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Neurodermitis Fälle in Deutschland
14.174 Fälle im Jahr 2020
14.428 Fälle im Jahr 2023
( Prognose )
Das prognostizierte Fallzahlwachstum basiert auf Angaben zur Bevölkerungsentwicklung der statistischen Bundes- & Landesämter. Die Berechnung erfolgt je Altersklasse, sodass demographische Effekte berücksichtigt werden. Die Fallzahlen basieren aus einer Vernetzung von unterschiedlichen öffentlich zugänglichen Quellen. Mittels Datenanalyseverfahren werden diese Zahlen aufbereitet und unseren Usern zugänglich gemacht.
Artikelübersicht
Die Neurodermitis, auch als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung der Haut, die mit Hautausschlag und Juckreiz einhergeht. Ebenso wie das allergisches Asthma und die allergische Nasenschleimhautentzündung (Rhinokonjunktivitis) gehört auch die Neurodermitis zum sogenannten atopischen Formenkreis. Rund zehn bis 15 Prozent aller Kinder und zwei Prozent aller Erwachsenen leiden unter der chronischen, entzündlichen Hauterkrankung.
© Gina Sanders / Fotolia
Ursachen der Neurodermitis
Wie genau die Neurodermitis entsteht, konnte bisher nicht geklärt werden. Bekannt ist jedoch, dass eine genetische Komponente eine Rolle spielt. Es scheint eine Veranlagung dafür zu geben, an Neurodermitis zu erkranken. Leidet ein Elternteil unter dem atopischen Ekzem, besteht für das gemeinsame Kind ein Risiko von 40 Prozent, ebenfalls an Neurodermitis zu erkranken. Sind beide Eltern Neurodermitiker, liegt die Erkrankungswahrscheinlichkeit sogar bei fast 70 Prozent. Wer an der atopischen Dermatitis erkrankt, hat zudem ein höheres Risiko für andere atopische Beeinträchtigungen. So leiden Neurodermitiker häufiger an Asthma oder Heuschnupfen. Bei der Neurodermitis ist die natürliche Schutzfunktion der Haut beeinträchtigt. Dadurch können verschiedene physikalische, mikrobielle oder chemische Reize zu einem Erkrankungsschub führen. Ein solcher Schub wird häufig ausgelöst durch:- Kleidung aus Synthetik oder Wolle
- häufiges Waschen
- Kontakt mit Allergenen wie Tierhaare oder Pollen
- Kälte, Trockenheit oder schwüle Wetterverhältnisse
- Umweltgifte wie Tabakrauch oder Abgase und Ozon
- Mikroben
- psychischer Stress
- hormonelle Schwankungen (beispielsweise in der Schwangerschaft oder während der Menstruation)
Das Erscheinungsbild der atopischen Dermatitis
Die Neurodermitis tritt recht vielseitig in Erscheinung. Bereits im Säuglingsalter können sich die ersten Anzeichen für eine Dermatitis bemerkbar machen. So gilt der sogenannte Milchschorf, der durch rote bis gelbbraune und schuppende Hautbezirke auf Stirn, Kopfhaut, den Wangen oder am Hals in Erscheinung tritt, als ein Hinweis auf eine Neurodermitiserkrankung. Bei kleinen Kindern sind hingegen bevorzugt die Beugeseiten von Armen und Beinen sowie der Hals von der Erkrankung betroffen. Die Haut wirkt dicker und grob, es treten Verkrustungen und ein quälender Juckreiz auf. Dieser kann den ganzen Tag über anhalten, verschlimmert sich aber häufig in der Nacht und am Abend. Dadurch können die Betroffenen nur sehr schlecht schlafen und leiden tagsüber unter Konzentrationsstörungen und starker Müdigkeit.
Auch im Erwachsenenalter zeigen sich die unangenehmen Hauterscheinungen mit Schuppungen und Papeln bevorzugt an den Beugeseiten der Extremitäten, am Hals und im Gesicht. Ein weiteres Phänomen, das bei der Neurodermitis auftritt, sind die sogenannten Glanznägel. Es handelt sich dabei um Fingernägel, die durch das häufige Kratzen so poliert sind, dass sie glänzend erscheinen. Ferner gibt es verschiedene begleitende Symptome, die bei der Neurodermitis und den anderen Erkrankungen des atopischen Formenkreises auftreten können. Dazu gehören:
- eine auffallende Blässe rund um den Mund
- eine Ausdünnung der Augenbrauen
- eine doppelte untere Lidfalte
- wiederholt auftretende Bindehautentzündungen am Auge
- der Graue Star
Neurodermitis – die Diagnose
Die Symptome der Neurodermitis können in ähnlicher Form auch bei anderen Hauterkrankungen auftreten. Die Diagnose stellt der Arzt deshalb nur dann, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Grundsätzlich wird zwischen Haupt- und Nebenkriterien unterschieden. Damit eine atopische Dermatitis als sichere Diagnose gilt, müssen drei von vier Hauptkriterien und eins von vier Nebenkriterien erfüllt sein.
Zu den Hauptkriterien gehören neben massivem Juckreiz, dem typisch verteilten Hautausschlag und einem chronisch-rezidivierenden Verlauf auch bereits bestehende Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis beim Patienten oder nahen Verwandten.
Zu den Nebenkriterien, den sogenannten Minor-Kriterien, zählen vor allem die oben aufgelisteten Merkmale, die bei atopischen Erkrankungen auftreten können. Ebenso werden eingerissene Mundwinkel und Ohrläppchen sowie Verhornungsstörungen (Ichthyosis) an den Händen und eine Erhöhung der IgE-Antikörper im Blut den Nebenkriterien zugeordnet.
Die Therapie der atopischen Dermatitis
Die atopische Dermatitis lässt sich zwar nicht heilen, verschiedene Maßnahmen können jedoch die unangenehmen Beschwerden lindern und den Schüben vorbeugen. Wichtigster Baustein in der Behandlung der Neurodermitis ist das strikte Meiden der auslösenden Faktoren. So sollten die Patienten auf Kleidung aus Wolle oder Synthetikfasern verzichten und beim Kontakt mit reizenden Stoffen Handschuhe tragen. Die empfindliche Haut bedarf zudem einer täglichen Pflege mit reichhaltigen Cremes und Salben, die die Neurodermitikerhaut feucht und geschmeidig halten. Auf häufiges Duschen und Baden sollte zum Schutz der Haut vor Austrocknung verzichtet werden.
Im aktiven Schub wird das atopische Ekzem mit Arzneimitteln behandelt, die die Aktivität des Immunsystems herabsetzen. Dazu gehört vor allem die Gruppe der Glukokortikoide mit Substanzen wie Prednisolon oder Dexamethason. Ebenso eignen sich entzündungshemmende Stoffe wie Tacrolimus und Pimecrolimus, die in Form von Salben oder Cremes insbesondere in der lokalen Therapie zum Einsatz kommen. Starke Immunsuppressiva wie Ciclosporin A oder Methotrexat verordnet der Arzt hingegen nur in sehr schweren Fällen, da diese Medikamente beachtliche Nebenwirkungen haben können.
Prognose und Heilung der Neurodermitis
Zwar lässt sich die Neurodermitis nicht heilen, sie kann aber jederzeit spontan verschwinden. Rund ein Drittel aller Betroffenen leidet jedoch auch im Erwachsenenalter noch an den unangenehmen Symptomen, die häufig mit einer starken seelischen Belastung verbunden sind. Eine frühzeitige und intensive Therapie kann den Verlauf der entzündlichen Hauterkrankung dennoch positiv beeinflussen, sodass Neurodermitiker in den meisten Fällen ein normales Leben ohne größere Einschränkungen führen können.
Welche Fachärzte sind Neurodermitis-Spezialisten?
Richtiger Ansprechpartner für die Untersuchung, Diagnose und Behandlung von geröteten und juckenden Hautstellen im Rahmen einer Neurodermitis sind daher Dermatologen. Diese sind dank ihrer Ausbildung zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten echte Spezialisten für Neurodermitis.
Da bei der Entstehung einer Neurodermitis auch allergische Reaktionen des Immunsystems eine Rolle spielen, ist oft auch die Kontaktaufnahme mit einem Allergologen sinnvoll. Diese Bezeichnung führen zwar viele, aber nicht alle Hautärzte, da dafür eine separate, 18 monatige Fortbildung nötig ist.
Nicht zuletzt können auch psychische Faktoren wie Stress und fehlende Erholung zu einer Verschlimmerung der Neurodermitis führen. Unter Umständen kann daher auch die Behandlung bei einem Psychotherapeuten helfen. Sind Kinder von einer Neurodermitis betroffen ist außerdem der Kinderarzt ein wichtiger Ansprechpartner.