Als Erkrankung des Weichteilgewebes zeichnet sich das Fibromyalgiesyndrom (ICD-Code M79.70) durch folgende Symptome aus:
- verhärtete Muskulatur,
- Muskelschmerzen,
- schmerzhafte Gelenke,
- Schmerzen in anderen Körperregionen (zum Beispiel der Rücken).
Zudem können auch unspezifische Beschwerden wie
- Müdigkeit,
- körperliche und geistige Erschöpfung,
- Schlafprobleme und
- Konzentrationsprobleme
auftreten.
Bei manchen Patienten zeigen sich auch psychische (Nervosität, Unruhe, Antriebsverlust etc.) und körperliche Beschwerden (Reizdarm, Reizblase etc.). Auch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber manchen Reizen (Licht, Geräusche, Geruch) tritt gelegentlich auf.
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In der westlichen Welt sind etwa 3-4 % der Bevölkerung von dieser chronischen Erkrankung betroffen, hauptsächlich Frauen zwischen 40 und 60 Jahren. Chronisch sind die Beschwerden dann, wenn sie mindestens über 3 Monate bestehen.
Die Ausprägung der Symptomatik kann bei den einzelnen Patienten sehr verschieden sein. Manche zeigen kaum Beschwerden. Bei anderen hingegen nimmt die Erkrankung einen schwereren Verlauf mit starken Schmerzen und deutlichen Beeinträchtigungen.
Die Ursachen für die Entstehung einer Fibromyalgie sind noch nicht vollends geklärt. Man geht aber davon aus, dass es nicht nur einer Ursache bedarf, damit ein Fibromyalgiesyndrom entsteht. Vielmehr soll ein Zusammenkommen verschiedener Faktoren - biologische, psychische und soziale - für die Entwicklung eines verantwortlich FMS sein.
Da die Erkrankung in manchen Familien gehäuft auftritt, scheint die genetische Veranlagung eine gewisse Rolle zu spielen. Aber auch bestimmte Erkrankungen sollen die Entstehung eines Fibromyalgiesyndroms begünstigen:
- Autoimmunerkrankungen
- Rheumatologische Krankheiten
- Tumoren
- Infekte
Des Weiteren stehen Verletzungen und Operationen im Verdacht, dass sie die Erkrankung auslösen können. Rauchen, Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität, körperlicher und sexueller Missbrauch sowie Stress erhöhen ebenfalls die Wahrscheinlichkeit für eine Fibromyalgie.
Neben der persönlichen Krankengeschichte (Anamnese) ist für die Fibromyalgie-Diagnose insbesondere die körperliche Untersuchung von Bedeutung. An Druckpunkten (Triggerpunkte oder Tender Points) prüft der Arzt, ob die Muskeln und Ansatzpunkte von Sehnen schmerzhaft sind (Druckschmerzhaftigkeit). Diese Schmerzdruckpunkte liegen an
- Nacken,
- Rücken,
- Schultern,
- Armen,
- Beinen und
- Hüften.
Das Prinzip der Triggerpunktbehandlung zeigt das Video:
Wenn mindestens 11 der insgesamt 18 Druckpunkte schmerzhaft auf Druck reagieren und das seit über drei Monaten, liegt eine Fibromyalgie nahe. Das gilt besonders dann, wenn die Laborwerte unauffällig sind. Bildgebende Untersuchungen (wie Röntgen) finden bei Verdacht auf eine Fibromyalgie in der Regel nicht statt, allenfalls zum Ausschluss anderer Erkrankungen.
Primärer Ansprechpartner für Patienten mit Symptomen, die auf Fibromyalgie hinweisen, ist der Hausarzt. Spätestens allerdings, wenn der Verdacht besteht, dass eine
- internistische (z. B. entzündlich-rheumatische Erkrankung),
- orthopädische (z. B. Gelenkverschleiß Arthrose),
- neurologische (z.B. Muskelerkrankung) oder
- psychische Störung
für die Symptomatik verantwortlich ist, sollte der Betroffene einen Facharzt zur genaueren Abklärung aufsuchen. Dies kann beispielsweise ein Rheumatologe, Neurologe, Orthopäde oder Internist sein.
Eine ursächliche Behandlung der Fibromyalgie gibt es nicht. Im Vordergrund der Fibromyalgie-Therapie steht daher die Linderung der Beschwerden sowie der Erhalt bzw. die Verbesserung der Funktionsfähigkeit im Alltag. Damit soll auch die Lebensqualität des Patienten gesteigert werden.
Patienten mit leichten Formen des Fibromyalgiesyndroms sollten sich regelmäßig bewegen (Ausdauertraining), eine weitergehende Behandlung ist dann meist nicht erforderlich. Bei schwereren Formen kommt neben den körperbezogenen Therapien auch befristet eine medikamentöse Therapie zum Einsatz. Typische Fibromyalgie-Medikamente sind Antidepressiva und krampflösende Antikonvulsiva.
Zu den körperbezogenen Therapien gehören
- Ausdauertraining,
- Funktionstraining,
- Krafttraining mit Dehnungsübungen sowie
- Entspannungstechniken (Tai-Chi, Qi-Gong, Yoga, Feldenkrais, etc.).
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Obwohl die Schmerzen das dominierende Symptom bei Fibromyalgie darstellen, sind Schmerzmittel oder entzündungshemmende Substanzen meist wirkungslos. Das liegt daran, da es sich bei der Fibromyalgie nicht um eine entzündliche Erkrankung handelt. Deshalb kommt auch der Psychotherapie und dem Austausch in Selbthilfegruppen eine besondere Bedeutung zu. Hier lernen die Patienten, wie sie mit den Schmerzen und damit mit der Erkrankung besser umgehen können.
Machen Patienten trotz der Maßnahmen keine Fortschritte, kommt eine multidisziplinäre und multimodale Behandlung infrage. Neben der Behandlung von psychischen Begleiterkrankungen kommen hier auch
- körperbezogene Therapien und
- physikalische Maßnahmen sowie
- psychotherapeutische und
- medikamentöse Therapien
zum Einsatz.
Das Fibromyalgiesyndrom ist ein komplexes Krankheitsbild. An der Diagnose und Behandlung sind häufig mehrere Spezialisten beteiligt.
Ein guter Ansprechpartner bei Verdacht auf Fibromyalgie ist der Rheumatologe. Rheumatologen befassen sich mit der Diagnose und Therapie von Erkrankungen, die dem rheumatischen Formenkreis zugeordnet werden. Dazu gehört neben der Polyarthritis auch die Fibromyalgie. Ein Rheumatologe kann ein Internist mit der Zusatzbezeichnung Rheumatologie oder aber ein Orthopäde mit Zusatzausbildung in der Rheumatologie sein.
Insbesondere in der Behandlung der Fibromyalgie spielen Schmerztherapeuten eine wichtige Rolle. Lange Zeit gab es in Deutschland keine offizielle Ausbildung zum Schmerztherapeuten. Seit Ende der 90er Jahre können Ärzte jedoch eine Weiterbildung absolvieren und dann die Zusatzbezeichnung "Spezielle Schmerztherapie" führen. Schmerztherapeuten sind in den Bereichen der Schmerzanamnese, der Schmerzanalyse sowie im Einsatz schmerztherapeutischer Verfahren besonders geschult.