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Weaning - Weitere Informationen
Was ist Weaning?
Kann ein Patient vorübergehend nicht selbst atmen, nutzen Ärzte eine künstliche Beatmung.
Die Gründe können ganz unterschiedlich sein.
- Bei einer Operation in Vollnarkose kommt zum Beispiel routinemäßig die künstliche Beatmung zum Einsatz.
- Aber auch bei schweren Verletzungen, Vergiftungen oder Atemstillstand wird das Verfahren nötig. Dabei blasen Mediziner ein Atemgasgemisch direkt in die Lunge, ohne dass der Körper des Patienten aktiv beim Atmen mithilft.
Nach einer kurzzeitigen Beatmung von wenigen Stunden, wie sie bei einer Operation üblich ist, ist keine spezielle Entwöhnung nötig. Die natürliche Atmung setzt nach dem Abklingen der Narkose von selbst wieder ein.
Bei einer Beatmung von mehr als einer Woche lässt die Atemmuskulatur nach. Bei Patienten mit geschädigter Atemmuskulatur oder Lunge kann der Patient nicht selbst atmen. Um das eigenständige Atmen zu ermöglichen, müssen Patienten die Fähigkeit schrittweise trainieren.
Dieser Prozess heißt Weaning.
Weaning bezeichnet die Entwöhnung vom Beatmungsgerät Schritt für Schritt zurück zur selbständigen Atmung @ Jorge Ferreiro /AdobeStock
Ablauf des Weanings
Wenn ein Patient sehr lange eine künstliche Beatmung erhalten hat, stellt das Weaning eine große Herausforderung dar. Dabei kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz:
Bei der Assistierten Spontanbeatmung verringert sich die Beatmung allmählich und die Atmung setzt nach und nach wieder ein.
Häufig finden auch kontrollierte Wechsel zwischen Phasen der Beatmung und der Spontanatmung statt. Die Atemmuskulatur muss dabei für kurze Zeit die Atmung übernehmen, kann sich dann aber wieder während der Beatmung ausruhen.
Die Phasen der Spontanatmung dehnen sich nach und nach immer weiter aus. Auf diese Weise trainiert der Patient die Atemmuskulatur. Dies geschieht so lange, bis die Atmung vollständig funktioniert. Je nach Einzelfall werden weitere Maßnahmen eingesetzt, um die Atmung zu erleichtern.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Körperpositionen, die das Atmen erleichtern
- Trachealkanüle, ein kurzer Schlauch, der die Luftröhre offen hält und damit den Atemwiderstand verringert
- Maßnahmen, die das Sekret in den Atemwegen verringern, zum Beispiel Inhalationen, Absaugen oder Hilfe beim Abhusten
- Physiotherapeutische Maßnahmen zur Aktivierung des Zwerchfells, aber auch des restlichen Körpers
- Reduktion von Überblähungen in der Lunge (bei bestimmten Lungenkrankheiten)
- Abbau der Sedierung (bei Patienten im künstlichen Koma)
Wichtig ist, dass Ärzte genaue Protokolle über die Weaning-Maßnahmen führen und den Patienten gut überwachen.
Wann und wo kommt Weaning zum Einsatz?
Nach einfachen Operationen überprüfen Ärzte im Aufwachraum die Atmung des Patienten. In solchen Fällen gibt es meist keine Probleme.
Dauerte die Beatmung länger an, führen Ärzte das Weaning auf der Intensivstation durch. Für kompliziertere Fälle gibt es in einigen Kliniken spezielle Weaningstationen.
Auch eigene Weaning-Zentren, die sich vollständig auf die Beatmungsentwöhnung spezialisiert haben, befinden sich in einigen Städten.
Beim Weaning soll der Patient Zug für Zug die selbstständigen Atmung wieder erlernen @ Ralf Geithe /AdobeStock
Wer macht das Weaning?
Seit 2004 gibt es in Deutschland ein neues Berufsbild: der Atmungstherapeut.
Atmungstherapeuten kommen in unterschiedlichem Umfeld zum Einsatz:
- In Weaningstationen
- Auf der Intensivstation oder
- In der Vorbereitung zur Heimbeatmung
Atmungstherapeuten sind Spezialisten für die Betreuung von Patienten mit Atemschwierigkeiten. Sie arbeiten eng mit Lungenspezialisten zusammen. Sie übernehmen die Versorgung der Patienten in allen mit der Atmung zusammenhängenden Bereichen.
Atmungstherapeuten eignen sich für komplizierte Fälle. Funktioniert das Weaning problemlos, führt das Personal auf der Intensivstation oder im Aufwachraum das Weaning durch.
Mögliche Komplikationen beim Weaning
Künstliche Beatmung rettet vielen Patienten das Leben, ist aber gleichzeitig auch mit großen Risiken verbunden. Zum Beispiel kommt es leichter zu Entzündungen und Infektionen der Atemorgane.
Eine zu heftige Beatmung kann der Lunge schaden. Deshalb beginnen Ärzte so schnell wie möglich mit dem Weaning. Auch hier ist die Überwachung des Patienten sehr wichtig, um bei Komplikationen schnell reagieren zu können. Die Überwachung betrifft die Herzfrequenz und die Sauerstoffsättigung im Blut.
Problematisch können auch psychische Probleme sein: Das Gefühl, nicht atmen zu können, löst bei vielen Patienten große Ängste aus. Das wiederum führt zu einer Verschlechterung der Atmungsfähigkeit.
In einigen Fällen erhalten Patienten entspannende Medikamente, um Angstzustände einzudämmen und einen Trainingseffekt durch das eigene Atmen zu ermöglichen.
Nicht bei allen Patienten gelingt das Weaning. Etwa ein Prozent der Betroffenen ist dauerhaft auf künstliche Beatmung angewiesen, weil sich die Atmung nicht mehr herstellen lässt.
Das ist dann der Fall, wenn Lunge oder andere Atmungsorgane dauerhaft geschädigt sind. In diesem Fall dient das Weaning dazu, die künstliche Beatmung auf ein nötiges Minimum herunterzufahren.
Dann kommen Beatmungsmethoden zum Einsatz, die der Patient zu Hause anwenden kann. Ziel ist es, die größtmögliche Selbstständigkeit für den Patienten zu erreichen.