Gelenkverschleiß (Arthrose) durch dauerhafte Fehl- und Überbelastung zerstört die physiologische (gesunde) Gelenkfunktion. Unter Gelenkverschleiß versteht man genauer das mit der Zeit forschreitende Abschleifen der Knorpelflächen an den knöchernen Gelenkpartnern. Schmerzen sind die Folge.
Das Video zeigt den Krankheitsverlauf der Arthrose und ihre Auswirkungen auf das Gelenk:
Wenn sich die Erkrankung nicht anders behandeln lässt, hilft nur noch der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks - einer Knie-Endoprothese. Auf diese Weise können die Mediziner Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit effektiv entgegenwirken.
Welche Form von Endoprothese beim betroffenen Kniegelenk zum Einsatz kommt, hängt vom Grad der Kniearthrose und den genau betroffenen Bereichen des Kniegelenks ab. Nicht immer ist eine Knie-TEP, also eine Totalendoprothese, notwendig. Oft reicht es aus, nur manche Bereiche des Gelenks zu ersetzen.
Als Knieprothese kommt eines der folgenden Prothesensysteme zum Einsatz:
- Knieteilprothese (Hemischlitten): Bei ausschließlichem Verschleiß des medialen oder lateralen Bereiches des Kniegelenks.
- Ungekoppelte Knie-TEP (Oberflächenersatz): Vollständiger Ersatz aller Gelenkanteile. Bei Verschleiß mehrerer Bereiche des Kniegelenks, aber intaktem Bandapparat des Knies.
- Teilgekoppelte Knie-TEP: Totalendoprothese bei mit mäßigem Ungleichgewicht des Bandapparates. Die Endoprothese stellt gleichzeitig einen Teil der Bandfunktion sicher. Nur teilweise Stabilisierung des Gelenks und Unterstützung der bestehenden Kollateralbandstrukturen.
- Gekoppelte Knie-TEP: Totalendoprothese bei massiven Bandinstabilitäten und erheblichen Achsfehlstellungen. Bei dieser Prothesenart sind Tibiaplateau (Schienbein) und Femurteil (Oberschenkelknochen) fest über ein Gelenk miteinander verbunden.
Die einzelnen Knie-TEP-Modelle unterscheiden sich außerdem in einer Vielzahl von weiteren Parametern, wie beispielsweise:
- Material (Titan und dessen Legierungen, Kobaltbasislegierungen, Stahl)
- Beschichtung (Titan/Aluminium- und Keramikoxid)
- Oberflächenstruktur (Mikro-/Makrostrukturierung)
- Zementiert vs. zementfrei
- Geschaftet vs. nicht geschaftet
Das Prinzip der Endoprothese des Kniegelenks zeigt das Video:
Die Implantation einer Knie-TEP kann entweder in zementfreier oder zementierter Technik erfolgen. Unter Zementierung versteht man eine zusätzlich verwendete Verankerungsmasse, die die neuen Gelenkanteile sozusagen im Körper festklebt.
Zementfreie Knie-TEP
Bei einer zementrfreien Knie-TEP wird das Prothesenlager mittels Press- oder Formfit am Knochen befestigt. Diese „Verklemmung“ der Knie-TEP führt zu einer Primärsabilität. Im Anschluss ist das sekundäre Einwachsen von spongiösen Knochenstrukturen möglich. Eine sofortige Belastung der Knie-TEP ist möglich.
Bei dieser Verankerungsart ist eine gesunde Knochenmatrix eine Voraussetzung für gute Langzeitergebnisse. Deshalb sind Osteoporose und Knochenstoffwechselstörungen jeglicher Art eine Kontraindikation. Das heißt, dass in diesen Fällen die TEP nicht zementfrei implantiert werden kann.
Ein Vorteil der zementfreien Knie-TEP ist das einfachere Entfernen der Endoprothese, sofern dies für einen Prothesenwechsel erforderlich ist. Beim Entfernen geht weniger Knochensubstanz verloren.
Dennoch kann es aufgrund der veränderten Belastungsverhältnisse zum Abbau von Knochenmatrix (Lysen) kommen. Davon betroffen ist besonders der Bereich des unteren Oberschenkelknochens zwischen den beiden höckerartigen Knochenfortsätzen.
Zementierte Knie-TEP
Hier dient ein Kunststoff (Polymethylmetacrylat) als Verbindung (Interface) zwischen der Knochenmatrix und der Knieprothese. Diese Implantationstechnik ist weit verbreitet. Sie kann auch bei Patienten zum Einsatz kommen, bei denen aufgrund einer verminderten Knochenqualität/-dichte eine zementfreie Endoprothese nicht möglich ist.
Nach der Implantation kann die Knietotalendoprothese voll belastet werden.
Hybrid-Endoprothetik
Hier werden die Vorteile beider Implantationstechniken miteinander verbunden. Zumeist wird das Tibiateil (Schienbeinknochen) zementiert und das Femurteil (Oberschenkelknochen) zementfrei implantiert.
Eine postoperative Vollbelastung ist auch hier möglich.

Knie-TEP im Röntgenbild © LittleSteven65 / Fotolia
Standardmäßig kann der Zugang zum Kniegelenk über mehrere Wege erfolgen. Der Patient befindet sich bei dem Eingriff in Rückenlage.
Der Hautschnitt erfolgt meistens anteriomedial (d.h. von vorn in Richtung der Innenseite des Beins) über der Kniescheibe (Patella). Die Eröffnung der Kniegelenkskapsel kann standardmäßig auf verschiedene Weise erfolgen.
Der parapatellare (neben der Kniescheibe gelegene) Zugang bietet einen exzellenten operativen Überblick über alle drei Kompartimente.
Ein Nachteil dieses Zugangs ist, dass durch den Schnitt der Musculus vastus medialis gestört wird. Der Eingriff kann deswegen mit einer Schwächung des Muskels von bis zu 60 Prozent einhergehen.
Der sogenannte midvastus-Zugang bietet eine nahezu gleich gute Übersichtlichkeit. Allerdings kann es aufgrund des Einschnittes im Bereich des Vastus medialis zu Blutungen mit Hämatomen kommen.
Beim subvastus-Zugang wird der Vastus medialis nicht oder nur gering traumatisiert. Dadurch ist aber die Übersicht über das Operationsgebiet während dem Eingriff weniger gut.
Minimal-invasive Implantationsverfahren sind, ähnlich der Hüftendoprothetik, auch am Kniegelenk möglich. Sie schonen hauptsächlich weichteilige Strukturen wie den Musculus vastus medialis und die Sehne des Musculus quadrizeps femoris.
Damit tragen sie entscheidend dazu bei, die Patienten nach der OP schneller zu mobilisieren und muskuläre Insuffizienzen zu verhindern.
Rund 7 Prozent aller Patienten werden in den ersten zehn Jahren nach dem Einsatz ihres Kunstgelenkes erneut operiert.
Die Ursachen für Revisionsoperationen bei einer Knie-TEP sind vielfältig. Manchmal machen sich Infekte und auch Fehlfunktionen des Kunstgelenkes in den ersten zwei Jahren nach der Operation bemerkbar. Schmerzt das Gelenk dauerhaft nach der Implantation einer Knie-TEP weiter, muss sorgfältig nach den Ursachen gefahndet werden.
Wenige Fälle bleiben ungeklärt. Dazu gehört beispielsweise eine „Arthrofibrose“ - eine schmerzhafte Verdickung und Schrumpfung der Gelenkkapsel. Sie führt zu einer dauerhaften Funktionsbehinderung des Gelenkes.
Aufbraucherscheinungen am Kunstgelenk und Prothesenlockerungen treten dagegen erst sehr viel später nach der Erst-Operation auf. Sie sind leichter zu diagnostizieren.
Planung einer Prothesenwechsel-Operation am Knie
Zunächst erfolgt eine genaue klinische Untersuchung. Beurteilt werden hier
- Gelenkfunktion,
- Bandstabilität,
- Muskelfunktion,
- Narbensituation und die
- Schwellneigung.
Röntgenkontrollen prüfen den Sitz der Knie-TEP. Die Stellung der Prothese kann durch Spezialaufnahmen zusätzlich kontrolliert werden.
Von großer Bedeutung ist es, eine Infektion im Knie auszuschließen. Neben Blutabnahmen sind hier Punktionen des Gelenkes zur Diagnosefindung unabdingbar. Manchmal sind auch Gewebeprobenentnahmen notwendig.
Die Revisionsoperation erfolgt erst dann, wenn die Ursachen geklärt sind. Die Ärzte müssen dazu außerdem eine klare Revisionstrategie entwickeln. Hier drei Beispiele für den Wechsel einer Knie-TEP:
- Austausch des Polyethylen-Inlays (Lauffläche des Gelenkes) wegen Verschleiß/Abrieb oder leichter Instabilität
- Ersatz der Kniescheibenrückfläche als Zweiteingriff wegen dauerhafter vorderer Knieschmerzen
- Wechsel des Kunstgelenkes wegen einer Infektion oder nicht beherrschbarer Fehlfunktion/Bandinstabilität, Lockerung oder Fehlpositionierung (ein- oder zweizeitig)
Prothesenmodelle bei einer Revisionsoperation am Knie
Revisionsendoprothesen sind modular aufgebaut. Sie bestehen aus einer großen Anzahl einzelner Teile, die auf verschiedenste Art kombiniert werden können. Dadurch können sie sehr gut der individuellen Situation des Patienten angepasst werden.
Die Erfahrung der Klinik und des Operateurs ist von großer Bedeutung für eine gelungene Revision. Die präoperative Planung ist unabdingbar, auch Komplikationsmöglichkeiten müssen bedacht werden.
Orthopädische Fachkliniken oder Endoprothetik-Zentren haben die notwendige Erfahrung und Spezialinstrumentarien.
Nachbehandlung nach einer Prothesenwechsel-Operation am Knie
Das Ziel einer Revisionsoperation ist es, dass der Patient sein Gelenk schnell wieder voll belasten und bewegen kann. Nur in Ausnahmesituationen muss der Patient für eine bestimmte Zeit Einschränkungen einhalten.
Eine individuell abgestimmte Schmerztherapie ermöglicht die schonende und zügige Mobilisation.
Die enge, fachübergreifende Zusammenarbeit von Physiotherapeuten, Anästhesisten und Operateur ist maßgeblich für den Operationserfolg. Insgesamt wird ein ähnliches Nachbehandlungskonzept wie bei der Erstoperation eingehalten.
Nach ca. 3 Monaten können die Patienten dann mit Sportarten wie
- Nordic Walking,
- Wandern,
- Skilanglauf,
- aber auch Schwimmen
beginnen.
Ergebnisse bei einer Revisionsoperation am Knie
Die Erfahrung zeigt, auch statistisch, dass die meisten Revisionsoperationen erfolgreich sind. Selbstverständlich hängt dies im Einzelfall immer von der Ausgangssituation und dem Grund für die Revision ab.
Vor einer Operation muss mit jedem Patienten das spezifische Problem genau besprochen werden.