Die Vitrektomie (vitreus (lat.): gläsern, ek (gr.): heraus, tomein (gr.): schneiden) bezeichnet die chirurgische Entfernung von Teilen des Glaskörpers oder auch des gesamten Glaskörpers aus dem Auge. Der Glaskörper bildet den mittleren Teil des menschlichen Auges und besteht hauptsächlich aus einer gelartigen Substanz, die den hinteren Teil des Auges ausfüllt und so das Auge stabil hält. Erkrankt der Glaskörper, kann das beträchtliche Risiken mit sich bringen. Medizinische und gesundheitliche Gründe, die eine Vitrektomie erfordern, gibt es viele.
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Geschichte und Hintergrund der Vitrektomie
In der Medizin sah man noch bis in die späten Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts weitgehend von chirurgischen Eingriffen am Glaskörper ab, auch die Vitrektomie wurde dementsprechend nicht praktiziert. Dies wurde durch die zahlreichen Komplikationen begründet, die eine Glaskörperabsaugung mit sich brachten. Damals setze man bei typischen Beschwerden und Krankheiten, die eine Glaskörperentfernung notwendig machten, auf eine Tupfervitrektomie. Dabei wurde der Glaskörper mit einem Tupfer aus dem Augapfel gesaugt oder auch herausgezogen.
Bei der heute bekannten Vitrektomie mittels moderner Saug- und Schneidegeräte muss kein Zug auf den gesamten Glaskörper ausgeübt werden. Das senkt die Häufigkeit von möglichen Komplikationen bei diesem Eingriff. Diese Methode nennt sich Pars-plana Vitrektomie (kurz PPV). Dabei wird durch eine kontinuierliche Infusion in den Augapfel vermieden, dass dieser sich durch die Entfernung des Glaskörpers in sich zusammenfällt.
Da dies die Risiken des Eingriffs verringerte und eine Glaskörperentfernung auch bei schwierigen Fällen ermöglichte, kam die Vitrektomie – sofern es gesundheitlich vonnöten war – immer mehr in Mode und löste andere Vitrektomie-Verfahren weitgehend ab. Durch die neuen Möglichkeiten konnte man nun viele Beschwerden und Krankheiten am Auge gezielter und risikoarmer behandeln.
Notwendigkeit einer Glaskörperentfernung
Viele Patienten schrecken vor einer Vitrektomie erst einmal zurück. Viel zu verankert ist der Glaube, dass der Glaskörper einen nicht ersetzbaren und wichtigen Teil des Auges darstellt. Daher wird dessen Verlust oft mit dem Verlust der Sehkraft gleichgesetzt. Tatsächlich ist die Glaskörpersubstanz jedoch nur in der Entwicklungsphase des Auges wichtig.
Später füllt er vielmehr lediglich den Augapfel aus und gibt ihm Form. Dies kann problemlos durch andere Substanzen übernommen werden. Meist wird zunächst Luft oder Gas in das Auge eingegeben, welches sich im Verlauf resorbiert und durch körpereigne Flüssigkeit ersetzt wird. Manche Fälle, beispielsweise schwierige Netzhautablösungen, erfordern eine Eingabe von Silikonöl.
Die Absaugung des Glaskörpers kann unter verschiedenen Umständen notwendig werden. Wird das Auge bei einem Unfall verletzt, kann es häufig zu Einblutungen in den Glaskörper oder Verschmutzung durch Fremdkörper kommen. Kann der Körper Fremdstoffe nicht selbstständig aus dem Auge abbauen, muss der Glaskörper entfernt und durch eine neutrale Lösung ersetzt werden. Weitere häufige Gründe für eine Vitrektomie sind eine Netzhautablösung oder die diabetische Retinopathie. Tritt Flüssigkeit aus dem Glaskörper aus, kann das die Netzhaut dauerhaft schädigen und zu starken Sehschwierigkeiten führen.
Eine Vitrektomie kann die Sehfähigkeit deutlich verbessern, zur Diagnose oder der medikamentösen Versorgung des Auges mit Antibiotika dienen. Weil eine Augenoperation immer einige Risiken mit sich bringt, wird eine Vitrektomie nur selten bei leichten Beschwerden durchgeführt. Bei schwereren Beschwerden, wie nicht entfernbare Fremdkörper im Auge sollte eine Vitrektomie so schnell wie möglich durchgeführt werden, um Verschlechterungen der Sehfähigkeit oder sogar die Erblindung zu vermeiden.
Vorbereitungen und Voruntersuchungen
Ob eine Vitrektomie zur Behandlung einer Augenerkrankung notwendig ist, kann der behandelnde Arzt nur nach einer umfangreichen Untersuchung feststellen. Hierbei muss die individuelle Diagnose ebenso genau begutachtet werden wie der Zustand des Auges und der Zustand des Patienten. Sprechen der gesundheitliche Zustand des Patienten oder des Auges beispielsweise gegen eine Vitrektomie, sollten andere Behandlungswege gesucht werden.
Ebenso muss bereits in den Voruntersuchungen geklärt werden, ob eine gänzliche Glaskörperentfernung im Auge notwendig ist oder ob eine Teilentfernung in Betracht kommt.
Die Durchführung der Vitrektomie
Bei der Vitrektomie handelt es sich um eine erprobte Operation, die stets im Inneren des Auges stattfindet. Dabei wird nur die geleeartige Masse, welche den Glaskörper darstellt und die den hinteren Abschnitt des Auges ausfüllt, an- und abgesaugt. Im Gegensatz zu älteren Verfahren wird bei der modernen Glaskörperentfernung kein Zug mehr auf das Auge ausgeübt, was dafür sorgt, dass der Druck im Auge während des Eingriffs weitgehend stabil bleibt.
Die Glaskörperentfernung erfolgt meistens unter lokaler Betäubung. Die Beweglichkeit des Auges wird meist durch eine Injektion von Betäubungsmitteln direkt hinter oder neben das Auge ausgeschaltet. Nur in seltenen Fällen (etwa bei Kindern, ängstlichen Patienten oder speziellen Risikofaktoren) muss die Vitrektomie unter Vollnarkose durchgeführt werden.
Zunächst setzt der Chirurg drei kleine Stiche, die als Zugänge für das notwendige Werkzeug dienen. Durch diese Zugänge werden ein Saug-Schnittwerkzeug, eine Spüldrainage – die der Aufrechterhaltung des Augendruckes dient – und eine Lichtquelle eingeführt.
Anschließend werden die erkrankten oder beschädigten Teile des Glaskörpers, oder auch die gesamte Masse, entfernt. Um dabei zu verhindern, dass das Auge durch die Entfernung des Glaskörpers in sich zusammenfällt, wird durch eine minimale (kleiner als 1 mm) Öffnung in der Augenwand Flüssigkeit in das Auge eingelassen.
Die drei Schnitte sind so winzig, dass sie nach Vitrektomie meist nicht einmal vernäht werden müssen. Im Regelfall treten, wenn überhaupt, nur leichte Schmerzen auf. Dennoch erfolgt der Eingriff meist unter stationären Bedingungen und macht einen Krankenhausaufenthalt von zwei bist fünf Tagen notwendig.
Die Dauer des Eingriffs beträgt durchschnittlich je nach Schweregrad des Eingriffs zwischen 30 und 60 Minuten.
Komplikationen und Risiken
Eine Glaskörperoperation birgt wie jeder operative Eingriff eine ganze Reihe von Risiken und Nebenwirkungen. Diese sollte der Betroffene stets mit dem behandelnden Arzt während der Vorbesprechungen klären. Insgesamt sind die Risiken jedoch relativ gering. In den meisten Fällen wiegt der Nutzen der OP das Risiko auf.
Während und nach der Operation wäre eine Entzündung eines der größten Risiken, die der Eingriff mit sich bringt. Um das Infektionsrisiko zu verringern, setzt man auf einen stationären Aufenthalt nach der Behandlung. Da das Infektionsrisiko in den ersten Tagen nach der Glaskörperentfernung am Auge besonders hoch ist, werden umfangreichere Eingriffe auch heute noch ausschließlich stationär durchgeführt. Nur in sehr seltenen Fällen wird die Vitrektomie ambulant vollzogen.
Weitere Komplikationen sind Schwankungen des Augendrucks, Rezidive oder gar Netzhautablösungen, die eine erneute OP erfordern können. Ein weiteres Risiko nach einer Vitrektomie lässt sich kaum einschränken und tritt in vielen Fällen ein- bis zwei Jahre nach der Operation ein. Der sogenannte Graue Star oder auch Katarakt, also die Trübung der Linse, ist die häufigste Folgeerkrankung nach einer Vitrektomie und muss in schweren Fällen mit einer weiteren Operation an der Augenlinse behoben werden.
Katarakt im Licht einer Spaltlampe
Nachbehandlung und Prognose
Nach dem Krankenhausaufenthalt sollte der Patient einige Tage und Wochen Vorsicht walten lassen. Was in Bezug auf Hygiene der Augen, Belastungsgrenzen und Kopfhaltung (sowohl tagsüber als auch nachts) zu beachten ist, gibt der behandelnde Arzt an den Patienten weiter. Die individuelle Betrachtung ist auch deshalb sehr wichtig, da nicht jede Vitrektomie und auch nicht jeder Patient dieselben Verhaltensregeln erfordern. Meistens sollten jedoch eine Zeitlang körperliche Anstrengung, Sport, direkte Sonneneinstrahlung, ständiges Reiben oder Fassen an die Augen und Make-up (wie Lidschatten oder Wimperntusche) vermieden werden.
Fazit zur Vitrektomie
Die Entscheidung, eine Vitrektomie durchzuführen, muss der Augenarzt in Abhängigkeit von der Erkrankung und der entsprechenden Prognose treffen. Es muss bedacht werden, dass nicht alle Beschwerden durch die Vitrektomie komplett beseitigt werden können. Gegebenenfalls hilft es, einen in diesem Gebiet erfahrenen Augenarzt zu konsultieren.