Minimal invasive Mitralklappen Chirurgie: Experteninterview mit Professor Dr. Alexander Albert

04.10.2024

Prof. Dr. med. Alexander Albert ist ein herausragender Herzchirurg, der international für seine Expertise in der minimal-invasiven Bypass-Chirurgie, Mitralklappen-Chirurgie sowie Herztransplantation und Kunstherzimplantationen anerkannt ist. Seit dem Herbst 2019 leitet er die Klinik für Herzchirurgie des Klinikums Dortmund, eines der größten Krankenhäuser Deutschlands; er hat diese zu einem überregional bedeutenden Zentrum für Herzchirurgie weiterentwickelt.

Mit 30 Jahren Berufserfahrung und davon mehr als zwanzig Jahren in leitenden Positionen bringt Prof. Dr. Albert eine beeindruckende Karriere mit. Zuvor war er zehn Jahre lang stellvertretender Direktor der Herzchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf und trug maßgeblich dazu bei, die Klinik zu einem bedeutenden Herzzentrum und Transplantationszentrum auszubauen. Seine Stationen davor, als Oberarzt im Herzzentrum Lahr/Baden und Spezialisierungen in renommierten europäischen Kliniken wie dem Kantonsspital Basel und dem Universitätsklinikum Leuven unterstreichen seine umfassende Erfahrung und sein internationales Renommee.

Unter seiner Führung bietet das Klinikum Dortmund ein außergewöhnlich breites Spektrum an kardiochirurgischen Eingriffen an und ermöglicht damit eine personalisierte Therapie für die Patienten. Prof. Dr. Albert legt großen Wert darauf, dass diagnostische und therapeutische Entscheidungen im interdisziplinären Team besprochen werden, wobei der Patient und seine Familie stets miteinbezogen werden. Dieses patientenzentrierte Vorgehen stellt sicher, dass die schonendsten und gleichzeitig effektivsten Behandlungsmethoden ausgewählt werden. Das Team von Prof. Dr. Albert ist so aufgestellt, dass jeder Chirurg ein Spezialgebiet hat, was eine hohe Qualität auch bei seltenen und komplexen Eingriffen gewährleistet.

Zum Leistungsspektrum der Klinik gehören insbesondere die minimal-invasive Bypass- und Herzklappentherapien, innovative Aorten Chirurgie, komplexe Endokarditis-Operationen, sowie die maschinelle Herzunterstützung mittels ECMO, Impella und Kunstherzen. Besonders hervorzuheben ist Prof. Dr. Alberts Spezialisierung in der Off-Pump-Chirurgie und minimal-invasiven Bypass-Chirurgie, Bereiche, in denen er als einer der führenden Experten weltweit gilt. Sein Engagement, minimal-invasive Techniken voranzutreiben, zeigt sich in seiner Rolle als Leiter des europäischen Trainingszentrums für minimal-invasive Bypass-Chirurgie der Firma Medtronic in Dortmund.

Ein zentraler Aspekt seiner Philosophie ist der Erhalt natürlicher, biologischer Strukturen des Herzens, wann immer möglich. So wird in Dortmund eine Herzklappe vorzugsweise repariert und erst durch Prothesen ersetzt, wenn keine andere Option besteht. Dies gilt auch für andere Eingriffe, bei denen biologische und rekonstruktive Lösungen im Vordergrund stehen. Prof. Dr. Albert ist nicht nur ein angesehener Chirurg, sondern auch ein engagierter Forscher und Lehrer. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Ärzte auszubilden und ihnen seine Leidenschaft für die Herzchirurgie zu vermitteln.

Sein Ziel ist es, dass jeder Eingriff nicht nur unmittelbar erfolgreich, sondern auch möglichst schonend und nachhaltig für den Patienten ist. Die Patienten des Herzzentrums in Dortmund können sicher sein, dass sie mit den neuesten minimal-invasiven Methoden behandelt werden und dass ihre individuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Prof. Dr. Albert und sein Team setzen alles daran, die bestmögliche Lebensqualität für ihre Patienten zu erreichen, indem sie innovative und schonende Techniken anwenden. Speziell zum Thema „Minimal invasive Mitralklappen Chirurgie“ konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide sprechen.

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Die minimal-invasive Mitralklappen Chirurgie hat sich in einigen wenigen Kliniken in der Behandlung von Mitralklappen Erkrankungen etabliert und die offenen Operationen abgelöst. Sie bietet Patienten eine schonende Alternative zur traditionellen offenen Herzoperation. Durch kleinere Schnitte und modernste chirurgische Techniken werden die Risiken und die Erholungszeit reduziert, was zu einer schnelleren Genesung und einer höheren Lebensqualität führt. Diese fortschrittliche Methode ermöglicht es Chirurgen, präzise und effektiv zu arbeiten, während sie gleichzeitig die Belastung für den Patienten minimieren. Die minimal-invasive Mitralklappen Chirurgie repräsentiert somit einen bedeutenden Fortschritt in der Herzchirurgie und erweitert die therapeutischen Möglichkeiten für Patienten mit Mitralklappen Problemen.

Die Mitralklappe fungiert wie ein Einlassventil für die linke Herzkammer. Sie lässt das sauerstoffreiche Blut, welches aus den Lungen kommt, in die linke Herzkammer strömen, von wo es anschließend mit hohem Druck in den Körper gepumpt wird. Während des Pumpvorgangs, wenn die linke Herzkammer gefüllt ist, und der Herzmuskel kontrahiert und Druck aufbaut, schließt sich die Mitralklappe, so dass das Blut nicht wieder zurück Richtung Lunge fließen kann“; erklärt Prof. Dr. Albert zu Beginn unseres Gesprächs und geht dann auf die hauptsächlichen Erkrankungen der Mitralklappe ein: „Es gibt Mitralklappen-Erkrankungen, die durch nicht oder spät behandelte Entzündungen im Körper wie eine Mandelentzündung oder andere Entzündungen im Rachenraum entstehen. Dies kommt bei uns in Deutschland nicht mehr so häufig vor, aber immer noch in Nordafrika, weiter im Süden und auch in Osteuropa. Nicht behandelte Entzündungen greifen die Mitralklappe an und zerstören die zarten Klappensegen, die dann verklumpen und zu einer Verengung, einer Stenose, führen. Diese Verengungen kennen wir auch bei Herz-Kranz-Gefäßen, und so kann auch die Mitralklappe sich verengen und verkalken. Hier besteht dann nur noch die Möglichkeit, die alte Klappe herauszuschneiden und eine neue einzusetzen. Glücklicherweise sind diese Mitralklappen-Stenosen bei uns heutzutage selten; Was bei uns häufiger vorkommt, ist eine Undichtigkeit der Mitralklappe, eine Insuffizienz. Diese zeigt sich in dem Moment, wenn sich die linke Herzkammer zusammenzieht (kontrahiert) und hohen Druck aufbaut; bei einer Insuffizienz wird ein mehr oder weniger großer Anteil des Blutes in die falsche Richtung zur Lunge hin gepumpt; das Blut fließt dann aus der Lunge nicht mehr richtig ab und staut sich da, dies kann Luftnot verursachen; in fortgeschrittenen Fällen kann sogar Wasser in die Lunge ausgepresst werden, was man Lungenödem bezeichnet“.

Ursachen für die Undichtigkeit bei der Mitralklappe können eine Klappendegeneration, eine Erweiterung des Klappenrings, Endokarditis oder ein Herzinfarkt sein. 

„Die Mitralklappe hat zwei Flügel (Segel), die sich öffnen, wenn das Blut in die Kammer fließt, und sich schließen, wenn Druck aufgebaut wird. Es gibt Störungen, wo die Segel an sich in Ordnung sind, aber Strukturen des Herzens drumherum erkrankt sind. Beispielsweise wenn das linke Herz als Folge von Herzinfarkten geschädigt ist; dabei stirbt Herzmuskel ab und wird durch Bindegewebe und Narben ersetzt, dem Herz fehlt Muskel und es leiert aus und wird größer, Mit dem sich vergrößernden Herzen zieht sich auch der Halteapparat, an der die Mitralklappe aufgehängt ist, auseinander. Die beiden Segel der Mitralklappe werden auseinandergezogen und treffen in der Mitte nicht mehr zusammen, und es entsteht in der Mitte eine Lücke. Damit ist das Ventil undicht. Folglich schießt das Blut mit hohem Druck zurück in Richtung Lunge. Dies behindert die Atmung, und der Patient verspürt Luftnot. Wenn dies länger besteht, verändert sich die Lunge, sie wird steifer, und der Blutfluss-Widerstand durch die Lunge steigt an; dann hat irgendwann auch das rechte Herz – was ja Sauerstoff-armes, verbrauchtes Blut aus den Körperorganen, in die Lunge pumpen muss, um es wieder mit Sauerstoff anzureichern. Es gibt immer mehr Schwierigkeiten, gegen den steigenden Widerstand anzukommen. Dann wird auch das rechte Herz größer, und ganz ähnlich wie bei der Mitralklappe wird die korrespondierende Klappe im rechten Herzen die Trikuspidalklappe undicht“, führt Prof. Dr. Albert aus.


Eine akute Mitralklappeninsuffizienz ist eine plötzliche und schwere Form der Insuffizienz, die oft durch ein akutes Ereignis wie einen Herzinfarkt, eine Endokarditis oder ein Trauma verursacht wird. Endokarditis, eine Infektion der Herzklappen, kann die Mitralklappe schädigen und ebenfalls zu einer Insuffizienz führen. Schließlich kann eine rheumatische Herzerkrankung, die Folge eines rheumatischen Fiebers, die Mitralklappe vernarben lassen, wodurch sie verengt oder undicht wird.


Prof. Dr. Albert erklärt: „Es ist nicht so, dass jede Form der Mitralklappeninsuffizienz chirurgisch behandelt werden muss. Insbesondere die oben beschrieben funktionelle Mitralklappeninsuffizienz kann sich bei passender Therapie – wenn das Herz wieder kleiner wird – zurückbilden. Der Ring der Mitralklappe wird dann auch wieder kleiner, und die beiden Segel schließen in der Mitte wieder. Insbesondere die medikamentöse Therapie wird immer besser, so dass sich funktionelle Mitralklappen Insuffizienzen häufig allein durch die passenden Medikamente zurückbilden können. Bei älteren Patienten funktioniert auch ein Clip sehr gut, der wie über einen Herzkatheter eingesetzt wird. Manchmal ist es auch sinnvoll, die zu Grunde liegenden Erkrankungen durch einen Stent oder seltener eine Bypass-OP zu behandeln. Hilfreich ist häufig auch eine Schrittmacher-Therapie. Bestimmte Schrittmacher können die Pumpfunktion des Herzens positiv beeinflussen und damit auch die Funktion der Mitralklappe verbessern (z.B. CRT-Systeme). Was wir in der Chirurgie häufiger haben, ist eine primäre Erkrankung der Mitralklappen-Segel, oder des Apparates an dem die Segel befestigt sind (Papillarmuskel und Sehnenfäden). Das kann auch schon sehr junge Patienten betreffen, die sportlich sehr aktiv sind. Ob der Defekt dann von einer Überlastung herrührt, kann man nicht sagen. Manchmal ist dieser Defekt auch angeboren“.

Hierzu erläutert Prof. Dr. Albert: „Ursache einer primären Mitralklappeninsuffizienz kann eine Bindegewebsschwäche sein, bei der die Aufhängungen (Sehnen-Fäden, Chordae), an denen die Mitralklappen Segel hängen, ausleiern; dies führt dazu, dass die Segel, wenn Druck draufkommt, durchschlagen. Dies bezeichnet man als Prolaps, und so gut wie immer ist das hintere (posteriore) der beiden Segel davon betroffen. Es rutscht dabei an dem vorderen Segel vorbei und schlägt dann in den linken Vorhof um, d.h. hinteres und vorderes Segel treffen nicht mehr aufeinander, und die Klappe schließt nicht mehr. Einen Prolaps haben einige Menschen manchmal schon seit früher Jugend, was zu diesem Zeitpunkt aber so gut wie nie Beschwerden bereitet. Im Laufe der Jahre wird dieser Prolaps dann größer. Dies bemerken die Betroffenen als Luftnot bei Belastung oder verstärkten Herzrhythmusstörungen. Auch kann sich Wasser in der Lunge oder um die Lunge herum bilden. Häufig allerdings bemerken Patienten dies sehr spät. Bei Patienten, die noch sehr jung und sportlich sind, kann sich dies als Leistungsabfall bemerkbar machen. Es kann aber auch sein, dass ein Arzt im Rahmen eines Allgemeinchecks den Prolaps als Zufallsbefund entdeckt. 

Komplizierter ist das sogenannte Barlow Syndrom, bei dem eine fehlerhafte Kontraktion des Ventrikels vorliegt. In dem Moment, in dem sich die linke Herzkammer zusammenzieht, öffnet sich der Ring der Mitralklappe leicht – anstatt sich, wie es normal ist, zusammenzuziehen. Dies führt zu einer hohen Stressbelastung der Segel, welche wiederum mit einer Größenzunahme reagieren: Sie werden immer größer und blähen sich wie die Segel eines Segelschiffs auf. Damit wird die Kraft, die auf dem Segel wirkt, immer stärker und ist irgendwann so groß, dass die Haltefäden anfangen zu reißen. Die Patienten können lange mit einem Prolaps und auch mit einer höhergradigen Mitralklappeninsuffizienz leben. Spätestens aber, wenn das Herz durch diese Undichtigkeit und der damit verbundenen Mehrarbeit, sichtbar in Mitleidenschaft gezogen wird, sollte man reagieren. Durch den Druck des Bluts, der aufgrund der Undichtigkeit in die falsche Richtung geht, muss die linke Herzkammer deutlich mehr pumpen, um den Fehl-Fluss auszugleichen. Außerdem dehnen sich die Vorhöfe des Herzens langsam auf, weil sie für diesen hohen Druck, mit dem das Blut aus der linken Herzkammer kommt, nicht ausgelegt sind. Und wenn der linke Vorhof vor der Mitralklappe bereits vergrößert ist, sollte man mit einer Operation nicht mehr allzu lange warten. Wenn der Patient wenig Symptome hat, die Veränderung im Herzen nur minimal ist, dann kann man mit einer Operation aber noch warten. Der Zustand des Herzens verschlechtert sich stufenweise. Es besteht keine große Gefahr. Das Schlimmste, was passieren kann ist, dass die Haltefäden der Mitralklappe weiter reißen. Dann spürt der Patient vermehrt Luftnot, spürt seine Herzschläge (wegen Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern), und es kann sich Wasser in der Lunge ansammeln. Dennoch kann man auch dann noch immer eine Operation gut planen und hat keine Zeitnot“.

Herzchirurgie ohne Sternotomie!

Der Goldstandard der Therapie des Mitralklappen-Prolaps und des Barlow-Syndroms ist die Reparatur. Eine gute Reparatur hält lebenslang. Plan B ist der Ersatz der Mitralklappe durch eine Prothese. Für ältere Patienten über 70 Jahre ist dies mit weniger Nachteilen verbunden und häufig auch eine gute Lösung. Wenn eine Rekonstruktion nicht möglich ist, würde man eine biologische Prothese einsetzen, die 15-20 Jahre lang hält. Wenn sie verschlissen ist, kann mittels Herzkatheter-Methoden unkompliziert eine neue Prothese eingesetzt werden, ohne eine erneute Operation. Für jüngere Patienten ist der Ersatz durch eine Prothese keine optimale Lösung, weil in jüngerem Alter die biologischen Prothesen nicht so lange halten, und wir natürlich eine zweite Operation vermeiden möchten. Eine mechanische Prothese hält deutlich länger, hat aber den Nachteil, dass der Patient dann lebenslang einen Blutverdünner (Marcumar) nehmen muss. Daher bemühe ich immer um eine Rekonstruktion, umso jünger der Patient ist. Mittlerweile rekonstruiere ich die Mitralklappe sogar bei Endokarditis oder funktionellen Mitralklappen Insuffizienzen; hierfür verwende ich dann sehr spezielle Techniken. 

Grundsätzlich werden alle Eingriffe bis auf wenige Ausnahmen, ob Reparatur oder Ersatz, minimal-invasiv bei uns durchgeführt. Nur wenn der Patient starke Verkalkungen hat, die Hauptschlagader vergrößert ist oder eine Erkrankung der Herz-Kranz-Gefäße vorliegt und somit zusätzlich Bypässe gesetzt werden müssen, dann würde man offen, also von vorne, operieren, und es muss der Brustkorb (Sternum) eröffnet werden (Sternotomie). Dies betrifft ca. 5% unserer Patienten. Eine schöne Reparatur, das ist die Herausforderung, der minimal-invasive Zugang ist Standard. Ich studiere vor der Operation den Herzultraschall ganz genau, dann weiß ich bereits, wie ich die Klappe reparieren kann und habe auch eine spezielle Formel entwickelt, nach der ich dann entscheide, was für einen Ring ich wähle, um die Mitralklappe am besten zu reparieren“, so Prof. Dr. Albert.


Bei einer Mitralklappen Operation wird oft ein Anuloplastie-Ring um den Klappenring genäht, um diesen zu stabilisieren und zu verkleinern. Dadurch treffen beide Segel in der Mitte wieder aufeinander, die Klappe schließt wieder, und die Insuffizienz ist behoben. Der Ring korrigiert somit die Form des Klappenrings und stellt die Funktion der Mitralklappe wieder her, was den Rückfluss von Blut ins Herz verhindert. Bei einem Prolaps, wenn die Haltefäden ausgeleiert oder gerissen sind, werden diese durch Goretex-Fäden ersetzt, sogenannte Neo-Chordae. Bei der Barlow Erkrankung gibt es verschiedene Techniken, die je nach Stadium der Erkrankung angewendet werden. Es gibt noch weitere speziellere Techniken z.B. bei Endokarditis oder funktionellen Insuffizienzen, wo die Segel durch spezielle Patches aufgebaut werden.


Prof. Dr. Albert sieht den klaren Vorteil bei der minimal invasiven Operation: „Für mich ist die minimal invasive Operation, die bei mir zwischen 2,5 und 3,5 Stunden dauert, der Standard. Die Operation lässt sich gut durch einen kleinen Schnitt unterhalb der rechten Brust durchführen, durch den man die Mitralklappe gut sehen und reparieren kann. Das ist auch tatsächlich einfacher als bei einer offenen Operation, bei der man das Brustbein öffnen muss und dann von vorne auf das Herz blickt. Um bei der offenen Operation an die Mitralklappe zu kommen, muss das Herz nach oben gezogen und gedreht werden. Wenn man einmal gelernt hat, den Eingriff minimal invasiv von der Seite her durchzuführen, möchte man von dieser Methode auch nicht mehr weg. Man braucht einen guten Lehrer, der einem Standards vermittelt und einen langsam heranführt. Wichtig ist auch eine gute Kenntnis der Echokardiographie, um die Operation von vorne herein gut zu planen. Ich bilde derzeit einen jüngeren Chirurgen aus, aber führe derzeit noch die ca. 100 Operationen im Jahr selbst durch, vom Schnitt bis zur Naht“.


Bei Patienten, für die eine Operation aufgrund des Alters zu riskant ist, kann eine weitere Therapie angewandt werden. Es kann ein Clip über einen Katheter durch die Leistenvene bis zur Mitralklappe geführt werden. Dieser verbindet die Segel der Klappe und reduziert so die Undichtigkeit. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und Ultraschallkontrolle. Sobald der Kardiologe mit der Platzierung des Clips zufrieden ist, wird der Katheter wieder entfernt, und der Patient bleibt 1-2 Tage zur Überwachung im Krankenhaus. In der Regel erfolgt eine Nachbehandlung mit Blutverdünnungsmitteln, um das Risiko von Blutgerinnseln zu minimieren.


Nach der Mitralklappen Operation bleibt der Patient ca. eine Woche im Krankenhaus und hat danach keinerlei Einschränkungen. Der Patient ist komplett gesund. Es braucht ca. drei Monate bis der Ring komplett eingewachsen ist. Die Patienten bekommen für diese Zeit einen Blutverdünner. Aber das ganz normale Leben kann vollumfänglich wieder aufgenommen werden, ob das Leistungssport beinhaltet oder schwerere körperliche Arbeit“, schildert Prof. Dr. Albert.

Im Bereich der minimal-invasiven Mitralklappen Chirurgie gibt es verschiedene Innovationen und zukünftige Entwicklungen, die das Behandlungsspektrum erweitern und die Ergebnisse für Patienten weiter verbessern könnten.

Eine der vielversprechendsten Entwicklungen sind verbesserte minimal-invasive Zugangswege und Instrumente. Zukünftige Entwicklungen könnten neue Zugangswege einführen, die noch weniger invasiv sind und dadurch weniger Gewebetrauma und schnellere Genesung ermöglichen. Hierzu gehören roboterassistierte Verfahren, die präzisere Bewegungen und feinere Manipulationen im Operationsbereich erlauben könnten. „Es lässt sich bereits heute eine Mitralklappen Operation auch mit Roboterassistenz durchführen. Persönlich nutze ich dies nicht und schaue lieber direkt auf die Klappe. Wir filmen jede Operation, und das Team kann die Operation am Monitor verfolgen, aber die Schnitte und Stiche führe ich lieber unter direkter Sicht und mit dem Gefühl für das Gewebe aus, das halte ich derzeit noch für sicherer und präziser. Dann ist der erforderliche Schnitt vielleicht ein kleines bisschen größer, aber das Tastgefühl ist so einfach besser. Man hat ein Gefühl für das Gewebe, was gerade bei der Mitralklappe wichtig ist, weil für die Platzierung des Rings die notwendigen Stiche unbedingt im Herzskelett in einer bestimmten Tiefe verankert sein müssen. Die Stiche müssen präzise sitzen, weil der Ring sonst ausreißen könnte, wenn sie zu flach gestochen werden, und anderseits Herzkranzgefäße und andere Strukturen verletzt werden können, wenn die Stiche zu tief gesetzt werden. Vielleicht werde ich irgendwann, wenn die Roboter besser geworden sind, mich damit beschäftigen“, kommentiert Prof. Dr. Albert und sagt zum Abschluss unseres Gesprächs: „Die eigene Operationstechnik immer weiter zu perfektionieren ist immer ein Ziel, um noch besser zu sein. Im Bereich der Mitralklappen Chirurgie ist der heutige Stand sehr gut. Wichtig ist dennoch, dass die Therapie der Mitralklappe kontinuierlich verbessert wird. Ich denke, dass die Hauptinnovation nicht in der Herzchirurgie, sondern in der Kardiologie stattfinden wird, dass man vor allem auch bei älteren Menschen weiterkommt und Klappen zum Beispiel auch über den Herzkatheter ersetzen kann; und natürlich die medikamentöse Therapie, da tut sich derzeit auch sehr viel“.

Herzlichen Dank, sehr geehrter Herr Professor Dr. Albert für diesen spannenden Einblick in die Mitralklappen Chirurgie!

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