Das Immunsystem ist der wichtigste Abwehrmechanismus des menschlichen Körpers. Es ist hauptsächlich für die Entfernung von Mikroorganismen verantwortlich, die in den Körper eingedrungen sind. Darüber hinaus transportiert es schädliche sowie fremde Substanzen aus dem Körper heraus. Damit kann es dauerhafte Schäden vermeiden.
Letztlich ist das Immunsystem auch in der Lage, körpereigene Zellen zu zerstören. Diese Fähigkeit nutzt es in der Regel, um fehlerhafte Zellen zu eliminieren.
Grundsätzlich ist das Immunsystem kein abgegrenztes, eigenständiges Organ. Vielmehr handelt es sich um ein komplexes Netzwerk aus diversen Organen, Zellen und Molekülen.
Der Körper ist ununterbrochen vielen gefährlichen Umwelteinflüssen und feindlichen Mikroorganismen ausgesetzt. Werden diese nicht bekämpft, rufen sie funktionsstörende und teilweise sogar lebensbedrohliche Krankheiten hervor.
Neben Bakterien und Viren stellen dabei insbesondere viele Pilze und Parasiten eine ernste Bedrohung für den Menschen dar.
Das Immunsystem wehrt Krankheitserreger ab © Bikej Barakus | AdobeStock
Zahlreiche unterschiedliche Strukturen sind am Immunsystem beteiligt. Es verfügt über mehrere "Verteidigungslinien". So kann es nach der Durchbrechung einer Linie noch weitere Maßnahmen einleiten. Diese Verteidigungslinien teilt die Medizin hauptsächlich in die folgenden Kategorien ein:
- mechanische und biochemische Barrieren
- Zellen
- Proteine
Mechanische und biochemische Barrieren
Bei diesen Schutzmechanismen handelt es sich um die erste Verteidigungslinie des Immunsystems. Diese Barrieren sorgen dafür, dass viele Krankheitserreger gar nicht in den Körper eindringen können. Sie können Erreger außerdem schnell abtransportieren, sobald sie abgefangen wurden.
Insbesondere im Gesicht befinden sich viele dieser Systeme. Die Augen sind von den Lidern geschützt. Der Mund wird von den Lippen verschlossen und die Nase schützt die Atemwege.
Die Mundhöhle verfügt außerdem über biochemische Abwehrmechanismen. Im Speichel befindet sich etwa das Enzym Lysozym, das für die Bekämpfung von Krankheitserregern verantwortlich ist.
Viele andere Eingänge des Körpers werden zusätzlich durch eine Schleimhaut geschützt.
Zelluläre Strukturen des Immunsystems
Können Erreger diese mechanischen Barrieren überwinden, treffen sie auf vielfältige Zellen des Immunsystems, die sie bekämpfen.
Von großer Bedeutung sind etwa
- die Granulozyten,
- die natürlichen Killerzellen und
- die T-Lymphozyten.
Diese Zellen setzen sich dabei teilweise sogar zu spezialisierten Organen zusammen. Hierzu gehört unter anderem das lymphatische System.
Gebildet werden diese Zellen hauptsächlich im Knochenmark.
Meist zirkulieren die zellulären Bestandteile in den Lymphbahnen und Blutgefäßen des Körpers. Dadurch gelangen sie in die unterschiedlichen Gewebestrukturen.
Jede Abwehrzelle ist auf eine konkrete Bedrohung für den Körper spezialisiert. So sind die zytotoxischen T-Zellen in der Lage, eine krankhaft veränderte Zelle zu zerstören.
Die Proteine des Immunsystems
Weiterhin setzt der Körper Proteine als Botenstoffe im Zuge einer Abwehrreaktion ein. Die Medizin bezeichnet diese als humorale Bestandteile. Diese Bezeichnung leitet sich aus dem Wort "Humor" ab. Es steht im medizinischen Kontext für "Flüssigkeit".
Diese Bestandteile sind im Gegensatz zu den Abwehrzellen nicht in der Lage, sich selbstständig an einen anderen Ort zu begeben. Sie zirkulieren lediglich passiv im Blutkreislauf und im Lymphsystem, um die Abwehrzellen bei der Bekämpfung eines Krankheitserregers zu unterstützen.
Unter anderem produzieren die Plasmazellen des Körpers maßgeschneiderte Antikörper, die sich an den Eindringling heften und diesen dadurch deaktivieren.
Die mechanischen und biochemischen Barrieren bieten dem Körper den effektivsten Schutz vor zahlreichen Krankheitserregern. Insgesamt halten sie über 99 Prozent aller
- Viren,
- Bakterien,
- Pilze und
- Parasiten
vom Eindringen in den Körper ab und verhindern dadurch eine Infektion. Nur wenige Erreger können die Barrieren des Immunsystems aus eigener Kraft überwinden. Die meisten Krankheitserreger überwinden sie durch Verletzungen oder Vorerkrankungen, wodurch das Immunsystem geschwächt ist.
Entdeckt das Immunsystem Krankheitserreger im Körper, leitet dieser eine Immunreaktion ein. Dabei unterscheidet er vorrangig zwischen einer Erstinfektion und einer Zweitinfektion.
Handelt es sich um eine Erstinfektion, reagiert das Immunsystem vorerst nur mit antigenpräsentierenden Zellen. Diese können die typischen Merkmale eines Erregers erkennen und diesen in sich selbst einschließen. Daher bezeichnet die Medizin sie auch als Fresszellen. Nachdem die Fresszellen den Krankheitserreger vollständig zerstört haben, präsentieren sie deren Einzelteile an ihrer Oberfläche den Lymphozyten und aktivieren diese dadurch.
Die aktivierten Lymphozyten bekämpfen den Erreger schließlich mit aggressiven Substanzen. Sie beginnen zudem mit der Produktion von Antikörpern.
Nachdem sämtliche Eindringlinge erfolgreich bekämpft wurden, verbleiben sogenannte Gedächtniszellen im Immunsystem. Diese enthalten sämtliche gesammelten Daten über den Erreger. Dadurch ermöglichen sie eine deutlich schnellere Reaktion bei einer Zweiterkrankung.
Bei einer Impfung injiziert der Arzt einen abgetöteten oder stark geschwächten Krankheitserreger in den Körper.
Eine Impfung ist eine Unterstützung für das Immunsystem. Die meist in den Blutkreislauf injizierten Krankheitserreger können den Körper nicht ernsthaft schädigen. Sie lösen höchstens eine leichte Erkrankung aus.
Der Köper betrachtet die injizierten Erreger aber als vollwertige Schädlinge und geht gegen sie vor. Meistens hat es keine Probleme, die geimpften Krankheitserreger zu bekämpfen.
Durch die erfolgreiche Beseitigung des Erregers ist das Immunsystem künftig darauf trainiert, die "echten" Erreger schnell zu bekämpfen. Das hat den Vorteil, dass auch gefährliche Erkrankungen dem Körper nicht mehr schaden können.
Selbst bei einem Krankheitsausbruch verläuft die Erkrankung wesentlich schwächer als bei einer Erstinfektion.
Bei einer Autoimmunerkrankung richtet sich die zerstörerische Kraft des Immunsystems gegen den eigenen Körper. Ein gesundes Immunsystem ist in der Lage, zwischen harmlosen und gefährlichen Zellen zu unterscheiden. Allergien und Autoimmunerkrankungen sorgen jedoch dafür, dass die Toleranz des Immunsystems versagt. Es richtet sich fortan auch gegen harmlose Organismen.
Aus diesem Grund werden körpereigene Zellen als Krankheitserreger betrachtet und vom Immunsystem bekämpft. Dadurch kommt es zu Entzündungen und einer reaktiven Gewebeneubildung.
Darüber hinaus treten in vielen Fällen auch dauerhafte Schäden des betroffenen Organs auf.
In Deutschland leiden durchschnittlich fünf Prozent der Menschen an einer Autoimmunerkrankung. Die am weitesten verbreiteten Autoimmunkrankheiten sind: