Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, sieht sich mit einer breiten Auswahl an unterschiedlichsten Methoden der Raucherentwöhnung konfrontiert. Doch für viele der Ansätze besteht kein Wirkungsnachweis. In manchen Fällen müssen Sie sogar mit problematischen Nebenwirkungen rechnen. Für die Raucherentwöhnung sollten Sie eine wissenschaftlich fundierte Behandlungsform wählen. Der Erfolg des Rauchentwöhnungsangebots sollte auch nach sechs Monaten (besser nach zwölf) bestätigt worden sein.
Zur Raucherentwöhnung empfiehlt sich eine Kombination aus medikamentösen und verhaltens-/psychotherapeutischen Maßnahmen, so dass sowohl die körperliche als auch die psychische Abhängigkeit berücksichtigt wird. Am erfolgversprechendsten ist eine Nikotinersatztherapie (v.a. mit Nikotinpflastern, -kaugummis und -nasenspray) in Verbindung mit einer professionell geleiteten Einzel- oder Gruppentherapie. Beide Säulen der Raucherentwöhnung können aber auch unabhängig voneinander angewandt werden und sind dann immer noch erfolgversprechend.
Immer gilt: Ein fester Wille ist bei der Raucherentwöhnung nötig! Sie müssen fest entschlossen sein, ab sofort mit dem Rauchen aufhören zu wollen.
Wenn Sie die Raucherentwöhnung zusammen mit einem Arzt oder Therapeuten angehen, wird dieser zunächst Informationen über Ihre Rauchgeschichte und Ihr aktuelles Rauchverhalten einholen. Zur Einschätzung des Grades der Nikotinabhängigkeit kann der Fagerström-Test eingesetzt werden. Das Ausmaß der Nikotinabhängigkeit liefert Hinweise für die Dosierung bzw. Anwendungsdauer der medikamentösen und psychologischen Therapien.
Auch das Vorliegen von psychischen Begleiterkrankungen sollten Sie vor der Raucherentwöhnung abklären, da sich beispielsweise eine Depression ohne Entgegenwirken des Arztes / Therapeuten unter dem Nikotinentzug verschlimmern kann.
Sie selbst können eine Liste über die negativen Folgen des Rauchens und die Vorteile des Rauchstopps anfertigen, um zu jedem Zeitpunkt Motivation vor Augen zu haben.
Für einen entwöhnungswilligen Raucher ist es sicherlich gut zu wissen, dass die meisten Entzugssymptome nach sieben bis zehn Tagen zumindest deutlich abgeschwächt, möglicherweise aber sogar ganz verschwunden sind. Der Höhepunkt der Entzugssymptome ist sogar bereits nach den ersten zwei Tagen überwunden.
Zu möglichen Entzugssymptomen bei der Raucherentwöhnung zählen
- depressive Stimmung,
- Schlafstörungen,
- Reizbarkeit,
- Aggressivität,
- Nervosität,
- Unruhe,
- verminderte Konzentrationsfähigkeit,
- verlangsamter Puls,
- gesteigerter Appetit oder
- Gewichtszunahme.
Das Ziel der Raucherentwöhnung sollte in erster Linie eine dauerhafte Abstinenz sein. Eine Reduktion des Zigarettenkonsums (und damit eine Verringerung der Schadstoffaufnahme) kann nur in Ausnahmefällen eine Alternative sein – wenn eine Abstinenz definitiv nicht erreichbar ist (z.B. nach mehreren therapeutischen Versuchen).
Methodisch empfiehlt sich bei der Raucherentwöhnung der Rauchstopp von einem auf den anderen Tag. Übrige Zigaretten und Aschenbecher sollten Sie zuvor aus dem Blickfeld entfernen. Erst nach Scheitern dieser radikalen Methode sollte alternativ eine schrittweise Entwöhnung praktiziert werden.
Ziel des vorübergehenden Einsatzes von Medikamenten mit Nikotin ist es, die Entzugssymptome zu unterdrücken oder zu mildern. Dazu gehören unter anderem:
- starkes Rauchverlangen
- depressive Stimmung
- Nervosität
- Aggressivität
- Unruhe
- Schlafstörungen
Allerdings werden allein dadurch eingespielte Verhaltensweisen und Konfliktbewältigungsstrategien nicht überwunden. Dennoch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Tabakentwöhnung mit einer Nikotinersatztherapie deutlich.
Der Stoff Nikotin erzeugt Sucht, aber nicht Krebs
Hintergrund der Nikotinersatztherapie ist, dass Nikotin zwar die wichtigste suchterzeugende Substanz im Tabakrauch ist, die krebserregenden und fruchtschädigenden Folgen des Zigarettenrauchens allerdings auf den anderen Schadstoffen basieren. Auch eine Reduktion der kardiovaskulären Risiken ist bei reiner Nikotingabe im Vergleich zum Tabakrauchen zu erwarten. Nikotinersatzprodukte können also auch längere Zeit angewandt werden.
Eine Beendigung der Nikotinersatztherapie ist allerdings spätestens zwölf Wochen nach dem Rauchstopp zu empfehlen.
Als rezeptfreie Medikamente zur Raucherentwöhnung stehen
- das Nikotinkaugummi (zu 2 und 4 mg),
- das Nikotinpflaster (in drei Stärken, über 16 oder 24 Stunden),
- die Nikotinsublingualtablette und
- die Nikotinlutschtablette
zur Verfügung. Verschreibungspflichtig sind
- das Nikotinnasenspray und
- der Nikotininhaler.
Am effektivsten gelten das Nikotinpflaster und das Nikotinnasenspray.
Alle Applikationsformen sind bei bestimmungsgemäßer Anwendung gut verträglich, die Entstehung einer Abhängigkeit ist gering. Als Nebenwirkungen sind bei den Nikotinpflastern Hautirritationen und Pflasterallergien möglich, Nikotinkaugummis und -tabletten können Mundschleimhaut, Zunge, Rachen und Speiseröhre reizen und zu Problemen mit den dritten Zähnen führen.
Eine Kombination von Nikotinpflaster und -kaugummi bzw. Nikotinpflaster und -nasenspray ist bei starker Abhängigkeit möglich und angezeigt, sollte allerdings mit dem Arzt abgesprochen werden.
Die verschiedenen Medikamentenformen (Pflaster, Kaugummi, Spray usw.) in der Nikotinersatztherapie besitzen unterschiedliche Wirkungsweisen und sind je nach bestehenden Rauchgewohnheiten besser oder schlechter geeignet. Nachfolgend finden Sie die Charakteristika der drei empfehlenswertesten Nikotinersatzprodukte aufgeführt:
- Nikotinpflaster: Nikotinpflaster sorgen für einen gleichmäßigen Nikotinspiegel im Blut und sind insbesondere bei mittlerer bis starker Nikotinabhängigkeit und regelmäßig über den Tag verteiltem Tabakkonsum geeignet. Sie werden einmal täglich appliziert. Nach wenigen Wochen sollten Sie zu einem Pflaster mit niedrigerer Dosierung übergehen. Auf diese Weise kann auch das Nikotinpflaster innerhalb von zwei bis drei Monaten passé sein.
- Nikotinkaugummi: Das Nikotinkaugummi eignet sich besonders bei geringer bis mittlerer Nikotinabhängigkeit bzw. mäßigem und/oder ungleich über den Tag verteiltem Zigarettenkonsum. Täglich können bis zu 16 Kaugummis konsumiert werden. Auch in Situationen, in denen eine zügige Nikotinzufuhr nötig ist (beispielsweise um einen Rückfall zu vermeiden), können die Nikotinkaugummis hilfreich sein. Selbstverständlich sollten Sie sie über Wochen reduzieren. Die Nikotinkaugummis stellen die beste Alternative dar, wenn eine Allergie gegen die Nikotinpflaster vorliegt.
- Nikotinnasenspray: Mit dem Nikotinnasenspray werden vor allem Raucher mit starker Nikotinabhängigkeit und einem hohen Tageszigarettenkonsum angesprochen. Da nach der Anwendung des Nikotinnasensprays das Nikotin dem Körper besonders schnell zur Verfügung steht (maximaler Nikotinspiegel nach ca. 10 min.), kann das Spray auch in besonderen Situationen mit großem Verlangen gefragt sein. Allerdings besteht beim Nikotinnasenspray eine gewisse Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung. Es sollte regelmäßig, aber nicht länger als sechs Monate und unter therapeutischer Unterstützung angewandt werden.
Andere Medikamente zur Raucherentwöhnung
Von anderen Medikamenten zur Raucherentwöhnung neben diesen Nikotinersatzprodukten ist insgesamt eher abzuraten. Zwar kann das Antidepressivum Bupropion bei der Raucherentwöhnung behilflich sein, gravierendere Nebenwirkungen sind allerdings möglich.
Mit der Nikotinersatztherapie kann körperlichen Entzugserscheinungen entgegengewirkt werden. Im Rahmen der Raucherentwöhnung ist es allerdings auch wichtig, mit Gewohnheiten zu brechen, neue Verhaltensweisen (z.B. in Stresssituationen) einzuüben und Mechanismen der Selbstkontrolle zu lernen. Hierbei können verhaltens- und psychotherapeutische Maßnahmen helfen – innerhalb von strukturierten Behandlungskonzepten oder auch eigenständig.
Sie können es beispielweise auch mit dem Online-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) versuchen oder sich am Rauchertelefon des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) beraten und unterstützen lassen (06221 42 42 00).
Der positive Effekt von sozialer Unterstützung – durch einen Arzt/Therapeuten, aber noch stärker durch das private Umfeld – auf die Raucherentwöhnung ist wissenschaftlich belegt. Beziehen Sie also möglichst eine Ihnen nahestehende Person in die Aktivitäten der Raucherentwöhnung ein.
Demgegenüber wirken die Einführung von „Verträgen“ über Belohnungen beim Erreichen von Zielen und/oder Bestrafungen bei Nichterreichen, Entspannungstechniken/Atemübungen und Hypnose nach derzeitigem Kenntnisstand nicht (dauerhaft) erfolgserhöhend.
Die Akupunktur scheint für die Raucherentwöhnung nicht effektiver als eine Placebobehandlung zu sein. Und auch für Raucherentwöhnungsbehandlungen aus dem Bereich der Homöopathie und Kräutermedizin liegen keine wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise vor.