Akathisie bedeutet Sitzunruhe und ist ein frühes Anzeichen von Morbus Parkinson. Akathisie tritt ebenfalls bei anderen Erkrankungen auf, oder ist eine unerwünschte Nebenwirkung bestimmter Medikamente.
Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet „nicht sitzen“. Da Medikamente wie Neuroleptika Akathisie auslösen, ist eine Abklärung beim Internisten notwendig.
Akathisie äußert sich durch eine auffällige körperliche Unruhe, die sich extrem steigern kann. Betroffene können nicht ruhig sitzen, liegen oder stehen. Charakteristisch sind wiederkehrende Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, der Hände und der Füße. Die Bewegungen folgen bestimmten Mustern. Auch Schaukeln, Stampfen, Schlurfen und von einem Bein aufs andere wippen sind typisch bei einer Akathisie.
Diese Symptome sind typisch bei Akathisie:
- Körperliche Unruhe
- Innere Anspannung
- Konzentrationsstörungen
- Reizbarkeit
- Schlafstörungen
- Fehlender Tiefschlaf
- Angst
Akathisie kann auch bei Patienten, die keine psychiatrische Vorgeschichte haben, Depressionen hervorrufen. Betroffene haben aufgrund des Schlafmangels und der nicht vorhandenen Einflussnahme einen großen Leidensdruck.
Akathisie ist ein häufiges Symptom bei Neuralgie-Patienten sowie bei Morbus Parkinson.
Akathisie tritt ebenfalls bei psychischen Erkrankungen oder Krebspatienten auf. Wissenschaftler fanden heraus, dass Medikamente gegen Übelkeit, die bei einer Chemotherapie üblich sind, Akathisie verursachen.
Ein Ungleichgewicht des Hormonhaushaltes (Serotoninüberschuss/Dopaminmangel) kann für Akathisie verantwortlich sein.
Demenzpatienten, die ein Antipsychotikum erhalten, zeigen häufig Symptome einer Akathisie.
Generell sind ältere Menschen stärker betroffen als jüngere.
Patienten mit Parkinson zeigen manchmal eine deutlich ausgeprägte Akathisie @ ipopba /AdobeStock
Da die Parkinsontherapie nicht auf Neuroleptika verzichten kann, ist eine medikamentös bedingte Bewegungsunruhe nicht zu vermeiden. Typisch dabei: Betroffene können ihr Bedürfnis nach Bewegung nicht bezwingen.
Zwar gibt es Ähnlichkeiten zum Restless-Legs-Sydrom, aber auch klare Unterschiede:
Bei der Akathisie besteht in der Regel kein unangenehmes Gefühl in den Beinen. Patienten mit Akathisie können den Bewegungsdrang nur kurz befriedigen. Daher müssen sie sich ständig bewegen: Gewichtsverlagerungen, wechselweises Beinkreuzen und häufiges Umherlaufen sind typisch.
Akathisie ist oft eine unerwünschte Nebenwirkung bei Neuroleptika. Die zunehmende Entwicklung neuer Arzneien und die dadurch aufkommenden Bewegungsstörungen stellen für Mediziner ein großes Problem dar.
Der starke Bewegungsdrang entsteht in den ersten fünf bis acht Wochen nach Medikamenteneinnahme. Die Höhe der Dosis und wie schnell die Dosis steigt, sind wesentlich, ob eine Akathisie ausbricht. Daher muss ein Arzt behutsam die Dosissteigerung vornehmen.
Auch Serotonin-Aufnahmehemmer können eine Akathisie hervorrufen.
Medikamente, die nicht unmittelbar in den Dopaminstoffwechsel eingreifen, können ebenfalls Bewegungsstörungen erzeugen. Die Therapie besteht aus Reduzierung oder Weglassen des Medikaments.
Rastlosigkeit, Ängste und Bewegungsunruhe sind immer ein guter Grund, um einen Arzt aufzusuchen und sich untersuchen zu lassen.
Der Arzt kann die genaue Ursache finden. Meist liegt eine Begleiterkrankung oder eine ungünstige Medikation vor.
Die Bewertung von Unruhezuständen und Bewegungsstörungen ist aber nicht immer einfach und führt häufig zu Fehleinschätzungen. Im klinischen Alltag ist eine frühe Diagnose durch Beobachtung des Verhaltens wünschenswert, denn sie hilft, Komplikationen zu vermeiden.
Patienten, die glauben, dass sie an einer Akathisie leiden, finden bei einem Allgemeinmediziner (Hausarzt) den ersten Ansprechpartner.
Die Diagnose erfolgt in mehreren Schritten:
- Zunächst führt der Arzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten durch. In diesem Gespräch stellt der Arzt fest, ob mögliche Grunderkrankungen vorliegen. Ebenfalls wichtig ist das psychische Befinden und welche Medikamente der Patient einnimmt.
- Danach führt der Arzt körperliche Untersuchungen durch. Dabei beobachtet der Arzt folgende Körperzeichen:
- Allgemeine Konstitution
- Muskelkraft
- Reflexe
- Koordination der Bewegungen
- Gangbild
- Außergewöhnliche, wiederholte Bewegungsmuster
- Eine weitere Abklärung der Symptome und die finale Diagnose erstellt der Neurologe. Er ist Spezialist bei Bewegungsstörungen. Die neurologische Untersuchung und das Abklären der Blutwerte gehören ebenfalls zur weiteren Untersuchung.
Unruhe in den Beinen ist auch typisch bei dem Restless Legs Syndrom. Die Erkrankung hat Ähnlichkeit mit Akathisie, ist aber nicht mit ihr gleichzusetzen.
Beim Restless Legs-Syndrom (RLS) verspüren die Betroffenen einen unangenehmen Bewegungsdrang in den Beinen, vorwiegend in den Waden. Begleitende Missempfindungen wie ein Kribbeln oder Ziehen sind typische Symptome
Hier finden Sie Gründe für ein Restless Legs-Syndrom:
Die Therapie beginnt mit der Suche nach der grundlegenden Erkrankung. Neurologische Tests sind in der Regel unauffällig.
Beim Restless Legs-Syndrom haben Betroffene ein unangenehmes Gefühl in den Beinen, wie etwa ein Stechen, Krämpfe oder Schmerzen @ Pepermpron /AdobeStock
Die Behandlung der Akathisie zielt auf die Linderung der Symptome und die Steigerung der Lebensqualität ab.
Die jeweilige Ursache der Bewegungsstörungen bestimmt die Therapie:
- Tritt die Akathisie als Nebenwirkung eines Medikaments auf, sollte der Patient dieses in Rücksprache mit dem Arzt absetzen. Kann der Patient nicht auf das Medikament verzichten, sind eine veränderte Dosis oder ein alternatives Medikament ratsam. Entsteht die Akathisie durch ein Medikament, kann sie wieder verschwinden, wenn Arzt und Patient rechtzeitig handeln.
- Tritt eine Akathisie bei Parkinson auf, dann sind Medikamente mit Dopamin (L-Dopa und Anticholinergika)die erste Wahl. Physiotherapie und die Tiefe Hirnstimulation (THS) helfen ebenfalls bei Parkinson. Ziel bei Parkinson ist es, die Pflegebedürftigkeit des Patienten so lange wie möglich hinauszuzögern.
- Die medikamentöse Therapie mit Dopamin hilft auch Patienten mit Restless Legs Syndrom.
- Auch die Gabe von Betablockern oder Benzodiazepinen kann bei Akathisie helfen. Allerdings sollten Betroffene sie zunächst probieren. Nicht jeder verträgt sie.
- Ist Eisenmangel verantwortlich für die Bewegungsunruhe, können eisenhaltige Medikamente helfen. Ihre Wirkung ist sehr gut erforscht. Leider haben eisenhaltige Medikamente Nebenwirkungen wie Schlafstörungen und Übelkeit. Manchmal verstärken sich die Beschwerden sogar. Deshalb verzichten einige Ärzte auf diese Art der Therapie.Umso wichtiger daher, dass Patienten bei Medikamenteneinnahme regelmäßige Kontrollen bei ihrem Arzt wahrnehmen.
Je nach Ursache und Ausprägung der Akathisie gibt es verschiedene Hilfsmitteln, die die Symptome lindern können:
- Ausgewogener Ernährung mit ausreichend Vitamin C, Eisen und B-Vitaminen,
- Vermeiden von Nikotin, Alkohol und Koffein
- Physiotherapie, Gymnastik und Dehnübungen
- Feste Schlafenszeiten