Osteoporose: Knochenschwund verstehen, vorbeugen und behandeln - Experteninterview mit Prof. Moghaddam

31.01.2024

Professor Dr. med. Arash Moghaddam-Alvandi ist ein herausragender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, der im PrivatÄrztlichen Zentrum Aschaffenburg seine Expertise einbringt. Seine umfangreiche klinische und wissenschaftliche Erfahrung macht ihn zu einem hoch angesehenen Arzt in der orthopädischen und unfallchirurgischen Gemeinschaft. Mit einer zusätzlichen Spezialisierung auf Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie und Physikalische Therapie hat Prof. Dr. med. Arash Moghaddam-Alvandi einen exzellenten Ruf erworben.

Seine profunden Kenntnisse erstrecken sich über die Diagnose und Behandlung verschiedener orthopädischer Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates. Als Experte für Orthopädie bewältigt er mit Leichtigkeit komplexe Verschleiß und Verletzungsfolgen und begleitet seine Patienten auf dem Weg zur Genesung und sorgt für eine individuell angepasste Versorgung. Besonders hervorzuheben ist seine Erfahrung in der Durchführung von Operationen an Hüft-, Knie- und Schultergelenken sowie in der Hand- und Fußchirurgie. Hierbei behandelt er erfolgreich verschiedenste Erkrankungen und Verletzungen, um Schmerzen zu lindern und die Funktion wiederherzustellen. Durch eine gründliche Diagnostik und individualisierte Therapie verlangsamt er das Fortschreiten der Krankheit und verringert das Risiko von Knochenbrüchen.

Neben operativen Eingriffen zeichnet sich Prof. Dr. med. Arash Moghaddam-Alvandi durch sein breites Spektrum an gelenkerhaltenden Therapien aus. Dazu gehören nicht-operative Ansätze wie Eigenbluttherapie, Plättchen-reiches Plasma (PRP), Hyaluronsäure und Physikalische Therapie. Diese Therapien zielen darauf ab, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu reduzieren und die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern. Zusätzlich widmet er sich seit langen mit besonderem Interesse der Diagnose und Behandlung von Osteoporose.

Prof. Dr. med. Arash Moghaddam-Alvandi schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich die Patienten wohl und gut aufgehoben fühlen und nimmt sich die Zeit, alle Fragen und Bedenken der Patienten zu beantworten, bietet umfassende Aufklärung über ihre Erkrankung und Behandlung und verhilft durch sein Engagement, seine fachliche Kompetenz und seine patientenorientierte Herangehensweise zahlreichen Patienten zu einer verbesserten Lebensqualität. Die Redaktion des Leading Medicine Guide hat mit Prof. Dr. med. Arash Moghaddam-Alvandi über das Thema Osteoporose gesprochen, denn hieran erkranken jedes Jahr rund 885.000 Menschen in Deutschland.

Prof. Dr. Arash Moghaddam

Osteoporose ist eine häufige chronische Erkrankung, bei der sich die Knochendichte und die Knochenmasse über das normale Maß hinaus verringert. Im Deutschen ist Osteoporose deswegen auch als Knochenschwund bekannt. Als Folge davon nimmt die Knochenstabilität ab, die Knochen werden porös und brüchig. Die Gefahr für Knochenbrüche nimmt zu. Besonders Frauen zählen durch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren zur Risikogruppe für Osteoporose.

Um Osteoporose zu identifizieren werden verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt. 

Die Dual-Energy-Röntgenabsorptiometrie (DXA) ist die am häufigsten verwendete Methode zur Messung der Knochendichte. Mit geringer Strahlendosis werden spezielle Röntgenbilder von verschiedenen Körperregionen, typischerweise der Wirbelsäule, der Hüfte und des Handgelenks aufgenommen. Die Quantitative Computertomographie (QCT) misst die Knochendichte anhand von CT-Scans und wird oft für die Wirbelsäule verwendet. Sie bietet eine detailliertere Analyse der Knochenstruktur. Mit einer Ultraschallmessung wird die Schallgeschwindigkeit durch den Knochen gemessen und kann auf die Knochendichte schließen. 

Die Knochendichtemessung ist allerdings nur ein Baustein, um Osteoporose zu identifizieren. Es müssen vor allem auch Risikofaktoren des Patienten analysiert werden wie das Alter, was für Medikamente eingenommen werden, ob sich um einen Raucher handelt usw. Dann hat man schon eine ganz gute Risikoeinschätzung. Die alleinige Knochendichtemessung kann durchaus nachteilig sein, da sie eine falsche Sicherheit vorgeben kann. Es gab schon Patienten, deren Knochendichtemessung gut war, diese aber dann wenig später mit Schmerzen kamen und letztlich die Diagnose Osteoporose erhielten. Die Gesamtbeurteilung ist daher sehr wichtig“, erklärt Prof. Dr. Moghaddam zu Beginn unseres Gesprächs, um auf die trügerische Sicherheit einer Knochendichtemessung hinzuweisen. „Ich bin ja auch Unfallchirurg und möchte deutlich betonen, dass sich ungefähr 1/3 der Knochenbrüche im Alter grundsätzlich vermeiden ließen durch eine vernünftige Osteoporosebehandlung. Schenkelhalsfrakturen etwa können (vor allem bei älteren Menschen) durchaus lebensbedrohlich sein oder führen (je nach Alter) auch dazu, dass Patienten dann pflegebedürftig sind. Daher ist ein Osteoporose-Check so wichtig!“, stellt Prof. Dr. Moghaddam klar. 


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Osteoporose als eine der zehn schwerwiegendsten globalen Krankheiten anerkannt. Etwa 200 Millionen Menschen weltweit, davon 44 Millionen in den USA und 7,6 Millionen in Deutschland, leiden unter dieser Erkrankung. Ein veränderter Lebensstil, der durch Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung geprägt ist, erhöht das Risiko für Osteoporose. Besonders in den westlichen Industrienationen, wo die Lebenserwartung stetig steigt, gibt es eine beträchtliche Anzahl von Patienten, die nicht angemessen behandelt werden. Die entstehenden Kosten in Deutschland durch Osteoporose und die damit verbundenen Frakturen nehmen kontinuierlich zu und werden auf etwa 5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, ein sicheres und kosteneffektives Instrument für die Osteoporose-Diagnose zu haben. Eine Studie hat gezeigt, dass ein einfacher medizinischer Fragebogen mit zehn Fragen einen zuverlässigen Test darstellt, um schnell und effektiv eine große Anzahl von Patienten mit reduzierter Knochendichte zu identifizieren. Die frühzeitige Erkennung von Knochendichteminderungen und die darauffolgende Einleitung einer antiosteoporotischen Therapie können das Risiko von osteoporotischen Frakturen, die mit hoher Morbidität und Mortalität einhergehen, reduzieren. Dies kann zu erheblichen Einsparungen in den Gesundheitskosten für Krankenkassen führen.


Symptome einer Osteoporose.

Osteoporose ist eine schleichende Knochenerkrankung und bleibt in den frühen Stadien oft symptomlos. Mit fortschreitender Entwicklung können jedoch verschiedene Anzeichen auftreten. „Rückenschmerzen, insbesondere im unteren Bereich, könnten auf Wirbelkörperfrakturen hinweisen. Da sollte jeder Betroffene hellhörig werden, vor allem wenn die Schmerzen zentral am Rücken liegen“, macht Prof. Dr. Moghaddam deutlich. Der schleichende Verlust von Knochenmasse und Frakturen der Wirbel können nach und nach zu einer allmählichen Abnahme der Körpergröße führen. Auch eine nach vorne geneigter Haltung und eine verminderte Körpergröße sind mögliche Folgen. Die erhöhte Brüchigkeit der Knochen macht Menschen mit Osteoporose anfälliger für Frakturen, besonders in Bereichen wie Hüfte, Schulter, Handgelenk und Wirbelsäule. Die Diagnose erfolgt häufig erst, wenn Frakturen auftreten, was die Bedeutung von Früherkennung und Prävention betont. 

Die erste Maßnahme, die ich ergreife, ist die Aktivierung des Patienten. Das heißt, dieser muss unbedingt motiviert werden, sich zu bewegen. Hinzu kommt die Verschreibung von Vitamin D3 in Kombination mit Kalzium“, erläutert Prof. Dr. Moghaddam. Beide Nährstoffe spielen eine entscheidende Rolle beim Knochenstoffwechsel. Kalzium ist ein wesentlicher Baustein des Knochenskeletts und unterstützt die Knochenfestigkeit. Vitamin D3 wiederum ist essenziell für die Aufnahme von Kalzium im Darm. Ein ausreichender Vitamin D-Spiegel gewährleistet, dass der Körper Kalzium effizient aus der Nahrung aufnehmen kann. „Die Kombination von Vitamin D3 und Kalzium ist besonders wichtig, um den Knochenabbau bei Osteoporose zu verhindern und die Knochengesundheit zu fördern. Bei einem Mangel an diesen Nährstoffen kann die Knochendichte abnehmen, was das Risiko von Frakturen erhöht. Daher wird diese Kombination oft als unterstützende Maßnahme in der Osteoporosebehandlung als Basismedikation empfohlen, insbesondere bei Personen mit einem höheren Risiko für einen Vitamin D-Mangel oder bei älteren Menschen, deren natürliche Vitamin D-Synthese durch mangelnde Sonneneinstrahlung möglicherweise reduziert ist“, klärt Prof. Dr. Moghaddam auf.

Osteoporose kann in verschiedene Schweregrade eingeteilt werden, basierend auf der Knochendichte und dem damit verbundenen Frakturrisiko. 

Die Klassifikation erfolgt oft anhand von T-Werten, die die Abweichung der Knochendichte eines Individuums im Vergleich zu einem jungen, gesunden Durchschnitt darstellen.

  • Normal: T-Wert über -1
  • Osteopenie (verminderte Knochendichte): T-Wert zwischen -1 und -2.5
  • Osteoporose: T-Wert -2.5 oder niedriger
  • Schwere Osteoporose: T-Wert -2.5 oder niedriger mit bereits aufgetretenen Frakturen

Die Häufigkeit von Knochendichtemessungen zur Überwachung des Osteoporose-Verlaufs hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des individuellen Risikoprofils und der vorliegenden Risikofaktoren. „Ich empfehle meinen Patienten, einmal im Jahr zum Osteoporose-Check zu kommen, wenn sie bereits eine Fraktur erlitten haben. Wenn ein Mensch noch keine Fraktur erlitten hat, reicht es, wenn der Check alle zwei Jahre stattfindet“, rät Prof. Dr. Moghaddam. Wenn zusätzliche Gesundheitszustände vorliegen, die das Osteoporoserisiko beeinflussen, kann dies die Häufigkeit der Überwachung beeinflussen.


Neue App ermöglicht schnelle Osteoporose-Risikoberechnung

Eine innovative Osteoporose-Risikorechner-App steht nun zur Verfügung, um innerhalb von drei Jahren das Frakturrisiko aufgrund von Osteoporose vorherzusagen. Die App basiert auf der im September 2023 veröffentlichten Leitlinie zu Osteoporose und verwendet verschiedene Parameter, darunter Alter, Geschlecht, T-Wert einer DXA-Messung an der Hüfte (Dual-Energy X-ray Absorptiometry = Dual-Energie-Röntgen-Absorptiometrie, bildgebende Untersuchungsmethode zur Messung der Knochendichte) sowie Risikofaktoren und Begleiterkrankungen. Die Leitlinie empfiehlt eine kurzfristige Risikoberechnung, im Gegensatz zur bisherigen 10-Jahres-Betrachtung. Die App unterstützt Ärzte und Gesundheitsberufe bei der Berechnung des Frakturrisikos und bietet klare Empfehlungen für Diagnose und Therapie. Sie ist eine Ergänzung zu den papierbasierten Risikokalkulationen in der Leitlinie und verwendet keine personenbezogenen Daten.


Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung von Osteoporose, darunter medikamentöse und nicht-medikamentöse Optionen. 

Bisphosphonate wie Alendronat und Risedronat, hemmen den Knochenabbau und werden oral eingenommen. Ein potenzieller Nachteil kann sich in Magen-Darm-Beschwerden zeigen. „Der Nachteil von Bisphosphonaten ist, dass die Konsistenz des Knochens, der normalerweise dem eines Stück Holzes entspricht, sich zu einer Konsistenz wie Stein entwickeln kann, wie eine Marmorierung. Man greift mit der Gabe von Bisphosphonaten tief in die Biologie des Körpers ein. Daher sollte diese Medikation nicht dauerhaft gegeben werden. Es ist nötig nach ca. zwei Jahren eine Pause von einem halben Jahr einzulegen. Allerdings erwarte ich innerhalb der nächsten Jahre eine Verbesserung dieser Medikamente, die Knochen dann physiologisch besser abbauen“, merkt Prof. Dr. Moghaddam an.

Denosumab hingegen ist ein monatlich verabreichter Antikörper, der den Knochenabbau hemmt. Ein möglicher Nachteil ist das erhöhte Risiko von Infektionen und Hautreaktionen. „Bei einer Langzeitgabe kann dies zu einer sogenannten Kiefernekrose führen, eine schwerwiegende Erkrankung, bei der Knochengewebe im Kieferbereich abstirbt. Dann muss die Behandlung sofort ausgesetzt werden. Vor jeder Behandlung mit Denosumab sollte in jedem Fall ein Zahnarzt aufgesucht werden. Steht eine Zahnbehandlung während der Therapie mit Denosumab an, muss die Einnahme auch pausiert werden“, rät Prof. Dr. Moghaddam und schwenkt dann um zu den nicht-medikamentösen Behandlungsoptionen: „Wir haben durch unseren heutigen Lebenswandel insgesamt zu wenig Bewegung, sind zu wenig draußen an der frischen Luft, bekommen zu wenig Sonne und werden gleichzeitig aber immer älter. Ich empfehle jedem, sich für wenigstens 45 Minuten draußen aufzuhalten und das zu tun, was man aktiv gerne macht. Auch eine ausreichende Menge an kalziumhaltigen Lebensmitteln unterstützt die Stabilität der Knochenstruktur“.


Bisphosphonate sind Arzneimittel, die zur Behandlung von Knochenerkrankungen wie Osteoporose, Knochenmetastasen und Paget-Krankheit eingesetzt werden. Sie hemmen den Knochenabbau und können das Risiko von Knochenbrüchen reduzieren. Der Wirkmechanismus von Bisphosphonaten basiert auf ihrer strukturellen Ähnlichkeit zu Pyrophosphat, einer natürlichen Substanz im Körper, die an der Knochenbildung und Mineralisierung beteiligt ist. Bisphosphonate binden selektiv an Hydroxyapatit-Kristalle (mineralische Verbindungen) im Knochen, insbesondere an Stellen, an denen der Knochen resorbiert wird. Die Medikamente werden von Osteoklasten aufgenommen, die für den Knochenabbau verantwortlich sind und inhibieren diese Enzyme. Allerdings können Bisphosphonate auch Nebenwirkungen im Kieferbereich verursachen. Es handelt sich dabei um Entzündungen des Knochens und der umliegenden Weichgewebe, die in einen Untergang von Kieferknochen übergehen können. Zahnmediziner sprechen von einer Bisphosphonat induzierten Osteonekrose der Kiefer (kurz BONJ). Die Überwachung und Behandlung dieser Nebenwirkungen erfordern eine sorgfältige Aufmerksamkeit. Zahnmediziner sind in der Regel für die Überwachung von Patienten unter Bisphosphonat-Therapie verantwortlich. Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen und eine gründliche Mundhygiene sind entscheidend, um Anzeichen von BONJ frühzeitig zu erkennen.

Raloxifen gehört zur Gruppe der selektiven Östrogenrezeptor-Modulatoren (Proteine, die auf die Wirkung von Östrogen reagieren). Es verringert nicht nur den Knochenabbau, sondern auch den Verlust von Kalzium durch die Nieren, was zu einer Vermehrung von Kalzium im Körper führt. Raloxifen kann sowohl in der Therapie als auch in der Vorbeugung von Knochenschwund in den Wechseljahren eingesetzt werden.

Teriparatid, das dem körpereigenen Parathormon ähnelt, wirkt anregend auf den Knochenaufbau. Es wird als Injektionslösung verabreicht, insbesondere in der Therapie der Osteoporose in den Wechseljahren.

Denosumab ist ein Antikörperpräparat, das gezielt in den Knochenstoffwechsel eingreift. Es verhindert die Reifung der knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten).


Vertrauen und Sorgfaltspflicht stehen bei Prof. Dr. Moghaddam an oberster Stelle.

Ich nehme mir in meiner Praxis immer viel Zeit für meine Patienten und führe eine sehr sorgfältige Diagnose durch. Die möglichen Schmerzen eines Patienten werden ausgeschaltet, und ich setze den Patienten in einen Aktivitätsmodus. Mittels Bildgebung und einer funktionellen Untersuchung sowie mithilfe von Robotertechnik und KI (künstliche Intelligenz) kann ich den Patienten gut analysieren und eine individuelle Therapie ausarbeiten“, schildert Prof. Dr. Moghaddam seine Vorgehensweise in seiner Praxis und schließt mit folgendem Appell unser Gespräch ab: „Wenn Sie über einen längeren Zeitraum unter Rückenschmerzen leiden, denken Sie bitte immer an die Möglichkeit einer Osteoporose, und gehen Sie zum Check! Je frühzeitiger eine Behandlung erfolgen kann, desto besser!“.

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Moghaddam, vielen Dank für diese wichtigen Hinweise zum Thema Osteoporose und Ihre eindringlichen Ratschläge!

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print