Rekonstruktion des Streckapparates nach Knie-TEP - Medizinische Experten

Im Rahmen der Implantation von künstlichen Kniegelenken kann es in Ausnahmefällen zur Verletzung des Streckapparates kommen. Hierbei handelt es sich um eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation nach einer Knie-Totalendoprothese (Knie-TEP) Operation

Welche Verletzungen des Streckapparates nach einer Knie-TEP möglich sind und wie die Behandlung erfolgt, erfahren Sie hier.

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Rekonstruktion des Streckapparates nach Knie-TEP - Weitere Informationen

Ursachen für Verletzungen und Funktionsstörungen des Streckapparates nach Knie-TEP

Im Rahmen der operativen Implantation einer Knie-TEP kann es zu einer Schädigung des Streckapparates kommen.

Eine übermäßige Belastung oder die unkontrollierte, ruckartige Mobilisierung nach einer Operation kann zu Verletzungen des Streckapparates führen. Typischerweise ist das Patellaband betroffen.

Eine spät auftretende Lockerung des Implantates oder die Fehlplatzierung des Gelenk-Inlays können ebenfalls zur Gewebeschädigung am Streckapparat führen.

Davon abzugrenzen sind Einschränkungen in der Funktion des Streckapparates, ohne dass mechanische Zerreißungen der Strukturen vorliegen.

Hier sind Einblutungen und Quetschungen der Oberschenkelmuskulatur nach einer Blutsperre oder neurologische Mikrotraumatisierungen im Oberschenkelbereich zu nennen.

Auch eine reflektorische oder psychogene Verminderung der aktiven Streckfähigkeit ist bei vorübergehenden postoperativen Funktionsstörungen möglich.

Diese sind, je nach OP-Zugang, in der Frühphase als physiologische Anpassung zu bewerten. Sie können aber auch im Rahmen von Anpassungsstörungen über einen verlängerten Zeitraum fortbestehen.

Eingesetzte KnieendoprotheseKnie-TEP im Röntgenbild © LittleSteven65 / Fotolia

Symptome bei Verletzungen und Funktionsstörungen des Streckapparates nach Knie-TEP

Eine vollständige Streckung des Knies, insbesondere die aktive Streckung gegen die Schwerkraft des horizontal ausgestreckten Beines gelingt nicht

Schmerzen im Kniebereich, vor allem beim Versuch, das Knie aktiv gegen Widerstand zu strecken. Seltener auch während der Stabilisierungsphase beim Gehen.

Veränderte Gangart oder Hinken, um das betroffene Bein zu entlasten.

Sturzneigung aufgrund fehlender muskulärer Stabilisierung des Beines beim Beginn der Beugung.

Muskelatrophie und dadurch weiterer Kraftverlust im Quadrizepsmuskel

Rekonstruktion des Streckapparates nach Knie-TEP mit konservativen Behandlungsmethoden

Konservativ therapeutische Maßnahmen sind beim vollständigen Verlust des Streckapparates ohne Aussicht auf Erfolg.

Um eine OP zu vermeiden, können orthopädische Funktionsorthesen (äußerlich angebrachte Schienen) in unterschiedlicher Ausprägung die Alltagsfunktion teilweise herstellen.

Der alltägliche Tragekomfort dieser Schienen ist jedoch für Patienten nicht befriedigend, daher findet sie wenig Verbreitung.

  • Physiotherapie

Bei einer teilweisen Funktionsminderung des Streckapparates können gezielte Übungen helfen, die Funktion wieder zu verbessern.

  • Elektrostimulation

Eine elektrische Stimulation kann bei intakten anatomischen Strukturen helfen, einen geschwächten Quadrizepsmuskel zu aktivieren und die Funktion zu verbessern.

Elektrostimulation für das Knie Mit der elektrischen Stimulation lässt sich die schwache Muskulatur nach einer Knie-OP wieder stärken @ neotemlpars106 /AdobeStock

Operative Rekonstruktion des Streckapparates

  • Sehnennaht

Ist die Quadrizepssehne gerissen, können Ärzte sie operativ nähen, um die Funktion wiederherzustellen.

  • Transplantation

In schweren Fällen ist eine Transplantation von Sehnen oder Muskeln aus anderen Körperbereichen eine Möglichkeit, um die Funktion wiederherzustellen. Die Verwendung von künstlichem Sehnenersatz-Gewebe ist ebenfalls möglich.

  • Implantatrevision

Wenn Lockerungen oder Fehlplatzierungen der Implantate Grund für die Verletzung sind, ist eine erneute Operation an der Prothese erforderlich.

Ist eine sinnvolle Wiederherstellung des Streckapparates chirurgisch nicht möglich, kommt die Versteifung des betroffenen Kniegelenkes zum Einsatz. Die Fähigkeit, das Knie beugen zu können, ist jedoch vermindert.

Die Wahl der Behandlungsoption hängt ab von:

  • Schwere der Verletzung,
  • Zustand des Patienten und
  • Anderen individuellen Faktoren

Eine exakte Diagnose und eine angemessene Behandlung sind entscheidend, die Funktion des Streckapparates nach einer Knie-TEP wiederherzustellen.

Quellen

https://www.universimed.com/ch/article/orthopaedie-traumatologie/insuffizienz-des-streckapparates-nach-knietotalprothese-2104062

https://www.egms.de/static/en/meetings/dkou2013/13dkou595.shtml

https://www.researchgate.net/profile/Michael-Fuchs-3/publication/284563223_Verletzungen_und_Rekonstruktion_des_Streckapparates_nach_Knie-TEP/links/5c33c088a6fdccd6b59ae650/Verletzungen-und-Rekonstruktion-des-Streckapparates-nach-Knie-TEP.pdf
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