leben ersetzt werden muss. Seine Batterien lassen mit der Zeit nach und müssen entsprechend erneuert werden. Dadurch sind mehrere Folgeeingriffe vonnöten.
Quellen
- http://www.herzstiftung.de/Herzkatheter-Untersuchung-Kontrolle.html
- http://www.medtronic.de/erkrankungen/vorhofarrhythmien/eingriff/katheterablation/index.htm
- http://www.onmeda.de/g-medizin/herzkatheter-1744.html
- http://www.schuechtermann-klinik.de/servicecenter_fuer_patienten/medizinische_informationen/behandlungen_von_herzrhythmusstoerungen/index_ger.html
- http://www.tachycardie.de/index.php?id=60
- http://www.umm.de/3268.0.html?PHPSESSID=ami7vs5snue6emq3e0e3bft5guv4n72i
- http://de.wikipedia.org/wiki/Herzkatheteruntersuchung