„Gute Chancen bei Darmkrebs!“: Dr. med. Volker Fackeldey im Gespräch

06.12.2021

Wenn es um Darmkrebs geht, ist er genau der richtige Ansprechpartner: Dr. med. Volker Fackeldey leitet als Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Spezielle Viszeralchirurgie und Koloproktologe das Darm- und Enddarmzentrum Mainfranken im Kitzinger Land. Im Gespräch erzählt er vor allem über die Risiken, an Darmkrebs zu erkranken – aber auch über die Heilungschancen. Denn Darmkrebs kann besiegt werden – vorausgesetzt, er wird früh erkannt und optimal behandelt. 

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Rund 80.000 Menschen erkranken jährlich allein in Deutschland an Darmkrebs. Es ist damit die zweithäufigste bösartige Erkrankung bei Frauen und Männern. Bei rund 29.000 Betroffenen endet die Darmkrebserkrankung tödlich. Das müsste nicht sein, sagt Dr. med. Volker Fackeldey, denn: In neunzig Prozent aller Fälle entstehen Darmtumore aus zunächst gutartigen Polypen.

Allerdings kann Darmkrebs wirklich tückisch sein. Denn wer daran erkrankt, bemerkt es oft über einen langen Zeitraum nicht. Es gibt zunächst eben keine Beschwerden – und Darmkrebs entwickelt sich äußerst langsam. Erst im späteren Verlauf der Erkrankung sprechen erste Anzeichen für die Entwicklung von Darmkrebs. Einige Indizien sollten sofort aufhorchen lassen: Wer beispielsweise etwa veränderte Stuhlgewohnheiten mit anhaltendem Durchfall oder Blut im Stuhl bemerkt, sollte den Arztbesuch nicht hinauszögern. Weitere Symptome sind permanente Müdigkeit, ungewollter Gewichtsverlust und allgemeine Leistungsschwäche.

Der wesentliche Faktor, der zu Darmkrebs führen kann, sind schlechte Ernährungsgewohnheiten. Die Ernährung spielt häufig eine große Rolle in der Medizin, beim Thema Darmkrebs ist es eindeutig: Je gesünder und ausgewogen wir uns ernähren, desto geringer wird das Risiko von Darmkrebs. Eine ballaststoffarme und stark fleischhaltige Ernährung belastet den Darm ebenso wie die negativen Klassiker Nikotin und Alkohol. Allerdings: Auch genetische Faktoren können Auslöser für die Bildung von Darmkrebs sein – sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, also ein entzündlicher Befall des Dickdarms. Wichtig zu wissen: Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 sind grundsätzlich empfänglicher für Darmerkrankungen!

Vorsorge ist das A und O

Die Zahl ist überraschend hoch: Mehr als die Hälfte der betroffenen Patienten mit Darmkrebs könnten geheilt werden! Und zwar einfach, wie Dr. Fackeldey betont: „Nicht einmal jeder dritte Mensch nutzt die heute angebotenen Vorsorgemaßnahmen. Dabei ist es dringend anzuraten“, so der Spezialist. „Die Krankenkassen übernehmen bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr, bei Männern ab dem 50. Lebensjahr die Kosten für die Vorsorge – die Koloskopie.“ Lag das Alter bei Männern nicht auch bei 55? „Stimmt, aber es wurde von 55 auf 50 Jahre abgesenkt, da Männer eher zu Darmkrebs neigen als Frauen“, erklärt Dr. Fackeldey. 

Natürlich spielen Veranlagungen auch eine große Rolle, doch vieles scheint steuerbar zu sein. „Es ist nun einmal so, dass das Risiko mit dem Alter steigt. Die üblichen Wohlstandsprobleme wie Übergewicht, ein zu hoher Konsum von vor allem rotem Fleisch sowie ein übermäßiger Alkoholkonsum tragen zum Risiko negativ bei“, moniert Dr. Fackeldey.

Die genetische Disposition ist ein wichtiger Aspekt, wenn es um die Vorsorge geht. Dr. Fackeldey empfiehlt: „Wenn die Mutter oder der Vater eine Darmkrebserkrankung hatte, ist das Risiko der Folgegeneration um zwei- bis vier Mal höher, sodass hier eine regelmäßige Vorsorge in jedem Fall dringend anzuraten ist“.

Mit rund fünf bis sieben Prozent ist die häufigste Form des erblichen Darmkrebs der Nicht-polypöse Darmkrebs (HNPCC = engl.: Hereditary Non-Polyposis Colorectal Cancer, auch Lynch-Syndrom). Die Veranlagung wird von einem Elternteil vererbt und ist also von Geburt an vorhanden. Auch in jungem Lebensalter kann sich dann Darmkrebs bilden, es kann aber auch zu anderen Tumoren führen. Es besteht eine achtzigprozentige Erkrankungswahrscheinlichkeit, weswegen rechtzeitige Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig sind.

Rechtzeitige Sichtung: Koloskopie

Viele Menschen haben Angst vor einer Koloskopie, einer Darmspiegelung – oder sie schämen sich. Dabei ist eine solche Untersuchung heute völlig unproblematisch. Bevor eine Darmspiegelung durchgeführt wird, muss sichergestellt werden, dass der Darm entleert ist. Hierzu wird meist einen Tag vorher ein Abführmittel verabreicht. Während der Untersuchung kann ein Beruhigungsmittel gegeben werden oder auch eine Kurzzeitnarkose mit Propofol. Schmerzhaft ist die Untersuchung nicht, höchstens etwas unangenehm.

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„Man muss sich Folgendes ganz klar vor Augen führen: Wenn bei der Untersuchung nichts Auffälliges gefunden wird, dann hat man etwa zehn Jahre Ruhe bis zur nächsten Vorsorgeuntersuchung. Wird ein Adenom – eine meist gutartige, im Inneren von Organen abgekapselte, vom Drüsengewebe ausgehende Geschwulst – oder ein auffälliger Polyp gefunden, dann kann dieser gleich entfernt werden. Im Zweifelsfall wird eine Gewebeprobe in die Pathologie zur näheren Untersuchung gebracht. Der Patient hat dann aber eine definitive Aussage und muss nicht fürchten, dass in seinem Körper ein Darmkrebs heranwächst, sondern es können sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet werden“, motiviert Dr. Fackeldey.

Betrachtet man diese Vorgehensweise, dann sollte sich jeder im betroffenen Alter den Ruck geben und einen Vorsorgetermin machen. Man fühlt sich nach solchen „Erledigungen“ meist heldenhaft und gut – dann ist es vollbracht!

Bei der Vorsorgeuntersuchung des Darms wird in der Regel eine Video-Koloskopie gemacht. Dabei wird ein dünner Schlauch vorsichtig rektal in den Darm eingeführt. Der Patient kann, wenn er das möchte, alles auf einem Bildschirm verfolgen, was recht spannend sein kann. Das Koloskop selbst besitzt eine Absaugvorrichtung, mit der Stuhlreste oder Flüssigkeiten abgesaugt werden. Über einen kleinen Arbeitskanal können kleine Instrumente eingeführt werden, um gegebenenfalls Polypen oder Gewebeproben zu entnehmen. Die Koloskopie gehört zu den Routineuntersuchungen und ist risikoarm. Und das Wichtigste ist: Etwa 97 % der vorhandenen Adenome, also mögliche Vorstufen eines Karzinoms, werden erkannt!

Positiv gestimmt darf man auch dann in aller Regel bleiben, wenn nach einer Koloskopie auffälliges und von Krebs befallenes Gewebe entdeckt wurde. Denn Darmkrebs gehört bei Früherkennung zu den am besten heilbaren Krebserkrankungen. „Ich habe öfter, wie gerade erst vor Kurzem, Patienten, die fünfzig Jahre alt sind und auch ohne Chemotherapie erfolgreich behandelt werden konnten“, erklärt Dr. Fackeldey. „Viele Patienten wiederum, die nicht zur Vorsorge gegangen sind, bedauern dies dann zutiefst, wenn die Erkrankung dann eben spät und in bereits fortgeschrittenem Stadium erkannt wurde“, ergänzt er. 

„Unser Standort ist hervorragend!“

Die Darmflora kann übrigens jeder pflegen: „Ich empfehle eine klassische ballaststoffreiche Ernährung. Dann hat der Darm etwas zu tun und wird nicht träge“, rät Dr. Fackeldey und fügt hinzu: „Zu viel Fett ist ungesund, und der Konsum von Fleisch sollte reduziert sein. Gerade rotes Fleisch – Schwein, Rind, Lamm und Wild – ist in höheren Mengen für den Darm nicht gut verträglich“. Natürlich sollte man in diesem Zusammenhang auf die Herkunft des Fleisches achten, was leicht fällt, wenn der Konsum klein gehalten wird. 

Es ist also tatsächlich besser, lieber etwas mehr Geld für gute Qualität auszugeben, anstatt Billigfleisch vom Discounter zu kaufen. Der Grund: Das Fleisch vom Discounter stammt meist von Tieren, die mit Medikamenten behandelt sind – also aus der ethisch auch schwer zu akzeptierenden Massentierhaltung. „Verzichten Sie auf den regelmäßigen Konsum von alkoholischen Getränken und machen Sie sich stattdessen gelegentlich eine Kanne grünen Tee – Ihr Darm wird es Ihnen danken!“, empfiehlt Dr. Fackeldey.

Der gebürtige Rheinländer Dr. Fackeldey, dessen Eltern beide Mediziner sind und dessen Tochter auch den Beruf des Arztes anstrebt, ist positiv gestimmt. „Die Technik, die uns Ärzten zur Verfügung steht, wird immer besser und ausgefeilter. Langfristig kann ich mir bei der Vorsorge einen Genetik-Marker vorstellen, der erbliche Faktoren schnell deutlich machen kann. Die Lebensqualität meiner Patienten während einer Darmkrebserkrankung nimmt kontinuierlich zu, und die Forschung schreitet voran“, sagt er mit einem zufriedenen Blick in die Zukunft. „Unser Standort im Kitzinger Land ist hervorragend, und wir haben sehr viele Patienten, die von weit her anreisen, um sich hier behandeln zu lassen. Und – die Vorsorgeuntersuchung mittels Koloskopie sollte von sehr viel mehr Menschen in Anspruch genommen werden!“, bittet er zum Abschluss des ermutigenden Gesprächs, für das wir uns herzlich bedanken.

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Dr. med. Volker Fackeldey leitet das Darm- und Enddarmzentrum Mainfranken bereits seit über zehn Jahren. Als koloproktologisches Kompetenzzentrum der Klinik Kitzinger Land ist das Zentrum auf die Behandlung des Dickdarms und des Enddarmes spezialisiert und als Institution landesweit bekannt. Als Facharzt verfügt Dr. med. Volker Fackeldey über zahlreiche Spezialisierungen und Zusatzausbildungen. So ist er nicht nur Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und für Spezielle Viszeralchirurgie, sondern auch für Sportmedizin, Proktologie und Chirotherapie. Was ihn als Leiter des Darm- und Enddarmzentrums Mainfranken auszeichnet, ist eine besonders aufwendige Qualifikation – nämlich die „Koloproktologie EBSQ“ (European Board of Surgical Qualification Coloproctology).

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