In der Mehrheit der Fälle sind grampositive Keime (Staphylococcus aureus und epidermidis) die Ursache für die Protheseninfektion. Aber auch Keime aus dem gramnegativen Spektrum (E. coli und Pseudomonas aeruginosa) können in seltenen Fällen die Protheseninfektion hervorrufen.
Ein erhöhtes Risiko, eine Infektion zu entwickeln, haben vor allem Patienten, die
vorangegangene gleichseitige Hüftoperationen
in ihrer Krankengeschichte aufweisen.
Der Wechsel einer bereits implantierten Knieprothese kann verschiedene Gründe haben © RFBSIP | AdobeStock
Eine Protheseninfektion wird über bestimmte Entzündungsparameter im Blut kontrolliert. Dazu gehören die Laborwerte für
- Leukozyten,
- C-reaktives Protein und
- die Blutsenkung.
Wenn Patienten bereits zusätzlich eine entzündliche Systemerkrankung haben, müssen die Entzündungsparameter im Blut dementsprechend vom Arzt bewertet werden.
Eine weitere diagnostische Abklärung erfolgt in Form von
mit anschließender mikrobiologischer Untersuchung.
Die Therapiestrategie beim Knieprothesenwechsel richtet sich nach
- Art,
- Dauer und
- Ausprägungsgrad der Protheseninfektion sowie
- der körperlichen Konstitution des Patienten.
Behandlungsmöglichkeiten sind:
- Eine Lavagierung des Gelenks mit Kopf- und Inlaywechsel (bei Frühinfekten bis zu 2 Wochen),
- ein einseitiger Prothesenwechsel (bei Monoinfektionen mit einfachem Keimspektrum und einem guten knöchernen Lager),
- oder ein zweiseitiger Wechsel (temporäres Einbringen eines antibiotikahaltigen Platzhalters aus Knochenzement).
Unabhängig vom Implantationsverfahren (zementiert/ unzementiert) erfolgt der Knieprothesenwechsel bei einer aseptischen Lockerung der Prothese meist einseitig.
Eine bereits seit der Operation bestehende Instabilität mit Schmerzen ist zumeist auf ein unzureichendes Weichteilbalancing zurückzuführen. In einer Vielzahl der Fälle ist sie kombiniert mit einer Fehlrotation der Knieprothese.
Treten Schmerzen aufgrund einer Instabilität im Kniegelenk auf, kann zunächst eine konservative Therapie helfen. Dazu gehören
- Krankengymnastik,
- Phonophorese und
- Infiltrationen.
Eine Vielzahl der Schmerzpatienten mit leichten Instabilitäten kann durchaus konservativ erfolgreich therapiert werden.
Bei Patienten, bei denen sich die Beschwerden nicht lindern, ist meist eine operative Intervention erforderlich. Das Ziel der Operation ist es, die Weichteilbalance wiederherzustellen.
Dies kann durch verschiedene Releasetechniken oder durch einen Wechsel auf Prothesensysteme erfolgen, die entweder teilweise (teilgekoppelte) oder die vollständige (gekoppelte) Funktion der Seitenbänder übernehmen.
Ultraschall zählt zu den diagnostischen Mitteln zur Beurteilung der Weichteilstrukturen im Knie © New Africa | AdobeStock
Periprothetische Frakturen können durch
- äußere Gewalteinwirkungen,
- bei aseptischen Lockerungen aber auch
- unmittelbar bei der Operation
auftreten. Hier ist das Ziel die Wiederherstellung der anatomischen Verhältnisse und der knöchernen Kontinuität. Teilweise kann dies mit dem Erhalt der Prothese durch Osteosyntheseverfahren (winkelstabile Platte, Markraumnagel) erreicht werden.
Zumeist ist aber der Knieprothesenwechsel auf ein gestemtes (gestiehltes) System erforderlich. Dieses muss die Fraktur überbrücken und die Krafteinleitung distal (tibial) oder proximal (femoral) des Frakturspaltes ermöglichen.
Das Nutzen vorhandener Zugänge und die Wiederherstellung der einzelnen Schichten sind auch beim Knieprothesenwechsel entscheidende Maßnahmen.
Nach dem Entfernen der Prothesenanteile sind meist ausgedehnte Knochendefekte tibial und femoral zu verzeichnen. Diese werden in nicht zirkumferentiell (kleine-mittlere) und zirkumferentiell (große) Defekte unterschieden. Daher ist es bei den meisten Revisionsprothesen möglich, zusätzliche Augmentationsblöcke individuell defektabhängig zu montieren.
Größere Defekte können auch mit allogenen Knochentransplantaten aufgefüllt werden. Aufgrund größerer Knochendefekte mit fehlenden Verankerungsmöglichkeiten für die Prothese kann eine gestemte (gestiehlte) Prothese zum Einsatz kommen. Diese Stem sorgt für eine Verteilung der Belastung zur femoralen oder tibialen Knochendiaphyse.
Bei ausgeprägten Defekten mit massiven Substanzverlusten im Bereich der distalen Femur oder der proximalen Tibia kommen auch sogenannte Tumorprothesen zum Einsatz. Diese ersetzen die defizitären Knochenanteile prothetisch.
Bei der Rekonstruktion von Kniegelenken mittels Revisionsprothese sollte auf Folgendes geachtet werden:
- Wiederherstellung der ursprünglichen Gelenklinie
- Ausgewogenes Verhältnis zwischen Beuge- und Streckspalt
- Vermeiden von Fehlrotationen femoral und tibial
- Weichteilbalancing/Alignment