Experteninterview mit Professor Dr. med. Fritz Thorey zum Thema Hüftendoprothetik

20.06.2023

Prof. Dr. med. Fritz Thorey ist ein weltweit renommierter Experte für Hüftchirurgie, Kniechirurgie, Hüft-Endoprothetik, Knie-Endoprothetik, Sportchirurgie, Sporttraumatologie und Sportorthopädie. Seine herausragende Expertise und seine beeindruckende Erfahrung mit rund 800 Operationen pro Jahr haben ihm zahlreiche Auszeichnungen und Preise eingebracht. Insbesondere in der Hüft- und Knie-Endoprothetik ist seine Kunst gefragt. Die ATOS Klinik Heidelberg ist international bekannt, nicht zuletzt aufgrund des renommierten "IZO - Internationalen Zentrums für Orthopädie". Hier sticht besonders Prof. Dr. med. Fritz Thorey als Experte für Endoprothetik hervor. Die Ansprüche an Mobilität und sportliche Aktivität haben sich in den letzten Jahren stark verändert, und Prof. Dr. Thorey hat maßgeblich dazu beigetragen. Patienten, die heutzutage einen Gelenkersatz benötigen, streben oft mehr als nur schmerzfreie Gehfähigkeit an. Die Redaktion des Leading Medicine Guide sprach mit Professor Dr. Thorey speziell zum Thema Hüftprothetik, um zu erfahren, was für Möglichkeiten dem betroffenen Patienten zur Verfügung stehen.

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Prof. Dr. med. Fritz Thorey hat bereits zahlreiche Patienten erlebt, die mit Prothesen einen sportlichen Ehrgeiz entwickelten und sich extremen Sportarten widmen. Die beeindruckenden medizinischen Erfolge von Prof. Dr. Thorey sind das Ergebnis seiner frühzeitigen Begeisterung für Orthopädie und Unfallchirurgie während seines Medizinstudiums sowie seiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema Endoprothetik. In Heidelberg verfeinert er kontinuierlich seine Methoden der minimal-invasiven und muskelschonenden Endoprothetik. Dadurch können auch Patienten mit fortgeschrittener Hüft- und Kniearthrose ein schmerzfreies, mobiles und sportliches Leben führen.

Prof. Dr. Thorey ist jedoch nicht nur ein erfahrener Spezialist, sondern auch ein unermüdlicher Forscher. Er optimiert ständig medizinische Verfahren, wie den Einsatz von knochenschonenden Implantaten, Gleitpaarungen am Hüft- und Kniegelenk, roboterassistierte Endoprothetik und individuelle Implantate. Sein Team unterstützt ihn dabei, Innovationen in der orthopädischen Chirurgie und Sportmedizin voranzutreiben. Trotz seiner beeindruckenden Erfahrung sorgt Prof. Dr. Thorey dafür, dass bei seinen Operationen keine Routine aufkommt. Jedes Jahr führt er rund 800 teils komplexe Eingriffe durch, immer mit einem wachsamen Auge und dem Bestreben, medizinische Verfahren weiter zu optimieren.

Hüftgelenksprobleme rühren in der Regel aus einem Knorpelschwund. 

Der Abbau von Knorpel in der Hüfte kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, die zu einer Schädigung oder einem Verlust von Knorpelgewebe führen. Mit zunehmendem Alter verschleißt der Knorpel natürlicherweise, da die Fähigkeit des Körpers, neuen Knorpel zu produzieren, abnimmt. Dieser altersbedingte Knorpelabbau wird als degenerative Gelenkerkrankung oder Osteoarthritis bezeichnet.

Auch eine häufige und wiederholte Belastung oder Überlastung der Hüfte kann zu einem vorzeitigen Knorpelabbau führen. Dies kann bei Menschen auftreten, die in bestimmten Berufen arbeiten, die repetitive Bewegungen erfordern, oder bei Sportlern, die ihre Hüften übermäßig belasten. Verletzungen wie Knochenbrüche, Luxationen oder Knorpelschäden durch Traumata können den Knorpel in der Hüfte beeinträchtigen und zu einem beschleunigten Abbau führen. Genauso können entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder eine Hüftgelenksentzündung den Knorpel schädigen und den Abbau beschleunigen.

Und zu guter Letzt können angeborene Fehlformen oder Fehlstellungen der Hüfte, wie beispielsweise eine Hüftdysplasie oder ein Femoroacetabuläres Impingement (FAI) zu einer ungleichmäßigen Belastung des Knorpels führen und seinen Abbau begünstigen. Den letzteren Faktor wollen wir nun näher betrachten und sprechen hierüber mit Professor Dr. Thorey.

Das femoroacetabuläre Impingement (FAI)

Das femoroacetabuläre Impingement (FAI) wird durch abnorme Knochenwachstumsformationen an den Gelenkflächen des Oberschenkelkopfes (Femur) und/oder der Hüftpfanne (Acetabulum) verursacht. Diese abnormen Knochenwucherungen können dazu führen, dass sich der Oberschenkelkopf und die Hüftpfanne nicht reibungslos bewegen können, sondern beim Bewegen aneinanderstoßen oder sich gegenseitig "einklemmen" (Impingement).  Es gibt drei Arten von FAI. Beim sogenannten Cam-Typ ist der Oberschenkelkopf nicht perfekt rund, sondern leicht abgeflacht oder unregelmäßig geformt. Dies kann zu einer Einschränkung der Bewegungsfreiheit führen. Beim Pincer-Typ überlappt die Hüftpfanne zu weit über den Oberschenkelkopf hinaus, wodurch es zu einer Einschränkung der Beweglichkeit kommen kann. Beim gemischten Typ sind sowohl der Cam- als auch der Pincer-Typ vorhanden“, erklärt Prof. Dr. Thorey grundlegend zu Beginn unseres Gesprächs und führt weiter aus: „Die Diagnose des FAI erfolgt in der Regel durch eine Kombination von klinischen Untersuchungen, bildgebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder MRT und gegebenenfalls einer arthroskopischen Untersuchung des Hüftgelenks. Das ermöglicht es, die Struktur des Hüftgelenks genauer zu beurteilen und abnorme Formen oder Knochenveränderungen zu identifizieren“. 

Das femoroacetabuläre Impingement (FAI) vs. Hüftdysplasie

FAI (Femoroacetabuläres Impingement) und Hüftdysplasie sind zwei unterschiedliche Erkrankungen, die das Hüftgelenk betreffen. Bei einem Femoroacetabulären Impingement handelt es sich um eine abnorme Form des Hüftgelenks, bei der entweder der Oberschenkelkopf (Femur) oder die Hüftpfanne (Acetabulum) nicht richtig geformt ist. Dies bringt eine Einschränkung der normalen Beweglichkeit des Hüftgelenks mit sich und kann zu Schmerzen und Schäden an den umgebenden Gewebestrukturen führen. FAI kann durch genetische Veranlagung oder erworbene Faktoren verursacht werden. Bei einer Hüftdysplasie handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des Hüftgelenks, bei der die Hüftpfanne nicht ausreichend entwickelt ist. Dadurch passt der Oberschenkelkopf nicht richtig in die Hüftpfanne, was zu Instabilität und einer erhöhten Anfälligkeit für Verrenkungen führen kann. Hüftdysplasie tritt häufig bereits bei der Geburt oder im frühen Kindesalter auf.

Bei FAI kommt es zu einer Kollision zwischen dem Oberschenkelkopf und der Hüftpfanne während bestimmter Bewegungen, was zu Schmerzen, Entzündungen und potenziell zu Schädigungen des Gelenkknorpels, des Labrums (Hüftgelenkslippe) oder des umgebenden Gewebes führen kann. Bei Hüftdysplasie ist das Hüftgelenk instabil, da der Oberschenkelkopf nicht richtig in der Hüftpfanne positioniert ist. Dies kann zu einer vorzeitigen Abnutzung des Gelenkknorpels, zu Hüftschmerzen, Bewegungseinschränkungen und zur Entwicklung von Arthrose führen“, konkretisiert Prof. Dr. Thorey die Unterschiede.

Die Patienten kommen zu Professor Dr. Thorey, wenn die Hüfte bereits weh tut.

 „Die ersten Symptome eines FAI können variieren, aber typischerweise treten Schmerzen in der Leiste oder im Bereich der Hüfte auf. Die Schmerzen können sich bei bestimmten Bewegungen oder Aktivitäten verschlimmern, wie beispielsweise beim Gehen, Laufen, Bücken oder bei längerem Sitzen. Unbehandelt kann das FAI zu weiteren Schäden am Hüftgelenk führen, wie zum Beispiel zur Entwicklung von Hüftarthrose, weswegen eine möglichst rasche Behandlung zu empfehlen ist“, verdeutlicht der Hüft- und Kniespezialist.

Hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten bei FAI gibt es sowohl konservative als auch operative Optionen. Die Wahl der Behandlung hängt von der Schwere der Symptome, dem Ausmaß der strukturellen Veränderungen und den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. „Die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) kann helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern, und auch gezielte Übungen zur Stärkung der umliegenden Muskulatur und Verbesserung der Beweglichkeit können hilfreich sein. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Kortikosteroide zu injizieren, was vorübergehend schmerzlindernd sein kann. Am Ende aber steht in der Regel der operative Eingriff. Bei einer minimalinvasiven Operation wird über kleine Einschnitte eine winzige Kamera (Arthroskop) in das Hüftgelenk eingeführt. Abnorme Knochenstrukturen können korrigiert, entzündetes Gewebe entfernt und eventuell die Hüftgelenkslippe wiederhergestellt werden. Bei fortgeschrittenen Fällen, in denen andere Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind, kann ein Hüftgelenkersatz erforderlich sein“, macht Prof. Dr. Thorey die Behandlungsoptionen klar.

Viele Menschen haben großen Respekt vor einer Hüft-Operation

Es ist natürlich nie eine schöne Vorstellung, wenn eine Operation ansteht. Aber speziell bei der Hüfte sind Menschen oft empfindlicher – schließlich ist die Hüfte kein kleiner Knochen, und man stellt sich den Eingriff vielleicht besonders schlimm vor. Hier kann Prof. Dr. Thorey beruhigen: „Wir haben glücklicherweise seit geraumer Zeit die Möglichkeit, auch eine Hüfte minimal-invasiv operieren zu können. Minimal-invasiv bedeutet in diesem Zusammenhang vor allem, dass das Muskelgewebe bei der Operation geschont wird, was für den Patienten wiederum eine schnellere Genesung mit sich bringt. In der Regel wird ein operierter Patient noch am Tag der erfolgten Operation zumindest auf die Füße gestellt. Früher war das undenkbar! Da lag der Patient oft die ersten drei Wochen im Krankenbett“, erzählt Prof. Dr. Thorey ermutigend.

Es gibt mehrere Maßnahmen, die jeder Einzelne ergreifen kann, um die Knorpelsubstanz in der Hüfte zu schützen und die allgemeine Gesundheit des Hüftgelenks zu fördern.

Eine regelmäßige, gelenkschonende Bewegung, wie z. B. Schwimmen, Radfahren oder Yoga, kann die Durchblutung fördern, die Muskulatur stärken und die Gelenkstabilität verbessern. Dies hilft, die Hüftgelenke zu entlasten und den Knorpel gesund zu erhalten. Auch Übergewicht kann die Belastung der Hüftgelenke erhöhen und zu einem schnelleren Verschleiß des Knorpels führen. Jedes Kilo zählt! Ich erkläre den Patienten oft, dass sie sich eine Kiste Wasser vorstellen sollen, die sie tragen. Die wiegt ca. 8 Kilo. Wenn diese 8 Kilo also fehlen, dann ist das schon eine ganze Menge.

Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien kann zur Gesunderhaltung des Knorpels beitragen. Nahrungsergänzungsmittel können unterstützend sein. Hier geht es vor allem um die Wirkstoffe Glucosamin und Chondroitin, die Knorpelerhaltend sein sollen. Aber wie immer, ist das, was wir aus der Natur nehmen, letztlich das Beste. Wer heilt, hat Recht, sagt man doch so schön“, veranschaulicht Prof. Dr. Thorey und ergänzt: „Eine übermäßige Belastung der Hüftgelenke, wie zum Beispiel langes Stehen, schweres Heben oder hochintensives Training, kann natürlich auch zu einer Abnutzung des Knorpels führen.

Es ist wichtig, Pausen einzulegen, die Hüften nicht übermäßig zu belasten und auf das eigene Körpergefühl zu achten. Beim Training oder bei Alltagsaktivitäten ist es wichtig, auf gelenkschonende Bewegungsmuster zu achten. Vermeiden Sie übermäßiges Springen, harte Landungen oder abrupte Drehbewegungen, die die Hüftgelenke belasten könnten, und achten Sie darüber hinaus auf eine gute Körperhaltung, um einen unnötigen Druck auf die Hüftgelenke zu vermeiden“. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Maßnahmen die Gesundheit der Hüftgelenke unterstützen können, aber nicht alle Arten von Hüftproblemen oder Erkrankungen verhindern können. 

Top organisiert in der ATOS-Klinik in Heidelberg

Wir haben den Vorteil, innerhalb der ATOS-Klinik eine maximale Spezialisierung anbieten zu können. Ich selbst zum Bespiel operiere nur Hüften und Knie. Ca. 500 Hüft-Operationen führe ich jedes Jahr durch und ca. 300 Knie-Operationen. Die Ärzte und Fachleute aus verschiedenen Bereichen wie Orthopädie, Radiologie, Physiotherapie und Rehabilitation arbeiten eng zusammen, um eine umfassende und individuell angepasste Behandlung zu gewährleisten. Das Wohl des Patienten steht im Mittelpunkt, und es wird großer Wert auf eine individuelle Beratung, Aufklärung und Betreuung gelegt. Die Behandlung wird in enger Abstimmung mit dem Patienten durchgeführt, um die besten Ergebnisse zu erzielen“, erläutert Prof. Dr. Thorey die Vorteile der ATOS-Klinik in Heidelberg.

Was die Forschung und den Fortschritt betrifft, so können durchaus noch ein paar Rädchen gedreht werden. Es kann ja bereits Knorpel gezüchtet werden, aber bei der Hüfte funktioniert das noch nicht so gut, da es wirklich schwer ist, Hüftköpfe zu züchten“, konstatiert Prof. Dr. Thorey und erzählt aber dann begeistert von seinem bisher ältesten Patienten. „Mein ältester Patient war 97 Jahre alt, hatte aber ein biologisches Alter von vielleicht 73. Er war ein drahtiger Typ, lief jeden Tag 10 Kilometer und war einfach fit. Er bekam von mir eine neue Hüfte, war nach fünf Tagen wieder voll auf den Beinen und hat lediglich eine ambulante Reha gemacht. So etwas ist toll zu sehen! Es ist also wichtig, auf die eigene Fitness und allgemeine Gesundheit zu achten – dann hat man immer die besten Optionen“, schließt Prof. Dr. Thorey unser Gespräch.

Professor Dr. Thorey, herzlichen Dank für diese spannenden Einblicke!

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