Ein Hirnschrittmacher ist ein technisches Gerät, das in der Neurochirurgie zum Einsatz kommt. Chirurgen implantieren dem Patienten Elektroden ins Gehirn, die mit einem Impulsgeber verbunden sind. Dieser befindet sich im Brustbereich und sendet in regelmäßigen Abständen elektrische Impulse an das Gehirn.
Je nach Stromfrequenz stimuliert der Hirnschrittmacher die betroffene Region im Gehirn oder er deaktiviert sie.
Der Hirnschrittmacher ist reversibel, Ärzte können ihn also wieder entfernen. 1995 ließ man in der EU erstmals einen Hirnschrittmacher für die Behandlung von essentiellem Tremor zu.
Tremor ist eine Erkrankung mit Muskelzittern ohne bekannte Ursache. 1998 folgte die Freigabe für Behandlungen bei Morbus Parkinson.
Behandelt werden inzwischen mehrere Krankheiten:
Desweiteren laufen Studien zur Anwendung der Tiefen Hirnstimulation bei Patienten, die unter folgenden Beschwerden leiden:
Elektroden und Verlängerungen im Schädel sind mit einem Neurostimulator unter dem Schlüsselbein verbunden © RFBSIP | AdobeStock
Elektroden und Verlängerungen sind imSchädel mit einem Neurostimulator verbunden © RFBSIP | AdobeStock
Die Hauptzielgruppe für den Hirnschrittmacher sind Parkinsonkranke über 60 Jahre, die seit vielen Jahren an der Krankheit leiden. Wirken die verschriebenen Arzneimittel nicht mehr oder hat der Patient mit schweren Nebenwirkungen zu kämpfen, kommt eine Operation infrage.
Studien von deutschen und französischen Neurologen belegen, dass der Eingriff auch bei jüngeren Menschen sinnvoll sein kann.
Ein Hirnschrittmacher hilft insbesondere jüngeren Menschen mit:
- Zwangsstörungen
- Epilepsie oder
- Tourette-Syndrom
Auch erst seit kurzem betroffene Patienten können demnach von einem Hirnschrittmacher profitieren.
Studienteilnehmer berichteten von:
- einer verbesserten Lebensqualität
- mehr Mobilität und
- einer gesteigerten Aktivität im täglichen Leben
Zudem konnten Patienten die Einnahme von Medikamenten deutlich reduzieren.
Menschen mit Epilepsie profitieren von einer tiefen Hirnstimulation @ Tunatura /AdobeStock
Der Hirnschrittmacher besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:
- Elektroden
- Verlängerung
- Neurostimulator
Der Hirnschrittmacher kann eine oder mehrere Elektroden enthalten. Dabei handelt es sich um dünne Kabel, die vom Neurochirurgen millimetergenau in der Zielregion im Gehirn platziert werden.
Die Verlängerungen bestehen ebenfalls aus einem dünnen Kabel und verbinden die Elektroden mit dem Neurostimulator. Sie verlaufen unter der Haut und führen vom Kopf über den Nacken in den Brustbereich.
Der Neurostimulator befindet sich üblicherweise unter dem Schlüsselbein. Das Gerät enthält elektronische Schaltkreise und eine Batterie. Der Neurostimulator ist der eigentliche Hirnschrittmacher und erzeugt elektrische Impulse, die über die Verlängerung zur Elektrode gelangen.
Die Einstellungen erfolgen über ein Programmiergerät, über das der Arzt von außen Anpassungen vornehmen kann. Ein kleines Gerät erhält zumeist auch der Patient. Damit kann der Betroffene den Neurostimulator ein- und ausschalten oder die Stimulation anpassen.
Die Wirkungsweise des Hirnschrittmachers ist bislang nicht geklärt, auch wenn verschiedene Theorien zur Diskussion stehen.
Die Reduzierung der Bewegungsstörung bei der unheilbaren Krankheit Parkinson ist der wichtigste Zweck des Hirnschrittmachers. Bei Parkinson können verkümmerte Nervenzellen im Gehirn den Botenstoff Dopamin nicht mehr ausreichend produzieren.
Die Folge sind typische Symptome wie:
- Muskelsteifheit
- Bewegungsarmut oder
- Zittern
Medikamente können die Symptome in der Regel in Schach halten. Nach jahrelanger Einnahme nimmt die Wirksamkeit der Arzneimittel jedoch ab.
Infolgedessen wechseln sich Phasen schlechter und guter Beweglichkeit (Fluktuationen) ab. Die Patienten wissen nicht, wann und in welchem Ausmaß die Symptome wieder auftreten. Oftmals gehen sie dann dazu über, das Haus seltener zu verlassen und leiden zunehmend unter der Erkrankung.
Ein Hirnschrittmacher kann in diesem Erkrankungsstadium die Lösung sein. Die Tiefe Hirnstimulation regt die Basalganglien (für Bewegungsabläufe wichtige Gehirnregionen) an. Das verringert die Symptome deutlich.
Studien belegen, dass die Stromimpulse die Symptome in bis zu 80 Prozent der Fälle vermindern.
Sie führen damit zu einer deutlich besseren Beweglichkeit:
- Unterdrückung von Zittern (Tremor), Bewegungsarmut (Akinese) und Muskelsteifheit (Rigor)
- Verlängerung von Zeitspannen guter Beweglichkeit
- Verkürzung von Zeitspannen, schlechter Beweglichkeit
- Verringerung unkontrollierter Überbewegungen (Dyskinesien)
- Verbesserung der Lebensqualität und Alltagsaktivitäten
- Der Bedarf an Medikamenten sinkt
Menschen mit starkem und belastendem Zittern (Tremor) kann die tiefe Hirnstimulation Linderung bringen @ Alessandro Grandini /AdobeStock
Die Implantation eines Hirnschrittmachers erfolgt in zwei Schritten.
1. Zuerst verlegen Ärzte unter Teilnarkose die Elektroden. Der Neurochirurg bohrt kleine Löcher in die Schädeldecke und führt die Elektroden ein. Zur optimalen Positionierung führt er gleichzeitig eine Magnetresonanztomographie (MRT) und/oder eine Computertomographie (CT) durch.
Während dieser Phase ist der Patient in der Regel bei vollem Bewusstsein. So kann er dem Chirurgen aufschlussreiche Rückmeldungen über körperliche Auswirkungen der Platzierung der Elektroden geben.
2. Direkt anschließend oder am Folgetag folgt der zweite Schritt der Implantierung. Unter Vollnarkose implantiert der Chirurg dann die Verlängerung und den Neurostimulator.
Die Grundeinstellungen des Schrittmachers erfolgen während der OP. Die Feineinstellungen legen der Arzt und der Patient in den Folgewochen gemeinsam fest.
Die Batterien im Neurostimulator können je nach Modell bis zu sieben Jahre halten. Der Austausch erfolgt später unter örtlicher Betäubung.
Die Tiefe Hirnstimulation ist nicht unumstritten, birgt sie doch einige Risiken. Infolge des Eingriffs kann es zu Verletzungen der Gefäße und zu Blutungen kommen.
Das wiederum kann Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen hervorrufen. Es besteht außerdem die Gefahr von Epilepsien oder einer Hirn- oder Hirnhautentzündung.
Auch ein Verrutschen oder eine Fehlplatzierung der Elektroden und ein dadurch nötig werdender weiterer Eingriff sind möglich.
Die Elektroden können Nebenwirkungen verursachen. Abhängig von der Lage kann es zu Sprech-, Seh- oder Empfindungsstörungen kommen.
Patienten berichten darüber hinaus von:
- Schwierigkeiten, mehrere Dinge gleichzeitig zu verrichten
- Erhöhter Impulsivität
- Reizbarkeit oder
- Ungeduld
Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass absolute Spezialisten diesen Eingriff durchführen.