Magersucht ist eine psychische Erkrankung aus dem Bereich der Essstörungen. Im Diagnosekatalog der Weltgesundheitsorganisation WHO hat sie den Code F50.0 Anorexia Nervosa.
Eine verlässliche Diagnose stellt in der Regel:
- ein Facharzt für psychosomatische Medizin
- ein Neurologe/Psychiater oder
- ein approbierter Psychotherapeut
Folgende Untersuchungen sind dafür notwendig:
- ausführliches Gespräch (Anamnese)
- Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI)
- Blutdruck-, Puls- und Temperaturmessung
- Kontrolle auf Ödeme
- Blutbild
- Untersuchung von Herz-, Leber- und Nierenfunktion

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Das Leitsymptom der Magersucht ist eine streng kontrollierte und reduzierte Nahrungsaufnahme. Gleichzeitig versuchen die Betroffenen möglichst viele Kalorien zu verbrennen – meistens durch exzessives Training.
Diese Verweigerungshaltung verschleiern die Patienten zum Beispiel mit Appetitlosigkeit („Ich habe keinen Hunger.“). Oder sie finden Ausreden, um einem gemeinsamen Essen zu entgehen („Ich habe schon zu Hause gegessen.“).
Um ein elementares Bedürfnis wie Hunger zu unterdrücken, benötigen die Betroffenen enorm viel Disziplin. Schreitet die Krankheit weiter fort, nehmen die Patienten das Hungergefühl nicht mehr wahr.
Hungern und Gewichtsverlust führen zu körperlichen Symptomen wie:
- niedriger Blutdruck
- Wassereinlagerungen
- Osteoporose (reduzierte Knochendichte)
- trockene Haut
- Verdauungsprobleme
- Störungen im Elektrolythaushalt und
- Veränderungen im Gehirn (reversible Atrophie)
Chronische Verläufe sind gefährlich, da das Risiko für lebensbedrohliche Zustände, zum Beispiel durch Herzversagen, zunimmt.
Die Anorexie äußert sich auch in psychischen Symptomen.
Häufig kommt es zu:
- sozialen Rückzug
- depressive Gestimmtheit
- innere Unruhe und
- Zwänge
Psychotherapie gilt als erste Wahl bei der Behandlung von Anorexia Nervosa. In leichteren Fällen reicht eine ambulante Therapie.
Häufig ist jedoch ein Klinikaufenthalt sinnvoll. Bei lebensbedrohlichem Untergewicht kann eine Notfallversorgung (Zwangsernährung) notwendig sein.
Die zentralen Ziele der Therapie sind:
- Normalisierung des Gewichts
- (Wieder-) Erlernen eines gesunden Essverhaltens
- Klärung von Konflikten sowie
- Auseinandersetzung mit dem eigenen Körperbild
Betroffene lernen in Einzelstunden oder Gruppensitzungen zum Beispiel Strategien kennen, um zwanghafte Muster zu durchbrechen und Konflikte zu lösen.
Ernährungsberatung, etwa im Rahmen von Kochgruppen, führt die Betroffenen wieder an einen normalen Umgang mit Lebensmitteln heran.
Wichtig ist zudem ein verständnisvolles Umfeld, das mit den Besonderheiten der Anorexie vertraut ist und den notwendigen Rückhalt bietet. Kommentare wie „Warum isst du nicht einfach mehr?“ sind unangemessen und empfinden Betroffene als verletzend.
Da die Krankheit meist während der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter ausbricht, spielt die Familie eine wichtige Rolle.
An dieser Stelle gilt es zu bedenken, dass die Pubertät und das Erwachsenwerden alle Beteiligten enorm fordern.
Ablösungsprozesse müssen Eltern und die jungen Menschen bewältigen. Es gilt, neue Formen für das zukünftige Miteinander zu finden. Alte Wunden brechen auf, Verunsicherung macht sich breit und Missverständnisse stehen auf der Tagesordnung. Eine schwierige Phase für beide Seiten.
Wenn die Familie in die Therapie einbezogen ist, dann ist das keine Schuldzuweisung, sondern der Baustein eines umfassenden Behandlungskonzeptes.
Psychotherapie ist die am besten geeignete Behandlung bei Magersucht @ Pormezz /AdobeStock
Digitale Technik in der Therapie
Das gemeinnützige Unternehmen Jourvie bietet Apps zur Früherkennung von Essstörungen sowie als digitale Therapiebegleiter. Jourvie heißt die App für Betroffene.
Sie enthält unter anderem ein Essprotokoll mit Archivfunktion, Motivationsübungen und hilft den Nutzern im Umgang mit schwierigen Situationen. Die App Elamie versorgt Angehörige mit wichtigen Informationen rund um das Thema Früherkennung.
Das Unternehmen kooperiert unter anderem mit:
- der Krankenkasse AOK
- dem Therapienetz Essstörungen e. V. und
- ANAD e. V. (Versorgungszentrum Essstörungen in München)
Entgegen der landläufigen Ansicht, Magersucht sei ein lebenslanges Schicksal, berichtet eine Forschergruppe aus Boston Erfreuliches.
Die Ergebnisse einer Langzeituntersuchung aus dem Jahr 2016 zeigen, dass sich die Mehrheit im Erwachsenenalter von der Krankheit erholt hat.
Dieses Wissen gibt realistischen Grund zur Hoffnung – besonders für chronisch anorektische Patienten. Sie galten bisher als nicht heilbar.