Ein besonderes Kennzeichen für den Grauen Star (medizinisch: Katarakt) ist im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung eine gräuliche Färbung hinter der Pupille. Sie entsteht durch die allmählich voranschreitende Trübung der Augenlinse.
Von dieser Färbung leitet sich die Bezeichnung „Grauer Star“ ab. Betroffen sind vor allem ältere Menschen über 60 Jahre, Grauer Star wird daher auch häufig als Alterskatarakt bezeichnet.
Beim Grauen Star kommt es im weit fortgeschrittenen Stadium zu einer gräulichen Verfärbung hinter der Pupille
Grauer Star gilt als häufigste Ursache für eine Erblindung des menschlichen Auges weltweit. Er ist vor allem wegen mangelnder medizinischer Versorgung in Entwicklungsländern sehr häufig anzutreffen.
Jährlich unterziehen sich über 600.000 Menschen in Deutschland einer Operation zur Behandlung von Grauem Star. Die Chancen einer Heilung dieser Augenerkrankung stehen dabei sehr gut. Immerhin 90 Prozent der operierten Personen erreichen anschließend eine Sehleistung zwischen 50 und 100 Prozent.
Bei Personen im Alter zwischen 52 und 64 liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit der Erkrankung bei gut 50 Prozent. Im Alter zwischen 65 und 75 entsteht bei fast allen Menschen ein Grauer Star. 50 % der Betroffenen bemerken die Erkrankung jedoch erst im 75. Lebensjahr.
Grauer Star entsteht im hohen Alter bei fast allen Menschen
Grauer Star kann auf viele Ursachen zurückzuführen sein. Bei den meisten Menschen bricht der Graue Star ab etwa 60 Jahren aus (Altersstar), die Ursachen sind dabei meist erblich bedingt. Nur in sehr seltenen Fällen leiden auch Kinder und Jugendliche unter dieser Erkrankung.
Des Weiteren kann der Graue Star auch durch Medikamente wie zum Beispiel Kortison ausgelöst werden. Zudem gelten auch verschiedene Strahlen als eine Ursache für den Grauen Star:
- UV- Licht der Sonne
- Infrarotlicht
- radioaktive Strahlen
- Röntgenstrahlen
- Hitzestrahlen
Daher ist das Tragen von Schutzbrillen zum Schutz der Augen unerlässlich. Besonders in den Tropen ist auf Grund der direkten Sonnenstrahlung schon sehr früh mit einer Erkrankung zu rechnen. Hier zeigt sich der Graue Star häufig schon im Alter zwischen 40 und 50 Jahren.
Sonnenstrahlen schädigen die Augen. Schützen Sie sich vor UV-Strahlen!
Auch das Rauchen und andere Verletzungen des Auges begünstigen die Herausbildung der Krankheit. Zu den Augenverletzungen zählen:
- Prellung
- offene Verletzungen
- Eindringen von Fremdkörpern
- Verletzungen durch einen Strom- oder Blitzschlag
Ein weiterer Risikofaktor ist die Zuckerkrankheit (Diabetes). Die dadurch bedingte Form der Linsentrübung, der sogenannte Zuckerstar, betrifft vor allem jüngere Personen, die an Diabetes Typ I leiden. Mit Diabetes Typ II kann dagegen der Altersstar verfrüht auftreten. Dies beruht darauf, dass diese Personen nur eine Unempfindlichkeit der zuckerverarbeitenden Gewebe gegen Insulin haben. Der Insulinmangel tritt hier erst später auf.
Auch der Mangel an wichtigen Nährstoffen oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis können Auslöser für die Entstehung der Augenerkrankung sein.
Grauer Star kann auch angeboren sein. Das hat entweder erbliche Ursachen oder ist auf eine Komplikation während der Schwangerschaft zurückzuführen, wie beispielsweise eine Röteln-Erkrankung der Mutter.
Bei einem Grauen Star kommt es zu einer Linsentrübung. Das einfallende Licht wird durch diese Trübung diffus gebrochen. Dies sorgt gleichzeitig dafür, dass auch die Blendempfindlichkeit der betroffenen Personen stark ansteigt: Der Effekt ist zu vergleichen mit einer beschlagenen Windschutzscheibe im Auto, die bei frontal einfallendem Sonnenlicht grell leuchtet.
Betroffene stellen den Grauen Star häufig beim Autofahren unter schlechten Witterungsbedingungen erstmals fest. Je nach Schwere variieren die Symptome stark. Betroffene sehen daher unterschiedlich eingeschränkt.
Die Symptome beim Grauen Star zeigen sich meist eher im späteren Verlauf der Erkrankung:
- Schleiersehen
- Doppelbilder
- Kontrastverlust
- Lichtschein um Objekte
- Hell und Dunkel wird nicht mehr richtig angepasst
- Räumliches Sehen ist stark eingeschränkt
Ein großes Problem für viele betroffene Personen ist zudem die Veränderung des scharfen Sehens in der Ferne und Nähe. Dabei ist bei einer hinteren subkapsulären Rindentrübung das Sehen in der Nähe beeinträchtigt. Bei einem sogenannten Kernstar im Auge der betroffenen Person ist eine Auswirkung auf das Sehen in der Ferne zu beobachten.
Der Graue Star kann sich zudem auch zu einem sogenannten Totalstar entwickeln und somit zur Erblindung führen. Hier ist die ganze Linse des Auges betroffen. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, die Behandlung des Grauen Stars schon frühzeitig zu planen.
Bei der Diagnose greift der Arzt auf ein Spaltlampenmikroskop zurück. Dieses Mikroskop ermöglicht eine sechs- bis vierzigfache Vergrößerung der Linse im Auge. Auch die Hornhaut, die Rückfläche und die Vorderkammer des Auges können mit Hilfe dieses Mikroskops durchleuchtet werden.
Durch Augentropfen wird bei der Untersuchung dafür gesorgt, dass sich die Pupille des Auges für kurze Zeit weit öffnet.
Spaltlampenuntersuchung
Der Patient sitzt bei dieser Untersuchung vor dem Mikroskop. Das Kinn und die Stirn der Person werden hier festgespannt. Zunächst begutachtet der Arzt die Hornhaut des Auges, denn hier kann eine durch Grauen Star bedingte Sehstörung ihren Ursprung haben. Ursache könnte etwa eine unregelmäßige Krümmung der Hornhaut sein.
Katarakt im Licht einer Spaltlampe
Sofern der Verdacht auf eine Katarakt besteht, kann eine Videokeratoskopie diesen weiter untersuchen. Hier wird eine computergestützte Abbildung der eventuell betroffenen Hornhaut erstellt.
Des Weiteren erfolgt meist noch eine zusätzliche Messung der Dicke der Hornhaut sowie eine Messung der Endothelzelldichte. Mit Hilfe dieser Verfahren kann der Arzt andere Erkrankungen des Auges ausschließen und eine sichere Diagnose stellen.
Wie bei vielen Krankheiten spielt auch beim Grauen Star die Früherkennung eine wichtige Rolle. So wird grundsätzlich empfohlen, sich ab dem 40. Lebensjahr in regelmäßigen Abständen einer Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt zu unterziehen.
Leider wird diese Untersuchung bisher nicht von den Krankenkassen übernommen.
Der Graue Star geht unbehandelt mit dem schleichenden Verlust der Sehfähigkeit bis hin zur Erblindung einher. Anfangs werden Betroffene kurzsichtig. Da die Erkrankung häufig im höheren Lebensalter auftritt, wird eine bestehende Altersweitsichtigkeit zuerst noch ausgeglichen. Das heißt, die Betroffenen können plötzlich wieder für eine kurze Zeit ohne Brille sehen. Das Sehvermögen nimmt jedoch weiter ab. Das Bild wird trübe und zunehmend verschwommen. Ohne Operation führt der Graue Star schließlich zur Erblindung.
In der Regel sind beide Augen vom Grauen Star betroffen. Die Krankheit kann aber unterschiedlich schnell voranschreiten. Der Verlust der Sehkraft hängt unter anderem davon ab, wo die Linsentrübung ihren Ausgang nimmt. Bei jüngeren Menschen schreitet der Prozess oft schneller voran.
Der Graue Star wird im Rahmen einer Katarakt-Operation durch einen Linsenersatz behandelt. Dabei wird die getrübte Linse durch eine künstliche Linse ersetzt. Die Operation wird meist unter örtlicher Betäubung ambulant durchgeführt.
Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren des Linsenaustauschs: Intrakapsulär und Extrakapsulär. Beim extrakapsulären Eingriff verbleibt die Kapsel im Auge. Das aktuell häufigste Verfahren ist die extrakapsuläre Phakoemulsifikation.
Künstliche Augenlinse
Nach einem Beratungsgespräch mit dem Arzt kann die Entscheidung zur Operation des Grauen Stars leichter fallen. Der Zeitpunkt der Behandlung wird meist anhand der momentanen Lebenssituation der betroffenen Person gewählt. Hier spielen vor allem der Fortschritt des Grauen Stars und die damit verbundene Seheinschränkung eine entscheidende Rolle.
Ablauf der Katarakt-Operation: Phakoemulsifikation
Für die Betäubung des Auges kommen entweder Tropfen oder auch eine Spritze zum Einsatz. Der Schnitt ist nur zwei bis drei Millimeter lang und verheilt im Anschluss von alleine.
Durch diesen kleinen Schnitt verflüssigt der Arzt mit Hilfe von Ultraschall den Kern und die Rinde der Linse. Die dabei entstehende Flüssigkeit wird anschließend aus dem Auge gesaugt.
Bei der Operation des Grauen Stars lässt der behandelnde Arzt die seitliche und hintere Linsenkapsel stehen. Die künstliche Linse wird dabei zunächst gefaltet oder zusammengeklappt in den Kapselsack eingebracht. Erst im Auge breitet sich die weiche künstliche Linse aus und nimmt ihre Form an. Anschließend verankert der Arzt die Linse an ihren feinen Haltebügeln in der noch vorhandenen Kapselovale.
Nicht aufklappbare Linsen kommen heute nur sehr selten zum Einsatz. Zudem ist das Einpflanzen der künstlichen Linse auch hinter der Pupille möglich.
Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Ablauf der Katarakt-OP.
Nachbehandlung
An die Operation schließt sich eine Nachbehandlung mit einem Salbenverband an. Dieser bleibt grundsätzlich bis zum nächsten Tag auf dem Auge.
In den ersten vier Wochen nach der Operation sind in regelmäßigen Abständen antibiotische und entzündungshemmende Augentropfen anzuwenden. Zudem muss das behandelte Auge in gewissen Abständen von einem Augenarzt untersucht werden. Nach circa sechs bis acht Wochen kann man dann schließlich von einer Heilung des Auges und des Grauen Stars sprechen.
Wenn auch das zweite Auge operiert werden muss, wird mit dieser Operation meistens etwa ein Monat abgewartet. Nur so können mögliche Komplikationen der Heilung des Grauen Stars beim ersten Auge berücksichtigt werden.
Die Entwicklung eines Grauen Stars lässt sich nicht verhindern, aber durch eine Operation können die Symptome größtenteils behoben werden. Zudem sind Maßnahmen, die den Verlauf des Grauen Stars verlangsamen sollen, bisher medizinisch noch nicht belegt. Maßnahmen, die den Grauen Star verhindern, sind nach heutigem Stand der Medizin nicht möglich.
Wichtig ist grundsätzlich der Schutz der Augen vor UV-Strahlung, beispielsweise durch das Tragen von Sonnenbrillen mit geprüftem UV-Schutz.
Um einem angeborenen Grauen Star vorzubeugen, sollte sich die werdende Mutter auf jeden Fall gegen Röteln impfen lassen.