Prof. Dr. Heyder Omran im Gespräch: „Manchmal muss das Herzohr abgeklemmt werden."

22.12.2022
Claudia Dechamps
Redakteurin

Professor Dr. Heyder Omran zählt zu den renommierten und besonders erfahrenen Kardiologen: Jährlich behandelt er mit seinen Teams mehr als 7.000 stationär aufgenommene Patientinnen und Patienten! Er ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, interventionelle Kardiologie (DGK), kardiale Computertomografie (DGK), Herzinsuffizienz (DGK) an den GFO Kliniken Bonn, die in Sachen kardiale Implantologie zu den Top 10 in Deutschland gehören. 2003 wurde er mit dem Paul-Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung ausgezeichnet. Als erfahrener Herzspezialist stellt  Prof. Omran auch bei einem sehr hohen medizinischen und wissenschaftlichen Anspruch immer die Menschen in den Mittelpunkt – und entwickelt so immer das individuell passende Behandlungskonzept.

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Leading Medicine Guide: Seit über zwanzig Jahren sind Sie Chefarzt der Kardiologie der GFO Kliniken Bonn mit den Betriebsstätten St. Marien und St. Josef. Was fasziniert Sie nach wie vor an Ihrer beruflichen Aufgabe?  

Prof. Dr. Heyder Omran: Das ist ein Dreiklang: Zunächst einmal macht mir die Arbeit mit den Menschen, mit meinen Patientinnen und Patienten großen Spaß. Wenn ich ein positives Feedback bekomme, dann gehe ich oft ganz beseelt nach Hause. Das ist wirklich schön. Und wir Kardiologen haben wirklich den Vorteil, ernsthaft Leiden lindern zu können – verglichen mit manch anderer medizinischer Fachrichtung. Das Zweite: Inzwischen bin ich in ein Alter vorgerückt, in dem ich von meinem Wissen und von meinen Erfahrungen viel an junge Medizinergenerationen weitergeben kann, auch das macht mir große Freude. Und nicht zuletzt ist es die wissenschaftliche Arbeit, die mich fordert und mir viel Spaß macht.

Leading Medicine Guide: Die Patientinnen und Patienten kommen zu Ihnen mit Problemen an dem fast wichtigsten Organ unseres Körpers, dem Herzen. Bei Diagnose und Therapie geht es nicht nur um das passende Konzept, der Patient selbst muss abgeholt und individuell betreut werden. Wie gelingt das?

Prof. Dr. Heyder Omran: Ich habe den Vorteil, an einem christlichen Krankenhaus zu arbeiten und ich denke, hier gelingt es uns ganz gut, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu gehören natürlich ausführliche Arztgespräche, ich muss jeden Patienten gut kennenlernen, um ihn mitnehmen zu können bei meinen medizinischen Erklärungen. Mir ist es ein Anliegen, mit den Patienten zusammen ein Verständnis zu entwickeln, was speziell für sie wichtig und richtig ist und was an ihnen vorbei gehen würde. Uns steht heute eine hochkomplexe Technik zur Verfügung. Gerade deshalb ist es notwendig, eine ausgewogene Balance herzustellen und herauszuarbeiten, wo die Grenzen für den Einzelnen sind. Nicht alles, was technisch möglich ist, ist im Einzelfall wirklich sinnvoll.

Leading Medicine Guide: Die Kardiologie der CFO-Kliniken Bonn ist eine überregional anerkannte Spezialklinik für das Einsetzen von Vorhofohr-Verschlusssystemen. Was ist das genau?

Prof. Dr. Heyder Omran: Bereits 2001 haben wir die ersten Verschlusssysteme implantiert und haben umfangreiche Erfahrungen damit. Wir bilden an unserem Haus auch junge Medizinerinnen und Mediziner fort in dieser Technik. Das menschliche Herz hat vier Kammern, zwei Vorkammern und zwei Hauptkammern. An den Vorkammern hängen zwei Blindsäcke, die Herzohren – Auriculae atrii – oder Vorhofohren. Sie sind vereinfacht beschrieben ein weiteres Reservoir für zusätzliches Blut und verursachen in der Regel auch keine Probleme. Unter bestimmten Bedingungen können sich allerdings in den Vorhofohren Blutgerinnsel bilden und die wiederum können, wenn sie in die Hauptschlagader weiterwandern, Schlaganfälle auslösen. Mithilfe blutverdünnender Medikamente gelingt es heute sehr gut, solche Gerinnsel aufzulösen oder ganz zu verhindern. Doch leider vertragen viele Menschen diese Medikamente nicht. Dann gab es in der Medizin die Idee, das Vorhofohr abzuklemmen, aber erst seit es die moderne interventionelle Herzkathetermedizin gibt, ist man einen erheblichen Schritt weiter. Heute schiebt man ein Verschlusssystem über die Leiste bis zum Vorhofohr vor und verschließt damit das Herzohr. So können sich dort keine weiteren Blutgerinnsel ablagern. Der Herzohrokkluder ist ein Implantat aus medizinischem Metallgeflecht, der nach dem Einsetzen dauerhaft im Herz verbleibt.

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Leading Medicine Guide: Zu Beginn sagten Sie, dass es Ihnen eine große Freude mache, Ihr Wissen an den Nachwuchs weiterzugeben. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

Prof. Dr. Heyder Omran: Es ist mir ein Anliegen, die jungen Ärztinnen und Ärzte darin zu schulen, das Beste für die Patienten zu entwickeln. Dazu müssen sie das ausführliche Gespräch mit ihnen wichtig nehmen, sie müssen den Ehrgeiz entwickeln, die Patienten mitzunehmen. Es freut mich sehr zu sehen, wie begeisterungsfähig die Jungen sind, wie engagiert sie bei dem Thema mitmachen.

Leading Medicine Guide: Und das wissenschaftliche Arbeiten ist Ihnen sehr wichtig. An welchen Studien nimmt die Kardiologie der CFO Kliniken Bonn gerade teil?

Prof. Dr. Heyder Omran: Zum Thema Vorhofverschluss laufen bei uns mehrere Studien. Wir nehmen teil an Studien zu Lungenembolie und Blutverdünnern. Studien halte ich für unheimlich wichtig. So hätte man beispielsweise direkt zu Beginn der Corona-Pandemie beginnen sollen, Daten zu sammeln. Auf der Basis einer breiten Datenlage kann ich dann auch valide, gültige Aussagen treffen. Deshalb beteiligen wir uns an vielen Studien. Dazu nehmen wir an Fortbildungen teil, wir veranstalten sie auch bei uns im Haus – als akademisches Lehrkrankenhaus haben wir dazu gute Möglichkeiten. Die Teilnahme an Fortbildungen der Fachgesellschaften und nationalen und internationalen Kongressen gehört für mich und mein Team selbstverständlich dazu. Früher sagte man, das Wissen reicht etwa sieben Jahre lang, heute haben wir ständigen Fortschritt. Unser einmal angeeignetes Wissen hält vielleicht zwei bis drei Jahre vor. Das bedeutet, dass wir auf dem Laufenden bleiben müssen und natürlich wollen. Wobei wir mit Neuerungen in der Medizintechnik kritisch umgehen. Jede Innovation wird bei uns ausprobiert und sorgfältig getestet. Die hohe medizinische Qualität unserer Kardiologie stellen wir durch regelmäßige Zertifizierungen unter Beweis.

Herr Professor Omran, wir danken für den sehr interessanten Einblick in Ihre Tätigkeit.

Wer direkten Kontakt mit unserem Spezialisten aufnehmen möchte, kann dies über seine Profilseite des Leading Medicine Guide tun.

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