Brustkrebs-Diagnose und Therapie im Fokus - Blick auf Ductales Carcinoma in situ (DCIS)

15.09.2023

Brustkrebs, auch als Mammakarzinom bekannt, ist eine der häufigsten Tumorerkrankungen bei Frauen in Deutschland, mit jährlich etwa 70.000 Neuerkrankungen. In äußerst seltenen Fällen tritt diese Krankheit auch bei Männern auf. Die Behandlung der frühen Stadien dieser Erkrankung wird am Brustzentrum Essen I am Westdeutschen Tumorzentrum (BWTZ) des Universitätsklinikums Essen durchgeführt. Das Brustzentrum Essen I bietet dabei eine erstklassige Diagnostik und Therapie für Brusterkrankungen auf höchstem klinischem und wissenschaftlichem Niveau und wurde durch die Deutsche Krebshilfe nach Prüfung durch ein internationales Gremium zu einem der 12 deutschen onkologischen Spitzenzentren ernannt. Die Zusammenarbeit zwischen dem Universitätsklinikum Essen und dem Marienhospital Bottrop ermöglicht darüber hinaus eine gebündelte Expertise zur bestmöglichen Versorgung der Patientinnen.

Professor Dr. Kimmig, Direktor der Universitätsfrauenklinik, ein international anerkannter Experte in der Gynäkologischen Onkologie und Spezialist für Brustkrebs, ist eine treibende Kraft sowohl in der Praxis als auch in der Forschung. Seine Beiträge zur Entwicklung der computerassistierten Präzisionschirurgie und zur schonenden Gebärmutterentfernung haben ihn international bekannt gemacht.

Für diesen Beitrag jedoch nutzte die Redaktion des Leading Medicine Guide die Gelegenheit, um mit Priv.-Doz. Dr. med. Oliver Hoffmann zu sprechen. Als Leitender Oberarzt für Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie am Universitätsklinikum Essen ist er seit 1998 in der Frauenklinik tätig. Neben der operativen und systemischen Therapie des Brustkrebses konzentriert er sich in seiner Forschung auf die minimale Tumorresterkrankung im Blut und Knochenmark sowie auf therapeutische Ansätze zur Verhinderung von Metastasenentwicklung. Wir wollten im Besonderen das so wichtige Thema Ductales Carcinoma in situ (DCIS) näher anschauen, da hier ein Schlüssel zur Verhinderung von Brustkrebs vorliegt.

Duktales Carcinoma in situ (DCIS) ist eine Form von Brustkrebs, die sich in den Milchgängen der Brust entwickelt. "Carcinoma in situ" bedeutet, dass die abnormen Zellen im Gewebe begrenzt sind und sich nicht in das umgebende Gewebe oder andere Teile des Körpers ausgebreitet haben. DCIS wird oft als Frühform von Brustkrebs betrachtet, da die abnormen Zellen Krebszellmerkmale aufweisen, jedoch noch nicht invasiv sind. „DCIS kann als Krebsvorstufe verstanden werden. Denn bis eine Krebszelle entsteht, durchläuft sie verschiedene Stadien. Die Auswirkungen von DCIS auf den Körper können je nach individuellem Fall variieren. Da DCIS eine nicht-invasive Form von Brustkrebs ist, haben die abnormen Zellen noch nicht die Fähigkeit entwickelt, in das umliegende Gewebe einzudringen oder sich in andere Teile des Körpers zu verbreiten. Dies bedeutet, dass DCIS im Allgemeinen weniger aggressiv ist als invasiver Brustkrebs“, stellt Priv.-Doz. Dr. Hoffmann zu Beginn unseres Gesprächs fest.


Wichtig zu wissen: Das DCIS – in situ – verbleibt in den Milchgängen fast immer an seinem Ort, kann aber zwischendurch einen Bereich auslassen und sich woanders in den Milchgängen fortsetzen.


Das DCIS kann sich unbehandelt zu invasivem Brustkrebs entwickeln.

Deshalb empfehlen Ärzte in der Regel eine Behandlung, um das Risiko eines Fortschreitens zu verringern. Die Behandlung von DCIS kann chirurgische Eingriffe wie eine Lumpektomie (Entfernung des betroffenen Bereichs der Brust) oder Mastektomie (Entfernung der gesamten Brust) umfassen. In einigen Fällen kann auch eine Strahlentherapie oder eine Hormontherapie in Betracht gezogen werden, um das Risiko eines erneuten Auftretens zu reduzieren. „DCIS spürt man nicht. Meistens werden Mikroverkalkungen durch Mammographien diagnostiziert, z.B. im Rahmen des Mammographiescreenings. Manchmal imponiert das DCIS jedoch auch als Tastbefund (Tumor) oder eine blutige Mamillensekretion oder einfach in der Ultraschalluntersuchung. Wenn bei der Mammographie ein verdächtiges Gebiet gefunden wird, wird normalerweise eine Gewebeprobe entnommen, um eine genaue Diagnose zu stellen. Es dauert in der Regel bis zu 3 Werktagen bis ein Ergebnis vorliegt, was für die meisten Patientinnen durchaus psychisch belastend ist. Man kann die Verkalkungen nicht ertasten, daher ist DCIS meistens ein Zufallsbefund. Das Problem ist auch, dass man nicht weiß, wie lange die Verkalkungen schon bestehen, und außerdem gibt es auch unterschiedliche Aggressivitätstypen. Dennoch muss man nicht gleich in Panik verfallen. Wenn eine Operation erforderlich sein sollte, kann sich der Patient hierbei durchaus wenige Wochen Zeit lassen, da Lymphknoten in diesem frühen Stadium nicht erreicht werden können. Wichtig ist es daher, dass Frauen ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig ein Mammografie-Screening machen lassen, um eine mögliche Erkrankung frühzeitig festzustellen“, erläutert PD Dr. Hoffmann.

DCIS kann in verschiedene Grade eingeteilt werden, basierend auf der Zellveränderung und dem Muster des abnormalen Wachstums.

Die Grade geben einen Anhalt darüber, wie "aggressiv" das DCIS ist, wie wahrscheinlich ein Wiederauftreten der Erkrankung ist. In einzelnen Fällen kann es sinnvoll sein, ein Mamma-MRT durchzuführen, eine Sonographie ebenfalls, um weitere Veränderungen in der Brust zu erkennen. Grundsätzlich ermittelt der Pathologe bei der Gewebeuntersuchung den Grad der Veränderung des Brustzellengewebes im Vergleich zu gesundem Gewebematerial.


Die Auswirkungen von DCIS auf den Körper können je nach individuellem Fall variieren. Da DCIS eine nicht-invasive Form von Brustkrebs ist, haben die abnormen Zellen noch nicht die Fähigkeit entwickelt, in das umliegende Gewebe einzudringen oder sich in andere Teile des Körpers zu verbreiten. Dies bedeutet, dass DCIS im Allgemeinen weniger aggressiv ist als invasiver Brustkrebs.


Möglichkeiten der Behandlung

Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit duktalem Carcinoma in situ (DCIS) können je nach individuellem Fall variieren. DCIS ist eine nicht-invasive Form von Brustkrebs, bei der sich abnormale Zellen in den Milchgängen der Brust befinden, aber nicht in das umliegende Gewebe oder andere Teile des Körpers eingedrungen sind. Die Auswahl der Behandlung hängt von Faktoren wie der Größe, dem Grad des DCIS, dem Alter der Patientin, ihren Gesundheitszustand und ihren persönlichen Vorlieben ab. „Noch vor ca. 25 Jahren wurde radikal operiert, und den meisten Frauen wurden die Brüste entfernt. Heute wird da mehr differenziert, da die Krebsvorstufe diskontinuierlich wachsen kann. Es gibt drei Ansatzmöglichkeiten – die Operation, die Strahlentherapie und die medikamentöse Therapie“, erklärt PD Dr. Hoffmann und verdeutlicht: „Bei der Operation muss mit einem 2mm Sicherheitsabstand operiert werden. Das bedeutet, dass der Pathologe in der endgültigen Aufarbeitung des entnommenen Gewebes aus der Operation einen Abstand vom DCIS zum umliegenden gesunden Gewebe von mindestens 2mm beschreiben sollte. Sind es weniger, empfiehlt sich meistens eine sogenannte Nachresektion, also erneute Operation, um diesen Abstand herstellen zu können. Leider können diese Abstände nicht in der Kürze der Operationszeit überprüft werden. Bei der Strahlentherapie wird das Risiko eines Rezidivs, also eine Rückkehr, um 50% reduziert, und bei der Tablettentherapie muss eine Hormonempfänglichkeit gegeben sein. Dann kann mit Tamoxifen gearbeitet werden, was eine kompetitive Hemmung von Östrogenrezeptoren sowie eine Stimulation von Progesteronrezeptoren bewirkt“. Tamoxifen wirkt, indem es sich an diese Östrogenrezeptoren bindet und sozusagen "blockiert". Das bedeutet, dass das Hormon Östrogen nicht mehr so leicht an die Rezeptoren andocken kann und somit die Zellen weniger Wachstumssignale erhalten. Dies kann helfen, das unkontrollierte Wachstum von Brustzellen zu verhindern oder zu verlangsamen.


Die oft bei einer Brustkrebsoperation erforderliche Entfernung der Lymphknoten entfällt in der Regel bei einer DCIS-Operation. Bei sehr ausgedehnten Befunden, in denen das gesamte Drüsengewebe entfernt wird, werden auch sogenannte Wächterlymphknoten entfernt. Eine Chemotherapie oder Strahlentherapie erübrigt sich meistens. Das DCIS bildet keine Metastasen. Wurde hier der Tumor beziehungsweise Knoten entfernt, gilt das als Krebsvorstufe bewertete DCIS als geheilt.


Die Auswahl der besten Behandlungsoptionen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und der Grad des DCIS, das individuelle Risiko für ein erneutes Auftreten, die Präferenzen der Patientin und ihre allgemeine Gesundheit. Eine enge Zusammenarbeit mit einem medizinischen Fachteam, bestehend aus Gynäkologen, Strahlentherapeuten, Onkologen und Pathologen und anderen Spezialisten, ist entscheidend, um die beste Behandlungsentscheidung zu treffen. Die Patientin sollte alle Vor- und Nachteile jeder Option verstehen, um eine informierte Wahl zu treffen, die ihren individuellen Bedürfnissen und Wünschen entspricht.

Risikofaktoren, um an Ductalem Carcinoma in situ zu erkranken.

Die genauen Ursachen von duktalem Carcinoma in situ (DCIS) sind nicht vollständig verstanden, aber es gibt einige Risikofaktoren, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von DCIS in Verbindung gebracht werden. Frauen haben ein hierbei grundsätzlich ein deutlich höheres Risiko für DCIS als Männer, da Brustkrebs hauptsächlich bei Frauen auftritt. Das Risiko für DCIS steigt mit zunehmendem Alter und wird häufiger bei Frauen über 40 Jahren diagnostiziert. „Die Ursachen von DCIS sind meist multifaktoriell, eine Kombination aus Lifestyle und genetischen Faktoren. Wer zum Beispiel stark übergewichtig ist, hat ein deutlich höheres Risiko, da dickere Menschen durch das Fettgewebe auch mehr Hormone produzieren. Raucher und Menschen, die kontinuierlich einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt sind, tragen auch ein höheres Risiko. Weiterhin haben Frauen, bei denen die Regel früh eingesetzt hat und bei denen mit einem späten Beginn der Menopause haben ebenfalls ein höheres Brustkrebsrisiko. Die Einnahme der Pille allerdings kann die Wahrscheinlichkeit von Krebs vermutlich nicht erhöhen. Die Ernährung wiederum spielt durchaus eine Rolle. Burger, Pommes und Mayo tun unserem Körper nun einmal nicht gut. Es gilt wie immer der Leitsatz: Alles in Maßen. Aber der moderne westliche Ernährungsgedanke ist schon problematisch. Auch Kohlenhydratfreie Diäten können Krebs nicht vorbeugen. Das ist Quatsch. Der Krebs holt sich dann seine Energie von woanders. Absolutionen sind aber immer prinzipiell schwierig“, schildert PD Dr. Hoffmann.

Maßnahmen, um das Risiko zu reduzieren:

Gesunder Lebensstil: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und der Verzicht auf Tabak und übermäßigen Alkoholkonsum können das Risiko für Brustkrebs, einschließlich DCIS, reduzieren.

Früherkennung: Regelmäßige Mammographien und Brustuntersuchungen können dazu beitragen, DCIS frühzeitig zu erkennen, wenn es sich in einem frühen Stadium befindet.

Vermeidung von Hormonersatztherapie: Wenn möglich, sollte die Hormonersatztherapie nach den Wechseljahren begrenzt oder vermieden werden, um das Risiko für Brustkrebs zu reduzieren.

Genetische Beratung: Frauen mit einer familiären Vorgeschichte von Brustkrebs oder Eirstockkrebs oder genetischen Risikofaktoren sollten eine genetische Beratung in Betracht ziehen, um ihr individuelles Risiko zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Empfehlungen für regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen nach der Behandlung von Ductalem Carcinoma in situ.

Die Nachsorge nach der Behandlung von duktalem Carcinoma in situ (DCIS) ist wichtig, um mögliche Rückfälle oder andere Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die genauen Empfehlungen können je nach individuellem Fall variieren, daher ist es wichtig, die Anweisungen und Empfehlungen Ihres medizinischen Teams zu befolgen. Diese Untersuchungen können Brustuntersuchungen und körperliche Untersuchungen umfassen. „Die Nachsorge bei DCIS ist ähnlich wie bei Brustkrebs. Ein vierteljährlicher Besuch beim Gynäkologen ist wichtig, und ein Mal im Jahr sollte ein Mammografie-Screening sowie ein Ultraschall gemacht werden. Nach Ablauf von drei Jahren können die Intervalle variiert werden“, empfiehlt PD Dr. Hoffmann. Patienten sollten darüber hinaus weiterhin regelmäßige Selbstuntersuchungen der Brust durchführen, um Veränderungen oder Knoten frühzeitig zu erkennen. Es ist wichtig zu beachten, dass Nachsorgeuntersuchungen nicht nur dazu dienen, mögliche Rückfälle zu erkennen, sondern auch um sicherzustellen, dass Sie Ihre Gesundheit im Allgemeinen überwachen. Die genauen Empfehlungen für die Nachsorge hängen dabei von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art und das Stadium des DCIS, Ihre Gesundheit und andere individuelle Merkmale.

Zukunftsvisionen

Was sehr hilfreich wäre, wäre die Möglichkeit einer Liquidbiopsie, also die Entnahme von Blut, um hierüber mögliche Krebszellen oder Vorstufen zu erkennen. Dies ist allerdings wirklich schwer realisierbar, da man eine große Masse an Tumorzellen untersuchen müsste. Es wird aber die Zeit kommen, in der die operative Therapie in der Behandlung des invasiven Mammakarzinoms noch weniger radikal durchgeführt wird, als bereits heute. Vielleicht kommen wir bei immer spezifischer wirksamen Systemtherapien dahin, dass ein Teil der invasiven Mammakarzinome gar nicht mehr operiert werden müssen. Das DCIS wird ebenfalls bereits schon im Laufe der Zeit weniger radikal operiert, wenn aber dennoch eine Entfernung des Drüsengewebes erforderlich ist, ist nahezu immer auch eine Rekonstruktion möglich, und die Krankenkassen übernehmen hier die entstehenden Kosten.“, sagt PD Dr. Hoffmann optimistisch und beendet damit unser Gespräch.

Herr Priv.-Doz. Dr. Hoffmann, danke für dieses so sympathische Gespräch und die Einblicke in die für viele unbekannte Erkrankung DCIS!

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