Prof. Dr. med. Dr. Matthias Heuer ist ein hoch angesehener Spezialist in der Chirurgie, insbesondere in den Bereichen Hernienchirurgie, Schilddrüsenchirurgie und Refluxbehandlung. Als Klinikdirektor der chirurgischen Kliniken im Stiftungsklinikum PROSELIS mit den Standorten in Recklinghausen und Herten bringt er nicht nur fundierte Expertise, sondern auch einen innovativen Ansatz in die moderne Chirurgie ein.
Besonders bekannt ist er für seinen Einsatz minimal-invasiver und roboter-assistierter Operationstechniken, die es ihm ermöglichen, hochpräzise und besonders schonend zu operieren. Prof. Dr. med. Dr. Heuer hat sich vor allem als Spezialist in der Hernienchirurgie etabliert, wo er bei der Behandlung von Eingeweidebrüchen und Bauchwandbrüchen auf höchste Präzision und moderne Operationstechniken setzt.
In seinem zertifizierten Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie kommen verschiedene innovative minimal-invasive Verfahren zum Einsatz, die auf eine möglichst schonende Behandlung und eine rasche Rückkehr in den Alltag abzielen. Ebenso liegt sein Fokus auf der Schilddrüsenchirurgie, bei der er als einer der führenden Experten gilt. Darüber hinaus bringt Prof. Dr. med. Dr. Heuer eine weitreichende Expertise in der koloproktologischen Chirurgie mit, die die Behandlung von Erkrankungen des Dick- und Enddarms umfasst.
Auch bei der Refluxchirurgie hat er sich als Experte etabliert, und seine innovativen Methoden zur Behandlung von Sodbrennen bieten eine vielversprechende Lösung für Patienten, die unter dieser Erkrankung leiden. Die Kliniken mit den Standorten Recklinghausen und Herten sind auf modernste Chirurgie ausgerichtet, die den Patienten eine erstklassige Versorgung bietet.
In einem Gespräch mit Prof. Dr. med. Dr. Heuer konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide mehr zum Reflux, der Ausbildung einer Hiatushernie und der chirurgischen Intervention erfahren.
Reflux, auch bekannt als gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), ist eine weit verbreitete Erkrankung, bei der Magensäure und andere Mageninhalte in die Speiseröhre zurückfließen. Dies führt zu unangenehmen Symptomen wie Sodbrennen, saures Aufstoßen und gelegentlich auch zu chronischen Hustenanfällen oder Heiserkeit. Eine häufige Ursache für diese Erkrankung ist das Vorliegen einer Hiatushernie.
Eine Hiatushernie beeinflusst die Entstehung und Schwere der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD), indem sie die normale Anatomie des oberen Verdauungstraktes verändert und dadurch die Mechanismen stört, die den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verhindern.
„Grundsätzlich muss man wissen, dass die Speiseröhre direkt in den Magen übergeht. Der Brustraum, in dem sich Herz und Lunge befinden, ist vom Bauchraum durch das Zwerchfell getrennt – einen großen, flächigen Muskel, der eine wichtige Rolle bei der Atmung spielt. Das Zwerchfell wirkt dabei wie eine Luftpumpe: Es unterstützt die Atmung, indem es die Lunge bei der Ein- und Ausatmung entlastet. In diesem Muskel befindet sich eine natürliche Öffnung – der sogenannte Hiatus oesophageus –, durch die die Speiseröhre vom Brustraum in den Bauchraum und schließlich zum Magen verläuft. Normalerweise liegt das Zwerchfell an dieser Stelle eng an der Speiseröhre an und bildet so eine Art ,natürlichen Verschlussmechanismus´. Dieser hilft dabei, den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre zu verhindern, vor allem dann, wenn sich der Magen zusammenzieht, um die Nahrung in Richtung Dünndarm weiterzuleiten. Bei Patienten mit Reflux (auch gastroösophageale Refluxkrankheit genannt) ist genau dieser Verschlussmechanismus gestört. Die Öffnung im Zwerchfell ist zu weit, sodass die Speiseröhre nicht mehr stabil eingebettet ist – sie ,baumelt´ regelrecht im Hiatus. Dadurch schließt der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr zuverlässig. In der Folge kann Mageninhalt ungehindert zurückfließen – insbesondere, wenn sich der Magen zusammenzieht. Man spricht dann vom sogenannten Reflux. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch schmerzhaft sein. Der Magen produziert nämlich Magensäure, um den Speisebrei zu verdauen. Die Speiseröhre ist allerdings nicht dafür ausgelegt, mit dieser Säure in Kontakt zu kommen. Kommt es dennoch dazu, führt das zu Sodbrennen – einem brennenden Schmerz hinter dem Brustbein“, erklärt Prof. Dr. med. Dr. Heuer zu Beginn unseres Gesprächs und schildert dann die ersten Symptome:
„Wenn ständig Mageninhalt zurück in die Speiseröhre oder sogar bis in den Rachenraum fließt, kommt es häufig zu einem Würgereiz. In der Medizin sprechen wir in diesem Zusammenhang von Regurgitation – das ist das ungewollte Hochpressen von unverdauter Nahrung oder Speisebrei aus dem Magen. Wir sehen oft Patienten, die bereits medikamentös behandelt wurden oder werden, und dennoch Beschwerden haben – zum Beispiel häufige Infekte im Hals-, Nasen- und Rachenbereich. Das liegt daran, dass beim Rückfluss auch Bakterien in Bereiche gelangen können, in die sie normalerweise nicht gehören, was dort zu Entzündungen führen kann. Diese Art von Beschwerden lässt sich mit den üblichen Medikamenten – meist sogenannte Protonenpumpenhemmer, die die Säureproduktion im Magen verringern – nicht vollständig beheben. Denn: Die Tabletten behandeln die Säure, aber nicht die anatomische Ursache – also die zu weite Öffnung im Zwerchfell. Der Rückfluss an sich kann also weiterhin bestehen, nur ist er weniger sauer. Das bedeutet aber auch, dass manche Beschwerden trotz Medikation nicht vollständig verschwinden. Wenn diese Reizung der Speiseröhre häufiger oder dauerhaft auftritt, kann es zu Entzündungen kommen. Wiederholte Entzündungen führen mit der Zeit dazu, dass sich die Schleimhaut der Speiseröhre verändert, um sich zu schützen. Es entsteht die sogenannte Barrett-Schleimhaut – eine krankhafte Umwandlung, die als Vorstufe von Speiseröhrenkrebs gilt. Deshalb ist es wichtig, Reflux-Symptome ernst zu nehmen und rechtzeitig zu behandeln – nicht nur, um Beschwerden wie Sodbrennen zu lindern, sondern auch, um langfristige Komplikationen zu vermeiden“.
Der feine Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen kann im Laufe der Zeit seine Funktion verlieren. Wie genau es dazu kommt, ist noch nicht vollständig geklärt.
Es gibt jedoch verschiedene Theorien. Häufig liegt eine Schwäche des Bindegewebes zugrunde. Auch ein erhöhter Druck im Bauchraum, etwa durch schwere körperliche Arbeit, chronisches Pressen oder starkes Übergewicht, kann dazu führen, dass der Hiatus – also die natürliche Öffnung im Zwerchfell – dauerhaft gedehnt wird.
„Eine solche Veränderung führt zur sogenannten Hiatushernie, bei der sich Teile des Magens durch das Zwerchfell nach oben in den Brustraum verlagern. Neben diesen körperlichen Ursachen spielt auch der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Eine ungesunde Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum und Bewegungsmangel können die Entwicklung begünstigen. Die Entstehung dieser Problematik verläuft in den meisten Fällen schleichend. Viele Betroffene bemerken anfangs gar keine Beschwerden. Erst im Laufe der Zeit häufen sich Symptome wie Sodbrennen, das häufig mit bestimmten Auslösern – etwa üppigen Mahlzeiten, Alkohol oder Süßigkeiten – in Verbindung gebracht wird. Typischerweise berichten Patienten davon, dass die Beschwerden zunächst gelegentlich auftraten, etwa nach einem geselligen Abend, und dann allmählich häufiger wurden. Oft kommt es schließlich zu einer chronischen Reizung und Entzündung der unteren Speiseröhre. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist Übergewicht, das den Druck im Bauchraum erhöht und so den Reflux begünstigt. Auch Rauchen spielt eine zentrale Rolle, da es die Säureproduktion im Magen zusätzlich fördert. Beides trägt dazu bei, dass sich die Beschwerden verschlimmern“, so Prof. Dr. med. Dr. Heuer, der im Anschluss zunächst die konservativen Behandlungsoptionen erläutert:
„An erster Stelle steht dabei die Änderung des Lebensstils: eine bewusste, magenfreundliche Ernährung, der Verzicht auf Alkohol, Süßigkeiten, Kaffee und spätes Essen sowie eine Gewichtsreduktion können die Beschwerden deutlich lindern. Darauf aufbauend erfolgt in vielen Fällen eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten Protonenpumpenhemmern (PPI) wie Omeprazol. Diese blockieren die Säureproduktion im Magen, wodurch der Reflux zwar nicht verschwindet, aber deutlich weniger aggressiv ist. Manche greifen zusätzlich auf basische Hausmittel wie Natron zurück, das die Magensäure chemisch neutralisieren soll. Dieses Mittel ist weit verbreitet, kann jedoch bei langfristiger Einnahme problematisch sein. Denn starke Basen wie Natron können auf Dauer die natürlichen Regulationsmechanismen des Körpers beeinträchtigen und zu Nieren- oder Leberschäden führen. Wenn all diese Maßnahmen nicht mehr ausreichen, stark dosierte Medikamente nicht vertragen werden oder sich die Beschwerden trotz Therapie verschlimmern, suchen viele Betroffene schließlich spezialisierte Sprechstunden auf. Denn das Zwerchfellloch heilt nicht von allein. Im Gegenteil: Wenn sich die Hiatushernie vergrößert, kann sich der Magen weiter in den Brustraum verlagern. Dies kann nicht nur die Refluxsymptomatik verschlechtern, sondern auch zu Atembeschwerden führen, weil die Lunge sich nicht mehr richtig ausdehnen kann. Spätestens in diesem Stadium wird häufig eine operative Korrektur notwendig“.
Die Diagnose einer Hiatushernie erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren.
Hierzu schildert Prof. Dr. med. Dr. Heuer: „In der Diagnostik und Therapie von Refluxbeschwerden arbeiten wir sehr eng mit den Gastroenterologen zusammen – sie sind sozusagen unsere nicht-operativen Partner in der Behandlung. Ein zentraler Bestandteil der Diagnostik ist die Magenspiegelung, mit der wir insbesondere die untere Speiseröhre sehr gut beurteilen können. Viele Patientinnen und Patienten kommen bereits mit einem aktuellen Befund zur Vorstellung. Darüber hinaus führen wir spezielle Messverfahren durch, um die Funktion des unteren Speiseröhrenabschnitts genauer zu analysieren. Dazu gehören die pH-Metrie, bei der der Säuregehalt (pH-Wert) gemessen wird, und die Manometrie, bei der die Druckverhältnisse im Bereich des unteren Ösophagussphinkters bestimmt werden. Ein ergänzendes Verfahren, das ich persönlich sehr schätze, ist der sogenannte Freischluck unter Röntgendurchleuchtung. Dabei beobachte ich, wie die Flüssigkeit durch die Speiseröhre in den Magen fließt – das ermöglicht nicht nur eine objektive Beurteilung der Passage, sondern hilft auch dabei, dem Patienten anschaulich die Ursache der Beschwerden zu erklären“, und ergänzt:
„Diese erhobenen Befunde fließen anschließend in eine computergestützte Auswertung ein. Anhand dieser wird der sogenannte DeMeester-Score berechnet – ein standardisierter Punktwert zur objektiven Bewertung des Refluxes, benannt nach einem niederländischen Forscher, der das Verfahren in Los Angeles entwickelt hat. Liegt dieser Score über einem Schwellenwert von 40, liegt in der Regel eine klare OP-Indikation vor. In vielen Fällen ist der Leidensdruck der Patienten zu diesem Zeitpunkt bereits so hoch, dass sie von sich aus eine Operation wünschen. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass im Gegensatz zu einem akuten Krankheitsbild wie Krebs hier kein sofortiger Handlungsbedarf besteht. Es handelt sich vielmehr um eine medizinische Empfehlung, über die gemeinsam in Ruhe entschieden wird. Ich vergebe grundsätzlich keine OP-Termine beim Erstgespräch, sondern ermutige die Patienten, sich mit der Thematik noch einmal auseinanderzusetzen – gegebenenfalls auch im Gespräch mit dem Hausarzt. Schließlich bedeutet der Eingriff eine Veränderung im körperlichen Gleichgewicht. Ich beschreibe das oft bildhaft: Wer zehn Jahre lang bequem mit Jogginghose gelebt hat, dem kommt eine Umstellung auf eine enge Leggings zunächst unbequem vor. So ähnlich verhält es sich auch mit den veränderten Druckverhältnissen nach der Operation – daran muss sich der Körper erst gewöhnen. Entscheidend ist, dass die Patienten bereit sind, diesen Schritt bewusst zu gehen. Viele, die bereits durch den Hausarzt oder Gastroenterologen vorinformiert und vorbereitet wurden, sind entsprechend entschlussfreudiger. Dennoch halte ich es für wichtig, dass jeder Eingriff gut überlegt ist. In der Praxis kehren etwa 90 % der Patienten nach dieser Überlegungsphase zurück und entscheiden sich schließlich für die Operation“.
Eine chirurgische Intervention, wie die Fundoplicatio, kann für Patienten mit Reflux und einer Hiatushernie dann die beste Option sein, wenn konservative Behandlungsmethoden wie Medikamente und Änderungen des Lebensstils nicht ausreichend zur Kontrolle der Symptome führen oder wenn die Patienten an schwerwiegenden Komplikationen leiden.
„Wir sind ein zertifiziertes Hernienzentrum mit hoher Routine, insbesondere im Bereich der Hiatushernien – also jenen Zwerchfellbrüchen, bei denen sich Anteile des Magens durch die natürliche Öffnung im Zwerchfell, den sogenannten Hiatus, in den Brustraum verlagern. Da genau dieses „Loch“ im Zwerchfell bei der Entstehung des Refluxes eine zentrale Rolle spielt, gehören Eingriffe an dieser Stelle zu unseren täglichen Routineoperationen. Unser Zentrum arbeitet an zwei Standorten, an denen wir gemeinsam etwa 800 Hernienoperationen im Jahr durchführen. Auch wenn sich diese Zahl nicht ausschließlich auf Hiatushernien bezieht, zählt das Stiftungsklinikum PROSELIS sowohl regional als auch deutschlandweit zu den führenden Einrichtungen in diesem Bereich – nicht nur hinsichtlich der Fallzahlen, sondern auch in Bezug auf die Ergebnisqualität. Unsere Arbeit ist extern zertifiziert, was mir persönlich sehr wichtig ist. Es genügt nicht, sich auf die eigene Einschätzung zu verlassen; eine objektive, unabhängige Qualitätskontrolle stellt sicher, dass unsere Standards dauerhaft hoch bleiben“, betont Prof. Dr. med. Dr. Heuer und geht dann auf die verschiedenen operativen Verfahren ein:
„Ziel ist es immer, den Hiatus – also die zu weite Öffnung im Zwerchfell – wieder zu verengen und anatomisch korrekt an die Speiseröhre anzulegen. Dadurch soll der ursprüngliche Verschlussmechanismus zwischen Magen und Speiseröhre wiederhergestellt werden. Ein zweiter wichtiger Bestandteil der Operation ist die sogenannte Fundoplikatio, bei der der obere Teil des Magens, der Fundus, zu einer Manschette geformt wird. Diese legt sich um die Speiseröhre und stabilisiert den Bereich zusätzlich, sodass der Rückfluss von Mageninhalt effektiv verhindert werden kann. Die operative Umsetzung erfolgt in drei möglichen Techniken: offen chirurgisch, laparoskopisch oder robotisch-assistiert. Die offene Operation kommt nur in seltenen Ausnahmefällen zum Einsatz, etwa bei mehrfach voroperierten Patienten mit starken inneren Verwachsungen. Standard ist bei uns der laparoskopische Eingriff, bei dem über kleine Zugänge mit Kamera und feinen Instrumenten gearbeitet wird. Dieses minimalinvasive Verfahren ist besonders schonend, präzise und ermöglicht eine schnelle Erholung“.
In Studien hat sich gezeigt, dass die Fundoplicatio bei etwa 80–90 % der Patienten eine signifikante Linderung der Refluxsymptome bietet, mit einer hohen Patientenzufriedenheit und einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität. Auch in den Jahren nach der Operation bleiben die positiven Ergebnisse in vielen Fällen bestehen. Jedoch können bei einigen Patienten auch langfristig Symptome wie Blähungen, Schluckbeschwerden oder Schwierigkeiten beim Aufstoßen auftreten. In seltenen Fällen kann es auch zu einem Wiederauftreten des Refluxes kommen, was eine erneute Behandlung oder sogar eine Revision der Operation erforderlich machen kann.
Die roboterassistierte Chirurgie stellt eine der modernsten Entwicklungen in der operativen Medizin dar. Sie kombiniert die Erfahrung und Präzision der Chirurgen mit der technischen Exzellenz eines hochentwickelten robotischen Systems.
Dabei übernimmt der Roboter nicht die Operation selbst, sondern wird vom Operateur über eine Konsole gesteuert – mit feinsten Bewegungen, die in Echtzeit und hochpräzise auf den Patienten übertragen werden. Besonders in komplexen Eingriffen, bei denen es auf millimetergenaue Präparationen in engen Körperregionen ankommt, bietet die Robotik eine deutlich verbesserte Sicht, feinere Beweglichkeit und mehr Stabilität. Sie ist somit eine sinnvolle Erweiterung der minimalinvasiven Chirurgie – insbesondere bei ausgewählten Patienten, bei denen eine besonders schonende und präzise Technik gefragt ist.
„In unserem Zentrum arbeiten wir im Bereich der Robotik mit dem Da Vinci Xi – einem hochmodernen Operationssystem, das wir gemeinsam mit anderen Fachabteilungen wie der Urologie, Gynäkologie und Koloproktologie nutzen. Wir verfügen über zwei dieser Systeme, die wir interdisziplinär einsetzen, um eine optimale Auslastung und einen effektiven Einsatz sicherzustellen. Als Chefarzt der Chirurgie, der alle chirurgischen Fachrichtungen mitverantwortet, lege ich großen Wert darauf, dass die vorhandene Technik effizient und patientenorientiert genutzt wird. Der robotisch-assistierte Eingriff kommt bei uns allerdings nur für ausgewählte Patienten in Frage. Um das zu verdeutlichen, vergleiche ich es gerne mit einem alltäglichen Beispiel: Wenn Sie zu Hause eine Filterkaffeemaschine haben, die guten Kaffee zubereitet, mit der Sie zufrieden sind und die Sie ohne großen Aufwand bedienen können, stellt sich die Frage, warum Sie sich plötzlich einen teuren Vollautomaten anschaffen sollten. Nur weil der Markt in diese Richtung geht? Der Kaffee wird dadurch nicht zwingend besser schmecken, und Ihre Morgenroutine wird auch nicht kürzer. Aber irgendwann wird es vielleicht keine Filtermaschinen mehr geben – und dann muss man vorbereitet sein. Genauso verhält es sich mit der Roboterchirurgie“, führt Prof. Dr. med. Dr. Heuer aus.
Die Robotik bietet ein exzellentes dreidimensionales Kamerabild und eine hohe Präzision auf engstem Raum.
Prof. Dr. med. Dr. Heuer sagt hierzu: „Das sind definitiv Vorteile, die wir nutzen können. Aber sie ersetzen nicht automatisch die Erfahrung und Sicherheit, die wir mit dem laparoskopischen Standardverfahren seit Jahren haben. Der Umgang mit dem Roboter muss gelernt werden – es gibt eine gewisse Lernkurve, die man durchlaufen muss. Und wenn man ein Verfahren perfekt beherrscht, stellt sich immer die Frage, wie viel man durch eine neue Technologie tatsächlich gewinnt. Deshalb setzen wir den Roboter in Situationen ein, bei denen die Voraussetzungen günstig sind – zum Beispiel bei schlanken Patienten ohne Voroperationen im Bauchraum, die eine ideale anatomische Ausgangslage bieten. So können wir mit der Robotik vergleichbare Ergebnisse erzielen wie mit der Laparoskopie und gleichzeitig unsere Expertise in diesem Bereich kontinuierlich weiterentwickeln. Unser Standardverfahren bleibt derzeit dennoch ganz klar die laparoskopische Technik, mit der wir hervorragende Resultate erzielen. Die Robotik ist für uns ein ergänzendes Werkzeug – ein Schritt in Richtung Zukunft, aber nicht für jeden Fall notwendig“.
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff birgt auch die Fundoplicatio gewisse Risiken. Zu den häufigsten Beschwerden nach der Operation zählen vorübergehende Schluckstörungen und das Unvermögen, Luft aufzustoßen, was zu Blähungen führen kann. In seltenen Fällen können Infektionen, Blutungen oder Verletzungen angrenzender Organe auftreten. Auch ein Wiederauftreten des Refluxes ist möglich, falls sich die Fundoplicatio lockert. Moderne minimalinvasive Techniken, erfahrene Operateure und eine sorgfältige Nachsorge helfen jedoch, diese Risiken deutlich zu reduzieren.
Nach der Fundoplikatio-Operation beginnt eine wichtige Erholungsphase, in der sich der Körper an die Veränderungen im Magen-Darm-Bereich anpasst. Die meisten Patienten können nach wenigen Tagen entlassen werden, doch eine sorgfältige Nachsorge und Anpassung der Ernährung sind entscheidend für eine schnelle und komplikationsfreie Heilung.
„Nach der Operation bleibt der Patient in der Regel drei Tage bei uns. Die Aufnahme erfolgt am Tag der Operation, und am dritten Tag, also oft schon am Freitag nach einer Operation am Mittwoch, kann der Patient wieder nach Hause gehen. Eine Drainage ist nicht notwendig, da bei der Operation keine Komplikationen wie Blutungen auftreten. Schon am Tag der Operation kann der Patient wieder essen. Die Medikamente, die er zuvor zur Salzsäureproduktion eingenommen hat, stellt er direkt ab. Am Entlassungstag wird noch ein Breischluck gemacht, um mit einem Kontrastmittel zu überprüfen, ob der Hiatus korrekt verschlossen ist. Dieser Schritt dient als Ausgangsbild für die postoperative Überprüfung. Im ambulanten Setting, besonders nach ein bis zwei Wochen, biete ich den Patienten an, sie nochmals zu sehen, um ihren Fortschritt zu überprüfen und um zu sehen, ob es noch Beschwerden gibt. In der ersten Zeit nach der Operation, insbesondere innerhalb von zwei bis vier Wochen, gewöhnen sich die Patienten an die veränderten Druckverhältnisse im Körper. Es kann dabei zu einem Gefühl kommen, als ob der Patient gegen Widerstand schluckt – ein sogenanntes Globusgefühl. Doch diese Beschwerden klingen meistens innerhalb von sechs Monaten ab. Nach etwa einem halben Jahr haben wir in der Regel sehr gute Ergebnisse. In den meisten Fällen, wie auch im letzten Jahr bei den 60 operierten Patienten, fühlen sich 58 von ihnen wohl, benötigen keine Medikamente mehr und haben keine Rückfälle. Es gibt auch keine nennenswerten Beschwerden mehr. Zur Frage, ob ein Patient am Tag der Operation ein Glas Sekt trinken kann: Es wäre theoretisch möglich, aber aus praktischen Gründen würde ich das nicht empfehlen. Die Kohlensäure und der Alkohol könnten zu weiteren Problemen führen. Stattdessen wäre ein Glas Wasser sinnvoller. Wir beginnen jedoch am Tag der Operation direkt mit der Kostaufnahme, da wir darauf vertrauen, dass der Patient in der Lage ist, wieder normal zu essen“, erläutert Prof. Dr. med. Dr. Heuer zum Ablauf nach einer erfolgten Operation.
Ein prophylaktischer Rat umfasst vor allem die Grundlagen eines gesunden Lebensstils:
„Frische, ausgewogene Kost statt Fertigprodukten, maßvoller Alkoholkonsum und regelmäßige Bewegung. Wichtig ist auch, nicht zu rauchen und Übergewicht zu vermeiden, da Fettansammlungen im Bauchraum Druck auf den Magen ausüben können. Insgesamt geht es darum, bewusst und gesund zu leben. Natürlich gibt es keine Garantie, dass man bestimmten Erkrankungen vollständig vorbeugen kann, aber ein aktiver Lebensstil trägt dazu bei, das Risiko zu verringern“, empfiehlt Prof. Dr. med. Dr. Heuer, und damit beenden wir unser Gespräch.
Besten Dank, Professor Dr. Dr. Heuer, für diesen eindrucksvollen Einblick in die Behandlung von Reflux!