Dr. Waldemar Komorek über passgenaue 3-D-Gelenkimplantate: „Ein Meilenstein!“

27.01.2022
Claudia Dechamps
Redakteurin

Als Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie an der Sport- und Gelenkklinik Orthopoint Pfäffikon SZ hat sich Dr. med. Waldemar Komorek auf Verletzungen am Fuß, am Sprunggelenk und am Knie spezialisiert, wobei auch die Chirurgie am Schultergelenk zu seinen operativen Schwerpunkten gehört. Auch als Experte für die Hüfte verfügt er über einen erstklassigen Ruf – gerade weil bei ihm immer der Erhalt der Gelenke im Fokus steht. Bekannt wurde er hauptsächlich durch seine Kompetenz bei künstlichen Kniegelenken. Hier zählt er vor allem bei den sogenannten 3-D-Prothesen, die er individuell den jeweiligen Anforderungen anpasst, zu den international renommierten Spezialisten. Dem Leading Medicine Guide gewährte er Einblicke in seine hohe Expertise.

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Leading Medicine Guide: Herr Dr. Komorek, Sie sind bestimmt einer der wenigen Orthopäden, die das Thema Sportverletzungen wirklich aus nächster Nähe kennen.

Dr. Waldemar Komorek: Damit meinen Sie sicher meine Zeit als Leistungssportler im bezahlten Fußball in meinen jungen Jahren und später als Mannschaftsarzt der ersten Bayerischen Fußball-Liga. In der Tat, bei diesem Job bekommt man viel an Sportverletzungen zu sehen. Fußball ist schließlich kein risikoarmer Sport, die Beine, die Fußgelenke, das Knie – eigentlich jeder Teil der unteren Extremitäten ist empfindlich und kann komplizierte Verletzungen beim Ausüben des Sports davontragen.

Leading Medicine Guide: Was steht denn auf der Liste der typischen Fußballverletzungen ganz oben?

Dr. Waldemar Komorek: Das sind die Muskelverletzungen, die bekannte Zerrung oder der Muskelfaserriss, gefolgt von den gefürchteten Bandverletzungen am Kniegelenk – oder am Sprunggelenk. Knochenbrüche haben wir als Mannschaftsärzte eher selten zu behandeln, aber klar, das Sprunggelenk kann es auch schon mal ganz unglücklich treffen. Und dann ist es meist kein einfacher Bruch, sondern etwas Komplizierteres.

Leading Medicine Guide: Neben sehr viel Fachwissen – was braucht man als Mannschaftsarzt unbedingt?

Dr. Waldemar Komorek: Gute Nerven, einen kühlen Kopf und viel psychologisches Feingefühl. Man muss in der Lage sein, sich in sehr kurzer Zeit ein Bild zu machen, dann eine richtige Diagnose zu stellen und die passende Entscheidung zu treffen: Geht der Mann nun aufs Spielfeld zurück, geht er auf die Bank oder muss er medizinisch weiterbehandelt werden. Jeder Sportler entscheidet übrigens selbst, ob er wieder zum Spiel zurückkehrt. Meine Aufgabe ist eine beratende, aber die Jungs vertrauen einem natürlich. Ausgenommen bei Kopfverletzungen und offensichtlichen Bewusstseinstrübungen – da habe ich als Mannschaftsarzt wirklich das letzte Wort. Das Spielfeld betreten dürfen die Mannschaftsärzte nur auf ein Zeichen des Schiedsrichters hin, ausgenommen es besteht ein Verdacht auf Herzinfarkt oder bei einer Kopfverletzung.

Leading Medicine Guide: Und als Mannschaftsarzt muss man ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Sportorthopädie und Sportchirurgie sein. Richtig?

Dr. Waldemar Komorek: Die medizinischen Erfahrungen habe ich in verschiedenen Orthopädischen Kliniken, einer Privatklinik und als Ärztlicher Leiter einer Klinik und eines OP-Zentrums gesammelt. Im Laufe der Zeit konnte ich bei mehr als zehntausend Operationen ein umfassendes Fachwissen aufbauen und verfeinern.

Leading Medicine Guide: Dazu kommen noch zahlreiche Mitgliedschaften in Orthopädischen Fachgesellschaften und einige wissenschaftliche Publikationen. Was ist heute Ihr spezielles Fachgebiet?

Dr. Waldemar Komorek: Aktuell fasziniert mich, neben allen gelenkerhaltenden operativen Optionen, die 3-D-Anpassung bei künstlichen Gelenken am Knie. Damit kann man ganz tolle Ergebnisse erzielen. Wir müssen uns vorstellen, dass die großen Gelenke wie Hüfte, Knie, oberes Sprunggelenk und Schulter im Laufe der Jahre ganz enormen Belastungen ausgesetzt sind. Irgendwann gibt es bei nahezu jedem kleine und größere Verschleißerscheinungen, die mit konservativen Therapien häufig nicht mehr zufriedenstellend zu behandeln sind. Gelenkersatz kennen wir schon seit Jahrzehnten, aber dass die Prothesen am Kniegelenk heute individuell und genau angepasst werden können, das ist ein technischer und medizinischer Fortschritt. Denn man muss eines bedenken: Die Patienten sind anspruchsvoller geworden, sie wollen nicht nur Schmerzfreiheit, sondern sie möchten weiter ihr aktives Leben führen. Und sie sind jünger geworden und fordern damit eine neue Belastbarkeit, Langlebigkeit und Funktionalität der Prothese. Und das wirklich Schöne an den 3-D-Implantaten ist, dass sie sich deutlich weniger künstlich anfühlen – melden mir die Patientinnen und Patienten zurück.

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Leading Medicine Guide: Können Sie uns beschreiben, was bei der 3-D-Anpassung anders ist als bisher?

Dr. Waldemar Komorek: Jedes Gelenk hat eine individuelle Form oder Morphologie, wie wir Mediziner sagen. Grob betrachtet, sehen natürlich alle Hüft- oder Kniegelenke gleich aus, aber in Nuancen unterscheiden sie sich und diese Feinheiten sind nachher entscheidend für den möglichst natürlichen Bewegungsablauf, den man natürlich in der Rehabilitationszeit ausgiebig trainieren muss. Daran führt auch bei einem 3-D-Implantat kein Weg vorbei. Aber bei der 3-D-Vermessung sammeln wir vor der Operation ausführliche Daten zur Beinachse und zur Form des Gelenks und analysieren die Knochenstrukturen und den gesamten umgebenden Weichteilmantel. Anhand dieser ganzen Informationen kann ein wirklich passgenaues, individuelles Implantat erstellt werden, das auf die Anatomie des Patienten und seine mechanischen Möglichkeiten exakt abgestellt ist.

Leading Medicine Guide: Das klingt nach einer enormen Verbesserung.

Dr. Waldemar Komorek: Das ist auch ein Meilenstein, wie ich persönlich finde. Erstmals ist es wirklich möglich, die Prothese individuell der Anatomie des Patienten anzupassen. Und das ist gerade beim Knie von enormer Tragweite. Denn dieses Gelenk besitzt ein kompliziertes Zusammenspiel von Knochenstruktur, Bewegungsspiel der Bänder und der sich daraus ergebenden ganz speziellen Mechanik. Mit einer Standardprothese können wir diese Kinematik, wie man das komplexe Zusammenspiel nennt, annähernd wieder herstellen. Aber eben nur annähernd. Wenn wir aber das künstliche Gelenk exakt der individuellen Anatomie anpassen und nicht umgekehrt, dann erzielen wir ganz andere Ergebnisse. Natürlich ist aber das eigene Gelenk immer das Beste, weshalb die Indikation für einen künstlichen Gelenkersatz immer streng zu stellen ist und alle anderen konservativen und operativen Optionen auszuschöpfen sind.

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Leading Medicine Guide: Das klingt so, als gehöre eine sehr umfangreiche Vorbereitung zur Anwendung von 3-D-Gelenkimplantaten?

Dr. Waldemar Komorek: Das ist in der Tat so. Es gehört eine ausführliche digitale Vorbereitung dazu. Das hat aber auch den Vorteil, dass wir am Modell schon die Mechanik testen und optimieren können. Mit der Fülle von erfassten Daten kann der gesamte OP-Verlauf präziser geplant und schonender durchgeführt werden. Beim passgenauen Gelenkersatz können wir beobachten, dass die Patienten rasch wieder zu einem natürlichen Bewegungsablauf finden, weniger über Restbeschwerden klagen und eine deutlich geringere Revisionsrate aufweisen. Die Wissenschaft ist da noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung von individuellen, auf den Patienten zugeschnittenen Ersatzlösungen. Wir bei Orthopoint verfolgen die Veränderungen und halten uns immer auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand, um unsere Patientinnen und Patienten so fortschrittlich wie möglich behandeln zu können.

Leading Medicine Guide: Sie sagten anfangs, die Patienten möchten nach der OP wieder beschwerdefrei ihre gewohnten Sportarten ausüben. Ist das uneingeschränkt möglich?

Dr. Waldemar Komorek: Im Prinzip schon, zumindest Sportarten wie Fahrradfahren, Schwimmen, Segeln, Tauchen, Golf und Kegeln können bedenkenlos ausgeübt werden. Mit Tennis oder Skilaufen ist es schon etwas schwieriger, aber nicht unmöglich. Hier muss individuell je nach Fitness und Trainingszustand beraten und entschieden werden. Leider gar nicht mehr gehen Kontaktsportarten wie Fußball, Handball oder Basketball.

Herr Dr. Komorek, wir danken sehr für den spannenden Einblick in die zukunftsträchtige 3-D-Medizin!

Wer direkt Kontakt mit dem Dr. Komorek aufnehmen möchte, kann dies über seine Profilseite des Leading Medicine Guide tun.

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