Präzise Leberchirurgie durch Roboterassistenz: Die Zukunft der Leberbehandlung - Experteninterview mit Prof. Kollmar

17.04.2024

Das Clarunis Leber- und Leberkrebszentrum wird von Prof. Dr. med. Otto Kollmar mit Expertise und herausragender Kompetenz geleitet. Dieses Zentrum in der Metropolregion Basel gilt als international renommiertes Kompetenzzentrum für alle Belange rund um die Leber. Gemeinsam mit Prof. Dr. med. Beat Müller und Prof. Dr. med. Markus Heim bildet Prof. Dr. Kollmar ein hochspezialisiertes Expertenteam für Lebererkrankungen, darunter Hepatitis und Leberkrebs. Ihre Expertise erstreckt sich auch auf die Gallenwege und Gallenblase als integrale Bestandteile des Verdauungstrakts. Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel, von der Nährstoffverwertung bis hin zur Entgiftung. Eine funktionierende Leber ist daher essenziell. Bei Beschwerden oder Erkrankungen des Leber- und Gallensystems ist es ratsam, sich an spezialisierte Fachärzte zu wenden.

Im Clarunis Leber- und Leberkrebszentrum Basel erhalten Patienten eine erstklassige Versorgung auf internationalem Niveau. Die Experten setzen innovative Behandlungsmethoden ein und übertreffen damit gängige Standards in der Bauchchirurgie. Lebererkrankungen sind oft asymptomatisch oder zeigen unspezifische Symptome wie Müdigkeit. Eine frühe Diagnose ist daher entscheidend. Das Zentrum bietet eine hochwertige Diagnostik auf neuestem Stand der Medizin. Modernste bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) ermöglichen eine präzise Untersuchung und rechtzeitige Erkennung von Leberveränderungen.

Bei Verdacht auf Tumore oder bösartige Veränderungen stehen interdisziplinäre Teams bereit, um eine gezielte und effektive Behandlung einzuleiten. Prof. Dr. med. Beat Müller und Prof. Dr. med. Otto Kollmar haben sich insbesondere auf komplexe Tumoroperationen spezialisiert. Durch ihr enormes Fachwissen und die langjährige Erfahrung gewährleisten sie eine präzise chirurgische Behandlung, insbesondere bei Leberkrebs. Das Zentrum in Basel führt auch innovative Alternativmethoden wie Ablationen zur Tumorzerstörung durch. Die Patientenversorgung erfolgt individuell und patientenorientiert, unterstützt durch modernste Technologien und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Die herausragende Qualität des Clarunis Leber- und Leberkrebszentrums wurde durch Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft im Jahr 2021 anerkannt. Als zweites Zentrum seiner Art in der Schweiz erfüllt es höchste internationale Qualitätsstandards. Patienten können sich somit auf eine erstklassige Behandlung auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung verlassen. Prof. Dr. med. Otto Kollmar führt das Zentrum zu exzellenten Behandlungsergebnissen und trägt maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität und Prognose seiner Patienten zu verbessern. Dank moderner Roboterassistenz werden Operationen immer präziser – hierzu wollte die Redaktion des Leading Medicine Guide mehr erfahren, speziell die Leberchirurgie betreffend, und sprach mit dem Experten Prof. Dr. med. Otto Kollmar.

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Die modernen Fortschritte in der Medizin revolutionieren die Art und Weise, wie wir komplexe chirurgische Eingriffe durchführen. In diesem Sinne markiert die Roboterassistenz in der Leberchirurgie einen bedeutenden Meilenstein. Präzise und fortschrittliche Technologien bieten Chirurgen die Möglichkeit, Eingriffe mit höchster Genauigkeit und minimalinvasiv durchzuführen. Dieser technologische Fortschritt verspricht nicht nur eine verbesserte chirurgische Präzision, sondern auch schnellere Genesungen und bessere Behandlungsergebnisse für Patienten mit Lebererkrankungen.

Die Roboterassistenz in der Leberchirurgie hat die Behandlung von Lebererkrankungen revolutioniert, indem sie eine Reihe spezifischer Vorteile gegenüber herkömmlichen chirurgischen Verfahren bietet. 

Durch die Nutzung von Robotern können Chirurgen äußerst exakte Bewegungen ausführen, was zu einer verbesserten Feinmotorik und einer genaueren Instrumentenführung führt. Diese Genauigkeit ermöglicht es, präzise Schnitte auszuführen und problematische Bereiche der Leber gezielter zu behandeln. Die 3D-Sicht und die bessere Kameraperspektive gewähren Chirurgen einen detaillierten Einblick in das Operationsgebiet, und die minimalinvasive Natur roboterassistierter Eingriffe bedeutet kleinere Einschnitte und weniger Gewebetrauma für Patienten. Dies führt zu geringeren Blutverlusten, einer schnelleren Genesung und verkürzten Krankenhausaufenthalten. 

Wenn ich hierzu eine ehrliche Einschätzung geben soll, dann muss ich vorab betonen, dass es noch keine harten Studien darüber gibt, dass die Roboter assistierte Chirurgie im Ergebnis tatsächlich unbedingt besser ist als die offene oder normale Chirurgie. Aber wir wissen, auch aufgrund bestehender Studien, dass die minimal-invasive Roboter assistierte Chirurgie riesige Vorteile mit sich bringt. Die Patienten sind unglaublich schnell mobil, es gibt postoperativ keine Einschränkungen für den Patienten bezüglich des Lifestyles und der Ernährung, der Schmerzmittelbedarf reduziert sich massiv – die Patienten haben wirklich kaum Schmerzen – und sie gehen innerhalb von 3-4 Tagen nach Hause. Das sind definitiv Faktoren, die wir in den letzten zwei Jahren gemessen haben. Es ist natürlich ein riesiger Unterschied, ob man als Patient 10 Tage im Krankenhaus war oder eben nur 3-4, ob man 2 Tage fast nüchtern bleiben muss oder eben schnell alles essen kann, ob man einen Katheter zur Schmerzmittelzufuhr hat oder nicht. Daher wird sich aufgrund dieser Vorteile ganz bestimmt in den nächsten 1-3 Jahren das Fähnchen in Richtung Roboterassistenz drehen. Auch die Komplikationsrate mit der Gefahr von Lungenentzündung, Darmtätigkeitsproblemen oder Thrombosen liegt bei der Roboter assistierten Operation fast bei null“, analysiert Prof. Dr. Kollmar zu Beginn unseres Gesprächs.

Die Robotertechnologie spielt eine entscheidende Rolle bei der Minimierung von Risiken und der Verkürzung der Genesungszeit für Patienten mit Lebererkrankungen. 

Grundsätzlich ermöglicht die Laparoskopie, also der minimal-invasive Eingriff, per se eine sehr viel schonendere Operation. Aber der Einsatz einer Roboterassistenz verbessert die technischen Fähigkeiten zusätzlich. Die präzisen Instrumentenführungen und die verbesserte Sicht ermöglichen es, gezieltere Schnitte zu setzen und kritische Bereiche der Leber sicher zu behandeln, was das Risiko von Blutungen und Verletzungen des umliegenden Gewebes minimiert. Was die Instrumentenführung betrifft, so sind wir gerade bei der Leberchirurgie wegen der Winkel deutlich eingeschränkt. Das Nähen mit dem Roboter ist hierbei ein Traum, es geht auch viel schneller als zum Beispiel bei der offenen Operation. Denn man kann die Geräte im Körper komplett abwinkeln, so wie man es braucht. Auch für den Operateur selbst ist eine Operation mit Robotik sehr viel entspannter. Während man als Beispiel nach einer 3-stündigen offenen Operation am OP-Tisch körperlich wirklich stark beansprucht ist, sitzt der Operateur bei den Roboter-assistierten Eingriffen an der Konsole und ist deutlich weniger körperlich gefordert. Da hat der Roboter durch seine Möglichkeiten die Laparoskopie alleine deutlich überholt“, stellt Prof. Dr. Kollmar fest. 

Die präzise Leberchirurgie durch Roboterassistenz hat im Laufe der Jahre erhebliche Fortschritte gemacht, die auf einer Reihe von technologischen Verbesserungen beruhen. 

Zu den bedeutenden Fortschritten zählen verbesserte Bildgebungsverfahren wie die 3D-Bildgebung, die eine präzisere präoperative Planung ermöglichen. Diese verbesserte Planung ermöglicht es Chirurgen, Eingriffe genauer zu planen und bietet eine erweiterte Sicht auf das Operationsgebiet. Die Integration von Augmented-Reality-Systemen ermöglicht es Chirurgen auch, während der Operation relevante Informationen in Echtzeit zu erhalten, was dazu beiträgt, anatomische Strukturen besser zu identifizieren und die Präzision der Eingriffe zu erhöhen. Die kontinuierliche Entwicklung von Robotersystemen und die Integration moderner Technologien haben die präzise Leberchirurgie zu einem fortgeschrittenen und vielversprechenden Bereich innerhalb der chirurgischen Medizin gemacht. 

Mithilfe des Roboters wird bei einer Operation sehr viel weniger Gewebe geschädigt, die Bauchdecke und -höhle des Patienten wird weniger traumatisiert, auch weil viel weniger Druck im Bauchraum notwendig ist. Dies hat zur Folge, dass Entzündungswerte nach einer Operation mit Roboter fast nicht ansteigen, eben weil nicht so viel Gewebe geschädigt wurde. Hinzu kommt, dass der Operateur durch eine Lupe operiert und einen ganz anderen Blick auf die kleinen Dinge hat, da man eine bis zu zehn-fache Vergrößerung hat. Mit der normalen Operationsbrille erreicht man nur eine ca. 2,5-fache Vergrößerung – das ist schon ein großer Unterschied. Auch hierdurch kann man viel zielgerichteter und genauer operieren“, erklärt Prof. Dr. Kollmar die primären Vorteile und ergänzt zu den möglichen Komplikationen bei einer Operation: „Bei einer normalen offenen Operation ergibt sich schon durch den sehr viel größeren Schnitt in der Bauchdecke die Problematik der Wundheilung. Ca. 20% der Patienten haben Wundheilungsprobleme, Hämatome oder entwickeln vielleicht sogar einen Infekt oder eine Narbenhernie. Das haben wir mit dem Roboter und den kleinen Schnitten einfach sehr selten“.

Vor Beginn der Operation muss das Robotersystem sorgfältig kalibriert werden, um eine präzise Steuerung und Ausführung der Bewegungen während der Operation zu gewährleisten. Dies beinhaltet die Überprüfung und Justierung der Positionierung des Roboters sowie die Kalibrierung der Instrumente. Der Chirurg plant die Operation und programmiert die erforderlichen Schritte, die der Roboter während des Eingriffs ausführen wird. Hierbei werden Schnitte, Präparationsschritte und andere Bewegungen festgelegt, die für den erfolgreichen Abschluss der Operation erforderlich sind. „Das ist vielleicht ein Nachteil bei der Roboter assistierten Operation – es braucht am Anfang viel Zeit, um die Technik einzustellen, bestimmt 20 Minuten. Und machen kann man das auch erst, wenn der Patient bereits auf dem Operationstisch liegt. Aber letztlich überwiegen die Vorteile, weswegen wir im Clarunis - Leber und Leberkrebszentrum Basel zwei und im St. Claraspital auch zwei da Vinci Roboter haben. Die Patienten fragen mittlerweile selbst nach und wünschen sich den notwendigen Eingriff mit Roboter, wenn es möglich ist. Für den Operateur braucht es ein gewisses Maß an Training, um mit Roboter operieren zu können. Allerdings ist die Lernkurve sehr zügig, schneller als beim Erlernen normaler minimal-invasiver Techniken. Umgewöhnen muss man sich auf jeden Fall was die Haptik betrifft. Das lässt sich als `no touch Technik´ umschreiben. Zum Beispiel sehe ich über den Ultraschall, ob ich ein Gewebe gut zusammenpressen kann oder nicht, ohne es zu fühlen “, konstatiert Prof. Dr. Kollmar.

Die Roboterassistenz in der Leberchirurgie hat besonders bei komplexen Eingriffen oder bei Patienten mit spezifischen Lebererkrankungen Vorteile gezeigt. 

Bei präzisen Eingriffen zur Entfernung von Lebertumoren oder Tumoren, die sich nahe an lebenswichtigen Strukturen befinden, hilft die Roboterassistenz dabei, das umliegende Gewebe besser zu schonen und die Genauigkeit des Eingriffs zu erhöhen. Hier profitiert der Patient am meisten von der Technik. Denn je schneller der Tumor raus ist und je schneller der Patient sich erholen kann, desto schneller kann mit einer weiterführenden Therapie, zum Beispiel einer Chemotherapie, begonnen werden. Wird ein Tumor über eine offene Operation entfernt, müsste der Patient wegen der längeren Wundheilung länger im Krankenhaus sein, oder es müsste eine Rehabilitation erfolgen. In der Zukunft wird es sicherlich noch mehr so sein, dass man versucht weniger ausgedehnt zu operieren, der Patient so aber schneller wieder mobil ist und eine multimodale Therapie beginnen kann. Dann operiert man besser ein zweites oder drittes Mal, aber immer klein und gezielt. Das ist ja zum Teil heute schon so, dass vor einem chirurgischen Eingriff eine Chemotherapie gemacht wird und nicht immer nur danach. Auch können wir mit dem Roboter zunächst zum Beispiel vorhandene Metastasen wegnehmen, der Patient erholt sich kurz, und erst dann nehmen wir den Haupttumor im Darm heraus, und der Patient kann so seine weiterführende Therapie sehr schnell aufnehmen. Früher zog sich eine solche Behandlung über viele Monate mit viel Rehabilitation und Rekonvaleszenz hin“, schildert Prof. Dr. Kollmar die Vorteile.

Die Einführung der Roboterchirurgie in der Leberbehandlung hat zweifellos viele Vorteile, aber sie bringt auch einige Herausforderungen und Grenzen mit sich. 

Einer der Hauptaspekte liegt in den Kosten und der Zugänglichkeit dieser Technologie. Die Anschaffungskosten für Roboterassistenzen sind hoch, ebenso wie die Schulungen für das medizinische Personal. Dies kann die Verfügbarkeit dieser fortschrittlichen Methode für einige medizinische Einrichtungen einschränken und sich somit auf die Zugänglichkeit für Patienten auswirken. „Am Ende ist es aber doch so, dass wenn Patienten nicht mehr so lange im Krankenhaus sind, aufgrund der schnelleren Erholung dank Roboter assistierter Operation, dann spart das Krankhaus wieder eine Menge Geld ein. Dennoch ist die Refinanzierung der Anschaffungskosten definitiv ein Thema“, so Prof. Dr. Kollmar zu den monetären Überlegungen bei der Robotik. 

Trotz ihrer Präzision und Genauigkeit haben Roboterassistenzen immer noch technologische Grenzen. In einigen komplexen Situationen könnte die Geschicklichkeit und Flexibilität menschlicher Hände überlegen sein. „Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Tumore zu nah an den Gefäßen sind. Dann operieren wir auch nicht mit Roboter, etwa bei Gallengangstumoren, die am Eingang der Leber sitzen. Da gibt nur einige wenige Kollegen weltweit, die auch diese mit Roboter operieren. Aber so weit sind wir technisch noch nicht. Allerdings möchte ich betonen, dass wir von 130 Leberoperationen im letzten Jahr mittlerweile nur noch 60% offen durchgeführt haben“, erläutert Prof Dr. Kollmar.

Die Zukunft der präzisen Leberchirurgie durch Roboterassistenz verspricht weiterhin aufregende Entwicklungen und Innovationen. 

Eine vielversprechende Perspektive liegt in der kontinuierlichen Verbesserung der Robotertechnologie selbst. Hierbei wird erwartet, dass zukünftige Generationen von Robotern eine noch höhere Präzision, größere Bewegungsfreiheit und verbesserte Fähigkeiten zur Interaktion mit dem menschlichen Gewebe aufweisen werden. „Sicherlich werden sich in der näheren Zukunft, in den nächsten 2-3 Jahren, die Instrumente verbessern, werden noch genauer sein und noch weniger Gewebeschaden verursachen. Ein weiterer bedeutender Schritt wäre die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen in Roboterassistenzen. Dadurch könnten Roboter während einer Operation kontinuierlich dazulernen und sich an verschiedene Anatomien anpassen, um eine noch präzisere und individuellere Behandlung zu ermöglichen und den Operateur eventuell auch warnen, wenn man mit einem Instrument in empfindliche Regionen vorstößt. In diese Richtung gehen die Forschung und die Industrie definitiv hin. Ich kann mir sogar vorstellen, dass der Roboter mithilfe der KI irgendwann einmal selbstständig operieren kann. Ob das Sinn macht, den Operateur abzukoppeln, das weiß ich jetzt nicht“, formuliert Prof. Dr. Kollmar kritisch. 

Des Weiteren werden Fortschritte in der Bildgebung und präoperativen Planung erwartet. Verbesserte Diagnoseverfahren und bildgebende Technologien könnten dazu beitragen, dass Chirurgen vor dem Eingriff noch detailliertere Informationen über die Leberstruktur des Patienten erhalten. Dies ermöglicht eine präzisere Planung und Anpassung der Operationen an die individuellen Bedürfnisse des Patienten. Die Miniaturisierung von Robotern ist ein weiterer vielversprechender Bereich. Darüber hinaus könnte die Telemedizin eine Rolle spielen. Mit fortschrittlicherer Technologie könnten Chirurgen in Echtzeit Operationen an entfernten Standorten durchführen, indem sie Roboter fernsteuern. Dadurch könnten Patienten weltweit von der Expertise führender Chirurgen profitieren, unabhängig von ihrem geografischen Standort.

Das Viszeralchirurgie-Team des Clarunis – Universitäres Bauchzentrums Basel führte im Juni 2023 erstmalig am Universitätsspital Basel erfolgreich die Entfernung einer funktionellen Leberhälfte (Hemihepatektomie) durch, und das mithilfe eines Operationsroboters. 

Diese Operation war für einen 70-jährigen Patienten mit einem neuroendokrinen Tumor notwendig, bei der sich Metastasen in der Leber gebildet hatten. Die Hemihepatektomie, ein komplexer Eingriff an der Leber, war entscheidend, um eine weitere Streuung des Tumors zu verhindern und das Wachstum der Krebszellen zu stoppen. Bisher wurde diese Operation meist mit einem großen Bauchschnitt durchgeführt, was für die Patienten mit Schmerzen und einem längeren Spitalaufenthalt verbunden war. Die roboterassistierte Operation ermöglichte eine rechtsseitige Hemihepatektomie, bei der die Bewegungen über die Roboterarme gesteuert wurden. Die roboterassistierte Methode erwies sich als präziser und schonender für den Patienten, was zu einer beschleunigten Erholung und einer früheren Entlassung aus dem Krankenhaus führte. 


Eine Hemihepatektomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Teil der Leber entfernt wird. Dabei wird entweder der rechte oder der linke Leberlappen entfernt, je nachdem, welcher Teil der Leber betroffen ist oder aus medizinischen Gründen entfernt werden muss. Die Leber besteht aus zwei Hauptlappen: dem rechten Leberlappen und dem linken Leberlappen. Jeder dieser Lappen hat seine eigenen Blutgefäße, Gallekanäle und Funktionen. Eine Hemihepatektomie kann notwendig sein, wenn ein Tumor, eine Verletzung oder eine andere Erkrankung einen Teil der Leber irreparabel geschädigt hat.


Zu der tollen Operation an dem 70-jährigen erzählt Prof. Dr. Kollmar: „Für uns im Clarunis Team war es neu, dass man einen doch so großen Eingriff, also die Entfernung einer halben Leber, dann mit einem Roboter technisch umsetzen kann. Darüber nachgedacht haben wir schon häufig, aber es technisch dann auch umzusetzen, das war am Ende eine Bestätigung. Technisch ging alles einwandfrei, ohne großen Blutverlust und ohne Probleme. Die Operation hat 4-5 Stunden gedauert (doppelt so lange wie eine offene Operation), was aber für den Patienten nicht negativ war. Denn die Narkosezeit war zwar länger, aber dadurch, dass das Trauma nicht so groß war, benötigt man dann auch weniger Narkosemittel und fast kein Schmerzmittel. Die Dauer der Operation ist daher kein Grund dafür, die Operation offen durchzuführen. Der betroffene Patient selbst war schon ein Phänomen. Er war nach der Operation einen Tag auf der Intensivstation und dann ging alles ganz schnell. Nach nur wenigen Tagen Aufenthalt verließ er das Krankenhaus und benötigte auch keine Rehabilitation. Ohne Robotik und mit offener Operation läge die Krankenhausverweildauer bei ca. zwei Wochen plus Rehabilitation anschließend. Das sind schon ganz neue Welten“.

Ausblick in die Zukunft

Die Zukunft ist in jedem Fall robotisch. Das werden wir mit Zahlen belegen müssen. Ich selbst hätte das vor noch 3-4 Jahren nicht gedacht, obwohl ist nun sicher fast 1800 Leberoperationen überschaue, Transplantationen hinzugenommen sicher 2000 Operationen. Die Robotik wird am Ende auch die gesamte Infrastruktur verändern. Dies betrifft dann nicht nur die Leberchirurgie, sondern die gesamte Chirurgie, und hier wird sich alles verändern“, prognostiziert Prof. Dr. Kollmar und beendet damit das Gespräch.

Herzlichen Dank, sehr geehrter Herr Professor Dr. Kollmar für den unglaublich spannenden Einblick in die bereits bestehende Robotik bei der Leberchirurgie! 

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