Nicht-invasive Herzdiagnostik und interventionelle Radiologie: Experteninterview mit Prof. Bauer

10.11.2023

Die RNS-Gemeinschaftspraxis in Wiesbaden stellt eine herausragende medizinische Einrichtung dar, die sich auf verschiedene Fachgebiete spezialisiert hat. Radiologen und Strahlentherapeuten bilden ein engagiertes Team, das erstklassige medizinische Dienstleistungen anbietet. Die Praxis zeichnet sich durch ihre moderne Ausstattung aus, darunter 3 Tesla MRT, Dual-Source CT, 3D digitale Mammographieverfahren und Angiographie. Dank dieser fortschrittlichen Bildgebungstechnologien können präzise Diagnosen gestellt und individuelle Behandlungspläne entwickelt werden. Im Bereich der nicht invasiven bildgebenden Diagnostik des Herzens nimmt Prof. Dr. Ralf Bauer eine herausragende Stellung ein. Als Facharzt für Radiologie hat er eine beeindruckende Expertise auf dem Gebiet der Herzdiagnostik. Seine Passion für die CT- und MRT-Bildgebung des Herzens begann bereits vor vielen Jahren, als er sich während seines Aufenthalts an der Medical University of South Carolina in Charleston spezialisierte. Seine umfangreiche akademische Laufbahn an der Goethe-Universität Frankfurt und zahlreiche Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften sowie Fachvorträge auf dem Gebiet zeugen von seinem herausragenden Beitrag zur medizinischen Forschung. Die RNS-Gemeinschaftspraxis hebt sich unter der Leitung von Prof. Dr. Bauer durch ihre medizinische Expertise in der nicht invasiven bildgebenden Diagnostik des Herzens hervor. Ihre Zertifizierung durch die Dt. Röntgengesellschaft als Zentrum für Kardiovaskuläre Bildgebung unterstreicht dies in besonderer Weise. Prof. Dr. Ralf Bauer und sein engagiertes Team steht für eine patientenorientierte Betreuung und erstklassige medizinische Versorgung. Die interventionelle Radiologie ist hierbei ein medizinisches Fachgebiet, das sich auf minimal-invasive Eingriffe spezialisiert, bei denen bildgebende Verfahren wie CT, MRT, Angiographie oder Ultraschall in Echtzeit verwendet werden. Dies ermöglicht es, hochpräzise Diagnostik und Behandlungen an verschiedenen Organen durchzuführen, ohne große chirurgische Schnitte vornehmen zu müssen. Die Redaktion des Leading Medicine Guide sprach zu diesen Themen mit dem Radiologen Prof. Dr. Ralf Bauer, um dieses Thema verständlicher zu machen.

Prof. Dr. Ralf Bauer

In den letzten zehn Jahren hat die nicht-invasive Herzdiagnostik mittels CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanztomographie) eine gigantische Entwicklung durchgemacht. Diese Entwicklungen bieten eine breite Palette von Vorteilen im Vergleich zu herkömmlichen diagnostischen Verfahren. Moderne CT- und MRT-Scanner zeichnen sich durch eine deutlich verbesserte Bildqualität aus, was es ermöglicht, das Herz und die umliegenden Strukturen äußerst detailliert und präzise zu visualisieren. Gleichzeitig hat sich die Strahlenbelastung für Patienten dank neuer CT-Technologien wie der Dual-Source-CT erheblich reduziert, und der Blick in internationale Leitlinien belegt, dass das CT das Mittel der ersten Wahl ist, wenn es um das Erkennen von arteriosklerotischen Veränderungen der Herzkranzgefäße geht.“, beginnt Prof. Dr. Bauer unser Gespräch. 

Moderne Dual Source CT-Scanner, wie sie Prof. Dr. Bauer verwendet, können hochqualitative Bilder des schlagenden Herzens unabhängig von der Herzfrequenz oder Herzrhythmusstörungen liefern, was ohne die Dual Source-Technik eine Einschränkung darstellt. „In der herkömmlichen Diagnostik wurde in der Regel ein EKG und ein Ultraschall in Ruhe gemacht. Hierbei ist aber die diagnostische Genauigkeit zur Erfassung etwa einer Arteriosklerose nicht ansatzweise gleichwertig wie beim CT. Aber diese herkömmlichen Methoden sind nun einmal günstig und verfügbar“, kritisiert Prof. Dr. Bauer. „Ein entscheidender Pluspunkt der nicht-invasiven Verfahren ist die Tatsache, dass sie ohne Eingriffe oder Katheterisierungen auskommen. Dadurch wird das Risiko von Komplikationen minimiert“, betont Prof. Dr. Bauer. Diese nicht-invasiven Verfahren dienen der Diagnose einer Vielzahl von Herzproblemen, einschließlich Koronararterien-, Herzklappen- und Herzmuskelerkrankungen. Die hochauflösende Bildgebung und präzisen Messungen, die CT und MRT ermöglichen, tragen zur Entwicklung personalisierter Behandlungspläne bei, was die Wirksamkeit von gezielten Interventionen erhöhen und Komplikationen minimieren kann. Fortgeschrittene Software-Tools unterstützen die Auswertung der Bilder und ermöglichen eine schnelle und präzise Diagnose.


Auch die durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützte Bildgebungstechnologien werden immer häufiger eingesetzt, um Bildanalyse und -interpretation zu optimieren. Das ermöglicht eine schnellere Diagnose und Behandlungsplanung. Diese Fortschritte in der Bildgebungstechnologie tragen dazu bei, die interventionelle Radiologie auf ein neues Niveau zu heben. Sie ermöglichen eine präzisere Diagnose, bessere Planung von Eingriffen und eine sicherere Durchführung von minimal-invasiven Verfahren. Dadurch profitieren die Patienten von kürzeren Genesungszeiten, geringeren Risiken und besseren Behandlungsergebnissen. 


Die interventionelle Radiologie spielt eine bedeutende Rolle bei der Behandlung von Tumor- und Gefäßerkrankungen, insbesondere durch die Anwendung mikroinvasiver, bildgesteuerter Präzisionsverfahren. 

Krebspatienten profitieren von Techniken wie der Mikrowellenablation (MWA), die es ermöglichen, Tumore in Organen wie Leber, Lunge und Niere gezielt durch Hitze zu zerstören. Ebenso werden Verfahren wie die Chemoembolisation eingesetzt, um die Durchblutung von Tumoren zu unterbrechen und Chemotherapie direkt an den Tumor abzugeben. „Im Bereich der Tumorbehandlung ermöglicht die interventionelle Radiologie die gezielte Zerstörung von Tumoren mittels mikroinvasiver Verfahren wie der Mikrowellenablation, bei der eine Elektrode in den Tumor eingeführt wird, um Hitze abzugeben und das Krebsgewebe zu zerstören. Hierbei wird ein Tumor, z.B. bei Leberkrebs, regelrecht verkocht. Darüber hinaus ermöglicht die Chemoembolisation die Kombination von Chemotherapie und embolisierenden Partikeln, die in die Blutgefäße eingebracht werden, um die Blutversorgung des Tumors zu unterbrechen und gleichzeitig die Chemotherapie direkt an den Tumor zu liefern. Diese Therapieform ist für den Patienten schonend ohne Hautschnitte oder Blutverlust möglich“, erklärt Prof. Dr. Bauer die Vorteile, betont aber: „Es gilt immer die Devise: Der Primärtumor muss idealerweise restlos entfernt oder vollständig zerstört werden. Man muss sich hierbei aber immer fragen: Was ist fundiert, und was ist experimentell? Ich persönlich stehe mit meinem Team für leitlinienbasiertes Arbeiten für das beste Ergebnis unserer Patienten. Wir sind in ein Netzwerk von interdisziplinären Experten wie Chirurgen, Gastroenterologen und Onkologen eingebettet und beraten stets zum besten Wohl der Patienten auf kurzem Wege, schnell und effektiv“. 

In der interventionellen Radiologie sind verschiedene Sicherheitsvorkehrungen und Qualitätskontrollen von entscheidender Bedeutung, um die bestmöglichen Ergebnisse für die Patienten zu gewährleisten. 

Die Qualität der bildgebenden Verfahren spielt eine entscheidende Rolle, da sie den Ärzten eine präzise Führung während des Eingriffs ermöglicht. Die regelmäßige Wartung und Kalibrierung der modernen Bildgebungssysteme sind daher von großer Bedeutung. Da einige bildgebende Verfahren ionisierende Strahlung verwenden, ist der Strahlenschutz ein weiterer wichtiger Aspekt. „Es ist entscheidend, sowohl das medizinische Personal als auch die Patienten angemessen vor Strahlung zu schützen und die Strahlenexposition auf ein Minimum zu reduzieren. Das ist uns besonders wichtig und darauf legen wir großes Augenmerk“, macht Prof. Dr. Bauer klar. Die Einhaltung strenger Hygienestandards ist ein weiterer Aspekt, um das Risiko von Infektionen bei invasiven Eingriffen zu minimieren. 

Qualität findet aber bereits bei der Indikationsstellung zu einem interventionellen Eingriff statt: „Qualitätskontrollen finden im interdisziplinären Austausch statt, und mittels eines Gefäß- oder Tumorboards kann eine personalisierte Medizin zur bestmöglichen Patientenausrichtung und für optimale Ergebnisse gelebt werden“, so Prof. Dr. Bauer zur Arbeit in seiner Praxis.

Eine angemessene postoperative Betreuung und Nachsorge sind von großer Bedeutung, um eine erfolgreiche Genesung sicherzustellen. Die sorgfältige Aufzeichnung der Eingriffe gewährleistet die Kontinuität der Versorgung und die Nachverfolgung von und Ergebnissen. Auch die aktive Beteiligung an Forschung und Weiterbildung ist wichtig, um die neuesten Techniken zu nutzen und die Behandlungsergebnisse kontinuierlich zu verbessern. „Wir unterhalten enge Partnerschaften zur Medizintechnik, um stets am Puls der Zeit zu sein und ebenfalls bei der Entwicklung und Verbesserung von Produkten mit zu gestalten. Das kennt man sonst nur von Universitätskliniken, wir leben das auch bei RNS“, sagt Prof. Dr. Bauer.

Die Bereiche der nicht-invasiven Herzdiagnostik und der interventionellen Radiologie haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, und es ist zu erwarten, dass zukünftige Entwicklungen und Innovationen die Patientenversorgung sich weiter verbessern werden. 

KI- und maschinelle Lernalgorithmen werden bereits in der Bildgebungstechnologie eingesetzt, um den Experten zu unterstützen, schneller und präziser Diagnosen zu stellen. Sie können Muster in medizinischen Bildern erkennen, Frühwarnzeichen identifizieren und sogar personalisierte Behandlungspläne vorschlagen. Durch den Einsatz der KI hat sich die Messzeit, also die Zeit, die ein Patient im MRT-Gerät liegen muss, bei RNS schon massiv reduziert auf wenige Minuten, was entscheidend für den Patientenkomfort ist; zudem hat die KI die Bildqualität weiter verbessert. Ein Zukunftswunsch wäre die Kombination der Stärke der einzelnen Untersuchungsverfahren: eine optimal aufgelöste Angiografie der Herzkranzgefäße (wie beim CT) kombiniert mit der Aussagekraft zur Herzmuskeldurchblutung (wie beim MRT).“, wünscht sich Prof. Dr. Bauer.

Die nicht-invasive Herzdiagnostik spielt eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung von Herzerkrankungen.

Arteriosklerose ist in Deutschland die Top-Todesursache!“, macht Prof. Dr. Bauer deutlich. Die nicht-invasive Herzdiagnostik ermöglicht eine rechtzeitige medizinische Intervention, um Herzinfarkte zu verhindern. Ebenso können Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern frühzeitig mit Elektrokardiogrammen (EKG) erkannt werden. Die rechtzeitige Diagnose ermöglicht die Einleitung geeigneter Therapiemaßnahmen zur Reduzierung des Schlaganfallrisikos und anderer Komplikationen. „Ganz klar ist, dass ein Patient mit einem deutlichen Bild eines Herzinfarktes sofort einen Herzkatheter erhalten muss. Hier lässt sich die nicht-invasive Herzdiagnostik in keinem Fall anwenden“, schränkt Prof. Dr. Bauer ein. 


Herzklappenerkrankungen wie Aortenklappenstenose oder Mitralklappeninsuffizienz können wiederum durch die nicht-invasive Herzdiagnostik quantifiziert werden, einzusetzende Kunstklappen präzise personalisiert vorab mit der korrekten Größe geplant werden. 


Die aufgrund der gewonnenen Informationen ergriffenen präventiven Maßnahmen umfassen Lebensstiländerungen wie die Umstellung auf eine herzgesunde Ernährung, die Steigerung der körperlichen Aktivität und den Rauchverzicht. 

Bei diagnostizierten Risikofaktoren oder frühen Anzeichen von Herzerkrankungen können Ärzte medikamentöse Therapien verschreiben, um den Blutdruck, die Cholesterinwerte und die Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. In Fällen von identifizierten Engpässen in den Herzkranzgefäßen oder Herzklappenerkrankungen kann eine gezielte Intervention oder ein herzchirurgischer Eingriff erforderlich sein, um das Problem zu beheben. Die regelmäßigen ärztlichen Kontrollen sind nach der Diagnose von Herzerkrankungen oder bei erhöhtem Risiko wichtig, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Therapie anzupassen. Insgesamt ermöglicht die nicht-invasive Herzdiagnostik eine frühzeitige Erkennung von Herzerkrankungen, was wiederum die Prävention und rechtzeitige Behandlung ermöglicht, und ermutigt Patienten dazu, proaktiv auf Herzprobleme zu reagieren und die Herzgesundheit zu fördern.

Es hat in den vergangenen Jahrzehnten ein Bewusstseinswandel stattgefunden. In der jüngeren Generation wird das Rauchen zum Beispiel als `unsexy´ gewertet. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Anzahl der Raucher halbiert, und das Rauchen wurde als `nicht gut´ verstanden. Hausärzte und Internisten haben hervorragende Arbeit im Erkennen und frühzeitigen Behandeln von Diabetes, Bluthochdruck und Cholesterinerhöhungen geleistet“, führt Prof. Dr. Bauer aus und beendet damit unser Gespräch.

Herzlichen Dank, sehr geehrter Herr Professor Dr. Bauer, für den Einblick in die noch nicht so bekannte Welt der nicht-invasiven Herzdiagnostik und der interventionellen Radiologie!

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